@flaucherDas "Nachtatverhalten" können wir ja nur dann bewerten, wenn wir davon ausgehen, dass LS der Täter war. Eben auf Grund des geschilderten Verhaltens von LS gehe ich davon aus, dass er eben NICHT der Täter war.
Meine Gedankengänge werde ich mal versuchen, darzustellen: Nehmen wir an, LS war der Täter. Irgendetwas von Seiten der HKler bringt ihn dermaßen in Rage, dass er sich vergisst, dass er seine Familie vergisst, dass er seine Kinder vergisst, dass er seinen Hof vergisst, dass er seinen zweifelsohne vorhandenen sozialen Status in Gröbern vergisst und er lässt sich hinreißen und erschlägt eine weibliche Person (AG oder VG). Die weiteren Morde dienen dann nur noch der Vertuschung der eigentlichen Tat. Und was macht er dann? Er geht dann nach Hause und versteckt sich in seinem Heulager, weil er so seiner Frau nicht unter die Augen kommen will. Er resümmiert über die Tat. Er macht sich Gedanken, wie er am besten seinen Kopf aus der Schlinge bekommen kann. Er zieht die zweifelsohne blutgetränkte Kleidung aus und - ja und dann? Geht er dann nackt ins Schlafzimmer und holt sich etwas neues, obwohl er seine Frau nicht sehen will? Oder hat er die Kleidung schon am Tatort ausgezogen und auf HK gelassen und sich aus den dortigen Kleiderschränken bedient? Das wäre immerhin eine Erklärung dafür, warum er am Samstag Abend nochmal nach HK muss, er muss die Kleidung entsorgen. Siedend heiß fällt ihm ein, dass bis dahin ja die Leichen schon gefunden worden sein könnten, also schleicht er sich Samstag Früh wieder nach HK und melkt und füttert das Vieh. Dann muss er warten, bis es Abends wird, und dann erst verbrennt der die blutige Kleidung im Backhaus. Schon bis dahin siehst Du, scheint mir der gesamte Tatablauf relativ unlogisch, wenn man LS als Täter annimmt. Warum hat er nicht die blutigen Klamotten spätestens am Samstag Morgen mitgenommen, inzwischen war in ihm vielleicht die Hoffnung gekeimt, dass er vielleicht ungeschoren davon kommen könnte. Was würde ich in dieser Situation tun? Ich würde die Kleider packen, die Reuthaue mitnehmen, mögliche Spuren (Fingerabdrücke!) beseitigen, vielleicht noch das Vieh melken und füttern, damit es ruhig ist und dann würde ich auf Nimmerwiedersehen das Weite suchen. Die Kleidung und die Reuthaue kann ich auch anders entsorgen, dafür muss ich nicht direkt neben dem Tatort das Backhaus bemühen. Er könnte in den Wald gehen und die Sachen dort vergraben. Es ist Anfang April, durchaus noch Zeit, um Holz zu machen, er könnte sich also unter dem Vorwand von Holzarbeiten in den Wald begeben. Er könnte dort ein Feuer aus dem Reisig entfachen und sich der Sachen entledigen, es ist, bei uns zumindest, nicht unüblich, dass unbrauchbare Reste vom Holzmachen gleich vor Ort und Stelle verbrannt werden. Und dann käme das Wichtigste an diesem Samstag - er müsste mit seiner Frau sprechen. Sie würde ihm ein Alibi geben. Egal, wie er es anpackt, ob er nun das große Familienoberhaupt raushängen lassen muss und ihr vor Augen führt, was aus ihr und ihren Eltern und ihrem Sohn werden wird, falls er gerichtet wird, oder ob er es auf die einfühlsame Tour macht und ihr sozusagen nahelegt, dass er das nur aus Liebe oder Achtung ihr gegenüber getan hat - er würde in jedem Fall von ihr ein Alibi bekommen, daran zweifele ich nicht. Das falsche Alibi würde ihm seine Frau schon aus purem Selbsterhaltungstrieb geben! Und dann wäre es vielleicht an der Zeit, dass spätestens am Samstag Abend HK angezündet wird, alle Spuren müssen vernichtet werden und das ist die sicherste Methode dafür. Egal, was der Täter gesucht haben mag, hätte er den Hof angesteckt, wäre auch über das wie auch immer belastende Stück das Schweigen der Flammen gebreitet worden. Und LS hatte nichts von dem Hof, er wusste, dass er auch nie etwas von den Sachwerten haben wird und wie ja inzwischen allgemein bekannt ist, liegt der eigentliche Wert eines Hofes nicht in seinen Gebäuden und seinem Vieh, sondern eben in den Liegenschaften, in den Feldern, im Holzbestand. Und diesen Werten wäre ja gar nichts passiert, wenn der Täter HK angezündet hätte. Aber nein, nichts von dem allem passiert, sondern nach der mehrheitlichen Meinung geht der Mann mit dem bösen Blick mindestens einmal täglich nach HK, kümmert sich dort ums Vieh und harrt der Dinge, die da kommen mögen. Und erst am Dienstag Abend macht er sich mit zwei weiteren Männern auf den Weg, um zu "entdecken", was er selber verschuldet hat. Und verfällt dann in hektische Betriebsamkeit und "verrät" sich dadurch, dass er Anwesenden Surfleisch anbietet, Spitzhacken andatscht, touristische Führungen gibt usw. usf. Tut mir leid, da kann ich mich beim besten Willen nicht hineinversetzen, jemand der vier Tage lang so abgebrüht agiert und immer wieder das Risiko seiner Entdeckung auf sich nimmt, in dem er immer wieder diesen Hof aufsucht, der kann nicht auf einmal dermaßen saublöde reagieren. Und deswegen ist es mir auch gar nicht möglich, eine Nachtatbetrachtung bezogen auf LS als Täter anzustellen.
Alle weiteren "verdächtigen" Momente wie seine Anwesenheit beim abgerissenen Hof, seine Selbstbezichtigung im Wirtshaus, seine Rede, dass die HKler selber schuld hätten, all diese Verhaltensweisen kommen erst zu Tage, als LS schon lange von der Gröbernern verdächtigt wird - und auch das prägt einen Menschen und führt zu manchem gestörten Verhalten, auch bzw. insbesondere dann, wenn er nicht der tatsächliche Täter war. Das ist ebenfalls eine außerordentliche Belastungssituation und daher messe ich diesen Tatsachen überhaupt keine Wertigkeit zu.