Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Mordfall Hinterkaifeck

51.979 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 16:29
Zitat von margarethamargaretha schrieb:August 1919 Gröbern das Pfund Schweineschmalz 15 Mark
kontra
Juli 1919 Stuttgart, das Kilo Schweineschmalz 5,36 Mark

im Februar 1920 war der Kilopreis in Stuttgart erst bei 33,60 Mark

Bürgermeister Michael Gall, geb. 1887 (wie Viktoria Gabriel) sagte folgendes aus:
Dann erzählte man, daß die Hinterkaifecker von den Hamsterern für die Lebensmittel die höchsten Preise gefordert hätten und u. U. von einem Hamsterer Rache genommen wurde.
Die Preisübersicht ist interessant.

Die Aussage des Bürgermeisters...

Warum sollten Hamsterer "Rache nehmen"?
Warum wird eine ganze Familie ausgelöscht, inkl. Magd und Kleinkind?
Warum werden die Leichen sorgfältig abgedeckt?

Klingt für mich, wie der Versuch, die Tat auf durchreisende Fremde abzuwälzen.


2x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 18:56
@frauZimt
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Die Aussage des Bürgermeisters...
Warum sollten Hamsterer "Rache nehmen"?
Warum wird eine ganze Familie ausgelöscht, inkl. Magd und Kleinkind?
Warum werden die Leichen sorgfältig abgedeckt?
Klingt für mich, wie der Versuch, die Tat auf durchreisende Fremde abzuwälzen
Das ist doch recht einfach:

Dass die HKer Geschäfte mit Hamsterern machten, wissen wir.

Nimm an, ein oder eine Gruppe Hamsterer hatten mit den HKern einen größeren Deal ausgemacht. Z. B. über die 12,5t Kartoffeln abzgl. einer Menge für den Eigenbedarf.

Nimm an, die rückten an und wollten das Geschäft perfekt machen, und auf einmal hieß es, der Preis ist nochmal gestiegen. Oder der Deal geplatzt, weil ein besseres Angebot reingekommen war.

Die Sache hätte eine Größenordnung gehabt, die über ein Pfund Schmalz deutlich herausging und Kartoffeln waren rar genug nach der schlechten Ernte im trockenen Jahr 1921.
Und schon ist ein Rache- oder Eskalationsszenario nicht mehr fern.

Die ganze Familie wurde ausgelöscht, damit es keine Zeugen mehr gab ( auch der Grund für die Ermordung der Magd ), das Kleinkind, damit es nicht schrie ( Entdeckungsverzögerung ). Außerdem hatte man Wut und fühlte sich betrogen.

Die Abdeckung erfolgte methodisch zur Tarnung der Leichen, das war Allgemeinwissen aus dem Krieg. Diente ebenfalls der Entdeckungsverzögerung und verschaffte den Tätern effektiv Vorsprung zur Flucht.

Galls Aussage insgesamt habe ich dieser Tage schon für hobbypsychologisch interessant gehalten ( steht irgendwo weiter vorne ):
Er ließ nicht mal den LS und seine Begleiter den Fund machen. Ob er das bewusst machte oder ob die Zeit seine Erinnerung zu Gunsten "seiner" Leute verzerrte? Er distanzierte die Tat auf jeden Fall vom Dorf.

MfG

Dew


2x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 19:25
Zitat von DewDew schrieb:Nimm an, die rückten an und wollten das Geschäft perfekt machen, und auf einmal hieß es, der Preis ist nochmal gestiegen. Oder der Deal geplatzt, weil ein besseres Angebot reingekommen war.

Die Sache hätte eine Größenordnung gehabt, die über ein Pfund Schmalz deutlich herausging und Kartoffeln waren rar genug nach der schlechten Ernte im trockenen Jahr 1921.
Und schon ist ein Rache- oder Eskalationsszenario nicht mehr fern.

Die ganze Familie wurde ausgelöscht, damit es keine Zeugen mehr gab ( auch der Grund für die Ermordung der Magd ), das Kleinkind, damit es nicht schrie ( Entdeckungsverzögerung ). Außerdem hatte man Wut und fühlte sich betrogen.

Die Abdeckung erfolgte methodisch zur Tarnung der Leichen, das war Allgemeinwissen aus dem Krieg. Diente ebenfalls der Entdeckungsverzögerung und verschaffte den Tätern effektiv Vorsprung zur Flucht.
Diese Variante setzt mein Kopfkino nicht in Gang. Leere Leinwand.

