Mordfall Hinterkaifeck

Man öffnet einer Frau eher die Tür in der Nacht als einem fremden mann

@Siegessicher

Siegessicher schrieb:es war eine Beziehungstat aber nicht der Nachbar

Aha. Ja dann spielen wir doch ein bisschen "Wer bin ich".

a) Mann
b) Frau
c) transgender

Welcher Art war die Beziehung / das Verhältnis?

a) geografisch/regional
b) geschäftlich/wirtschaftlich
c) beruflich
d) häuslich
e) nachbarschaftlich
f) verwandschaftlich
g) freundschaftlich
h) romantisch
i) sexuell
j) hilfeorientiert (Arzt-Patient)
k) ideell

Ich bin gespannt :-).

@inextenso


das Wort Beziehungstat ist definiert. Vielleicht findest du es im Netz. Ich erkläre es dir nicht weil das eigentlich Grundwissen ist und ich ein schlechter Grundschullehrer bin :-)

Ich habe vor einigen Jahren eine Dokumentation über diese Geschichte im Fernsehen gesehen. Auch damals kam in mir der Verdacht auf, dass die Ehefrau von Lorenz Schlittenbauer in diese Tat involviert ist bzw. diese selbst begangen hat. Ihr Ehemann hat danach nur noch versucht, die Spuren zu vertuschen und die Polizei in die Irre geführt. So wie mit dem Lager auf dem Heuboden und dem losgebundenen Rind.

Wer denkt, dass Frauen nicht über die Kraft verfügen, der irrt sich hier gewaltig. Menschen, die hassen, können geradezu unmenschliche Kräfte entwickeln.

@Siegessicher
Du musst mich nicht belehren. Aber schauen wir uns gerne noch mal eine Definition an

ein Gewaltakt innerhalb einer engen interpersonalen Beziehung, wobei die Tötung des Opfers, wenn nicht intendiert, so doch oft in Kauf genommen wird. Als Prototyp der B. gilt die Tötung der Intimpartnerin. Ohne begriffliche Eingrenzung wird der Ausdruck aber auch auf Tötungsdelikte im Rahmen familiärer oder enger freundschaftlicher Beziehungen angewendet. Gedacht wird bei B. regelmäßig an Konflikte mit starker emotionaler Beteiligung aufseiten des Täters

https://portal.hogrefe.com/dorsch/beziehungstat/

Stehen mindestens drei Beziehungsarten zur Auswahl: sexuell, familiär, freundschaftlich. So eineindeutig ist das also gar nicht. Die Definition hier geht zudem von einem männlichen Täter aus. Damit kommen wir mit dieser Version schon mal nicht zur Anna Schlittenbauer als TV.

Können wir ja mal mit der Zuordnung der Männer beginnen

1) Intimpartner

- Karl Gabriel - Ehemann von Viktoria Gabriel gefallen am 12.12. 1914, Kriegsgräberstätte St.Laurent-Blangy, sein Tod wird teilweise angezweifelt
- Lorenz Schlittenbauer - TV, vermtl Vater von Josef, wollte VG heiraten, was AG verhinderte, wollte das Tatwerkzeug an sich bringen, da es ihm gehörte
- Adolf Gump - TV, soll angeblich ein Verhältnis mit Viktoria Gabriel gehabt haben (verifiziert?)
- unbekannte(r) Liebhaber

