Wo ist Alexandra R. (39) aus Nürnberg?

Turmfalke23 schrieb:man könnte bei einer evtl. nachgewiesenen Falschaussage ganz anders vorgehen

Gibt es denn einen Verdacht auf Falschaussagen?

Selbst bei dem Fall, der letzte Woche zur spektakulären Festnahme führte, hieß es: es sei eigentlich im wesentlichen ein sprachliches Problem rund um "ich habe gesehen" vs "ich bin begegnet" bzw. "Ich habe herumgefragt und andere haben gesehen" gewesen, da alles per Dolmetscher von und nach Rumänisch übersetzt werden musste.

Die Staatsanwältin habe dann mit hochrotem Kopf die Contenance verloren und die vorläufige Festnahme nach §127 StPO ausgesprochen. Das hatte dann natürlich vor dem Haftrichter überhaupt keinen Bestand, worauf der Zeuge gleich wieder freikam. Über die Freilassung würde auch in den Medien berichtet.

Turmfalke23 schrieb:... und man könnte bei einer evtl. nachgewiesenen Falschaussage ganz anders vorgehen

Die Falschaussage ist nachgewiesen und wir sollten abwarten, welche Konsequenzen das für den Zeugen haben wird.
Nur weil er nach einer Nacht des Nachdenkens seine Angaben "deutlich relativiert" hat, wie der Pressesprecher sagte, bleibt es dennoch eine Straftat, und das Verfahren gegen ihn wird weitergeführt.

emz schrieb:Die Falschaussage ist nachgewiesen

Wo ist das denn wie nachgewiesen? Ich dachte immer das passiert vor irgendeinem Gericht mit einem Schuldspruch ??

Lanza schrieb:Wo ist das denn wie nachgewiesen? Ich dachte immer das passiert vor irgendeinem Gericht mit einem Schuldspruch ??

Selbstverständlich!

Leider wird dieses rechtsstaatliche Prinzip hier gerne mal aus den Augen verloren. Richtig ist, dass mit der Haftentlassung der Vorwurf der uneidlichen Falschaussage nicht sofort fallengelassen wurde. Ob deswegen überhaupt je Klage erhoben werden wird oder man die Staatsanwältin im laufenden Verfahren nicht völlig düpieren wollte, kann jeder für sich entscheiden.

Schateffi schrieb:Der nächste Zeuge war ein, meiner Meinung nach selbsternannter, Profiler.

Woher kommt dieser Zeuge. Hat er sich selbst gemeldet oder wurde ermittelt?

@Schateffi Vielen Dank auf jeden Fall für diese direkten Eindrücke. Das ist für so ein Forum hier Gold wert

Schateffi schrieb:Nur leider erkannte er, der sich damit rühmte, seinen Job beim BND zu haben, weil er die Gabe hat, sich Gesichter fotografisch merken zu können, keinen der beiden Angeklagten, die direkt neben ihm saßen. Er wurde aufgefordert, sich umzusehen

Warum sollte er auch? Der eine Angeklagte war gerade mit dem Twingo auf dem Rückweg vom Brenner, der andere mit dem Range Rover unterwegs zur Polizei Schwabach.

Lanza schrieb:Woher kommt dieser Zeuge. Hat er sich selbst gemeldet oder wurde ermittelt?

Er war zu Gast in der Hafenkantine Nbg. und sah dort den Flyer mit den beiden Fahrzeugen.
Er berichtete nur über den Mitsubishi Outlander. Dieser war seiner Meinung nach mit 2 Personen besetzt. Er meldet sich bei der Polizei als Zeuge.

Hatte vergessen, dass die Nachbarin den Angeklagten Dejan am Vormittag des 9.12. am Grundstück der Wohnadresse gesehen haben will. Sie hatte sich wegen des Kontaktverbots darüber gewundert.

Weiter ging es mit einem Herren, dessen Firma sich im Hafengebiet befand.
Ihm war der Range Rover am 10.12. aufgefallen. An das Kennzeichen aber konnte er sich nicht erinnern.

