@schimmelchenBesten Dank für Deine Überlegungen zur Kreuzhaue im Futterbarren.
Meine Überlegungen dazu sind selbstverständlich nicht belegbar:
Im Futterbarren fand die Gerichtskommission aus Neuburg/D. ein Werkzeug vor, dass im Fachhandel als "Kreuzhaue" verkauft wird und im südbayerischen Raum auch gern schlicht "Pickel" bezeichnet wird.
Neben OAR Wiessner ("Kreuzhacke") bezeichneten dieses Werkzeug StA Pielmaier als "Kreuzhaue", KOI Reingruber als "Kreuzpickel", der LTV als "Kreuzpickel" und A. Schwaiger als "Kreuzhaue".
Einzig Jakob Sigl sprach 1952 wohl von einer "Stockhaue" (offizielle Bezeichnug: "Reuthaue"), die er im Futterbarren gesehen haben will.
Zwei, im Aussehen doch recht unterschiedliche Werkzeuge.
Ich denke, der Magd Kreszenz Rieger wurde die wirkliche Tatwaffe, also die 1923 beim Abriss des Anwesens im Fehlboden gefundene Reuthaue vorgelegt, da nur diese eindeutig als verwendete Tatwaffe ermittelt werden konnte.
Die Einschätzung der Magd aus dem Jahre 1952 wird sich nicht auf die Kreuzhaue aus dem Futterbarren bezogen haben, sondern auf jenes Werkzeug, von dem A. Schwaiger 1980 aussagte, es hätte ursprünglich dem LTV gehört.
Die Magd stützt mit ihrer Aussage -der alte Gruber hätte seine Werkzeugstiele immer selbst hergestellt, aber die Haue hätte einen gekauften Stiel aufzuweisen gehabt- indirekt die Einschätzung von A. Schwaiger.
Der Knecht Georg Siegl schilderte meines Wissens nach nur die "unfachgemässe" Befestigung des Schafts am Stiel der Haue, nicht das Ersetzen des Stiels.
Die Magd sagte 1952 aus, sie wäre "zwei bis dreimal" zuvor verhört worden. Dies geschah sicher am 24.04.22, am 27.04.22 und -meiner Meinung nach- zu einem mir nicht bekannten Zeipunkt nach dem Auffinden der kriminaltechnisch untersuchten und dabei definitiv als Tatwaffe ermittelten Reuthaue im Jahre 1923. Bei dieser Gelegenheit wird Kreszenz Rieger auch das ebenfalls beim Abbruch des Gebäudes gefundene rostige Taschenmesser vorgelegt worden sein, das sie als Eigentum des alten Gruber identifizierte.
Die Tatwaffe war weder am 24.04.22, noch am 27.04.22 Bestandteil ihrer Aussagen!
Daher möchte ich davon ausgehen, dass Jakob Sigl sich 30 Jahre nach dem Verbrechen geirrt hatte und das im Futterbarren gefundene Gerät fälschlicherweise als "Stockhaue" bezeichnet hat.
Grundsätzlich halte ich es für möglich, dass die Kreuzhaue vom LTV vor dem Auffinden der Leichen im Barren deponiert worden ist, um eine Tatwaffe vorweisen zu können und die weitere Suche nach einer Tatwaffe vorübergehend zum Stillstand zu bringen. Genauso gut könnte er aber improvisiert und eine sich zufällig (?) im Futtergang befindliche Kreuzhaue gedankenschnell als "die" Tatwaffe präsentiert haben.
Denkbar wäre auch, dass das ursprünglich im Vorraum gelagerte Gerät von einem alarmierten Opfer zur Verteidigung mitgeführt wurde.
Übrigens: KOI Reingruber vermerkte in seinem Tatortbefundbericht, dass der angeblich vom Zeugen L.S. im Futterbarren gefundene Kreuzpickel "Eigentum der Hausbesitzerin" gewesen sein soll.