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Mordfall Hinterkaifeck

51.943 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 07:27
Nochmals zu den Ziegeln:

OAR Wießner schrieb:

"....wie sie eben ein Jahre hindurch dem Wetter u. dem Rauch ausgesetztes Ziegeldach zeigt."

In der Abschrift, war bei dem Wort "Jahre" das e direkt an das r geklatscht, so dass ich es übersehen habe. Es muss aber Jahre heißen. Ich bitte das zu entschuldigen.


Verletzungen der Opfer

An anderer Stelle schreibt OAR Wießner zum Thema Blutspuren, die sich nirgendwo im Haus entdecken ließen (außer am Fundort der Leichen):

"Sie hätten aber unbedingt da sein müssen, da sämtliche Leichen im Gesicht u. auch an anderen Körperstellen stark mit Blut besudelt waren."

Diese Beschreibung von OAR kann man auch dahingehend interpretieren, dass die Opfer nicht nur Kopfverletzungen oder Gesichtsverletzungen hatten, sondern vielleicht auch Verletzungen im Brustbereich oder anderswo.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die beiden ersten Opfer, also die Frauen nicht nur Kopfverletzungen hatten. Ich gehe nämlich davon aus, dass der Täter diese Opfer nicht an der Tür abgepasst hat, sondern mit ihnen konfrontiert war und sie evtl. auch noch abwehren musste, so dass nicht alle Schläge gleich zielgerichtet den Kopf getroffen haben.

Da OAR Wießner die Leichen nicht nackt gesehen hat, schreibt er eben pauschal dass andere Körperstellen mit Blut besudelt waren.

StA Renner hat dann möglicherweise nur die prägnanten Kopfverletzungen der weiblichen Opfer aufgeschrieben, die halt zum Tode geführt haben.

Ein Obduktionsbericht, in dem alle Verletzungen hätten angegeben werden müssen, liegt ja leider nicht vor.


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 10:45
@alle,
möchte meinen, die Wortwendung "Ein Jahr hindurch" ist eher wie "Übers Jahr hindurch", also als allgemeine Einschätzung des Alters bzw. Wettereinflusses gedacht gewesen.
Ein völlig neuer Biberschwanzziegel ist NICHT innerhalb (NUR) EINES Jahres schon so auffällig von Sonne, Wind und Wetter resp. Moose und Flechten "gegerbt", dass es im Vergleich so dermassen klar auffällt.
*****
Bernie


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 15:57
@AngRa
Vielen Dank für Deine Richtigstellung bezüglich der Jahre vom Schindeldach.


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 17:51
Auf dem Bild 253, Teil 1, 2, 3 des Hofes von keller und auf den Bildern 264, 323, Teil 2 und 4 des Hofes von stalinstadt sieht man sehr deutlich, daß das Dach nicht neu gedeckt war, sondern nur vereinzelt Ziegel ersetzt wurden. Die Ziegelreihen sind gewellt, insgesamt macht es mir einen etwas mitgenommenen Eindruck. Vielleicht kann @romai oder ein anderer Spezialist noch etwas mehr dazu sagen.

Schnelles finden eines Bildes, z.B. 253:

http://www.allmystery.de/bilder/mt31345/253


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romai ehemaliges Mitglied

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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 19:29
@troadputzer

Ich hab mir mal das Bild 253 von @keller (dein Link) genau unter die Lupe genommen. Ich Stimme Dir zu, dass das Dach nur ausgebessert wurde. Aber nicht nur einzelne Ziegel sind ersetzt worden, teilweise sind Bereiche von mehreren m² mit neueren Ziegeln gedeckt. Die gewellten Ziegelreihen sind eine optische Täuschung, was gewellt (oder wie immer man es nennen will) ist, ist die Dachrinne. Das ganze Hausdach an sich hängt in der Mitte um etwa 15-20 cm durch. Dies wurde früher oft beim Bau so praktiziert, um die Dachlast besser auf die Aussenwände abführen zu können. Links und Rechts stehen ja die Giebelmauern, die die Last direkt und senkrecht ableiten. Je größer der Abstand zur Giebelmauer wird, desto mehr Kraft muß zur Seite, also zur Außenmauer geleitet werden. Und je flacher die Dachneigung, desto gleichmäßiger die Kraftableitung.

