falstaff schrieb:Wie aber war es möglich überhaupt solche Verhöre durchzuführen, wo sich doch die Eltern selbst erfolgreich gegen jede Kooperation gewehrt haben?
Gute Frage und interessante Frage.
Sie wehrten sich solange, bis die Polizei 1998 nach Beratung mit dem District Attorney entschied, eine Grad Jury mit dem Fall zu betrauen.
Interessant ist die Timeline of Events in diesem Jahr:
1/1998
#die Ramseys stellen klar, dass sie sich nur interviewen lassen, wenn sie und ihre Anwälte komplette Einsicht in die bisherigen Polizeiakten erhalten
# Freunde der Ramseys versuchen die Ermittlungen zu beeinflussen, indem ein speziellen Verteidiger eingesetzt werden solle
# plötzlich - ein Jahr nach Jonbenets Tod - übergeben die Ramseys ihre Kleidung, die sie am Tattag trugen, der Polizei
3/1998
# Entscheidung des District Attorneys, dass eine Grand Jury eingesetzt wird
6/1998
# Es finden Befragungen der Ramseys statt, sowohl getrennt als auch gemeinsam. Erstmals (!) seit dem Tod ihrer Tochter ausführlich und einer polizeilichen Befragung angemessen.
# im gleichen Monat erfolgt die erste Befragung von Burke
8/1998
# Erstmals offene Kritik eines leitenden Beamten am Vorgehen des District Attorneys, der die Ermittlungen behindern würde (^^)
Nun ein kleiner Zeitsprung:
5/1999
# Burke wird von der Grand Jury befragt, die sogleich feststellt, er sei kein Verdächtiger.
# District Attorney erklärt, dass die Beweislage der Grand Jury nicht ausreiche, um ein Verfahren zu eröffnen.
Interessant, zu welchem Schluss diese Grand Jury jedoch damals tatsächlich kam:
In 2013, documents are released that show a grand jury indictment in 1999 accused John and Patsy Ramsey of two counts each of child abuse resulting in death in connection with their daughter’s death. The charges allege that the parents permitted the girl to be placed in a dangerous situation that led to her death and accused them of helping her killer. Because Hunter refused to sign the documents, the Ramseys were never officially indicted or prosecuted.
https://www.denverpost.com/2016/12/23/jonbenet-ramsey-case-timeline-20th-anniversary/Wir halten fest:
Ein Jahr lang haben sich die Ramseys erfolgreich gewehrt, nicht nur, dass gegen sie ermittelt wird, sondern auch, dass überhaupt eine normale Ermittlung zum Tod ihrer Tochter durchgeführt werden kann. Auch in den USA gibt es die Möglichkeit, jemanden der Behinderung einer Ermittlung zu beklagen, was hier jedoch nicht gemacht wurde. Es stellt sich zumindest die Frage, warum nicht. Es wäre interessant, zu wissen.
Dann plötzlich, nicht mal drei Monate, nachdem die Ramseys nochmals klarstellten, dass sie erst dann kooperieren würden, wenn sie volle Akteneinsicht bekämen, wirken sie plötzlich vollumfänglich an den Ermittlungen mit. Sogar ihr Sohn darf ohne ihr Beisein interviewt werden.
Der District Attorney, der das alles möglich machte, erhielt dann aber seltsamerweise keine Auszeichnung dafür, die Ramseys doch noch zur Mitarbeit bewegt zu haben, sondern Kritik. Und nicht nur das. Ihm wurde vorgeworfen, die Ermittlungen zu behindern. Wie kann das sein? Und wie kann es sein, dass die Grand Jury zu dem Urteil kam, dass kein Verfahren eröffnet werden kann, wenn sich 4 Jahre später herausstellt, dass diese Jury das ganz anders sah?
Um auf deine Frage zurückzukommen:
falstaff schrieb:warum haben sie nicht versucht es [die Verhöre] mit allen Mitteln zu verhindern?
Ich bin da völlig überfragt, deswegen mal eine hypothetische Auswahl an möglichen Antworten:
a) Weil sie ihren Widerstand aufgeben mussten. Die Behörden waren einfach zu stark.
b) Ihnen ist die Kraft ausgegangen, nachdem sie ein Jahr lang Anschuldigungen ausgesetzt waren.
c) Sie wollten endlich ihre Unschuld beweisen, auch, indem sie Burke befragen lassen
d) Sie wussten vorab, was Burke sagen würde.
e) Sie wussten vorab, dass seine Interviews keinen Einfluss auf die Entscheidung der Grand Jury haben würden.
f) Sie wussten vorab, dass das die einzige Möglichkeit sein würde, dauerhaft von jedem Verdacht freigesprochen zu werden.
g) Sie wussten, dass im Falle eines Falles höchstens Burke verdächtig werden könnte, statt sie selbst.
h) Der District Attorney hat ihnen glaubhaft versichern können, dass Burke zu keiner Zeit durch die Beamten einer Gefahr ausgesetzt wäre.
i) Sie hatten kein Geld mehr, um ihre Anwälte zu zahlen.
j) Sie haben vorab volle Akteneinsicht erhalten.