emz schrieb:Aber würde ich mich an die Cousine wenden oder an die Schwester, damit die das Grab herrichten? Würde ich mir aber Sorgen machen, dass es Helmut Strigl nicht gut gehen könnte, weil ich ihn schon ewig nicht mehr gesehen habe, dann würde ich zur Polizei gehen und dort meine Bedenken vortragen.
Nun, dass das Grab nicht gepflegt wurde, muss ja nicht zwangsläufig bedeuten, dass HS etwas passiert ist. Wenn man sein Haus anschaut, dann ist das ja nun die Antithese zu gepflegt gewesen. Bei uns im Dorf würde man in so einem Fall sagen: "Ja, guck Dir das an, die faule S..., lebt im Dreck und jetzt kümmert er sich noch nicht mal mehr um das Grab seiner Mutter! Nee, das hat die nicht verdient...."
Und da kann die Nachbarin auch zu der Cousine gesagt haben: "Mensch, ich weiß ja, der Helmut hat es nicht so mit Ordnung und Sauberkeit, aber guck doch mal, wie das Grab aussieht, eine Schande für den ganzen Friedhof, kannst Du nicht mal mit ihm reden? Auf Dich hört er vielleicht wenigstens...."
Auf die Idee, dass HS Lebensstil etwas mit einem massiven (Alkohol-) Problem zu tun hat, was man auch als Krankheit sehen könnte, ist vielleicht niemand gekommen. Mal abgesehen davon, dass sowas gerne mal abgetan wird mit: "Ach, der soll man aufhören zu saufen und seine Bude in Ordnung bringen!"
Und dass man ihn nicht gesehen hat, muss ja auch erst einmal nichts heißen - bekanntermaßen hat er ein sehr zurückgezogenes Leben geführt.
Dass da auch außer dem Haus und dem Grab was im Argen gelegen hat, wissen wir jetzt, aber ich wäre vorsichtig da anzunehmen, dass das auch für die Nachbarin so ersichtlich war. Oder zumindest so ersichtlich, dass sie die Polizei ruft. Denn wenn die HS quicklebendig irgendwo antrifft, kann man sich lebhaft vorstellen, was er der Nachbarin dann erzählt: "Was fällt Ihnen eigentlich ein, mir die Polizei auf den Hals zu hetzen! Mein Leben geht sie gar nix an! Und jetzt raus, und wenn Sie noch mal zur Polizei rennen, gibt es Ärger, das kann ich Ihnen versprechen!"
Ich will das Verhalten der Leute im Dorf nicht verteidigen, aber hier scheinen einige User sich HS als einen lieben Opa vorzustellen der total dankbar ist, wenn ihm mal jemand hilft und der sich freut, wenn die Nachbarn ihn besuchen.
Das kann aber auch ganz anders gewesen sein, und nicht jeder hat ein Barmherziger-Samariter-Gen, ist eigentlich geborener Sozialarbeiter und lässt sich nicht abschütteln. Die meisten Leute würden ein- oder zweimal ihre Hilfe anbieten, aber irgendwann dann auch sagen: "Ja, mein Gott, dann eben nicht, ich habe es versucht, der will nicht und ich habe auch keine Lust mehr mich beschimpfen zu lassen, ich meine es doch nur gut. Dann soll er halt in seiner Gammelbude hocken und glücklich damit werde, ich habe echt anderes zu tun!"