Pusteblume82 schrieb:Vielleicht eine blöde Frage, aber warum sollte xy sich das mit den Prospekten ausdenken wenn es nicht so war?
Ganz grundsätzlich, weil man z. B. bestimmte Details noch nicht veröffentlichen will, aber auf andere Weise begründen will, warum man davon ausgeht, dass jemand an dem Auto war.
Ich erfinde jetzt mal ein mögliches Szenario, um klar zu machen, wie ich das meine. Das ist aber eine Erfindung und dient nur als
Beispiel wie es sein
könnte. Es liegt in der Natur der Sache, dass es keine Informationen gibt, die das stützen.
Nehmen wir mal an, es wurden in dem Auto DNA-Spuren von Mr. X gefunden. Man geht nun davon aus, dass Mr. X etwas mit dem Verschwinden von KJW zu tun und das Auto dann später noch bewegt hat. Nun kann man anhand dieser Spuren aber nicht beweisen,
wann Mr. X mit dem Auto gefahren ist.
Jetzt wäre es aber sehr dumm, ganz offen zu fragen, ob jemand Mr. X an dem Auto gesehen hat. Denn dann weiß Mr. X, dass man ihn auf dem Schirm hat und kann sich eine Geschichte zurechtlegen, warum es Spuren von ihm in dem Auto gibt: "Ja klar, ich bin damit mal gefahren, weil der Karl-Josef mich dannundann gebeten hatte, für ihn etwas einzukaufen, aber mein eigenes Auto war in der Werkstatt, hier, sehen Sie mal, da ist die Rechnung, das stimmt!" Die Erzählung kann man ihm aber nicht widerlegen, weil die Spuren ja nicht erkennen lassen
wann er mit dem Auto gefahren ist.
Nun sieht das Auto auf den Fotos auch so vergammelt aus, dass ein Zeuge denken könnte: "Hm, also, ich meine ja, damals, vor einem Jahr, da hätte ich mal jemanden an dem Auto gesehen, aber nein, das kann ja nicht sein, so gammelig wie das war...Da irre ich mich wohl!" Aber wenn der Zeuge erfährt, dass man (angeblich!) Prospekte aus jüngerer Zeit in dem Auto gefunden hat, könnte er denken: "Ja. Hm. Vielleicht stimmt es ja doch, wenn da noch neuere Prospekte drin liegen, dann kann es ja doch sein, dass ich mich richtig erinnere...."
Und wenn sich ein Zeuge meldet, der Mr. X gesehen haben will, dann können die Anwälte von Mr. X argumentieren: "Jaja, sie haben ja ein Foto von unserem Mandanten in der Zeitung abgedruckt, dadurch ist der Zeuge in die Irre geführt worden und meint nur, der Mann am Auto hätte so ausgesehen!"
Wenn man nun aber sagt, dass das Auto definitiv noch bewegt oder zumindest geöffnet wurde (weil man angeblich "darin Prospekte aus späterer Zeit" gefunden hat), dann kann es im Idealfall passieren, dass sich ein Zeuge meldet, der dann sagt: "Ja, ich habe da mal einen Mann gesehen, der ist in das Auto eingestiegen, der sah so und so aus...." und diese Beschreibung dann sehr genau auf Mr. X passt, dann hat man schon zwei Dinge, die darauf hindeuten, dass Mr. X mit dem Auto nach dem Verschwinden von KJW gefahren ist. Und die Aussage des Zeugen ist deshalb mehr wert, weil man ja kein Bild von Mr. X veröffentlicht hat, ja überhaupt keine Rede von Mr. X gewesen ist.
Die rechtlichen Probleme, ab wann man überhaupt gezielt mit einem Foto nach Mr. X suchen darf, habe ich mal weggelassen, die kommen noch hinzu... Möglicherweise hat man überhaupt noch nicht genug gegen Mr. X in der Hand und würde sich eine Menge Ärger einhandeln, wenn man ihn jetzt benennt.
Es gibt also schon denkbare Szenarien, warum man bei der Fahndung Dinge anders darstellt. Das muss in diesem Fall ja nicht so sein, aber es ist auch nicht ausgeschlossen.