Unter genauer Betrachtung ist dieses Dach meiner Meinung nach in einem guten bis sehr guten Zustand. Wobei ich zu beachten bitte, dass ich in meiner 15-jährigen Tätigkeit in der Bausanierung hauptsächlich mit Kirchendächern und nur eher selten mit "normalen" Hausdächern zu tun hatte



gruß
Robert


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 20:09
Ich habe nicht so sehr viel Ahnung von Biberschwänzen und von Dächern wie @romai. Ich gehe aber mal davon aus, dass Biberschwanzdächer mindestens 50 bis 70 Jahre halten. Sie müssen halt an defekten Stellen etwas ausgebessert werden. Hinterkaifeck ist um 1873 erbaut worden und stand 1922 rund 50 Jahre. Vielleicht konnten beim Abriss des Hauses 1923 sogar einige Biberschwänze vom Dach abgebaut werden und weiter verwendet werden.

Ein neues Biberschwanzdach kostet nach meinen Informationen heutzutage rund 20.000 €. Das dürfte früher auch nicht ganz billig gewesen sein. Da hat man sicher alte Biberschwänze gerettet und weiter verwendet.


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 20:22
@romai
Danke für Deine detaillierten Informationen, ich wußte Du kannst mehr dazu sagen. Das Dach war sicher nicht undicht, den Grund hast ja Du bereits bei Deinen Beitrag über Biberschwänze genannt, daß es neu eindeckt war kann man aber auch ausschließen.

Wenn ich an Kirchtürme und Dächer denke, dann fällt mir der Choral „Näher, mein Gott, zu Dir“ ein, denn in so luftiger Höhe zu arbeiten ist nicht jedermanns Sache.

Ein neues Dach würde in etwa so aussehen, aber das sind keine Biberschwänze:

http://www.allmystery.de/bilder/mt31345/69


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 21:19
Von Zeit zu Zeit beobachte ich die Entwicklung des "Hinterkaifeck"-Artikels bei Wikipedia.
Meiner Ansicht nach ist der Artikel in der jetzigen Form nicht zufriedenstellend.
Ich habe hier mehrfach versucht, einen Impuls für eine (grundlegende) Bearbeitung zu geben, leider erfolglos.

Mir ist dieser Tage auf der "Diskussionsseite" des Artikels aufgefallen, daß das HK-Buch von Peter Leuschner von einem Autoren quasi als "letzte Instanz" zitiert wird.

Für Teile der "Leuschner-Bibel" sehe ich das als nicht unproblematisch an.

Ich finde den Schluß des Buches mässig gelungen. Um sich nur ja nicht auf den LTV als HTV festlegen zu müssen, werden da noch einige "arme Schweine" durchs Dorf gejagt, etwa die Brüder Gump oder - völlig abseitig, wenn man die Augsburger Akten gegenliest - die Brüder Schreyer von Sattelberg.

Ganz abwegig ist für mich die Freikorps-/Nazi-/Waffenversteck-Hypothese, die Leuschner zum Ende hin gleichsam aus dem Hut zaubert.

Für mich stellt es sich mittlerweile als höchst wahrscheinlich dar, daß Adolf Gump spätestens 1926 zum Fall HK befragt wurde. Direkt nachweisbar ist dies nicht mehr, weil die entsprechenden Neuburger Akten später im Bombenkrieg verbrannt sein dürften.

Aber jedenfalls ist Adolf Gump am 12. August 1926 in Affaltern bei Emersacker festgenommen und am 13. August in das Amtsgerichtsgefängnis Wertingen eingeliefert worden. Von dort wurde er umgehend in das Amtsgerichtsgefängnis Donauwörth überführt, wo er bis zu seinem Prozeß in Regensburg einsaß.

In einem erhaltenen Schreiben der Gendarmerie-Station Emersacker wird darauf verwiesen, daß Gump 1924 bis 1926 in vier bayerischen Polizeiblättern zur Verhaftung ausgeschrieben gewesen sei. Ich nehme an, daß die Polizeiblätter der Jahre 1922/23 in dieser Gendarmerie-Station schon gar nicht mehr vorgehalten wurden.
Ich nehme hingegen nicht an, daß der Fall Hinterkaifeck und die Fahndung von 1922 nach der Verhaftung des Gump nicht zur Sprache gekommen sein könnten. Man bedenke allein schon die relative örtliche Nähe von Donauwörth zu Neuburg und Waidhofen.