2) Familie bzw. durch Familienmitglied in Verbindung mit Familie Gruber/Gabriel

- Gabriel, Karl sen. - Vater von Karl, stellte Ansprüche auf das Erbe der Familie Gruber/Gabriel
- Anton Gabriel - Bruder von Karl
- Jakob Gabriel - Bruder von Karl
- Bernhard Gruber - Bruder von Andreas Gruber, beerbte die Familie Gruber/Gabriel zu 1/10
- Josef Gruber - Bruder von Andreas Gruber, beerbte die Familie Gruber/Gabriel zu 1/10
- Leonhard Gruber - Bruder von Andreas Gruber, beerbte die Opfer von Hinterkaifeck zu 1/50
- Peter Gruber - Bruder von Andreas Gruber, beerbte die Opfer von Hinterkaifeck zu 1/50
- Andreas Asam - Halbbruder von Viktoria Gabriel
- Martin Asam - Halbbruder von Viktoria Gabriel
- Josef Starringer - Schwager v. Viktoria Gabriel, beerbte die Opfer von Hinterkaifeck zu 1/20
- Andreas Hackl - Pate und Vormund der minderjährigen Kinder von Cäzilia Asam/Gruber
- Johann Schlittenbauer - Sohn von Josef Schlittenbauer, sagte die Tat sei aus Rache erfolgt
- Josef Baumgartner - Bruder der Magd Maria Baumgartner

3) weitere Tatverdächtige bzw. Zeugen

- Anton Gump - TV, soll zusammen mit seinem Bruder Adolf die Tat begangen haben
- Andreas Kaspar - TV
- Wendelin Kaspar - TV, Vater von Andreas, wurde von seinem Sohn der Tat bezichtigt
- Andreas Schreyer - TV
- Karl Schreyer - TV
- Josef Bärtl - TV, aus einer Heil-und Pflegeanstalt entflohen
- Albert Hofner - TV, Monteur, reparierte am Tag nach der Tat einen Motor in Hinterkaifeck, wurde von Gendarmeriekommandant a.D. Schöpf verdächtigt
- Josef und Andreas Thaler, TV, verdächtigt durch Kreszenz Rieger
- Jakob Sigl - hatte seinen Nachbarn Schlittenbauer als Hinterkaifecker Mörder bezeichnet
- Kaspar Stegmair - Schwiegervater von Jakob Sigl, erfuhr von AG dass im Schnee eine Spur zu seinem Anwesen führe
- Anton Bichler - gelegentlich Knecht auf Hinterkaifeck
- Rupert Scheppach - Zeuge
- Michael Plöckl - Zeuge
- Michael Pöll - Zeuge

Bis auf die unter 1) Genannten ist bei allen anderen nicht überliefert, ob und wie sie emotional involviert waren. Oder wie eng die Beziehungen (auch früher) waren. Es gäbe hier unterschiedliche Gefühlslagen, die stark ausgeprägt sein können: Scham, Schuld, Ehre, Haß, Rache, Neid, Eifersucht, Habgier. Bei einer religiös motivierten Rettung der familiären Ehre wäre eine enge interpersonale Beziehung zu den Opfern nicht unbedingt nötig. Ebenso wenn man einen lieben Menschen schützen wollte, der in Kontakt mit den Opfern war und schlecht behandelt wurde. Oder um den Namen des Dorfes reinzuwaschen. Oder wenn man es auf Anwesen und Geld abgesehen hatte.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass Anna Schlittenbauer auch die Kinder umgebracht hätte. Ich schätze viel eher dass es jemand war, der Erfahrung im Töten hatte z.B. durch den Krieg. Das Abdecken der Toten könnte auch religiös motiviert gewesen sein, um die große Schuld vor Gott zu verbergen. Ich denke nicht, das mit "Beziehungstat" alle Messen gesungen sind.

@inextenso
Warum nicht. Also warum hätte sie deiner Meinung nach nicht die Kinder töten können

@inextenso
Stehen mindestens drei Beziehungsarten zur Auswahl: sexuell, familiär, freundschaftlich. So eineindeutig ist das also gar nicht. Die Definition hier geht zudem von einem männlichen Täter aus. Damit kommen wir mit dieser Version schon mal nicht zur Anna Schlittenbauer als TV.

Geht von einem männlichen Täter aus. Bewiesen ist nichts.

@inextenso
Ich finde das nicht abwegig.

@inextenso
Und noch einmal. Warum kommst Du darauf, dass Anna Schlittenbauer die Kinder nicht hätte töten können.

