Mordfall Hinterkaifeck
23.06.2024 um 10:07brigittsche schrieb:Ich kenne es persönlich aus einer anderen Gegend ganz gut, aus der Eifel, wo es recht viele Kreuze aus Basalt gibt: Wikipedia: BasaltkreuzDanke für den Link. Auch ich kenne die Basaltkreuze der Eifel allzu gut; und auch die Wege, Feldkreuze und Marterl Bayerns. Ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass diese heute fast nur noch Kulturgut sind. Auch noch heute laden sie, finde ich, dazu ein, mal kurz Inne zu halten und zu bedenken, dass der Mensch sich nicht selbst zu verdanken hat und es auch noch einen Gott im Himmel gibt. Das ist natürlich reine Glaubenssache wie man dazu steht. Ich finde es gut, wenn auch noch heute jemand - vielleicht in persönlichem Anliegen - an so einem Kreuz ein Stoßgebet gen Himmel richtet. Religion und Aberglaube waren leider "früher" zu eng miteinander verquickt und es gab da (leider) viel Unfug im Namen der Religion. Dies hat sich heute geändert. Nicht erst seit der Enzyklika "Fides et ratio" (Der Glaube muss vernünftig begründet werden und der Vernunft stand halten als Aussage im Kern), sondern auch das 2. Vatikanum hat da seine Einstellung positiv geändert. Man denke nur daran, dass es heute fast ewig dauert, bis die Kirche einmal ein Wunder anerkennt. Sie versucht nun wirklich alle wissenschaftlichen Erkenntnisse der Humanwissenschaften zu Rate zu ziehen. Ein Fortschritt, wie ich finde. (Dafür hat die Kirche heute andere Probleme, mal nur so bemerkt)
Allerdings ist es da so, dass die Menschen heute zwar Wert darauf legen, dass diese Kreuze erhalten bleiben, aber das ist heute doch mehr so eine Art geschichtliches Bewusstsein. Also: "Das ist ein Denkmal, das muss erhalten werden, das war schon immer da!" aber eine besonders große Rolle im Glauben spielt das nicht mehr.
Klar gibt es in manchen Orten auch heute noch Prozessionen zu bestimmten Kreuzen, aber auch da spielt mehr die Tradition eine Rolle. Man macht es halt so, weil es immer schon so war- aber dass das das Dorf vor Hagel und Pest schützt, glaubt wohl niemand mehr ernsthaft.
Da ist gerade in den letzten Jahrzehnten sehr viel von der religiösen Bedeutung erodiert. Ich habe so den Eindruck, dass die letzten, die das noch allgemein aktiv betrieben/geglaubt haben, die Generation war, die um 1900 geboren gewesen ist. Und die letzten, bei denen es noch wenige gab, waren die, die so Mitte bis Ende der 20er Jahre geboren waren, also praktisch deren Kinder.
Aber das ist natürlich eine Beobachtung in einer zwar auch katholischen Gegend, aber doch weit von Bayern entfernt.
Nun, dass Hinterkaifeck 1922 war noch eine komplett andere Welt. Glaube und Aberglaube waren eng verquickt. Noch meine Oma, 1921 geboren, verwies bis in die 70... Jahre darauf, dass man an kirchlichen Festtagen keine Wäsche auf dem Speicher zum Trocknen aufhängen darf. Das bringe Unglück. Ganz weit entfernt von uns heute.