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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

2.557 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Mord, Messer ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

27.06.2023 um 19:57
@wolfi7777
Ich würde mal sagen, kein Richter würde in einem Prozess so einen Einwand gelten lassen. Diese Information zu einem Teenager dürfte im Prozess nicht als Argument gebracht werden. Nach dem Gesetz war er minderjährig. Da sind Namen und Akten eigentlich versiegelt. Aus so einer Tatsache lässt sich absolut nichts ableiten, was auf eine Tat als Erwachsener schließen lassen könnte.
Ich wundere mich, wer so was jetzt ausgräbt da? Zumindest darf es ihm in einem möglichen Prozess nicht unter die Nase gehalten werden.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

28.06.2023 um 03:47
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Verstehe ich es richtig? Es geht um einen Handschuh? Den Weg der DNA Rückwärtssuche?
Was war der Auslöser, Verbindungen zu Kohberger zu ziehen. Das Auto oder die DNA Spur an.der Messerhülle. Man spricht von drei männlichen DNA Spuren gesichert am Tatort, die nicht Kohbergers sind.
Die Verteidigung vermutet, dass einiges von der Staatsanwaltschaft zurück gehalten wird? Richtig?
Ist das Deiner Meinung nach ein kleiner Vorgeschmack, auf den Prozess?
Ja, zum Teil. Die Staatsanwaltschaft hat ja vorige Woche einen Antrag gestellt, die Details der genealogischen DNA Untersuchung geheim zu halten, denn was zähle sei nur das Ergebnis.

Die Verteidigung sieht das ganz anders. Dieses Thema berührt Grundsatzbereiche des amerikanischen Prozessrechts, ich hatte das ja schon ab und zu angesprochen. Der Grundgedanke ist unbedingt ein faires Verfahren zu haben, und dazu gehört, dass die Verteidigung möglichst ein klares Bild der Ermittlungen hat. Man nennt dies "due process." Wenn es sich um wissenschaftliche Ermittlungsschritte handelt, dann hat die Verteidigung in der Regel das Recht zu wissen, wie diese Ermittlungen eigentlich funktionieren, und ob diese Methode "wissenschaftlich anerkannt ist" (sog. Frye und Daubert Tests.

Hier nun sagt sie: "Moment amol. Wir wissen gar nichts über diese mysteriöse Genealogie-DNA Untersuchung. