birotor schrieb:Wenn der Täter in näheren Umkreis des Opfers gesucht wird, ist es doch gerade eine Beziehungstat, weil man mit Personen aus dem näheren Umkreis immer eine gewisse Beziehung hat
Der Ausdruck Beziehungstat beinhaltet für mich, dass eine wie auch immer gestaltete "Beziehung" zwischen Täter und Opfer ursächlich für die Tat ist. Das kann der eifersüchtige Ex-Freund sein, der Nachbar mit dem man in Streit geraten ist, der Vermieter der den Mieter loswerden möchte, der Stalker von dem das Opfer ggf. nichts weiß, der konkurrierende Kollege der den Job nicht bekommen hat, etc. Dabei kann eine örtliche Nähe, berufsbezogene Nähe, familiäre Verbindung auch gegeben sein, muss es aber nicht.
Eine reine örtliche Beziehung (man wohnt in der gleichen Straße, gleichen Ort) gehört da m.M. nicht rein. Rein als Beispiel: Nachbar Y's Frau trennt sich und zieht heimlich aus, als Y das feststellt, geht er in seiner Wut los, klingelt bei Nachbarin Z an der Tür und bringt diese um, als sie aufmacht. Das wäre keine Beziehungstat (zwischen Y und Z), auch wenn die beiden Nachbarn direkt nebeneinander wohnen. Oder Nachbar Y tötet Nachbar Z, aus rassistischen Gründen und Z seiner Meinung hier ins Erscheinungsbild passt. In beiden Fällen hätte die "Beziehung" von Täter und Opfer nichts mit der Tat zu tun. Wenn sich Y aber regelmäßig darüber aufregte, dass Z seinen PKW vor seiner Einfahrt parkt, dann wäre eine Beziehungstat gegeben.
Das Motiv der Tat ist also in der wie auch immer gestalteten Beziehung des Täters zum Opfer zu finden (im Fall von Stalking z.B. hat das Opfer selbst selten etwas mit der vom Stalker geschaffenen Beziehung zu tun). Nur denke ich, dass insbesondere im heutigen Zeitalter solche Beziehungstaten vorab Spuren hinterlassen - entweder es sind bereits problematische Beziehung bekannt und/oder es gibt eben Zeugen, digitale Hinweise auf solche. Das es in diesem Fall solche nicht gibt, so hatte ich die Aussage der Ermittler verstanden.
Und so verstehe ich auch die mehrere hundert DNA Tests. Wenn Motive für eine Beziehungstat ermittelt worden wären, wären die Tests doch zunächst auf diesen Personenkreis eingeschränkt worden. Da wohl aber sowohl im persönlichen wie auch im örtlichen Umfeld um freiwillige Tests gebeten wurde, sehe ich hier eben keinen Hinweis, dass nun doch eine Beziehungstat vermutet wird - so wie es hier interpretiert wurde.