@Slaterator:
Wenn ich an die Generation meiner Großeltern denke, die auch eher ländlich und garnicht mal so weit entfernt vom Siegerland aufwuchs, dann halte ich das für nicht unwahrscheinlich.
Wenn seine Brüder auspacken, dann würden evtl. auch unangenehme, oder sogar illegale Aktivitäten des G.S. ans Tageslicht kommen.
Ein Mantra meiner Kindheit: "Man spricht nicht schlecht über Tote" oder auch "Wenn in der Familie was passiert, was gesellschaftlich nicht anerkannt ist, wird darüber geschwiegen, Familie MUSS zusammenhalten!" All dies sind Sätze meiner Kindheit, Leitsätze nach denen meine Großmutter noch heute lebt.
Wenn die rätselhaften Vorkommnisse des G.S. in unserer Familie vorgekommen wären, ich wäre mir sicher, dasa auch in unserer Familie nur das nach außen getragen worden wäre, was gesellschaftlich akzeptiert wäre. Leitsätze "Schein nach außen waren" "Gesicht nicht verlieren" "Ehre der Familie".
Man darf nicht vergessen, dass die Stolls recht heimatverbunden waren. Seine Brüder leben/lebten alle in der näheren Umgebung, Stoll senior betreibten in einer Nachbarstadt eine Bäckerei und wohnten ein Dorf weiter, Stoll selber hat sich auch nie von seiner Heimat distanzieren können.
Das heisst, man war mit sämtlichen Leuten der näheren Umgebung gut bekannt. Da wollte man mit Sicherheit vermeiden, dass Frau Hellfritz Dinge erfährt, die Herrn Stoll in ein etwas zwielichtiges Licht rücken.
Dies erklärt zumindest das Schweigen der Brüder. Man will auch 34 Jahre später nicht, dass Dinge ans Licht kommen, die der "Familienehre" der Stoll's evtl. Schaden zufügen.
Dieses "Pflichtgefühl" ist durchaus bei vielen Personen so stark ausgeprägt, dass man es niemals verletzen würde, ganz gleich was käme.
Es ist bei diesem Fall ja schon sehr auffällig, dass im Gegensatz zu anderen Fällen kaum was zu der Vorgeschichte des Herrn Stoll bekannt ist. Auch die Familie war kaum präsent, um daran etwas zu ändern.
Auch Herr Leppler, zuständiger Ermittler des Falles und mittlerweile im Ruhestand, ist dee festen Überzeugung, dass die Lösung des Falls in der Vorgeschichte des Herrn Stoll liegt. Dies gab er kürzlich noch zu Protokoll.