Die nächste Zeugin war eine Bekannte und, wenn man mich fragt, schon eher Vertraute von Alexandra.
Sie hatten sich in der Postbank kennengelernt, die Zeugin ist/war Kundin.
Man hatte sich gut verstanden, die Zeugin war wegen der Pandemie und noch zu Dejans Zeiten pandemiebedingt nicht arbeiten und so entwickelte es sich, dass sie über 1 1/2 Jahre häufig, fast täglich, am Nachmittag auf Sofia aufpasste. Geholt und gebracht wurde sie meistens nach dem Abholen aus der Kita von Alexandra, manchmal auch von Dejan.
Diesem war das Kind lt ihr "zu viel", er brachte es auch mal hungrig und mit vollen Windeln, verspätete sich häufiger beim Abholen. Einmal hätte das Kind ein blaues Auge gehabt, er hätte behauptet, es sei vom Stuhl gefallen. Alexandra hätte er zum Ende hin ihr gegenüber als Schlampe bezeichnet.

Mit ihr sprach Alexandra wohl offener, als mit anderen Zeugen. Es war zb die Rede von 400.000€, die Dejan Alexandra "genommen" haben soll.
Alexandra soll ihr gegenüber geäußert haben, sie habe Angst vor Dejan. Das war bereits nach Frauenhaus und Kontaktverbot.

Es gab bereits Absprachen, dass sie weiter helfe, wenn das Baby da ist. Sie bekam 100€ die Woche von Alexandra für die Betreuung.

Die Beziehung zu Bastian wäre gut gewesen. Sie war 2022 mit Alexandra, Bastian und Sofia eine Woche auf Mallorca und alles sei harmonisch gewesen.
Am Tag ihres Verschwindens sollte Sofia eigentlich wieder gebracht werden nach der Kita.
Gegen Mittag aber rief ein Handwerker bei ihr an, der in einer ihrer Wohnungen in Fürth auf Alexandra wartete und fragte, ob sie wisse, wo sie bliebe.
Später rief auch Bastian sie an, er könne Alexandra nicht erreichen, ob sie wisse, was los ist.

Auch sie beschreibt die Beziehung zu Sofia als sehr liebevoll. Auf das Baby habe Alexandra sich wahnsinnig gefreut. Die Bezoehung zu Bastian sei harmonisch gewesen. Wäre es anders gewesen, glaube ich, hätte diese Frau das gewusst, Alexandra es ihr erzählt.

Sie habe schon vor Jahren zu ihr gesagt, Dejan hätte eine andere Frau, sie wisse das. Er sei nie über Nacht geblieben und sie wisse nicht, wohin er nach Verlassen der Wohnung immer fahre. Einmal hätte Alexandra ihn verfolgt, ihn aber offenbar verloren.

Die beiden anderen Befragungen muss ich glaub morgen posten, bin platt nach 9 Stunden im Gericht, sorry :)

Lanza schrieb:für

Sehr gern!

Der Zeuge hatte sich selbst bei der Mordkommission gemeldet. Allerdings erst Monate später, wann genau, weiß ich nicht mehr.

Entsetzlicher Typ mit krankhaft übertriebenem Geltungsdrang. Er hat seine Show abgezogen, anders kann ich es nicht sagen.

Will das gar nicht alles erzählen, er hat sich in allen Belangen in den Himmel gehoben. Das Publikum hat durchgehend die Augen verdreht

Papaya64 schrieb:Angeklagte

Ich persönlich hab auch kein Wort von dem für voll genommen - alle anderen Beobachter auch nicht und was Anwälte, Richter usw von ihm halten, kann man sich glaub ich denken.

