@Kailahki Meiendres Bericht muss man durchaus skeptisch beurteilen.
Er kam erst 1931 nach Hohenwart.
Die Informationen, die er sicher ohne erneute Akteneinsicht 1948 angibt, strotzen vor Fehlern, wenn man Werte und Datumsangaben anschaut.
Ich kann gerne einige unten auflisten.
Es wirkt aber so, als lieferte 1948 seine Version der Geschichte, so wie er sie erinnerte. Und die Informationen zu dieser Geschichte bekam er 17 Jahre zuvor aus Zweiter Hand.
Einige Fehler, Liste unvollständig:
- Hofübergabe an Viktoria und deren Hochzeit mit Karl Gabriel 1913 statt 1914
- Tod Karl Gabriels 1916 statt 1914
- Verurteilung wegen Blutschande 1920/1921 statt 1915
- Haftstrafe Andreas Gruber 6 Monate statt 1 Jahr
- angeblicher Deal zwischen Gruber und Schlittenbauer, das Verhältnis zwischen Viktoria und Schlittenbauer wird nicht erwähnt
- angeblich soll es zu wiederholten Auseinandersetzungen zwischen der Familie Gruber-Gabriel und Schlittenbauer gekommen sein, die so in den verfügbaren Akten nicht auftauchen
- Beichtstuhlspende, auch hier findet sich kein weiterer Hinweis in den Akten
- Gruber soll von Schlittenbauer 1 Woche vor der Tat einen Revolver erbeten haben - bislang lautete die Geschichte so, dass 1 Tag vor der Tat Schlittenbauer dem Gruber eine Waffe angeboten hatte, als offensichtlich Einbrecher am Haus gewesen waren
- Monteubesuch am 1.4. statt am 4.4.
- Monteur gab Schlittenbauer über die erfolgte Reparatur Bescheid und nicht wie bislang dessen Töchtern
- zweimaliges Losschicken eines Schlittenbauernsohnes statt einmaligem Auftrag an 2 Söhne
- hier taucht wieder das Gerücht auf, Schlittenbauer hätte die Nachbarn schon mit Tatwissen mobilisiert, wonach die Einwohner alle erschlagen wären
- Schlittenbauer soll alle Leichen aus dem Stapel im Stadel an den Füßen weggezogen haben, bislang war immer nur von 1 Leiche, die des Andreas Grubers die Rede
- Auffindeort des kleinen Josefs ist die Küche statt dem Schlafzimmer seiner Mutter
- Auffindeort des kleinen Mädchens ist das Schlafzimmer der Mutter und nicht der Stadel
- Dienstantritt der Magd 1 Woche vor der Tat statt am Tatabend
- Bekleidungszustand der Magd halbbekleidet statt komplett angezogen mit Straßenschuhen
- Auffindeort der Münzen ist der Keller und nicht das Schlafzimmer von Viktoria Gabriel
- Summe an Goldgeld 1200M statt 1880M
- Untersuchungshaft Schlittenbauers von 6 Monaten, für die es keine weiteren Anhaltspunkte gibt
- Darstellung, als habe Bärtl sich öfters auf HK aufgehalten, es gibt keine weiteren Anhaltspunkte dafür
- ...
Quelle: Bericht Meinedres, 12. August 1948
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1948-08-12_MeiendresDas genügt für mich schon, um seine Angaben als sehr interessant anzusehen, weil er immerhin als Polizist in Hohenwart war und dort die Wichtigkeit des schon so lange zurückliegenden Mordes erfahren hat und 1948 bezeugen konnte. Von der Substanz her wirkt einfach Vieles herbeikonstruiert und auch die ganzen Gerüchte sind vorhanden als gleichwertige Informationen.
Wäre er 1931 oder kurz danach auf substantielle Informationen gestossen, so hätte er die sicher zeitnah gemeldet. So aber blieb ihm nur ein Brief 17 Jahre später und 26 Jahre nach der Tat und das noch als Reaktion auf einen Zeitungsartikel und nicht im Rahmen irgendwelcher Ermittlungen.
In der Beurteilung von Zeugenaussagen ist immer ein Abwägen wichtig. Wann wurde die Aussage gemacht, von wem, wie stand er persönlich zu den Opfern, verfolgt der Zeuge ein bestimmtes Interesse, wie detailreich sind seine Schilderungen, kann man die einzelnen Informationen in Einklang mit anderen Zeugenaussagen/Informationen bringen, kann man Ungenauigkeiten noch berichtigen, indem man einen Abgleich mit übereinstimmenden Informationen anderer Herkunft macht?
Und ehrlich gesagt scheint mir, dass er einfach ab 1931 alles aufgeschnappt hat, was so an Geschichten unterwegs war. Die vielen sachlichen Fehler sind entweder einfach ungenaue Erinnerungen oder aber Hinweis darauf, dass er das nie richtig schwarz auf weiß gelesen oder ermittelt hat.
In der Summe für mich durchaus mit Skepsis zu betrachten.