Mordfall Hinterkaifeck

Natürlich war das Ergebnis Mist, wenn ein Bauernhof der Witwe nur zu 5/8 gehört, vor allem für den Fall einer Wiederverheiratung und der Hof war Existenzgrundlage.

Der damalige Nachlassrichter Kohlndorfer, der auch gleichzeitig Amtsgerichtsvorstand war, wollte halt eine praktikable Lösung und so hat er den Erbschein ausgestellt mit dem Inhalt, dass Viktoria Alleineigentümerin war. Für seine unorthodoxe Rechtsprechung war er bekannt.

@AngRa,

Danke, soweit ich das richtig gelesen hab gab es bezüglich der Todesreihenfolge noch Anfechtungen des Erbes, die aber verworfen wurden.

Nichtsdestotrotz war der Kaufpreis vor allem im Hintergrund der Hyperinflation letztendlich ein gutes Geschäft für den Käufer.

@canales

Ich sehe ein, dass sich bei Dir die Meinung festgesetzt hat "Gutes Geschäft für den Käufer". Da kann man nichts machen.

Karl Gabriel sen. war der Auffassung, dass seine Enkelin Cäzilia zuletzt gestorben ist. Da wollte er halt sein Erbteil geltend machen. Damit ist er nicht durchgekommen, weil das nur anhand der Klamotten ( Hemd usw.) und weil sie halt ein Kind war nicht nachweisbar war, dass sie zuletzt in den Stadel gekommen ist.

Einen Obduktionsbericht hat es 1922 offensichtlich nicht gegeben, denn der hätte Klarheit verschafft, ob das Kind Cäzilia um Stunden länger gelebt hat als seine Mutter, der Hinterkaifeck zu 5/8 gehört hat.

@opal

opal schrieb:Eigenartig das der Fund der Haue bei der Polizei kein großes Interesse hervorrief.

Damals wusste man ja noch nicht, dass es sich bei der Reuthaue um die Mordwaffe handelte. Bleistiftgroße Verletzungen lassen diesen Schluss auch nicht ohne weiteres zu.

@AngRa

AngRa schrieb:Das hatte zur Folge, dass Cäzilia Gabriel nach Karl Gabriels Tod zu 3/8 Eigentümerin des Anwesens Hinterkaifeck war, während ihre Mutter Viktoria Gabriel Eigentümerin zu 5/8 war.

Dann muss es ja danach zwei Erbschein gegeben haben, weil ja zwei Personen vererbt haben. Mir ist bisher nur von einem bekannt, und nach dem hat die Halbschwester von Viktoria 50/100 geerbt und die anderen 50/100 wurden an die Geschwister bzw. deren Nachkommen von Andreas Gruber vererbt. Selbst da ging also die Erbgeschichte rückwärts über die Eltern von Viktoria Gabriel.

@Hauser
da hast du recht. Sinngemäß wurde geschrieben das die Haue mit den Verletzungen an den Schädeln verglichen wurde und als Tatwaffe erkannt wurde. Alles wieder ohne Fotos und detailierten Bericht. es wurde nur geschrieben das die vorstehende Schraube der Haue für die bleistiftförmigen
Verletzungen an den Schädeln der Opfer schuld war. Es wurden noch Anhaftungen von menschlichen Blut und Haaren festgestellt. Tierhaare wurden auch noch festgestellt und das wars dann.
da beschleicht einen schon das dumpfe Gefühl das kein gesteigertes Interesse
mehr vorhanden war.
V.G.

@Erzsi


Nach unserem Tod werden wir alle zu Nachlasssachen. Die, die nach uns kommen, beantragen dann einen Erbschein.In der Sekunde unseres Todes treten sie an unsere Stelle.

Für Karl Gabriel gab es sogar zwei Erbscheine, weil einer falsch war. Dann gab es später 1922 einen Erbschein für Cäzilia Gabriel, einen für Cäzilia Gruber, einen für Andreas Gruber, einen für Viktoria Gabriel, einen für Josef Gruber und keinen für Maria Baumgartner, soweit mir bekannt.

@canales
@AngRa

AngRa schrieb:halt sein Erbteil geltend machen. Damit ist er nicht durchgekommen, weil das nur anhand der Klamotten ( Hemd usw.) und weil sie halt ein Kind war nicht nachweisbar war, dass sie zuletzt in den Stadel gekommen ist.