In dem von dir angedachten Szenario, kann ich mir die Wut gut vorstellen.
Aber eine Wut, die einen Racheakt nach sich zieht.
Man kommt nachts zurück, zündet Haus oder Stall an, ohne Rücksicht auf Verluste.

Aber dieses handgreifliche, reihenweise Umbringen, muss meiner Meinung nach eine andere Ursache gehabt haben.
Da glaube ich eher an einen Überfall, unter Beteiligung eines aus dem Krieg verrohten Menschen.

Ich könnte mir viele Motive vorstellen, persönlicher und unpersönlicher Art. Ich hab mich auf keine Theorie festgelegt.
Nur enttäuschte und verbitterte Hamsterer passen für mich da nicht rein.
Und was den Bürgermeister und seine Vermutung betrifft:
Es muss ja nicht so sein, dass er den tatsächlichen Täter im Dorf glaubte und schützen wollte.
Vielleicht wollte er das Gerede beenden und hat die Täter darum "ausgelagert"?


3x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 21:01
@frauZimt
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Aber eine Wut, die einen Racheakt nach sich zieht.
Man kommt nachts zurück, zündet Haus oder Stall an, ohne Rücksicht auf Verluste.
Das könnte tatsächlich die Handschrift von betrogenen Hamsterern sein.
Wenn man bedenkt, dass Abertausende Männer im Krieg gefallen sind, dann kann man sich vorstellen, dass meistens nur Frauen, alte Männer, verwundete Heimkehrer und junge Bürschlein unterwegs waren zum Hamstern. Vor diesem Hintergrund fällt es mir sehr schwer, mir brutale, verrohte rücksichtslose Hamsterer, die eine ganze Familie inclusive zwei Kinder abschlachten, vorzustellen.


2x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 21:29
Zitat von jaskajaska schrieb:Steuerhinterziehung, Horten von Goldgeld, Falschangaben bei den Behörden, Waffenbesitz. Das ist Fakt.
Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Zum Beispiel Thema Waffenbesitz, die Liste der Einwohnerwehr ist ja bekannt. Gab es einen einzigen Bauern in Gröbern, der da nicht drauf steht?

"Horten von Goldgeld" und "Steuerhinterziehung" meinen wohl dasselbe?! Bei den Grubers ist das durch den Mord bekannt geworden, bei unzähligen anderen damals nicht. Lies dir den wikipedia-Artikel dazu durch.

Wie gesagt, Schwarzarbeit in Deutschland. Kennst du die geschätzten Zahlen? Bei den "kriminellen Machenschaften" der Familie Gruber, die du hier anführst, verzerrst du völlig die Maßstäbe. In den Akten ist das auch nirgendwo ein Thema.

"Blutschande" wäre sicher schwerwiegender. Aber da sollte ja jetzt klar geworden sein, dass auch das nicht so einfach ist.
Zitat von jaskajaska schrieb:Prinzipiell finde ich es ja gut, wenn Jemand konkrete Personen schützen mag. Nur tust Du das auf sehr einseitige Art und Weise.
Du brauchst für Deine Version von Hinterkaifeck eine ganze Reihe von bösartigen, schlampigen, faulen, korrupten und was weiß ich noch nicht alles für Personen. Um 2 Zwecke zu erfüllen: die Hinterkaifecker besser dastehen zu lassen und Schlittenbauer als vermeintlichem Täter den Weg zu bereiten.
Ich bin bei dem Absatz, ehrlich gesagt, nicht sicher, ihn zu verstehen.

Soll das heißen: Wenn man Familie Gruber keine kriminellen Geschäfte unterstellt, bleibt nur Schlittenbauer als Täter übrig? Ich bin etwas irritiert.

Oder willst du mir da etwas unterstellen? Dass es mir nicht darum ginge, Familie Grubers Ruf zu schützen, sondern Schlittenbauers zu beschädigen? Sorry, aber das ist Blödsinn. Habe ich hier auch schon geschrieben.