Soweit ich mich erinnere, ging es aber auch um den 10.12. bei ihm. Das war der Samstag. Dennoch m.M.n alles völlig überzogen und unglaubwürdig

Turmfalke23 schrieb:Fahrzeugen

möglich, ja. Hier hingen ja überall die Flyer. Dejans Anwalt konfrontierte ihn nach seinem Auftritt damit, warum er bei der Polizei von einem Nissan sprach und nun von einem Mitsubishi. Der Mann mit dem herausragenden fotografieschen Gedächtnis antwortete, dass er mit Autotypen nix anfangen könne...

Turmfalke23 schrieb:Mitsubishi

Edit: jetzt hab ichs nochmal überdacht. Falls du nicht auch da warst: der Typ hat da wirklich ein Schauspiel abgezogen. In der Hafenkantine ist er angeblich täglich, weil er den Besitzer kennt.
Er hat mehr über sich selbst und seine tollen Fähigkeiten erzählt, als über den angeblichen Vorfall.

Schateffi schrieb:Soweit ich mich erinnere, ging es aber auch um den 10.12. bei ihm. Das war der Samstag. Dennoch m.M.n alles völlig überzogen und unglaubwürdig

Mein Verständnis war, dass es um den 9.12. ging. Der Tag, an dem die beiden Angeklagten mit dem Mitsubishi Outlander in Schwabach waren und anschließend Ugur mit dem Twingo nach Italien fuhr. Abends will dann besagter Zeuge den Wagen an der Hafenkantine gesehen haben.

Oder irre ich mich und es ging um Samstag? Da soll doch Zeuge AA den Outlander bereits mittags in Schwabach für seine Frau abgeholt haben.

Papaya64 schrieb:

Kann auch sein, dass ich mich irre und es der Freitag war.

Nachdem aber bei der ersten, noch relativ frischen Aussage bei der Polizei weder Fahrzeughersteller, noch Farbe übereinstimmten, und das bei einem Menschen, der behauptet, "Gesichter lesen zu können" und außerordentliche Merkfähigkeiten zu haben, vermute ich, dass auf diese Aussage seitens des Gerichts sowieso nicht viel gegeben wird.

@Schateffi
Viel seltsamer fand ich seine Eseelsbrücke bzgl des Kennzeichen. Er merkte sich das Kennzeichen, indem er es mit dem englisch ausgesprochenen Namen NEO aus dem Film Matrix verband. Also N-IO. Das Kennzeichen des gesuchten Mitsubishi war aber N-OI... An die Zahlen konnte er sich trotz des außerordentlichen fotografischen Gedächtnisses ja leider auch nicht erinnern. Warum wird solch ein Zeuge überhaupt geladen?

Lunatics schrieb:Warum wird solch ein Zeuge überhaupt geladen?

Weil es ein grober Verfahrensfehler wäre, das nicht zu tun. Ist ja ein potentieller Entlastungszeuge und das Gericht darf nur würdigen, was in der Hauptverhandlung passiert. Eine vorweggenomme Beweiswürdigung a la "der weiß eh nichts, macht sich nur wichtig" auf Grundlage der Aktenlage ist unzulässig (selbst wenn sich ggf die Staatsanwaltschaft und Gericht in etwa das insgeheim gedacht haben mögen).

Lunatics schrieb:Viel seltsamer fand ich seine Eseelsbrücke bzgl des Kennzeichen. Er merkte sich das Kennzeichen, indem er es mit dem englisch ausgesprochenen Namen NEO aus dem Film Matrix verband. Also N-IO. Das Kennzeichen des gesuchten Mitsubishi war aber N-OI... An die Zahlen konnte er sich trotz des außerordentlichen fotografischen Gedächtnisses ja leider auch nicht erinnern. Warum wird solch ein Zeuge überhaupt geladen?

Ja, da mussten wir uns, glaube ich, alle zusammenreißen. Bei vielen Aussagen, die er getätigt hat.

Er muss geladen werden, man kann ja nicht von Grund auf einfach an seiner Glaubhaftigkeit zweifeln, nur weil er ein seltsamer Typ ist. Leider halten solche Leute Justiz und Polizei häufig auf.