@inextenso

inextenso schrieb:Konflikte mit starker emotionaler Beteiligung aufseiten des Täters

genau das ist es. In deiner Aufzählung ist mein Topkandidat natürlich dabei. Ganz wichtig ist auch die Tötung des Babys zu bedenken.

Ich kann nur den Kopf schütteln, dass die Ermittler damals von einem emotionslosen Raubmord ausgingen.

Ausserdem ist ihre Tochter Anna am 26.03.22 verstorben. 5 Tage vorher.

Ausserdem ist ihre Tochter Anna am 26.03.22 verstorben. 5 Tage vorher.

@Imwiw

Ich bin bei der Aufzählung nur der Definition "Beziehungstat" gefolgt, die ich oben zitiert habe.

Natürlich kommen mMn auch Frauen als Täterinnen im Rahmen von "Beziehungstaten" in Betracht, wenngleich nicht so häufig. Der Haß einer Frau muss schon immens sein, um sechs Menschen umzubringen, davon zwei unschuldige Kinder und eine unbeteiligte Magd. Vom Kraftaufwand würde ich das einer Bäuerin schon zutrauen, stellt sich die Frage nach dem Motiv?

Was wissen wir über Anna S.?

Sie war die 2. Ehefrau des LS, den sie 1921 heiratete. Sie brachte Josef (8) in die Ehe ein. Vor dieser Ehe hatte sie 3 weitere Kinder, die verstorben waren. A und L kannten sich vor ihrer Heirat nur sehr kurz, man geht von einer arrangierten Ehe aus. Sie hatten 5 weitere gemeinsame Kinder. A wohnte zur Tatzeit vermutlich max. ein Jahr auf dem Schlittenbauer Hof und war seit Juli 1921 schwanger. Das Kind starb nach wenigen Wochen und wurde am 29.03.1922 beerdigt - also zwei Tage vor der Tat.

Welches Motiv sollte Anna S. gehabt haben?

Eifersucht? Das Verhältnis zwischen LS und VG bestand im Jahre 1918, der kleine JG wurde Anfang September 1919 geboren. Kann es während der Schwangerschaft von Anna S. 1921/22 erneut zu einer Annäherung zwischen den beiden gekommen sein? Wurde über Anna im Dorf getuschelt, sie sei nur ein Ersatz für VG?

Der Streit um die Anerkennung der Vaterschaft und der gezahlte Unterhalt?
Nach dem Tod des kleinen JG erkundigte sich LS, ob er die gezahlte Abfindungssumme von 1.800 Mark zurück bekommen könne. Was dafür spricht, dass er den Unterhalt aus eigener Tasche zahlte. Wollte Anna das Geld zurück? Wollte sie das Schlittenbauer Erbe für ihre Kinder sichern? Hat LS evtl zu viel Zeit mit dem kleinen JG verbracht?

Rache?
Hat sich Anna stellvertretend für ihren Mann an der Familie G gerächt? Mglweise fühlte sich LS von VG und AG ausgenutzt und gedemütigt? Als Ortsführer in den Skandal verwickelt stand auch sein guter Ruf und der seiner Familie auf dem Spiel. Wie konnte Anna, die das Vergangene nur aus Erzählungen kannte, so viel Haß entwickeln? Haben ihr die Hinterkaifecker das Leben schwer gemacht?

Postpartale Psychose?
Litt Anna vllt unter einer Wochenbettspsychose mit schwerer paranoid-halluzinatorischer Symptomatik mit Angst-, Erregungs- und Verwirrtheitszuständen? Verstärkt durch den Tod ihres Kindes? Sie hatte immerhin schon insgesamt vier Kinder verloren. Wollte sie Cäzilie und den kleinen Josef auch tot sehen? 10 bis 20 Prozent aller Mütter entwickeln nach der Geburt eine postpartale Depression, ca. 0,5 Prozent erkranken an einer Psychose. Im schlimmsten Fall führt die postpartale Depression zum Mord oder Selbstmord.