Lorenz Schlittenbauer ruhe in Frieden, genauso wie Familie Gruber.
Zitat von jaskajaska schrieb:Prinzipiell finde ich es ja gut, wenn Jemand konkrete Personen schützen mag.
Wo ist dann dein Problem? Man muss doch nach Lage der Dinge anerkennen, dass es bei dieser Inzest-Geschichte manche Ungereimtheiten gibt. Die Punkte, die ich da genannt habe, sind doch nicht aus der Luft gegriffen.
Zitat von Sonnenschein81Sonnenschein81 schrieb:Aber keine Kriminellen, jedenfalls nichts was über Schwarzarbeit und falsch Parken (um einen Vergleich zu heute zu ziehen) hinausgeht.
Quelle?
Hätte ich dazuschreiben sollen: Nach Aktenlage. Alles andere ist pure Spekulation.


3x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 21:36
Zitat von PastorBrownPastorBrown schrieb:Hätte ich dazuschreiben sollen: Nach Aktenlage. Alles andere ist pure Spekulation.
Jessas. Es ist schlichtweg nicht der Mühe wert, sich mit dir auseinanderzusetzen. Ich kann nur noch den Kopf schütteln


melden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 21:41
Schrecklich das der Mörder nie gestellt und bestraft werden konnte.


melden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 21:44
Zitat von PastorBrownPastorBrown schrieb:Hätte ich dazuschreiben sollen: Nach Aktenlage. Alles andere ist pure Spekulation.
Die Aktenlage interessiert gerade dich nicht immer.
Die Inzest-Verurteilungen hältst du für Fehlurteile.


melden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 22:14
@Dew

Interessante Spekulation, aber recht unwahrscheinlich.
Zitat von DewDew schrieb:Nimm an, ein oder eine Gruppe Hamsterer hatten mit den HKern einen größeren Deal ausgemacht. Z. B. über die 12,5t Kartoffeln abzgl. einer Menge für den Eigenbedarf.
Nimm an, die rückten an und wollten das Geschäft perfekt machen, und auf einmal hieß es, der Preis ist nochmal gestiegen. Oder der Deal geplatzt, weil ein besseres Angebot reingekommen war.

Die Sache hätte eine Größenordnung gehabt, die über ein Pfund Schmalz deutlich herausging und Kartoffeln waren rar genug nach der schlechten Ernte im trockenen Jahr 1921.
Und schon ist ein Rache- oder Eskalationsszenario nicht mehr fern.

Die ganze Familie wurde ausgelöscht, damit es keine Zeugen mehr gab ( auch der Grund für die Ermordung der Magd ), das Kleinkind, damit es nicht schrie ( Entdeckungsverzögerung ). Außerdem hatte man Wut und fühlte sich betrogen.

Die Abdeckung erfolgte methodisch zur Tarnung der Leichen, das war Allgemeinwissen aus dem Krieg. Diente ebenfalls der Entdeckungsverzögerung und verschaffte den Tätern effektiv Vorsprung zur Flucht.
Zunächst wäre zu fragen, warum sie nach der Bluttat nicht die Kartoffeln mitnahmen. Zumindest ist ja laut Liste noch jede Menge davon im Keller. Spuren einer Aufladung auf einen Wagen hat zumindest niemand dokumentiert. Ich denke aber, das wäre auffällig gewesen und hätte Spuren hinterlassen, wenn ein Trupp 12.500kg = 125 Doppelzentner Kartoffeln in der Dunkelheit abtransportiert. Zumindest da, wo die vielen Säcke im Keller gewesen sind, müßten doch Spuren ihrer Anwesenheit zu finden gewesen sein.

Wagenspuren in dem Sinne hat auch keiner der Ermittler dokumentiert.

Die anderen Wertgegenstände haben sie auch liegenlassen.

Dagegen haben sie Leichen abgedeckt, die niemand sehen konnte, weil sie im verschlossenen Futterstadel lagen? Wozu soll das gut gewesen sein? Dein obiges Argument war ja "Entdeckungsverzögerung".

Außerdem halte ich es für seltsam, daß 12,5t Kartoffeln im Dunklen bei Schmuddelwetter abgeholt werden. Das wäre doch mittags oder vormittags bequemer gewesen, oder nicht?

Wie gesagt: Alles Deine Theorie!
Zitat von DewDew schrieb:Das ist doch recht einfach:
Ich finde diese Theorie nicht besonders einfach nachzuvollziehen.


melden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 22:26
@frauZimt

Ich muß hier für meinen "Amtkollegen" mal ein klein wenig intervenieren. Denn die Aktenlage ergibt für ihn eben ein widersprüchliches Bild. Dies aufgrund von Tatsachen, die Theologen vielleicht eher berücksichtigen als Nicht-Theologen.

