bura007 schrieb:Es muß sich meiner Meinung nach um eine Beziehungstat gehandelt haben.Ich gehe davon aus das Täter und Opfer sich gekannt haben.
Dafür spricht vieles, ja. Ich habe gestern begonnen mich mit genau diesem Thema zu beschäftigen, bin aber noch nicht soweit gekommen, darum habe ich noch nichts dazu gepostet aber wenn es jetzt gerade darum geht....
Ich habe einige interessante Auszüge aus dem Buch "Criminal Profiling – den Tätern auf der Spur: Methoden, Werkzeuge und Erfolge" heraus geschrieben, die für den Fall eine Rolle spielen:
(3) Das Konzept der Depersonalisierung
Von Depersonalisierung spricht man dann, wenn der Täter mittels Gewalt versucht, die physische Identität des Opfers zu nehmen (Turvey 1999). Sei es durch heftige Schläge oder Verletzungen im Gesichtsbereich oder subtile Handlungen wie die Positionierung des Opfers in Bauchlage oder das Verdecken des Gesichtes mit einem Tuch. Fälle von Depersonalisierung sprechen dafür, dass ein Opfer für den Täter symbolisch eine Person seiner Biografie repräsentiert, die ihm aus seiner Perspektive Stress oder Leiden bereitet hat. Andererseits kann es sein, dass hier ein Täter versucht, das Opfer zu seiner Projektionsfläche zu zuvor ausgearbeitete Fantasien zu machen (Hoffmann 2002).
Wie auch bei dem Konzept der emotionalen Wiedergutmachung schon zu sehen ist, finden auch hier die Theorien der Psychoanalyse einen großen Anteil. Die emotionale Wiedergutmachung entspricht dem Abwehrmechanismus des „ungeschehen machen“, die Depersonalisierung kann als Abwehrmechanismus „Projektion“ verstanden werden (Hoffmann 2002).
Dieser Auszug würde ja bestätigen, dass auch im Falle Tristan, eine Täter-Opfer-Beziehung bestand...
- Positionierung des Opfers
- Verdecken des Gesichtes
Und weiter:
(4) Das Konzept der Inszenierung
Das Konzept beschreibt die willentliche Veränderung des Tatorts („staging“) (Föhr 2001).
Das Verhalten äußert sich beispielsweise im Umpositionieren des Opfers, Bedecken des Opfers, oder nachträgliches Anziehen des Opfers. Die Motivation in einer Inszenierung kann darin liegen, die Polizei in die Irre zu lenken. Dieses Verhalten kann auf eine vordeliktische Täter-Opfer-Beziehung hindeuten (Ressler 1988).
Diesen Auszug finde ich sehr interessant! "die Polizei in die Irre zu lenken"...
Da kam mir gleich der Zusammenhang mit dem blutigen Fingerabdruck in den Sinn. Vielleicht wirklich eine falsche Fährte?!
Und weiter:
Das ist ursprünglich eine Tabelle. Die kann ich so hier aber leider nicht einfügen, also schreibe ich es untereinander:
Tabelle: Unterscheidung der Tätermerkmale beim organisierten und desorganisierten Tätertypus (Holmes & Holmes 1996, Hoffmann 2002):
Organisierter Täter
- sozial integriert und kompetent
- häufig berufstätig
- wenn isoliert lebend, dann bewusst & gewollt
- gut strukturierter Alltag
- beziehungserfahren
- lebt häufig in fester Beziehung
Desorganisierter Täter
- Verfügt kaum über soziale Fähigkeiten
- in der Regeln nicht berufstätig
- unbewusst und ungewollt isoliert lebend
- im Alltag unstrukturiert, chaotisch
- beziehungsunerfahren
- lebt allein oder bei den Eltern
Diese Ergebnisse basieren auf wissenschaftlichen Erhebungen. Finde sie bzgl. der Tätersuche im Falle Tristan interessant.