Abschließend geklärt ist zumindest, daß es 1984 noch keine Handys gab. Darüberhinaus kommen hier unnötigerweise immer wieder Mutmaßungen hoch, die einfach auf mangelnder Kenntnis bestimmter Tatsachen beruhen, die gar nichts mit dem Fall direkt zu tun haben.
Zunächst nochmal zu dem Auto:
Die geöffnete Heckklappe ist mir auch schon vor längerer Zeit als merkwürdig aufgefallen. Wann und von wem wurde sie geöffnet? Ist leider nicht durch die Erinnerung der LKW-Fahrer überliefert.
Es kann jedenfalls unmöglich sein, daß sie sich bei einem Aufprall mit offensichtlich solch geringer Geschwindigkeit geöffnet hat und danach offen stehen geblieben ist. Dafür ist die Klappe einfach zu schwer und offen bleibt sie erst ab einer Stellung bei etwa 3/4 Öffnung. Es würde zudem den bereits damals gültigen konstruktiven Sicherheitsnormen im Automobilbau widersprechen, wenn sich Türen und Klappen eines PKW einfach so bei einem Unfall öffnen könnten.
Ein Totalschaden muß das Auto nicht unbedingt gewesen sein, wenn wir bedenken, daß es sich augenscheinlich um einen Golf 1 der letzten Serie von Bj. 1980 bis 83 handelt (anders als in dem Xy-Film, wo ein deutlich älteres Golf-Modell gezeigt wird) und deshalb maximal 4 Jahre alt gewesen sein kann. Ein Golf 1 ließ sich schon immer kostengünstig reparieren und möglicherweise wurde das Auto hinterher sogar wieder hergerichtet und weiterbenutzt.
Doch je mehr ich mir die Bilder von dem demolierten Golf noch einmal anschaue, desto mehr fallen mir Dinge auf, die ich bislang übersah: Die Frontscheibe fehlt! Das paßt nicht zu der relativ geringfügigen Frontbeschädigung! Wodurch ging sie zu Bruch? Hat da jemand nachgeholfen? Die Stellung des Fahrzeugs in Bezug zur Fahrbahn und zur Fahrtrichtung ist tatsächlich seltsam, denn man sieht ringsherum nur Gebüsch. Wie kam das Auto in diese Position? Kann es am Ende sein, daß sich das Auto überschlagen hat und abseits der Fahrbahn wieder auf den Rädern landete?
Stoll könnte dabei herausgeschleudert und von einem nachfolgenden, größeren Fahrzeug überfahren worden sein, dessen Fahrer das Weite suchte. Dies würde aber voraussetzen, daß er ohne Gurt und ohne Kleidung am Steuer saß, was wiederum doch auf eine psychische Erkrankung des Mannes schließen ließe. Und wie kam er danach zurück in sein Auto? Hat ihn jemand, z. B. der nachfolgende Fahrer, schnell von der Fahrbahn gezogen und angesichts der Nacktheit zusätzlich Angst bekommen und nur noch einen Gedanken gehabt, schnell unerkannt fortzukommen? Oder konnte Stoll sich trotz seiner schweren Verletzungen selbst zu seinem Auto zurückschleppen, um dort auf Hilfe zu warten?
Es gibt vieles, was dieser Theorie widerspricht. Zum Beispiel müßte es angesichts des starken Verkehrs mehrere weitere Zeugen und mitbeteiligte Fahrzeuge gegeben haben. Und was ist mit den angeblichen Mitfahrern, die Stoll noch erwähnte und die "einfach abgehauen" sind? Und wer war die Gestalt, die der LKW-Fahrer am Auto gesehen haben will?
Ferner die mutmaßliche psychische Verwirrtheit oder Erkrankung des Opfers: Ich kann weder bei dem Vorfall in der Kneipe, noch aufgrund der Aussagen der alten Dame irgendetwas erkennen, was zwangsläufig darauf schließen ließe. Es ist zwar etwas ungewöhnlich, jemanden zu so später Stunde aus dem Bett zu klingeln, aber er soll ja lediglich gesagt haben, daß er ein Problem hätte, über das er unbedingt mit jemandem sprechen müßte und seine Frau und seine Eltern ihn nicht verstünden. Na und? Jeder kann in diese Situation kommen, ohne deshalb gestört zu sein!