Dazu gehört für den Pater Brown eben vor allem die Annahme, daß die Familie Gruber mehr oder weniger "normale" Kirchgänger waren, die auch die hl. Kommunion erhielten. Dies ergibt sich offenbar aus einigen Akten. Zumindest wird nirgends erwähnt, daß sie von der Kommunion ausgeschlossen waren, noch nicht mal auf den Sterbebildchen.

Dagegen steht zwar die aktenkundige Verurteilung. Hier aber führt der Pater an, daß dies nicht zwingend heißen muß, daß sie auch stattgefunden hat (er bringt das Beispiel der medialen Kampagne in einem wohl unbegründeten Fall).

In einem allerdings gebe ich den Gegen-Argumentierern recht: Die Tatsache der Verurteilung und das Nennen dieser Tatsache bedeutet nicht ein schlechtes Reden über die Opfer. Selbst die Annahme, es sei so gewesen, ist keine üble Nachrede.

Vielleicht können wir die beiden "Lager" so zusammenführen, daß wir sagen:

a) Die Urteile hat es gegeben.
b) Aus den Sterbebildchen wird ersichtlich, daß nicht nur der Richter von der Tatsache überzeugt war, es habe Blutschande gegeben
c) Es ist jedoch durchaus möglich und gar nicht mal unwahrscheinlich, daß nach 1910 keine weiteren Inzesttaten mehr begangen wurden. Dies vielleicht im Zusammenhang mit einem besonders seelsorgerisch tätigen Pfr. Haas?
d) Zumindest dürfen wir annehmen, Haas war der Überzeugung, die Kommunion spenden zu dürfen. Damit schloß er ein sündiges Verhalten der Familie Gruber während dieser Zeit aus.

Wie wäre das?


6x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 22:29
Zitat von PastorBrownPastorBrown schrieb: Zum Beispiel Thema Waffenbesitz, die Liste der Einwohnerwehr ist ja bekannt. Gab es einen einzigen Bauern in Gröbern, der da nicht drauf steht?
Die Einwohnerwehr ist nicht gemeint!


Achtung dokumentierte Aktenlage
Rupert Scheppach am 18.04.22
Ich kam im Jahre 1919 und 1920 öfter nach Hinterkaifeck zum Hamstern.
…..
Einmal hat mich der Bauer ersucht ich soll sein Gewehr nachsehen, da an demselben etwas fehlte. Ich habe dann das Gewehr nachgesehen u. gefunden, daß dasselbe einen neuen Zündkegel braucht. Ich habe dann dem Bauern erklärt, daß ich ihm das Gewehr richten werde, wenn ich wieder zu ihm komme. Er ersuchte mich dann auch, daß ich ihm Schrotkörner besorgen soll, was ich ihm auch versprach. Ich fuhr dann nach einiger Zeit wieder nach Hinterkaifeck und habe auf das Gewehr einen neuen Zündkegel aufgeschraubt. Auch besorgte ich die Schrotkörner und nahm sie, in meiner Lohntüte verpackt, mit zu dem Bauern.
....
Es war dies vor ca. 2 Jahren. Seit dieser Zeit bin ich nicht mehr nach Hinterkaifeck gekommen.
http://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1931-03-28_Notiz_%C3%BCber_Lohnt%C3%BCte

Zur Erinnerung:
Wikipedia: Friedensvertrag von Versailles


melden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 22:48
@theologe02
Zitat von theologe02theologe02 schrieb:a) Die Urteile hat es gegeben.
b) Aus den Sterbebildchen wird ersichtlich, daß nicht nur der Richter von der Tatsache überzeugt war, es habe Blutschande gegeben
c) Es ist jedoch durchaus möglich und gar nicht mal unwahrscheinlich, daß nach 1910 keine weiteren Inzesttaten mehr begangen wurden. Dies vielleicht im Zusammenhang mit einem besonders seelsorgerisch tätigen Pfr. Haas?
d) Zumindest dürfen wir annehmen, Haas war der Überzeugung, die Kommunion spenden zu dürfen. Damit schloß er ein sündiges Verhalten der Familie Gruber während dieser Zeit aus.