Einen Obduktionsbericht hat es 1922 offensichtlich nicht gegeben, denn der hätte Klarheit verschafft, ob das Kind Cäzilia um Stunden länger gelebt hat als seine Mutter, der Hinterkaifeck zu 5/8 gehört hat.

Das stimmt nicht ganz. In den Notizen zur Obduktion steht, dass Cilli noch hätte gerettet werden können, da sie den "Angriff" 2-3 Stunden überlebt hatte.
Man hat daraus den Schluss gezogen, dass sie wohl die Letzte war, die starb, aber nicht unbedingt die Letzte, die angegriffen wurde.

In den 2-3 Stunden war Cilli Alleinerbin. Diese Tatsache hat sich Ihr Großvater Gabriel zu Nutze gemacht. Er hätte dann schliesslich Cilli (Alleinerbin) beerbt. Ihm hätte dann alles gehört, bis auf den letzten Strohhalm im Stadl.

Der zuständige Richter hat dann den Todeszeitpunkte der 6 Toten auf die gleiche Zeit festgesetzt. Damit war das Anliegen des Großvaters Gabriel gegessen.

Die Kaufabwicklung mit den Erben hat m. M. nach vorher schon stattgefunden, da Gabriel bei einem Prozess gute Aussichten gehabt hätte. Nachdem es dann erledigt war, setzte der Richter die Zeit des Todes gleich, um sicherzustellen, dass es nicht noch mal angefochten werden kann...

@Heike75

Das ist Quatsch.


Es gibt keine Notizen zur Obduktion!

@Heike75,
da hat @AngRa recht. Diese Info stammt aus keiner (1922) Notiz oder einem weitergehenden (amtlichen) Bericht oder Protokoll aus dieser Zeit , sondern ist eine Bemerkung von Heinrich Ney von 1951, somit in schon grosser zeitlicher Distanz zu dem Vorgang vom 6.-7.4.1922 auf Hinterkaifeck. Ob diese Aussage von Ney nun auf (interne) Anmerkungen oder Kommentare von Dr. J.B. Aumüller zurückgeht, ist momentan nicht belegbar.
*****
Bernie

@AngRa,

dass der Kauf des Anwesens zum "Vorzugspreis" von 3.000.000 Mark ein gutes Geschäft war hat sich bei mir nicht festgesetzt, es begründet sich aus der Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt eine Hyperinflation begann. Wertbeständig in diesen Zeiten sind Gold/Edelsteine und Grundbesitz.
Ich schließe daraus zunächst mal kein Tatmotiv von Seiten der Familie Gabriel, falls Du dies meintest.
Was geschah eigentlich mit den 1.800 Goldmark? Die waren schließlich im Oktober 1922 bereits 1,8 Mill Papiermark wert.

@canales

canales schrieb:Was geschah eigentlich mit den 1.800 Goldmark? Die waren schließlich im Oktober 1922 bereits 1,8 Mill Papiermark wert.

Genauso wie es eine Konkursmasse gibt, gibt es auch eine Erbmasse.
Diese Erbmasse wird dann von Amts wegen festgestellt und unter den jeweiligen Erbberechtigten gemäß ihren Erbanteilen aufgeteilt.
Zukünftige Wertentwicklungen spielen dabei keine Rolle.

pilvax

@pilvax,

das ist mir schon klar. Ich las allerdings von einer Konfiszierung des Goldgeldes wegen Verdacht auf Steuerhinterziehung, zudem sollte ja das Goldgeld bereits ab 1914 eigentlich an den Staat abgegeben werden. @AngRa schrieb dann, dass es wieder zurückgegeben wurde, darüber hab ich bislang nichts gefunden.

@canales

Von Steuerhinterziehung ist mir nichts bekannt...da muß ich passen.

pilvax

@opal

Am 06.04.1922 schreibt die WA folgenden Wortlaut, ...Alle Kästen waren aufgebrochen.Die Ermordeten sollen 100.000M Bargeld, Gold und Silber, sowie eine Anzahl Pfandbriefe besessen haben.Die Mordtat wurde mit einer sog. Kreuzhacke ausgeführt.

Das klingt nach Raubmord, haben sich die Journalisten von der "Hysterie" anstecken lassen?

Sie schrieben von einer Kreuz-hacke, obwohl die Toten ein anderes Verletzungsschema aufwiesen, die erhaltenen schriftlichen Dokumente der Obduktion sorgen heute noch für Verwirrung als für Aufklärung.