Für alle, die nicht da waren und für die deshalb nicht nachvollziehbar ist, wie er sich benommen hat:

Es ging schon bei den Personalien und dem Beruf los, da hat er sich als Fallanalytiker, der für den BND tätig war (ist?) vorgestellt, der nachweislich (auch eins seiner Lieblingsworte) schwere Verbrechen verhindert hätte.
Ausgebildet ist er auch, da aber die Ausbildung in Israel statt fand, gibts dazu keine Dokumente ;) Vermutlich einfach kein Papier vorhanden in Israel.

Naja und dann hat er ewig von seinen Reisen, Erfolgen und seinen besonderen Fähigkeiten erzählt und wie beliebt er doch in Nürnbergs High Society rund um die Hafenkantine ist - für alle nicht-Nürnberger:
Die Hafenkantine ist genau das, was der Name schon sagt. Mit gutem Essen, aber halt auch Plastikstühlen und -tabletts. Ne gute Kantine halt und kein Michelin-Restaurant, so, wie er es präsentiert hat. Er war auch nur dort, weil er das Essen für eine Weihnachtsfeier kosten sollte. Der hat sich soooo für wichtig genommen, grauenhaft.

Zu Beginn hat er noch erzählt, dass er dann wieder zurück in sein "Loft in der Nürnberger Innenstadt" fahren wollte. Ein paar Sätze später erzählte er, die Wohnung sei in Sündersbühl in einer furchtbaren Gegend gewesen, er sei übers Ohr gehauen worden.

Dann versuchte er ständig, es so darzustellen, dass ihn aufgrund seiner Fähigkeiten die Gesichter im Van interessiert hätten. Der Richter brachte ihn dann durch Nachfragen dazu, zuzugeben, dass er sich einfach ein Rennen mit ihnen geliefert hat.

Und noch vieles mehr an Unstimmigkeiten und Gefasel, das es nicht wert ist, getippt zu werden. Ich hab dem kein Wort geglaubt.

So, Teil 3 von gestern.

Eine weitere Zeugin wurde angehört, sie ist seit ca 6-8 Jahren (ihre Aussage) mit Klaus R. befreundet. Die 82jährige kennt ihn und seine Partnerin Nadine gut.
Alexandra hat sie nur einmal auf einer Grillfeier gesehen. Auch sie hat dort einen liebevollen Umgang zwischen Alexandra und der Tochter beobachtet.

Klaus R. hat sie im Frühjahr 2023 bezüglich eines Fahrzeugkaufs um finanzielle Hilfe gebeten. Sie war erschrocken, weil sie mit rund 5000€ rechnete, er sich aber 13000€ leihen wollte - die sie ihm auch gegeben hat.
Hier hätte ich super interessant gefunden, wenn nachgefragt worden wäre, welches Auto zu welchem Preis er gekauft hat, kurz kam in mir der Gedanke auf: wo ist das Geld? Wurde wirklich ein Auto gekauft und wenn ja, zu welchem Preis?

Sie berichtete auch, dass es schonmal vorgekommen sei, dass Klaus bei ihr zu Besuch war und von Alexandra angerufen wurde, mit der Bitte, das Kind zu baden, abzuholen etc.

Am 9.12. sei Klaus mit Nadine ab ca. 14:30 Uhr bei ihr gewesen um ihren Geburtstag nachzufeiern. Gegen 16 Uhr wurde Klaus angerufen, Alexandra hätte das Kind nicht von der Kita geholt, er müsse kommen und das tun, weil Bastian dazu nicht berechtigt ist.
Also packten sie ihre Sachen und holten die kleine Sofia.

Sie ist weiterhin mit Klaus befreundet, sie sprechen auch oft über die Thematik und lt. ihr ist Klaus sehr bestürzt, besorgt und hat sich nach Alexandras Verschwinden angemessen verhalten.