Und jetzt zu dem, worauf ich eigentlich hinaus wollte, Sichwort "nackt und psychisch krank":
Kennt jemand von Euch den Fall Ulrich Nacken?
In einer eisigen Winternacht des Jahres 1970 auf 71 erschien mehreren Autofahrern an der Bundesstraße zwischen Siegburg und Much ein nackter Mann am Straßenrand, der winkte. Doch niemand hielt an, obwohl jedem klar sein mußte, daß der Mann bei diesen Temperaturen von unter -10 Grad zwangsläufig erfrieren mußte, wenn ihm nicht schnellstens Hilfe zuteil wurde. "Ein Verrückter" dachten wir, "ein Besoffener", "ein schlechter Sylvesterscherz" sagten die später wegen unterlassener Hilfeleistung vor Gericht gestellten Autoinsassen aus.
Jetzt mal ehrlich: Wäre der Fall nicht schnell aufgeklärt worden, alle Welt wäre bei dieser Behauptung geblieben: "Stellt sich nackt bei -10 Grad in den Schnee, der muß verrückt gewesen sein, der ist ja selber schuld!"
Was aber war wirklich passiert: Der damals 18-Jährige Ulrich Nacken aus Köln hatte in jener Nacht nach einem Disco-Besuch auf dem Parkplatz gerade einen Freund verabschiedet, als er beim Einsteigen in sein Auto von drei Jugoslawen mit dem Messer bedroht und zunächst in seinem eigenen Auto entführt wurde. Sie fuhren mit ihm in den Wald, zogen ihn aus und fesselten ihn nackt an einen Baum. Mit seinem Auto fuhren sie davon und ließen ihn hilflos zurück. Zwar konnte er sich befreien und zu der besagten Landstrasse schleppen und auf sich aufmerksam machen, doch niemand hielt an oder alarmierte die Polizei. Nacken erfror in der eisigen Winternacht. Hier gefundene Links zu dem Fall, der als "Schneemord" in die Geschichte einging:
http://www.abendblatt.de/archiv/1972/article205009155/Wir-stehen-mit-Fassungslosigkeit-vor-dieser-Tat.htmlhttp://www.abendblatt.de/archiv/1972/article205004957/Ich-dachte-fesseln-ist-besser-als-ihn-gleich-totzumachen.htmlhttp://much-heute.de/news.html?&cHash=2ee57ae8d8&tx_ttnews%5Btt_news%5D=3992Immerhin, die Täter wurden gefaßt ein ein Jahr später zu lebenslang verurteilt. Damals gab es noch keine Ausländerbonus für Mörder und sonstige Straftäter. Und nun fragt mal nach dem Motiv! Mord durch Erfrieren! Aus purer Langerweile!
Die einen werfen Steine von Autobahnbrücken auf fahrende Autos und töten Menschen, andere töten durch Erfrieren, die nächsten durch Überfahren. Man will ja gar nicht wahrhaben, auf was für perverse Ideen irgendwelche zu Tode gelangweilten Dorf-Assos so kommen können. So könnte es auch im Falle von Günter Stoll gewesen sein. Einfach so, mal sehen, ob sich ein Mensch durch Überfahren töten läßt, ein gutmütiger Mensch, der Stoll sicher war, ist als passendes Opfer schnell gefunden, Vorlagen gibt es im Film:
https://www.youtube.com/watch?v=gRIb5uzqz3c (Video: L'ispettore Derrick - Musica da camera (Hausmusik) - 96/81)https://www.youtube.com/watch?v=0HakSECXBF8 (Video: L'ispettore Derrick - Una difficile eredità (Angriff aus dem Dunkel) - 117/84)L'ispettore Derrick - Il conto non torna (Eine Rechnung geht nicht auf) - 78/80
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Mal darüber nachdenken!
h.