Jedenfalls kam es in der Folge am 21. Oktober 1926 wegen "Urkundenfälschung" und Betruges zu einem Strafverfahren gegen Gump und seine Begleiterin/Lebensgefährtin Magdalena Stampfl. Man hat sich offensichtlich Unterstützung ergaunert und Waren für Dritte herausgeben lassen, von denen Gump und Stampfl gar nicht beauftragt waren.

Gump wurde vom Vorwurf des "Umherziehens" freigesprochen, weil der Beruf des Korbflechters offenbar Anlaß zu ´überörtlicher Beschäftigung´ bot. Wegen "intellektueller Urkundenfälschung" und Unterschlagung wurde er zu vier Monaten und drei Tagen Haft verurteilt, Stampfl zu vier Monaten und 15 Tagen.

Somit ist mindestens für 1926 ein längerer Zeitraum faßbar, in dem Adolf Gump zum Mordfall Hinterkaifeck hätte befragt werden können und in dem er meiner Meinung nach auch befragt worden ist.

Dieser Sachverhalt kann eigentlich auch Peter Leuschner nicht verborgen geblieben sein.


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 21:29
@Badesalz

Es mag ja sein , daß Adolf Gump 1926 befragt worden ist, zumindest war dies für seinen Bruder Anton nicht nachweisbar, denn sonst wäre es ziemlich sicher 1952 zu einem Prozess gekommen, da ja die Verjährung nicht mehr gegeriffen hätte.

Bei Adolf war dies, nachdem er ja tot war, für einen Prozess ziemlich egal!


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 21:36
@arschimedes

Die Beschuldigungen gegen Anton Gump sind sowieso völlig aus der Luft gegriffen. Die erhaltenen Akten lassen nahezu keine ´Restzweifel´ zu.

Leuschner konnte meiner Meinung nach ein zu eindeutiges Ende nicht brauchen, weil der Mythos HK einträglicher ist als die wahrscheinlich schlichte Wahrheit.

Deshalb der Quatsch am Ende.


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Mordfall Hinterkaifeck

24.02.2009 um 21:38
@Badesalz

Was haben die Nachforschungn der Staatsanwaltschaft in den 50ern mit Leuschner zu tun ?

Er schildert natürlich diesen Sachverhalt, wie eben auch die unsägliche, blödsinnige Fahndung nach z.B. Bärtl und andere!


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 07:28
@Badesalz

Ich sehe es auch so, dass wenn man den Leuschner so etwa bis zum Kapitel: "Ein Vaterunser für die armen Seelen von Hinterkaifeck" (S.178, 2. Aufl.1997) liest, dann kann einem schon der Verdacht kommen, dass L.S. die Tat zu verantworten hat, insbesondere, wenn man das Kapitel zuvor "Der Hergott hat die rechte Hand am rechten Platz gehabt" liest mit Auszügen aus der polizeilichen Vernehmung des LTV. Wenn man diese Seiten liest, dann erhärtet sich einem der Verdacht von Zeile zu Zeile.

Um Ärger mit den Söhnen/Töchtern/ Enkeln des L.S. aus dem Weg zu gehen, mussten dann, um den Tatverdacht gegen L.S. zu relativieren, auch andere Tatverdächtige her, so sehe ich es auch. Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück.

Da boten sich die Gebrüder Gump an, wobei gegen den überlebenden Anton Gump 1952 noch intensiv ermittelt wurde. Die Anschuldigungen gegen ihn waren jedoch an den Haaren herbeigezogen.

StA Dr. Popp hat im Ermittlungsverfahren gegen ihn auch die Akten meiner bescheidenen Meinung nach "bearbeitet". Sigl hat den damals schon verstorbenen L.S. massiv beschuldigt. Dieses gefiel Dr. Popp nicht. Daher ging er daran diese Teile der Aussage durch Haken zu markieren und einen Richter zu bitten Sigl erneut zu vernehmen und ihm nur die nicht markierten Stellen der Aussage vorzulesen, damit dieser sie dann unterschreiben kann und man diese dann im Verfahren gegen Gump bei Gericht vorlegen kann. Auch das dürfte Leuschner nicht verborgen geblieben sein. Aber er erwähnt es nicht.

Immerhin erwähnt er aber, dass Ulrich und Groenefeld die Vorgehensweise der StA kritisiert haben.

