Der Yogtze-Fall
25.07.2018 um 14:14schluesselbund schrieb:Im Yogtze Fall kann angenommen werden, dass eben ein Führungskraft vorort warDas mit der "Führungskraft" hört sich in diesem Zusammenhang natürlich heftig an. Den Gedanken halte ich aber für durchaus vernünftig, was im Fall der Ausführungen des guten @schluesselbund bei mir nicht immer der Fall ist. Nichts für ungut, natürlich schätze ich Deine Beiträge, auch wenn ich nicht immer Deiner Meinung bin.
Vielleicht noch ein anderer Gedanke: wäre es vielleicht denkbar, dass diese Führungskraft zuerst gar nicht vor Ort war, sondern vielmehr von den "vier Nichtfreunden" kontaktiert wurde. man könnte folgendes fiktives Szenario andenken:
1.
Die vier "Nichtfreunde" fahren nach einer hervorragenden Party, auf der sie sich prächtig amüsierten, gut gelaunt und angeheitert über eine Landstraße nach Hause. Unter den Vieren ist auch ein hübsches blondes Mädchen, nennen wir es Marion, auf das der ein oder andere, ohne es zuzugeben, ein Auge geworfen hat.
Der junge Fahrer (vielleicht heißt er Gerhard, wird aber lieber "Gerry" genannt) des Manta (Achtung GT/E Ausführung, aber hallo!), den er leider nur von seinem Bruder Klaus (genannt "Bonzo") geliehen hat, zeigt, was in ihm und der Maschine steckt. Er gibt alles. Gegen ihn ist auch ein Walter Röhrl nur ein kleines Licht. Das spürt er sofort, schließlich hat er seinen Führerschein schon seit drei Monaten. Die laute Musik und Marions laute Angstbekundungen geben ihm die Bestätigung, dass er alles richtig macht. Er ist förmlich eins mit der Straße, verschmilzt mit ihr.
2.
Nach einer langgezogenen Linkskurve, die plötzlich "zumacht", wie Gerry bemerkt, kann er noch schemenhaft etwas auf der Straße erkennen. Gerry wirft den Anker - Vollbremsung! Rumms. "Mist, hoffentlich hat der Frontspoiler nichts abbekommen". Es wird ausgestiegen. "Oh mein Gott, Marion, bleib im Wagen! Was machen wir jetzt, der schaut nicht gut aus, rührt sich nicht, ich glaub' der ist tot".
Gerry, der ohnehin viel auf seine Besonnenheit in brenzligen Situationen gibt, bewertet die Lage messerscharf: die ganze Situation könnte Fragen aufwerfen, die er besser nicht beantworten möchte. "Weg hier! Wir können nichts tun und kommen sonst noch in was rein, wofür wir nichts können". Das von Marion schluchzend und ironisch gekreischte "vor allem wir, gell!", wird von Gerry geflissentlich überhört.
Bei der weiteren Fahrt herrscht Stille. Gerrys Gedanken kreisen um den Frontspoiler der ab ist und vor allem, was er zu Bonzo sagen soll. Marion weint leise, während die zwei anderen für sich im Kopf den Kampf zwischen der Freundschaft zu Gerry und dem Drang einfach die nächste Polizeiwache zu verständigen ausmachen.
Gerry fährt alle heim, langsam, sehr langsam. Und er vergisst nicht, alle nochmals eindringlich dran zu erinnern, dass hier unbedingt dicht gehalten werden muss.
3.
Gerry wird klar, dass es das beste ist, seinem älteren Bruder, der zwar sonst hartgesotten ist, bei seinem Wagen aber keinen Spaß versteht, sofort noch in der Nacht reinen Wein einzuschenken. Nachdem der so aufgeweckte Bonzo Gerry gepflegt ein paar Ohrfeigen (begleitet von einem immer wieder gebrülltem "Du Vollidiot!") verpasst hat, stellt er die entscheidenden Fragen: Gibt es irgendwelche Spuren, die auf den Wagen hindeuten können? Gerry erinnert sich an Splitter des Spoilers auf der Straße, worauf er wieder mit einer Ohrfeige bedacht wird. Bonzo entscheidet, dass man sofort nochmal losziehen muss, ehe hier einer was entdeckt.
4.
An der Unfallstelle macht Bonzo neben dem Splitterbild und einer Bremsspur eine überraschende Entdeckung. Der Typ am Boden ist nicht nur nackt, er röchelt. Des Weiteren macht er in etwa 30 Metern Entfernung einen blauen Golf aus. Er geht, warum kann er heute nicht mehr sagen, zu dem Golf (eine "Scheißkarre", wie er stets zu sagen pflegt) und sieht neben dem Lenkrad den Schlüssel stecken. Bonzo macht klar, was jetzt zu tun ist. "Du fährst den jetzt sofort ins nächste Krankenhaus und zwar mit seiner Karre, da hol ich Dich ab, Du Volldepp!".
5.
Gerry, der nur noch ein Schatten seiner selbst ist und zittert, gehorcht. Er würde jetzt alles tun, was man ihm sagt, er ist fertig. Plötzlich nimmt er im Augenwinkel wahr, wie eine Hand nach ihm greifen will und dazu ein seltsames Geräusch aus Stolls Mund den Golf erfüllt. Das ist zuviel. Er verreißt das Lenkrad und kommt von der BAB ab. Nur noch weg. Er ist jetzt völlig bedient.
6.
Bonzo lässt den Manta bei einem Kumpel in der Scheune reparieren. Die zugegeben hohe Rechnung kümmert ihn nicht. Diese beinhaltet nämlich auch absolute Diskretion. Die Zeche zahlt zudem ohnehin eh Gerry.
Die Angst des Gerry, dass einer der anderen doch noch auspacken könnte, ist unbegründet. Gerry hat nach einem Gespräch mit einem befreundeten Jurastudenten unmissverständlich klar gemacht, dass sich alle des unerlaubten Entfernens vom Unfallort strafbar gemacht haben. Was soll es da noch bringen, sich zu melden? Von seiner Rückkehr zum Unfallort berichtet er nicht. Allerdings muss man sagen, dass die Freundschaft ohnehin nicht lang aufrechterhalten wurde. Marion zog weg, die anderen gingen langsam auf Distanz. man grüßte sich noch, aber die gemeinsamen Unternehmungen wurden langsam weniger und schliefen dann ganz ein.