2013 muss die Laufzeit des Massengrabes auf kirchlichem Grund neu verlängert werden, da es keine direkten Nachkommen gibt, schlage ich vor, aus den Zinsen der 700 Goldmark die Verlängerung zu bezahlen.;-)

@canales

Wenn sogar das Finanzamt wegen des vorhandenen Geldes auf HK aktiv geworden sein sollte, um so verwunderlicher, dass die Polizei dann immer noch auf Raubmord setzte.

pilvax

@AngRa
@Bernstein

Mit der Notiz zur Obduktion meinte ich die TELEFONNOTIZ, in der Stichpunkte zur Obduktion notiert wurden und die gibt es defintiv.
Vielleicht habe ich diese TELEFONNOTIZ und die Aussage des H. Ney verwechselt, das kann durchaus sein.

Zu meinen restlichen Aussagen werde ich in meinen Unterlagen die Quellen suchen und heute noch nachreichen.
Ich meine auch Hieber hätte es in der 2009 Doku angesprochen, wie gesagt, ich suche die Unterlagen heraus.

Bernie,
warum sollte Ney in den 50zigern nicht mehr wissen, dass Cillie 2-3 Stunden überlebet hat. Er hat Verletzungen der anderen Opfer sehr gut beschrieben (zumindest so weit man das an den vorhandenen Unterlagen nachprüfen kann). So ein Umstand hat ihn wohl auch nicht kalt gelassen...

@Heike75,
es ist sehr gut möglich, dass er sich noch daran erinnern konnte, womöglich sogar sehr gut, denn für einen Assistenten wie Ihn war das bestimmt eine extremer Einsatz, die Assistenz bei einer derartigen und improvisierten Massen-Obduktion, nebst den Dekapitationen, zudem mit Leichen von Kindern, eine tief gehende Erfahrung. Wir haben seine Äusserung, die ich persönlich für glaubhaft halte, sie kann leider durch keine "öffentlichen" Details untermauert werden.

Dass alle zwei neuzeitlichen Medien mir diese Aussage von H. Ney bestätigten, was die Todesumstände von Cilli betrifft, fällt bekannterweise ebenfalls unter "Kann sein ... oder aber auch nicht". Für mich ist das traurige (sog.) Cilli-Szenario nun eben sehr glaubhaft, deckt sich mit so ziemlich allem, was wir über den Tathergang sinnvoll spekulieren können.
******
Bernie

@Bernstein,
@AngRa,

Heike75 schrieb:Zu meinen restlichen Aussagen werde ich in meinen Unterlagen die Quellen suchen und heute noch nachreichen.
Ich meine auch Hieber hätte es in der 2009 Doku angesprochen, wie gesagt, ich suche die Unterlagen heraus.

Hieber Doku habe ich gerade nochmal angesehen, hier die Aussage (nicht o-Ton):
In den 3 Obduktionbefunde, die noch voranden sind heisst es (Viktoria, Oma Gruber und Cilli), dass Cilli wahrscheinlich 2-3 Stunden überlebt hat und Haarbüschel in der Hand hielt.

Das war aber nicht das, was ich meinte. Die restlichen Quellen folgen noch heute.

@Hauser
Zeitungen und Wahrheit, das ist manchmal so wie Teufel und Weihwasser.
Reporter recherchieren selten genauer, sie greifen lieber zur dichterischen Freiheit. An sich banale Todesfälle werden hochstilisiert. ( Lady Di , Jörg Haider,) um nur zwei zu nennen. Interessant auch bei einen Treffen von Leuschner als die Sprache auf den Reporter Lauterbacher kam und seine Reportage im Donaukurier. Die wurde ja immer als sehr seriös bewertet.
Laut Leuschner war aber der Anteil an Fantasie sehr groß, weitaus größer als seine Recherchen. Wir waren dort in seinen Schloss und es war interessant
mit ihm zu plaudern. Manche Dinge sehe ich seither anders.
Mit den 700 Mark Beichtstuhlspende wäre man nicht weit gekommen.
Falls sie jemals existiert haben hätte die Inflation die Zinsen schon längst aufgefressen, samt Zinseszinsen. Ich halte die Spende für Legende. Sonst hätte Pfarre Haas sie in seiner Aussage erwähnt, war ja sachließlich kein Trinkgeld
Die Grabstätte wird sicher bestehen bleiben. Das würde einen Aufstand geben wenn die aufgelassen würde