Was die Vernehmung von Adolf Gump anbelangt, so hast Du vermutlich Recht. Wenn er nach dem Mordfall Hinterkaifeck 1926 wegen anderer Delikte vor Gericht gestanden hat, dann ist er sehr wahrscheinlich auch zu Hinterkaifeck vernommen worden. Eine Verjährungsunterbrechung dürfte bei ihm eingetreten sein, und damit evtl. auch für Anton Gump, weil er ja an der Tat beteiligt war und man Adolf Gump sicher auch nach einem Mittäter befragt hat, denn man ging ja von zwei Tätern aus.

Auf die Verjährungsunterbrechung kommt es dabei aber an sich gar nicht in erster Linie an. Viel wichtiger erscheint mir, dass man vermutlich damals ( erst vier Jahre nach der Tat!) keinerlei Beweise gegen ihn für eine Tatbeteiligung in der Hand hatte. Wahrscheinlich konnte Adolf Gump damals sogar einen Alibibeweis erbringen auf den man immer sehr viel Wert gelegt hat.

Egal nachlesen kann man es nicht mehr, weil die Akten halt nicht mehr vorhanden sind.
.

Leuschners Buch ist streckenweise sehr gut. Allein die mE zu postiven Berichte über Reingrüber stören mich und natürlich auch der Schluss.

Die Möglichkeit, dass HK ein Waffenlager der Nazis war, halte ich ebenfalls für an den Haaren herbeigezogen.

Noch etwas nebenbei:

Mir war gar nicht bewusst was "intellektuelle Urkundenfälschung " ist.

Dieser Begriff ist herrlich antiquiert. Heute wird so etwas mittelbare Falschbeurkung ( § 271 StGB) genannt. Der Tatbestand ist erfüllt, wenn man einen gutgläubigen Amtsträger dazu veranlasst etwas Falsches zu beurkunden.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 15:36
Peter Leuschner führt in "Der Mordfall Hinterkaifeck" (3. Auflage, S. 257) die von ihm auszugsweise (und tw. gekürzt) zitierten Anmerkungen Heinz Ulrichs zum Fall folgendermassen ein:

"In der Redaktion stellen Ulrich und Gronefeld ihre Fakten gegen die der Staatsanwaltschaft. Sie sind überzeugt, daß die Spur zu den Gump-Brüdern falsch ist. Punkt für Punkt versuchen sie das zu beweisen."

- es folgen unmittelbar 7 Punkte -


Im Originaltext von Heinz Ulrich liest sich die Angelegenheit so:

"Die so hoffnungsvoll aufgenommene Spur des Kaplans Anton Hauber erwies sich als Weg in die Irre. Aber dadurch, dass die Voraussetzungen für diese Spur wegfielen, war es uns möglich, eine andere, die wir im vergangenen Jahr liegen lassen mussten, weil sie sich nicht mit der Kaplan Kaplan Haubers deckte, wieder aufzunehmen. Wir hatten in Verdacht den nächsten Nachbarn der Hinterkaifecker, den Ortsführer von Gröbern, dem 500 Meter entfernten Weiler, Lorenz Schlittenbauer, als Täter, seinen Sohn Hans Schlittenbauer, der damals 15 (Anm.:16) Jahre alt war, als Mitwisser und in gewisser Weise auch als Mittäter. Dieser Verdacht hatte aber keine Stütze durch die Behauptungen der Frau Meier, geb. Gump, die angegeben hatte, die Mörder wohnten in Augsburg und sie wären noch niemals verhaftet gewesen.
Wir haben die Punkte, die gegen Schlittenbauer sprechen, noch einmal von Zeugen erhärten lassen. (Anm.: Hervorhebung von mir.) Dies sind der Landwirt Jakob Sigl, der vor der Rache der Schlittenbauers aus Gröbern fortziehen musste, weil er seinerzeit gegen Lorenz Schlittenbauer ausgesagt hat. Ferner der Gemeindeschreiber Dersch. Der Mechaniker Hof(n)er, der noch nach dem Mord auf dem Hof gearbeitet hat."

- es folgen unmittelbar 13 Punkte -


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 15:46
@AngRa

Jedenfalls ist nun gesichert, daß Adolf Gump in den 20er Jahren (mindestens) einmal verhaftet war, wie ich es ohnehin lange vermutet habe. Siehe etwa auch meinen Beitrag vom 06.07.2008, 20:57h.

Das Delikt der "intellektuelle Urkundenfälschung" war mir natürlich völlig unbekannt.
Ich habe das in etwa aus dem Zusammenhang geschlossen.