Der letzte Zeuge war dann ein zweiter Mitarbeiter von Dejan B., ein anderer wurde ja bereits an einem anderen Tag befragt.
Er berichtete, Dejan B. über den anderen Mitarbeiter kennengelernt zu haben. Er wollte 2022 aus der Ukraine nach Deutschland und brauchte dafür Arbeit und Wohnung, beides bekam er durch die RB Management bzw. Dejan B.
Er bekam eine renovierungsbedürftige Wohnung in der Schwabacher Straße in Fürth. Den Mietvertrag hatte Alexandra unterschrieben, die auch die Eigentümerin der Wohnung ist, zu diesem Zeitpunkt hatte er sie aber noch nie getroffen.

Für Dejan B. führte der Elektroingenieur u.a. Tätigkeiten in dessen Haus in Pyrbaum aus, lernte dort auch die Partnerin Nicole kennen, von der er glaubte, sie sei Dejans Ehefrau.
Ansonsten wurde er für verschiedene Arbeiten in den gekauften Objekten eingesetzt, meist zusammen mit dem anderen Mitarbeiter.
Als Firmen-/Baustellenfahrzeug fuhren sie einen weißen Nissan-Transporter mit dem Kennzeichen N-RB-7000.

Er wurde zur Halle in Sindersdorf befragt. Dort lagerten die Möbel von Ugur T.s Eltern, die wohl zurück in die Türkei gegangen waren. Die Halle verfügte über einen großen Bereich und zwei kleinere Zimmer, es wurden auch Bilder gezeigt. Den einen Raum nannte er "Büro", dieses war jedoch nicht wie ein solches eingerichtet. Fließend Wasser oder Heizung gibt es dort nicht, dennoch ist der zweite kleine Raum wie eine Küche ausgestattet worden: Kühlschrank, Herd, lt. seiner Aussage ein Tisch, der fast den ganzen Raum einnahm, welcher aus Europaletten, MDF-Platten und einer Küchenarbeitsplatte oben drauf bestand.

Dieser wurde nach dem Ausräumen am Wertstoffhof der Rothenburger Straße entsorgt, ebenso alles andere, was dort entfernt oder rausgenommen wurde. Nur für diesen Raum erhielt er von Dejan B. den Auftrag, den Boden rauszureißen und zu betonieren. Dejan B. hatte ihm gesagt, dass die Halle an jemand anderen vermietet und deshalb leer geräumt und dort der Boden gemacht werden müsse. Das wäre Mitte Dezember 2022 gewesen.

Auch im Limbacher Haus war er im Frühjahr 2022, daran erinnerte er sich aber erst, als man ihm Bilder des Hauses zeigte. Er hatte da mit Ugur und Abu (bin mir beim Namen des Kollegen nicht sicher) Reifen geholt, weil sie den Auftrag hatten, diese zu wechseln. Außerdem einen Tisch, irgendwas zerbrechliches, auf das sie aufpassen sollten und zwei teure, hochwertige Sessel.

Alexandra lernte er im März 2022 kennen, weil sie plötzlich bei ihm vor der Tür stand und sich als Eigentümerin und Vermieterin vorstellte. Er beklagte sich bei ihr, dass ihm im Vorfeld 4 Zimmer mit über 100qm versprochen worden wären, es seien aber nur 3 Zimmer und unter 80qm.
Deshalb würde er die Miete entsprechend anpassen. Das tat er dann auch, woraufhin sich Alexandra zivilrechtlich wehrte und ihm die Wohnung kündigte - das Verfahren ist aktuell aufgrund ihres ungeklärten Verbleibs eingefroren.

Von Dejan B. bekam er von Beginn an 3800€ brutto pro Monat, schon ein bisschen viel irgendwie, finde ich. Das Geld kam immer pünktlich. Ob der andere Kollege den Mitsubishi am fraglichen Tag an Dejan B. verliehen hat, wisse er nicht. Sie seien getrennt nach Pyrbaum zu Dejan gefahren, er sei vor dem Kollegen mit dem Nissan nach Hause gefahren.
Der Mitsubishi wurde nach Alexandras Verschwinden ganz in der Nähe der Wohnung des Zeugen abgestellt. Davon aber hätte er nichts gewusst. Er sei in dem Auto nie mitgefahren oder gar selbst damit gefahren, sei lediglich mal im stehenden Auto gesessen.

