Rotdrossel schrieb: Möglicherweise hatte der Mörder das Haus der später Ermordeten manipuliert, um damit zumindest folgende seiner Ziele zu erreichen - a) psychische Destabilisierung seines Opfers, b) Kontrolle ihrer Kontakte durch Erhöhung einer Art von Geheimhaltungsdruck (wenn andere mithören o. ä., müssen wichtige, persönliche Handlungen geheim oder zumindest verdeckt bleiben), c) Macht über das Opfer.
Ja, aber das würde man doch abklären? Also, wenn mein Haus, in dem ich nun schon einige Zeit wohne, seltsame Geräusche machen würde, dann würde ich dem auf den Grund gehen, schon, um auszuschließen, dass eine technische Störung vorliegt. Ich würde auch nicht darauf tippen, das jemand mein langweiliges mittelständisches Dasein abhört (wenn, dann wäre das ja dilettantisch, wenn man das dann jedes mal hört).
sören42 schrieb:Die Gassigänge von GS dauerten immer ca. 20 Minuten laut Aussage des Ehemannes, was dieser mit dem Wirbelsäulenleiden seiner Frau begründete.
Wenn die Frau wirklich kein Zufallsopfer war, dann war das vermutlich die einzige Möglichkeit, sie alleine zu erwischen. Yuri hatte ja einen gewissen Sicherheitsfaktor. Vor dem Kind will man sie auch nicht umbringen.
altesgemäuer schrieb:Ich überhaupt nicht. Ich war selbst Sondelgänger. Wie schnell hat an einem Spaziergang auf einem Waldweg jemand seinen Ehering verloren, ist einem 10 Pfennig aus der Tasche gefallen etc.
Jain - die meisten Leute laufen ja auf Waldwegen, nicht querfeldein ... daher doch ein spannender Befund.
darkstar69 schrieb:Ein derart langes Vorspiel macht bei einer Zufallstat aber so gar keinen Sinn, diverse Infos wären dann absolut unnötig. Der Appell an (offenbar bekannte) Mitwisser ist dann auch fragwürdig (sofern der Täter sich nicht offenbart hat, wie in einem anderen Fall). Aber würde man dann nicht anders appelieren?
Sie etablieren ja die Opfer immer erst in ihrem Umfeld. Zwischen den Zeilen scheint es nicht viel zu etablieren gegeben zu haben: Es gab den Sohn und Juri. Es gab ja kein Arbeitsumfeld, keine Hobbys, .... zumindest keine, die dargestellt wurde. Es gab die bei XY übliche idyllische Frühstücksszene.
rattich schrieb:An Frau Schnieder fällt im Film u.a. auf, dass sie zwar äußerst misstrauisch gegenüber abstrakten Feinden wie „der Stasi“ ist, der sie „alles zutraut“, z.B., dass die Stasi sie grundlos in ihrem eigenen Haus im Westen bespitzelt.
Das war schon akzentuiert herausgearbeitet. Vor allem machte es wenig Sinn (meiner Meinung nach) - warum sollte z.B. ein Geheimdienst die Frau ausspionieren? Warum, wenn ich Seltsames in meinem Haus bemerke, gehe ich der Sache nicht auf den Grund und finde z.B. heraus, wo das Geräusch herkommt?
rattich schrieb:Auf der anderen Seite aber ist Frau Schnieder erstaunlich vertrauensselig und offen gegenüber Leuten, mit denen sie persönlich zu tun hat, aber die sie im Grunde nicht wirklich kennt. Zu ihrem Hausgast „Yuri“ etwa hat sie offenbar vollstes Vertrauen: Sie erzählt ihm davon, dass der frühere Arbeitgeber ihres Mannes anscheinend das geschuldete Geld nicht zahlen will, sie vertraut Yuri ihr Kind an, sie lässt ihn allein im Haus, wenn sie wegfährt, und sie erzählt ihm am Tattag auch, dass sie Geld holen will und den Hund mitnimmt, also nachher mit ihm im Wald spazieren gehen will.
Vielleicht war sie auch einfach einsam? Außer Kind und Hund scheint sie kein großes soziales Umfeld gehabt zu haben - zumindest wurde das nicht dargestellt. Siehe Nicole Stindt - sie hat ja auch alles Mögliche erzählt - Motiv: Einsamkeit. Es war ja auch ziemlich außergewöhnlich, dass man jemanden, den man wohl nur aus dem Urlaub kennt, bei längerfristig sich wohnen lässt - obwohl sich dessen ursprünglicher Plan zerschlägt. Es wurde auch nicht dargestellt, dass man da Hilfe leistete: vom Zaun reparieren verbesserte sich die Lage des Mannes ja nicht, er hätte ja auf jeden Fall im nächsten Schritt eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gebraucht, um finanziell unabhängig zu sein.
rattich schrieb:Das Wohlstandsgefälle zwischen der anscheinend recht gut situierten Familie Schnieder und ihrem armen Gast Yuri mit der gebrochenen Nase, der sich für die Gastfreundschaft nur mit Arbeit revanchieren kann, ist die ganze Zeit geradezu greifbar.
Ja, v.a. auch etwas seltsam (kein Verdacht gegen Yuri) - ich würde niemanden, den ich aus dem Urlaub kenne, in meine vier Wände platzieren und noch mit dem Kind alleine lassen. Man weiß ja nicht ....
rattich schrieb:Frau Schnieder scheint das aber nicht wahrzunehmen. Sie war meist allein und vermutlich einfach froh, im Alltag jemanden in ihrer Nähe zu haben, mit dem sie reden und dem sie sich anvertrauen konnte, und vergaß alles Misstrauen. Über Yuris Gedanken erfährt man dagegen nichts.
Es ist so eine Art "Ehemannersatz". Wenn man in jungen Jahren schon erwerbsunfähig ist, macht einen das ja erst einmal einsam, weil das gesamte soziale Umfeld ein völlig anderes Zeitkontingent hat als man selbst. Wenn dann der Mann nicht da ist (sollte die erste Szene eigentlich zeigen, dass er früh zur Arbeit los ist oder andeuten, dass er nachts gar nicht nach Hause gekommen ist?).
infostream schrieb:Bin ich der einzige der es seltsam fand wozu man 400 DM abhebt um damit in einen Wald zu gehen?
Früher war die Post nicht so lange auf. Vielleicht rechnete sie damit, im Wald doch noch jemanden zu treffen und es ggf. nicht mehr zu schaffen. Allerdings - 400 DM waren viel Geld. Meine Eltern haben damals immer "Geldspaziergänge" auf die Sparkasse gemacht -zu zweit und sind dann direkt nach Hause gefahren, dass ja nichts passiert. Dass man mehr Bargeld hatte damals, war normal. Mein Vater hat meiner Mutter am Monatsanfang auch immer das Haushaltsgeld im Batzen ausgezahlt: Geld für Lebensmitteleinkäufe, Friseur, Ausflüge ...