Die für die damalige Zeit wohl eher geringe Haftstrafe von vier Monaten und drei Tagen deutet für mich darauf hin, daß Gump ein "kleiner Fisch" war (bzw. als solcher angesehen wurde) und daß er vor Gericht keinen sonderlich ´schlechten Eindruck´ gemacht haben kann.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 15:54
Vergleich Leuschner/Ulrich, Punkt 1:

Leuschner: "Es ist auffällig, daß ein Mörder noch Tage nach seiner Tat im Mordhaus weilt, um das Vieh zu füttern. Daß das Vieh gefüttert wurde, ist bewiesen."

Ulrich: "Es ist unwahrscheinlich, dass ein Mörder, es sei denn, dass er ganz in der Nähe wohnte und Gelegenheit hatte, ab und zu unbemerkt hinüberzuschlüpfen, noch Tage nach seiner Tat im Mordhaus verweilt, um das Vieh zu füttern. Dass das Vieh gefüttert wurde, ist bewiesen."


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 16:12
@Badesalz

Ich danke Dir sehr für Deine hochinteresanten Erläuterungen zu den einzelnen Punkten und dem Vergleich zu Leuschner.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 16:15
Ulrich, Punkt 2 (von Leuschner nicht übernommen):

"Lorenz Schlittenbauer wurde von Jakob Sigl nach Entdeckung der Tat auf sein Verlangen allein im Mordhaus zurückgelassen, weil er angab, das Vieh füttern zu müssen, das ihn weit mehr interessierte, als die erschlagenen Nachbarn."



Ulrich, Punkt 3 (von Leuschner nicht übernommen):

- Die "Schlüsselgeschichte", die ich als bekannt voraussetze. -



Ulrich, Punkt 4 (von Leuschner nicht übernommen):

"Schlittenbauer war auf diesem Weg im Halbdunkel an den Leichen, die übereinander an der Verbindungstür zwischen Stall und Scheune lagen, vorbeigegangen, ohne sie zu sehen oder etwas von ihnen zu merken, obwohl der Gang zwischen Wand und Heu so schmal war, dass er zwangsläufig über die Hand der Viktoria Gabriel hätte stolpern müssen....ausser er hätte etwas davon gewusst.


Anmerkung: Dies ist ein ganz interessanter Punkt. Abgesehen davon, daß Schlittenbauer (bestätigt durch die Pöll-Aussage) durchaus angibt, daß er gegen die Stalltür gestolpert sei, wird der Sachverhalt thematisiert, daß hinter den Leichen zur Wand bzw. zum "Wegtor" hin hinter dem ´Heuberg´ nur ein ganz schmaler Gang verblieben war. Schl. hatte offensichtlich nach Ansicht von Sigl diesen Weg zu schnell ´erkannt´ und auffällig schnell und sicher zurückgelegt.

Durch diese Aussage (Sigl via Ulrich) scheint mir belegt, daß Viktoria Gabriel das unten (auf dem Rücken liegende) Opfer war. Die linke Hand wird entsprechend zum "Wegtor" hin ausgestreckt gewesen sein.

Die oben liegende Frauenleiche war entsprechend die Leiche von Cäcilia Gruber.


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 16:49
Ulrich, Punkt 5 (von Leuschner nicht übernommen bzw. an anderer Stelle behandelt):

"Schlittenbauer war in der fraglichen Zeit, dem 31.3., dem 1. 2. und 3. April für keinen Nachbarn zu sprechen. Wenn man auf seinen Hof kam, hiess es: "Der Vater ist auf dem Heuboden. Er paßt auf Diebe." Auch sein Sohn Hans war in diesen Tagen nicht aufzufinden."



Ulrich, Punkt 6 (von Leuschner nicht übernommen):

Von mir bereits am 16.02.2009, 22:31h, Seite 1001, zitiert.



Ulrich, Punkt 7 (von Leuschner nicht übernommen):

"Als Jakob Sigl den Lorenz Schlittenbauer wegen des verlorenen und angeblich wieder aufgetauchten Schlüssels zur Rede stellte, zeigte dieser ihn an. Sigl wurde zu einer kleinen Geldstrafe wegen Verleumdung verurteilt. Als der andere Nachbar Pölt (sic) ihm in der Oeffentlichkeit ins Gesicht schrie: "Die hat niemand anders erschlagen als du!" zeigte Lorenz Schlittenbauer diesen nicht an, weil er zuviel wusste."

