@BernsteinMan kann sich auch mit einem Text wie dem Protokoll der ersten Sitzung mit einem Medium vom 2. Mai 1922 seriös beschäftigen, und zwar ganz unabhängig davon, ob man die Angelegenheit an sich für eine ernsthafte Bemühung oder einen unseriösen Vorgang ansieht.
Was das Medium vorher wußte und was vorher besprochen würde, kann dem Text nicht direkt entnommen werden.
Der als "Abschrift" bezeichneten Text von insgesamt 14 1/3 Schreibmaschinenseiten beginnt folgendermaßen:
"Ist ein großer, breitschulteriger Mann dabei? (darüber sind wir nicht im Bilde, es wäre möglich). Ist eine dunkle Person dabei mit nach rückwärts gekämmten Haaren? (auch das wissen wir nicht.)..."
Es ist also nicht schriftlich festgehalten - und u.U. auch nicht gefragt worden - ob das Medium aus Zeitungsberichten oder durch Dritte Vorkenntnisse vom Mordfall HK hatte.
Es erscheint wenig wahrscheinlich, daß eine Frau in einer bayerischen Großstadt mit entsprechenden Presseerzeugnissen fast einen Monat nach Entdeckung der Tat nicht zumindest über die Zahl, die Geschlechterverteilung, die Verwandtschaftsverhältnisse und das ungefähre Alter der Opfer orientiert war.
Es geht schon aus den ersten Zeilen hervor, daß dem Medium während der Sitzung Fragen beantwortet wurden. Besonders bedenklich scheint mir dabei, daß wir anhand des Protokolls nicht nachvollziehen können, inwieweit dem Medium Fragen auch nonverbal beantwortet worden sind, etwa direkt (z.B. durch Nicken) oder indirekt (z.B. durch Stirnrunzeln oder skeptische Blicke).
Ein Beispiel: "...ein grosser Hund scheint da zu sein, (doch ja), aber kein grosser?"
Dem Medium wurde - mit einem anscheinend zögerlich oder skeptisch klingenden "doch ja" offensichtlich signalisiert, daß der Hund nicht gar so groß geraten war, und sie nimmt diese Information - noch dazu abermals als Frage - sofort auf.
Es ist unseriös von Dir, aus 14 1/3 Seiten das Dir halbwegs passende zu zitieren und den übergroßen Rest, der aus tastenden Vermutungen, wirren Einlassungen, vielen nachprüfbar falschen Details oder auch Deiner "Lieblingstheorie" klar widersprechenden Abschnitten besteht, großzügig zu übergehen.
Ohne den ganzen Text zu durchleuchten, einfach ein paar Beispiele:
"Einer muß unbedingt gesessen haben, ein kleines Kind, ein Bub, nein, ein Bub ja, das ist ja direkt - - - das könnte ich ja hinaus weinen, das ist erwürgt, erstickt, erdrückt..."
"...es ist noch jemand da, der heißt Marie, sieht aus wie eine Dienstmagd, das kommt plötzlich herein, hat denn die etwas zu tun damit oder nicht? (...) ist die denn auch tot die Marie? - - - ja, ich habe das Gefühl, daß die auch tot ist, die wollte nämlich sterben, die Marie - - - die muß auch noch jung gewesen sein. (...) - - - die Dienstmagd ist erschossen worden - - - nicht? - - - Weil ich oben auf dem Kopf so einen Schmerz bekomme, oder sie hat eine hinaufgekriegt - - - (...) - - - also die wehrt sich jetzt noch gegen das Sterben - - - "
Josef Gruber wurde also nach Einschätzung des Mediums "erwürgt, erstickt, erdrückt". Maria Baumgartner wurde erschossen, und weil das den Herren sichtlich nicht genehm gewesen zu sein scheint - deshalb die Nachfrage "nicht?" - kommt die nächste Variante. Ob Maria Baumgartner nun sterben wollte oder sich im Jenseits "jetzt noch gegen das Sterben wehrt", darf ebenfalls nach Gusto entschieden werden.
Wenn man die 14 1/3 Seiten halbwegs zusammenfassen kann, dann "erfühlt" (oder erphantasiert) das Medium drei Täter, die sich im Vorfeld beraten haben. Einer soll/könnte den (sicher höchst seltenen) Namen "Georg Meier" getragen haben, einer war ein herumziehender Hausierer mit Wägelchen, der einen Namen ähnlich "Schirmfranzel" getragen haben soll, einer könnte Metzger gewesen sein, einer (der jüngste) hatte nach der Tat schwere Gewissensbisse. Wie man das kombiniert, bleibt jedem überlassen. Es klingt unterschwellig an, daß das Geschehnis sich in einer Gegend mit Felsen zugetragen haben könnte, nahe an einer Landesgrenze.
Meine Interpretation: Das Medium denkt eher an das südliche Oberbayern und hat vom genauen Ort keine rechte Vorstellung.
Der alte Gruber soll einen der Täter (wohl den Hausierer) gekannt haben, die Magd soll ebenfalls einen der Täter gekannt haben.
Ich will das hier nicht weiter ausführen. Aber wichtig ist mir jedenfalls: Man soll daraus nicht verfälschend zitieren, und man soll sich aus 14 Seiten nicht nur die 14 Zeilen heraussuchen, die einem am besten passen.