Menedemos schrieb:Ich finde es bemerkenswert, dass der Zeuge sich zwar sicher war, dass es kein deutsches Modell war, andererseits konnte er aber offensichtlich auch nicht sicher sagen, welches Modell es sonst gewesen sei. Obwohl ihm die Polizei bestimmt Fotos diverser ausländischer Automodelle vorgelegt hat.
Hallo! Sollte es sich bei dem Kastenwagen um ein frz. Fabrikat handeln, kann ich eine Erklärung anbieten, weshalb sich die Zeugen unsicher sind, welches Modell sie gesehen haben. Nehmen wir als Beispiel den Citroen H. Die Firma Citroen verkaufte diesen Frankreichtypischen Transporter nur in 2 Varianten. Die Standardwerksversion und eine Version nur Motor, Fahrgestell mit Führerhaus. Verschiedene Karosseriebauer und Werkstätten bauten dann bei letzterer Version nach Wunsch bzw. Eigenvariante den Rest drauf. Darum gibt es eigentlich nur "den" Citroen H auf den Vergleichsbildern, die Werksausführung und allenfalls noch ein paar verbreitete Varianten.
Hintenrunter bei den Fotos fallen, selbst oft in Frankreich, die vielen Sonderausfertigungen, von denen es dutzende gibt, manchmal nur ein Fahrzeug in einer ganz bestimmten Ausfertigung. Beim Citroen H gab es mindestens 6 Dachhöhen, langer Radstand, kurzer Radstand, Ladekabine ohne Überhang/mit Überhang, bei Überhang mindestens 3 Längenvarianten, mit Fenster, ohne Fenster, mit Rücksitzen, ohne Rücksitze, Krankenwagenaufbau, Mannschaftswagenaufbau, Wohnaufsatz, Seitentüren, Schiebetüren, Bäckereifahrzeug... Ich denke der Punkt ist gemacht. Und diese Art Transporter waren üblich in Frankreich, dieses Variantenkuddelmuddel galt auch für zum Beispiel den Peugeot J.
JestersTear schrieb:@Höhenburg hat doch mal in irgendeinem Thread Täter-Typisierungen zum besten gegeben, mit dem "Cruiser" und anderen Gestalten. Vielleicht kann man das noch mal hier rüberholen?
Dem Manne kann geholfen werden: :-)
Profiler in den USA teilen Serientäter nach vielen Kriterien ein, auch nachdem wo sie ihre Taten begehen. Da gibt es 2 Typen, die sie "Marauder" und "Commuter" nennen, also "Marodeur" und "Pendler" auf deutsch.
Der Marodeur hat einen Ankerpunkt mit einem Revier darum, das er in der Regel hervorragend kennt und nur dort seine Taten begeht. In den meisten Fällen ist dieser Fix- oder Ankerpunkt sein Zuhause, es gibt aber auch prominente Beispiele, wo dieser Ankerpunkt der Arbeitsplatz, die Stammkneipe oder sogar der Lieblingsurlaubsort ist.
Beim Commuter/Pendlertyp hingegen legt der Täter teils große Strecken zurück, um von seinen Ankerpunkten entfernt die meisten oder alle seine Verbrechen zu begehen. Teilweise kennt er diesen Gegenden grob, aber genaue Ortskenntnis ist nicht wichtig für ihn und zweitrangig.
Ursprünglich ging man davon aus, daß sich Marauders und Commuters in etwa die Waage halten, mit leichtem Übergewicht bei den Marodeuren. Das hat sich allerdings nicht bestätigt, im Gegenteil. Fast alle Serientäter sind Marodeure, die Anzahl an "echten" Pendlern unter ihnen ist sehr gering. Beispiele sind Keyes, Wichmann, Bundy, Lopez, Little, Lucas und dann gibt es schon noch weitere Pendler, aber es dünnt bereits stark aus.
Ob der Täter seine Opfer vom Sehen her kennt, spielt übrigens nur in Einzelfällen eine Rolle, für Marodeure geht es hauptsächlich um den Wohlfühl- und Kontrolleffekt. Die "criminal range", also das Revier, in dem er seine Straftaten begeht, ist beim Marodeur immer eine Region die er kennt, in der er genau planen kann und zu der er eine Beziehung hat. Logischerweise wird er einige Leute dort kennen, aber die Masse wird ihm meist nicht bekannt sein, außer es ist eine abgelegene Gegend.
Dem Pendler hingegen geht es hauptsächlich um die Jagd, das Finden DES Ziels und teilweise um die Vermeidung von Spuren, die zu seiner "home range", also sein Zuhause und Umgebung, führen könnten. Er ist ein Gelegenheitstäter, der aber durchaus sehr planvoll vorgehen kann. Israel Keyes beispielsweise hatte seine Mordtouren immer genau durchgeplant. Er war gut vorbereitet und ausgerüstet, hat sich aber treiben lassen, bis er eine Gelegenheit entdeckte, sein Ziel war nicht vorbestimmt.