Vor der Festnahme im Sommer 2023 hatte Dejan ihm ein hochwertiges Fahrzeug geschenkt. Der Richter wurde nun mal etwas hartnäckiger, wies ihn wiederholt auf seine Pflichten hin und dass er ihm nicht abnehme, nicht mehr zu wissen, als er sage. Dass er glaube, es hätte eine Gegenleistung für Lohnfortzahlung und das Auto gegeben.
Auch, wenn Dejan keine Arbeit für ihn hatte, hat er das volle Gehalt weiter ausbezahlt bekommen.

Beide Männer kannte er als Geschäftsführer, Aufträge erhielt er jedoch nur von Dejan.
Arbeitsabsprachen sahen so aus, dass Dejan ihm entweder am Abend, wenn sie sich sahen, sagte, was am nächsten Tag anstehe oder aber er eine Whatsapp schrieb.
Diese lauteten dann knapp: "Morgen Pyrbaum, 9 Uhr". Am 8.12. erkundigte er sich, was am nächsten Tag anstehe. Dejan antwortete per Nachricht "Urlaub, übermorgen auch".

Nach der Festnahme der beiden hätte er sich mit dem Kollegen nicht darüber unterhalten. Da jedoch ein Telefonat der beiden abgehört wurde, wurde dieses durch den Richter verlesen.
Der Zeuge sagte in diesem, er würde saufen und fragte den Kollegen, ob er mitmachen wolle. Warum, fragte der andere. Naja weil sie ja jetzt nicht wüssten, wie es weiterginge. Die beiden Ziegen (die Dolmetscherin erläuterte, dass der Begriff im Deutschen deutlich bösartiger sei) hätten Mist gebaut. Aber es würde schon irgendwie alles gut gehen. Sie müssten sie nach spätestens 24 Stunden ja wieder entlassen, wenn sie nichts gegen sie in der Hand haben. Nicole hätte sich gemeldet und sie täte ihnen leid. Bei der Verhaftung sei auch sie auf den Boden geworfen und ihr Handschellen umgelegt worden.

Der Zeuge erläuterte auf die Frage, warum er sich betrunken hat und hinsichtlich des Telefonats, dass er erst ab März 2023 für den Aufenthalt einen anderen Job in einer anderen Firna hätte annehmen dürfen. Dass er sich Sorgen machte, wie er bis dahin durchhalten soll, ohne die Chance auf ein dauerhaftes Visum zu verlieren.

Ich hab bestimmt ganz viel ausgelassen und/oder vergessen, tut mir leid. Hab nix mitgeschrieben und mein Gedächtnisprotokoll ist sicher nicht vollständig :) Bitte meldet euch gerne, wenn ihr Fragen habt, vielleicht fällt mir dann auch noch das eine oder andere ein.

Vereidigt wurde übrigens kein einziger Zeuge. Spätestens beim letzten wäre das, meiner Meinung nach, nötig gewesen.
Ich weiß, dass oft in psychologischer Hinsicht mit den Zeugen in einem etwas milden Ton gesprochen wird. Was mir allerdings echt unprofessionell erschien, war, dass sämtliche Beteiligten von Richter und Staatsanwältin meist nur beim Vornamen genannt wurden.

Schateffi schrieb:Was mir allerdings echt unprofessionell erschien, war, dass sämtliche Beteiligten von Richter und Staatsanwältin meist nur beim Vornamen genannt wurden.

Spannend !
Ganz neue, easy peasy Umgangsformen?

Schateffi schrieb:Vereidigt wurde übrigens kein einziger Zeuge

Das ist bemerkenswert.


@Schateffi
Besten Dank für diese Eindrücke, die sehr aufschlussreich sind.