Wie wäre das?
Für mich nicht nachvollziehbar.
a) es gab 1915 sowohl gegen Andreas Gruber als auch gegen seine Tochter Viktora Gabriel jeweils 1 Urteil. Weder davor noch danach eines.
b) da gab es noch einige Menschen mehr, die davon überzeugt waren; aber das ist ja kein Beweis
c) es ist in der Tat sehr unwahrscheinlich, dass WENN es Inzest gab das ab 1910 aufgehört hätte und dieser Stopp sogar noch vor Gericht hätte bewiesen werden können. Viel wahrscheinlicher ist, dass nach 1910 schlicht die entsprechenden Zeugen fehlten.
Wie sollte denn diese besondere Seelsorge konkret aussehen? Und wären die vorangegangenen Sünden dann "kleiner" gewesen, hätte Pfarrer Haas da dann drüber wegsehen können, nur weil seine Seelsorge ab 1910 erfolgreich gewesen wäre? Woran hätte er den Erfolg bemessen?
d) Hattest Du nicht selbst erklärt, dass in einem solchen Fall die Maßnahme der Kirche nicht unbedingt ein Verweigern der Kommunion gewesen wäre, sondern dass die Einnahme der Kommunion einfach "nicht wirksam" gewesen wäre bei so viel Sünde? Dann hätte es nach außen exakt gleich ausgesehen, egal ob die beiden nun tatsächlich Inzest begangen hatten oder nicht. Über die ausbleibende innere Wirksamkeit dürften wenn überhaupt nur der Pfarrer und seine beiden Schäfchen Bescheid gewusst haben.

Mal die konkrete Frage an Dich, weil ich von Deinem "Kollegen" darauf keine Antwort bekam: hast Du Fallbeispiele, wo weltlich wegen Blutschande Verurteilte von der Kirche in ihren religiösen Rechten beschnitten wurden? Was waren die Strafen und wie lange hielten die an? Gab es eine Zeitspanne, wonach sich das Verhältnis wieder normalisierte und die Sünder wieder zu vollwertigen Kirchengemeindemitgliedern wurden?


2x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 23:06
Zitat von theologe02theologe02 schrieb:@frauZimt

Ich muß hier für meinen "Amtkollegen" mal ein klein wenig intervenieren. Denn die Aktenlage ergibt für ihn eben ein widersprüchliches Bild. Dies aufgrund von Tatsachen, die Theologen vielleicht eher berücksichtigen als Nicht-Theologen.
Ich meinte die Urteile des weltlichen Gerichtes gegen Vater und Tochter


melden

Mordfall Hinterkaifeck

31.01.2018 um 23:41
Zitat von jaskajaska schrieb:Hattest Du nicht selbst erklärt, dass in einem solchen Fall die Maßnahme der Kirche nicht unbedingt ein Verweigern der Kommunion gewesen wäre
Nein, das hat Theologe02 etwas anders gesagt.

Wenn Pfr. Haas der Überzeugung gewesen wäre, dass hier Inzest getrieben wird, hätte er Gruber nicht kommunizieren dürfen.

Und ich möchte hinzufügen: Wenn in der Gemeinde diese Überzeugung geherrscht hätte, hätte Pfr. Haas den Grubers auch nicht kommuniziert; dann wäre Victoria auch als erste Sängerin im Kirchenchor untragbar gewesen.

Der Apostel Paulus bezieht sich in 1. Korinther 5 konkret auf einen Fall von Inzest in der Gemeinde in Korinth. Dazu schreibt er: "Nun aber habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben, so jemand sich läßt einen Bruder nennen, und ist ein Hurer oder ein Geiziger oder ein Abgöttischer oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit dem sollt ihr auch nicht essen." (1. Korinther 5, 11). "Mit dem sollt ihr auch nicht essen" wird in der klassischen, traditionellen Exegese auf das Abendmahl bezogen.

Wenn die Zustände so gewesen wären, das Vater und Tochter auf Hinterkaifeck Inzest getrieben haben und es dafür glaubwürdige Zeugen gab und das Urteil im ersten Inzestprozess in dieser Hinsicht über jeden Zweifel erhaben gewesen wäre, wäre die religiöse Praxis, wie sie Familie Gruber nach den Akten geübt hat, undenkbar gewesen. Das hätte auch definitiv Pfr. Haas schwer beschädigt. So etwas kann sich ein Pfarrer in einer Gemeinde nicht erlauben.