Da wir nur sehr wenig über das Verhalten und Befinden der Anna S. vor, während und nach der Tat wissen, bleiben auch mMn ihre evtl Motive unklar.

@Siegessicher

Siegessicher schrieb:In deiner Aufzählung ist mein Topkandidat natürlich dabei. Ganz wichtig ist auch die Tötung des Babys zu bedenken.

Meine Güte, du machst es aber spannend :-). Dann wird es wohl jemand gewesen sein, der das Baby als Konkurrenz betrachtet hat, evtl auch hinsichtlich von Erbansprüchen. Das könnten dann Stief- oder Halbgeschwister aber auch Geschwister der Eltern aus den Familien Schlittenbauer und Gruber gewesen sein.

@Imwiw
Hab noch ein paar Infos zu Deiner Theorie in einem anderen HK Forum gefunden

Josef ist am 31.3. 1922 9 Jahre alt geworden und seine Mutter mag daran gdacht haben, dass er ein uneheliches Kind ist, welches damals ehelichen Kindern gegenüber benachteiligt war und auch gegenüber solchen wo eine Vaterschaft anerkannt worden ist. Da mag sie schon Vergleiche gezogen haben, dass L. Schl. die Vaterschaft des anderen Josef anerkannt hat, sich also zu ihm bekannt hat, während ihr Josef halt nur ihr zugeordnet ist, obwohl er in der Familie lebt, vielleicht auch schon mithilft, bzw.später mithelfen wird usw. Josef D. stand unter den ganzen Kindern somit am schlechtesten da. Ich kann mir schon vorstellen, dass es darum Streit gegeben hat, wenn auch noch weitere Unterhaltsforderungen für den kleinen Josef im Raum standen.

http://www.forum.hinterkaifeck-mord.de/viewtopic.php?f=11&t=66 (Archiv-Version vom 04.03.2021)

Ich habe jedoch einige Fragen offen, die ich einfach mal so stelle :
1)Warum hat der /die TäterIn abgewartet, bis eine neue Magd auf dem Hof ankam?Warum wurde die Tat nicht vorher begangen?
2)Warum wurde die Tatwaffe so sorgfältig versteckt? War doch völlig unnötig, nach meiner Meinung.
3)Warum hat die Schwester der" neuen Magd" Maria Baumgartner nicht beim auspacken geholfen?Nach ihrer Aussage war sie ja 1 h mit auf dem Hof gewesen. Zeit genug hatte sie,ihrer doch "gehandicapten" Schwester beim Auspacken zu helfen, und den Rucksack, der angeblich geliehen war, wieder mitzunehmen.
Ich habe noch keine plausible Antworten auf diese Fragen gefunden.
Im Übrigen, habe ich auch ähnliche Überlegungen gehabt, mit dem Unterschied,das ich ein anderes "Hauptmotiv" für diese Tat gesehen habe."Hass,Eifersucht, die Vaterschaftsangelenheit von LS,Verlust des Kindes,Rache u.s.w.)sind "Teilmotive "gewesen.Für mich.

@inexenso


Der Geburtstag war früher auf dem lande praktisch Nichts wert! Was gefeiert wurde, war der Namenstag!

@MissJMarple

Meine Ideen zu deinen Fragen.
1) Zufall
2) Um zu vertuschen, dass es eine spontane Tat war.
3) Sie war sicher nicht so stark beeinträchtigt, dass sie nicht mit ihrem Gepäck klar kam - sonst hätte sie nicht als Magd arbeiten können.

@arschimedes,
ganz richtig ! Zum Beispiel ist das in ländlichen Gehenden von Tschechien und der Slowakei heute noch sehr im Gebrauch.
Und sogar noch in den Städten, Prag eingeschlossen.
Bernhard

@arschimedes
@Bernstein

Ja, so wird es gewesen sein.
Es ging auch mehr um die mgl Motive der Anna S.

inextenso schrieb:ein uneheliches Kind ist, welches damals ehelichen Kindern gegenüber benachteiligt war

als um das Datum.