WM schrieb:Vielleicht war es ja so, dass die Cousine bei der Vermisstenanzeige 2021 ausgesagt hat, der Fahrer hätte ihr erzählt, er wohne bei ihrem Cousin zur Miete. Dann hat die Polizei das überprüft und festgestellt, dass überhaupt keine Mietzahlungen von dem Fahrer auf das Konto von HS geflossen sind.
Moin!
Ich klinke mich einfach mal mit dem Zitat oben hier ein.
Den Fall hatte ich auch bei XY gesehen und so nebulös fand ich den auch wieder nicht... Hier im Thread wird mal wieder zu viel in Richtung Verbrechen orakelt.
Wenn man das Ganze Drehbuch-Konstrukt abzieht, bleiben doch nur wenige dürre Fakten übrig:
Pensionierter Lehrer mit Alkoholproblem (und den damit zusammenhängenden Begleiterscheinungen) und einem "Angestellten" verschwindet spurlos und wird erst viel, viel später von der lieben Verwandtschaft (haben die sich selbst nach der langen Zeit an ein mögliches Erbe erinnert? Wo waren die während der Zeit bis zur Vermisstenanzeige?) vermisst gemeldet...
Die Ausgangslage war ja wohl so, dass der Herr Stigl durch den Verlust des Führerscheins ziemlich in die Bredouille kam. Also hat er die einfachste Möglichkeit gewählt und jemanden angeheuert, der ihn zur Arbeit fährt und womöglich auch wieder abholt. Das muss natürlich jemand gewesen sein, der mittel- bis langfristig zur Verfügung steht und dabei zeitlich auch noch flexibel ist. Ich könnte mir vorstellen, dass der Rumäne selbst erwerbsunfähig war, das würde die längerfristige Perspektive erklären. Und er wäre mit Sicherheit dankbar für ein finanzielles Zubrot gewesen. Genauso sicher kann man davon ausgehen, dass keiner von beiden interesse daran hatte, das ganze offiziell werden zu lassen.
Um eine Frage zu beantworten, die jemand vor einigen Seiten stellte: ja, natürlich kann eine Privatperson jemanden einstellen, muss dann jedoch diese Person steuerlich und bei der Sozialversicherung anmelden, Lohnabrechnungen erstellen, die Steuern und Sozialabgaben abführen, etc. etc.
Das kann sich mit Sicherheit lohnen, man selbst als "Arbeitgeber" kann das ja auch steuerlich absetzen, aber bei einem verhältnismäßig "kleinen" Aufwand (zeitlich und von der Aufgabenstellung her) macht man das lieber schwarz und falls mal Nachfragen kommen, verbrämt man das halt unter dem Deckmantel der Nachbarschaftshilfe: "Ist halt ne Gefälligkeit"...
Das soll jetzt keine Anleitung zu kriminellen Handlungen sein, aber das spiegelt doch die Denkweise vieler Menschen wieder.
Dazu kommt noch etwas, das bei XY im Grunde nur ganz leicht angedeutet wurde: Herrn Stigls Alkoholabhängigkeit. Das war mit Sicherheit kein einmaliges Fahren mit ordentlich Standgas, sondern es muss ein gravierendes Problem gewesen sein. Sonst hätte er den Führerschein wiederbekommen und wäre auch nicht in seiner versifften Wohnung versackt.
Noch ein ganz, ganz wesentlicher Punkt gehört dazu, der bei XY überhaupt nicht Thema war, aber mit dem
jeder Abhängige konfrontiert ist: mit der Beschaffung seines Suchtmittels, egal, ob es sich um Alkohol oder Drogen handelt. Wenn der Herr Stigl am Po der Welt wohnte, ohne gescheite Infrastruktur (und wo jeder jeden kennt), wird er wohl nicht so ohne weiteres an Alkohol gekommen sein. Sei es aus Scham (die Kassiererin im Tante Emma Laden hätte nach der xten Flasche Doppelkorn in der Woche ihre Schlüsse gezogen und dann hätte es das ganze Dorf gewusst) oder aus logistischen Gründen (keine Einkaufsmöglichkeit vor Ort und keine Chance, ohne Auto wegzukommen).
Also hätte der Rumäne ganz schnell einen anderen Stellenwert bekommen, vom einfachen Fahrer zum "Partner in Crime", der bei der Beschaffung von Alkohol überlebenswichtig wird. Sonstige Fahrten (Einkäufe, Arztbesuche o.ä.) kommen noch obendrauf.
Spinnt man den Faden weiter, hat der ganz schnell den Stellenwert des einzigen Vertrauten gehabt, der vermutlich mehr Einblick zumindest in die finanzielle Situation hatte als alle anderen. Dazu muss man noch nicht mal wie Best Buddies ständig aufeinander kleben.
Das ist zumindest das, was ich aus dem XY Beitrag für mich herausgelesen habe..
Das war mit Sicherheit für alle eine win-win Situation, in der sie sich bestens eingerichtet hatten.
Wenn ich jetzt den Faden weiterspinne, dann muss der Rumäne Herrn Stigl nicht mal umgebracht haben. Vielleicht wäre er ja im Testament bedacht worden? Oder es war zumindest angedacht, aber noch nicht in trockenen Tüchern?
Ich gehe vom einfachsten Fall aus, der Herr Stigl hat eines Tages tot in der Wohnung gelegen. Derjenige, der das am schnellsten bemerken musste - und dem das am wenigsten gelegen kam, war der Rumäne.
Der hatte immer noch den meisten Kontakt und wenn er seinen "Chef" mehrere Tage nicht erreicht hätte, wäre er stutzig geworden und hätte nachgeschaut. Und weil er tatsächlich kein Interesse am Ableben des Herrn Stigl haben konnte, musste er den Toten verschwinden lassen und danach einfach zur Tagesordnung übergehen.
Ich meine, das hat ja auch vier Jahre lang bestens weiter funktioniert, die lieben Verwandten haben keinen Verdacht geschöpft und sich so lang Zeit gelassen, bis sie endlich tätig geworden sind! Und so lange Herr Stigl offiziell nicht tot war, sind ja auch noch viele Zahlungen auf sein Konto geflossen (Pension, Mieteinnahmen, falls er Teile seiner Immobilien vermietet hatte etc).
Dass der Rumäne anschließend mit seinen Unterschlagungen aufgefallen ist, liegt in der Natur der Sache: Die Ermittler werden den letzten gesicherten Zeitpunkt bestimmen, zu dem ein Vermisster gesehen wurde und danach auch routinemäßig die Konten auf Bewegungen überprüfen. Und somit dürfte der Rumäne ganz schnell in den Fokus der Ermittlungen geraten sein...
Und warum sagt er nichts? Weil er befürchtet, dass man ihm nicht glaubt. Wie das immer so ist.