Lest euch auch nochmal den Zeitungsartikel zur Beerdigung der Opfer der Hinterkaifeck-Morde durch und überlegt euch, ob und wie das zu euerm Bild der Familie Gruber passt.
Zitat von jaskajaska schrieb:hast Du Fallbeispiele, wo weltlich wegen Blutschande Verurteilte von der Kirche in ihren religiösen Rechten beschnitten wurden?
Es gibt Fälle, selbst heute, wo Pfarrer öffentlichkeitswirksam die Kommunion verweigert haben. Aber solche Dinge werden normalerweise im Stillen, in persönlichen Gesprächen geklärt. Das sieht dann so aus, dass im Gespräch darauf hingewirkt wird, dass Betroffene gar nicht erst zur Kommunion gehen.


2x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

01.02.2018 um 00:10
Zitat von PastorBrownPastorBrown schrieb: dann wäre Victoria auch als erste Sängerin im Kirchenchor untragbar gewesen.
Ich verstehe das ohnehin nicht.

Papst Pius XII. hat 1903 ein Apostolisches Schreiben zur Kirchenmusik veröffentlicht . Im Tra le sollecitudini folgerte er bspw. betreffend der Sänger:
6. Die Sänger
Es folgte mit diesem Abschnitt ein, für die Kirchenmusik, elementarer Einschnitt, der Papst schlussfolgerte, „dass die Frauen, die doch zu einem solchen Amt nicht „fähig“ sind, zu keiner Partie des Chores und überhaupt zu keiner Mitwirkung beim Kirchenchor zugelassen werden dürfen“ (13) und weiterhin legt er fest: Will man Sopran und Altstimmen verwenden, so haben Knaben diese Aufgabe zu erfüllen (13).
Quelle Wikip. (oben verlinkt)


melden

Mordfall Hinterkaifeck

01.02.2018 um 00:13
Zitat von PastorBrownPastorBrown schrieb:Wenn Pfr. Haas der Überzeugung gewesen wäre, dass hier Inzest getrieben wird, hätte er Gruber nicht kommunizieren dürfen.
Wenn Viktoria und ihr Vater die "Sünde" gebeichtet und bereut haben und versprachen "es nicht wieder zu tun", ist ihnen vergeben worden.

Dann stand Viktorias Karriere als erster Stimme im Kirchenchor nichts im Wege. Und sie soll eine sehr schöne Stimme gehabt haben.

Ich weiss nicht, wie human der Pfarrer damals gedacht hat.
Klar war doch, dass die Familie abseits, auf einem Einödhof gelebt hat.
Wenn der Pfarrer ihnen den Rücken gezeigt hätte, hätte er keine Kontrolle mehr gehabt.
Wenn er den HKlern dagegen versöhnlich die Hand reichte, blieb der Kontakt zur Kirche bestehen. Für Viktoria war der Chor eine wichtige Angelegenheit.

Außerdem darf man nicht vergessen, dass auch ein Pfarrer Hunger hatte und leben wollte.
Die Verbindung Pfarrer- Hinterkaifecker hatte bestimmt weitere Dimensionen, nicht nur die hier bisher angedachten.


melden

Mordfall Hinterkaifeck

01.02.2018 um 00:43
@PastorBrown
Ich kenne katholische Messen noch so, dass Frauen und Männer getrennt sitzen und dass die Reihenfolge derer, die sich zum Empfang der Kommunion aufstellen, strengen Regeln folgt: erste reihe zuerst, dann die zweite Reihe etc. Wer sitzenblieb wurde sehr schräg angeschaut, der hatte entweder nicht gebeichtet oder war ortsfremd oder im besten Fall noch zu jung. Hätte ein Pfarrer hier konkreten Personen dauerhaft den Empfang der Eucharistie verweigert, so wäre das in jedem Fall bekannt gewesen.

Es ist doch vielmehr so, dass der Pfarrer schlicht nicht wissen konnte, was zwischen Gruber und seiner Tochter lief. Die hätten ihm alles erzählen können, wenn sie Entdeckung oder Schmach fürchteten. Er musste sich rein auf das verlassen, was ihm erzählt wurde. Und das ist nun einmal nicht immer die Wahrheit. Insofern ist mir Deine Überzeugung, dass Haas von der Unschuld der beiden wusste, einfach unlogisch.

