@histokrathistokrat schrieb:Günter Stoll wurde absichtlich überfahren und der Mord sollte als normaler Verkehrsunfall kaschiert werden. [...] Der Schlüssel liegt für mich in der besagten Kneipe in Wilsdorf. Hier traf er seine späteren Mörder, die ihm ein letztes Ultimatum stellten, etwas zu tun, was ihm trotz aller Drohungen schwer fiel. Als letzten Ausweg suchte er dann den Rat bei der alten Dame.
Nun ja, das wäre dann also wieder die alternative Theorie, die Kriminellen-Theorie.
Aber warum sind dann die Vorgänge im Papillon für Dich der "Schlüssel"? Notwendig ist diese Annahme ja erstmal nicht, da wir ja ebenso gut (wie hier schon verschiedentlich geschehen) davon ausgehen können, dass sich Stoll an einem anderen, unbekannten Ort mit den von uns unterstellten Gangstern getroffen hat - oder irgendwie von ihnen abgefangen wurde.
Wenn die Vorgänge im Papillon sich so abgespielt hätten, wie von Dir vermutet, müssten wir davon ausgehen,
a) dass sich die Polizei sich in Bezug auf das dort Vorgefallene einen kompletten Bären hat aufbinden lassen,
b) wohl zumindest einige Leute, die zu Stolls näherer Umgebung bzw. persönlichem Bekanntenkreis zählten (angefangen von dem Wirt seiner Stammkneipe) mit in das Verbrechen eingeweiht oder sogar Mittäter gewesen wären.
Natürlich kann man diese Annahme machen - aber sie ist wohl schon von daher nicht ganz unproblematisch und in jedem Fall ziemlich spekulativ.
histokrat schrieb: ... die Distanz mit einem solchen Auto in einer Stunde nicht zu schaffen.
Gut - die eine Stunde unterstellen wir, weil der Lkw-Fahrer im XY-Film, als er sich dem Auffindeort näherte, das Siegerland mit Stolls Heimat-Ortschaften "schon vor etwa einer Stunde passiert" hatte, wie der Kommentar uns mitteilt. Ein Pkw selbst mit schwachem Motor wäre doch sicher kaum langsamer gewesen, denke ich. Auch den Tankstopp müssen wir wohl kaum zwingend einplanen - denn wir reden von einer Strecke von 100 km, das hatte der Golf selbst mit halbleeren Tank noch geschafft. Insofern stellen für mich die 2 Stunden eigentlich kein Problem dar.
histokrat schrieb:Nun zur Tatausführung und -planung: Was wollen die Täter machen, wenn sie einen Mord auf diese Art planen?
Da muss man wohl erstmal die Frage vorschalten: Hatten sie denn überhaupt einen
Mord geplant?
Wenn sie von Anfang an vorgehabt hätten, Stoll umzubringen, muss man doch sofort fragen: Warum haben sie nicht eine effektivere und diskretere Methode gewählt ?
Als einziger Grund, warum man sich ausgerechnet für ein gezieltes Überrollen anstelle eines weniger umständlichen Vorgehens hätte entscheiden sollen, fiele mir nur ein einziger ein: Dass man
dabei schon einen Unfall vortäuschen wollte - also vorhatte, Stoll auf diese Weise als einen vermeintlich durch Unfall zu Tode gekommenen "normalen Verkehrsteilnehmer" auf dem Parkplatz zurückzulassen.
Diese Möglichkeit scheidet in unserem Fall aber auch weitvehend aus - da es ja völlig kontraproduktiv gewesen wäre, das Opfer vorher auszuziehen und in diesem Zustand zu überfahren. Denn dann wäre entweder ein
nackter Toter auf dem Parkplatz zurückgeblieben - was sicherlich keinesfalls einen unverdächtigen Eindruck gemacht hätte - , oder ein nachträglich Bekleideter, bei das Gleiche der Fall gewesen wäre, sobald die Obduktion (die ja in so einem Fall mit Sicherheit durchgeführt worden wäre) diese Seltsamkeit zutage gefördert hätte.
Von daher würde auch Deine Theorie, man habe Faserspuren im Täterauto vermeiden wollen, nur unter der Voraussetzung Sinn machen, dass die Täter in dieser Reihenfolge gehandelt hätten:
1. Opfer ausziehen.
2. Opfer im Tatfahrzeug transportieren.
3. Opfer wieder anziehen.
4. Opfer überrollen.
Aber doch nicht 3 und 4 umgekehrt!
Auch das Vortäuschen eines Unfalls mit einem wieder angekleideten Stoll am Steuer wäre doch ein sehr, sagen wir: optimistisches Vorgehen der Täter gewesen. Sie hätten sich dann darauf verlassen müssen, dass die Rettungskräfte keine Notfall-Maßnahmen mehr einleiten würden (was sehr ungewöhnlich wäre, denn dies wird ja selbst bei scheinbar bereits Verstorbenen praktiziert). Bzw. dass man automatisch der Ermittlung der Todesursache nicht weiter nachgegangen wäre, weil man sich mit der bloßen Feststellung des Unfalls begnügt hätte. Das ist doch aber wohl kaum anzunehmen.
Tja, und der Parkplatz - als Ort, um einen geplanten Mord zu begehen? Ich weiß ja nicht. Klar kann man sich von einem solchen zügig absentieren - aber die Gefahr des Gestört-Werdens ist eben doch groß.
(Zumal Du ja sagst, dass die Autobahn zu jeder Tages und Nachtzeit stark frequentiert war und ist.) Und Gestört-Werden heißt ja unter den gegebenen Umständen nicht: "Na gut, dann hauen wir eben ab - den Versuch war's wert" - vielmehr hätte im Zweifelsfall ja das Opfer erstmal wieder einsammeln müssen, und es wäre sicherlich damit zu rechnen gewesen, dass sich die herannahenden Zeugen Fahrzeugtyp und Kennzeichen gemerkt hätten. All das berücksichtigt, sollte man dich meinen, dass die Täter sich bei freier Auswahl einen mit weniger Risiko behafteten Ort ausgesucht hätten.
Fazit:
Die Kriminellen-Theorie macht in meinen Augen nur Sinn unter folgenden Annahmen - die ja bereits von anderen Foristen hier eingebracht worden waren - :
1. Ein Mord an Stoll, und vermutlich auch sein Überrollen, waren nicht geplant.
2. Das Überrollen geschah an einer Stelle, von der der schwerverletzte Stoll entfernt werden musste, weil sie Rückschlüsse auf die Täter zugelassenen hätte.
3. Stoll wurde entkleidet als Teil eines Demütigungs- oder Verhör-Szenarios, vielleicht auch, um ihn zu "filzen", oder um seine Flucht zu erschweren.
4. Dass Stoll gezielt und absichtlich überrollt wurde - etwa im Zuge einer Folterung oder Bestrafungs-Aktion - wäre eine ziemlich drastische Vorstellung. Auch wenn wir sie nicht völlig ausschließen können: Eher anzunehmen ist wohl, dass es versehentlich geschah - etwa bei einem Fluchtversuch.
5. Die Täter hielten den schwerverletzten Stoll für sterbend oder bereits tot hielten, und beschlossen, einen Unfall vorzutäuschen,
- um ihr Opfer endgültig zu Tode zu bringen sowie
- durch Maßnahmen im Anschluss (In-Brand-Stecken des Wagens) die Spuren der Tat zu beseitigen. Dabei wurden sie mutmaßlich von den Lkw-Fahrern gestört.