Anm.: Michael Pöll ist bereits 1924 verstorben. Entsprechend dürfte es den geschilderten ´Vorfall´ "in der Oeffentlichkeit" schon (relativ) kurz nach der Tat gegeben haben.



Ulrich, Punkt 8 (von Leuschner nicht übernommen):

Dieser Punkt, der sich mit der Familie Schl. im allgemeinen befasst, scheint mir (derzeit) nicht zitierfähig.



Ulrich, Punkt 9 (von Leuschner nicht übernommen, ähnliche Darstellung in anderem Kontext):

"Ausspruch des Lorenz Schlittenbauer auf die Meldung des Briefträgers, das Vieh rühre sich so und kein Mensch sei auf Hinterkaifeck zu sehen: "Entweder haben sie die aufgehängt oder alle erschlagen."



Ulrich, Punkt 10 (Leuschner, Punkt 2)

Ulrich: "Es ist nicht anzunehmen, dass Hausierer, Hamsterer, Korbflechter und dergleichen Leute, wenn sie auch ab und zu auf den Hof kamen, wirkliche Kenntnisse von den Lokalitäten gewinnen konnten. Der alte Gruber galt als menschenscheu. Das Haus war immer verschlossen, was auf dem Lande ungewöhnlich ist. Der einzige, der sich in Haus und Hof auskannte, wie die Bewohner selbst, war Lorenz Schlittenbauer."

Leuschner: "Es ist nicht anzunehmen, daß Hausierer, Hamsterer, Korbflechter und dergleichen Leute, wenn sie auch gelegentlich auf auf den Hof kamen, wirkliche Kenntnisse von den Lokalitäten gewinnen konnten. Der alte Gruber galt als menschenscheu. Das Haus war immer verschlossen."



- Rest folgt in den nächsten Tagen... -


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Mordfall Hinterkaifeck

25.02.2009 um 17:34
@Badesalz

Auch von mir Dank für die Einstellungen!

Zu Deinem Beitrag von 15.46 Uhr:

Ganz richtig, der Strafrahmen für eine "intellektuelle Urkundenfälschung" war hoch. Gemäß §§ 271,272 Reichsstrafgesetzbuch in der 1926 gültigen Fassung betrug der Strafrahmen Zuchthaus bis zu zehn Jahren, bei Vorliegen von milderndem Umständen Gefängnisstrafe.

Du kannst also davon ausgehen, dass Adolf Gump milde bestraft wurde. Das ist in der Tat nur möglich, wenn er vor Gericht einen guten Eindruck hinterlassen hat.

Zu Deinen Beiträgen bzgl. des Ulrich Berichts

Wenn ich mir die von Dir zusammengestellten Punkte betrachte, die Ulrich in seinem Bericht hatte und die Leuschner nicht übernommen hat, dann stimmt es mich traurig.

An sich hatte Ulrich noch mit Zeitzeugen gesprochen und er hatte einen bestimmten Verdacht, den er auch begründet hat. Leuschner hat es offensichtlich nicht gewagt den Bericht komplett in seinem Buch zu erwähnen. Gut in seinem allerersten Buch hatte er die Akten nicht einsehen dürfen. In der Neuauflage von 1997 waren die Akten aus 1952 evtl. auch noch nicht frei zugänglich. Das weiß ich nicht genau. Aber für die Neuauflage 2007 hätte er den kompletten Bericht schon verarbeiten können.

Besonders interessant ist es für mich auch, dass ein Verdacht der Mittäterschaft bzw Mitwisserschaft bzgl. Johann Schl. geäußert wird.

Hier im Forum hatte erstmals @inquisiteur einen derartigen Verdacht geäußert und seine gesamte Theorie kreiste um Johann Schl. Ich habe die Theorie damals für abwegig gehalten, weil J.S. zum Tatzeitpunkt erst 16 Jahre alt war. Aber evtl. lag er mit seinem Verdacht bezüglich einer Verstrickung von J.Schl. gar nicht so falsch.


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25.02.2009 um 17:48
@AngRa
@Badesalz

Wenn ich mich richtig erinnere hat @inqisiteur allerdings J.S. als Haupttäter auserkoren.

Wenn ich die Ulrich-Zitate von @Badesalz eichtig verstanden habe, glaubt Ulrich im schlimmsten Fall an eine Mittäterschaft!


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