Dass ein Pfarrer jemals so konsequent gewesen wäre und alle Sünder aus seinen Gottesdiensten verbannt hätte oder allen ein Pöstchen verweigert - das hat doch Seltenheitswert. Andererseits war es schon immer so, dass auch die gewalttätigsten Väter, die reichsten Lügner, die größten Betrüger aufrecht zum Altar schritten und oft noch hofiert wurden, weil beispielsweise ihre Spenden gerne gesehen wurden und werden. Oder weil sie mit XY verwandt waren, dem man gewogen war. Weil man so einen Skandal vermied. Oder weil die Pfarrer sich schlicht keinen Vorteil durch öffentliches Brandmarken versprachen. Auch in der katholischen Kirche ist eben nichts so eindeutig schwarz oder weiß wie Du das darstellen magst. Und nein, ich verunglimpfe damit keine Pfarrer. Auch die sind nur Menschen und müssen sich mitunter Gegebenheiten fügen und sogar verzeihen.

Was nochmal den Inzest betrifft so fände ich Pfarrer Haas Verhalten, Viktoria im Kirchenchor singen zu lassen und die Familie am Gottesdienst teilhaben zu lassen, übrigens viel menschlicher und christlicher als Deine fast mittelalterlich anmutende Strafdenke.

Selbst wenn man sich Deinen Gedanken anschließen mag und der Viktoria Schlittenbauer unterstellt, böswillig zwei Nachbarn einen Inzestprozess angehängt und damit deren Existenz akut gefährdet zu haben - wäre sie dann nicht noch ärger von Pfarrer Haas zu bestrafen gewesen? Davon ist rein gar nichts bekannt.


melden

Mordfall Hinterkaifeck

01.02.2018 um 08:30
@jaska, @frauZimt & Co,

ihr habt den Punkt noch nicht verstanden.

Pfr. Haas mag ein sehr liebevoller Pastor gewesen sein, das weiß ich nicht. Aber er bekleidete ein öffentliches Amt und er konnte es sich nicht leisten, dieses zu beschädigen.

Es ist das eine, dass Grubers bestimmt Sünden gebeichtet und die Absolution empfangen haben.

Wenn sie aber als hartnäckige Sünder bekannt waren, jeder davon wusste, wie es bei ihnen zuhause lief, sie ihre Kinder sterben ließen, die Leute hintergingen und einen Ruf hatten, wie ihr ihnen unterstellt, hätte Pfr. Haas das so nicht laufen lassen können, wie wir es aus den Akten wissen. Nicht weil er kein liebevoller Mann hätte sein können, sondern weil er damit sein Amt beschädigt hätte.


2x zitiertmelden

Mordfall Hinterkaifeck

01.02.2018 um 08:39
Zitat von PastorBrownPastorBrown schrieb:Nicht weil er kein liebevoller Mann hätte sein können, sondern weil er damit sein Amt beschädigt hätte.
So wie ich das mitbekommen habe, ist ein beschädigtes Amt einem Pfarrer vollkommen wurscht, wenn es um seine eigenen Interessen geht. Auf die Idee kommt er nicht mal, dass sein Amt beschädigt werden könnte, wenn er sich beispielsweise an kleine Buben ranmacht oder Kirchengelder unterschlägt, um sich einen Luxuspalast zu bauen, gell? Also hör mir auf, Kirchenfunktionäre dauernd nur als großartigeund über jeden Fehler erhabene Übermenschen hinzustellen


melden

Mordfall Hinterkaifeck

01.02.2018 um 12:25
@Sonnenschein81, dein Posting geht komplett am Thema vorbei.

Es mag sein, dass Pfarrer Haas so ein rückgratloser, bösartiger Mensch war, wie du offenbar viele Pfarrer kennengelernt hast. Kann auch sein, wie das andere hier vermutet haben, dass Pfarrer Haas außergewöhnlich liebevoll war und jemand, der die Botschaft der Liebe und Barmherzigkeit Gottes wirklich ernst genommen hat. Keine Ahnung, es tut überhaupt nichts zur Sache.

Pfarrer Haas hat ein Amt bekleidet. Er konnte es sich nicht erlauben, dieses dadurch zu beschädigen, dass er als hartnäckig bekannten Sündern bedenkenlos kommunizierte und sogar das "sündige Weib" erste Sängerin im Kirchenchor ist.


1x zitiertmelden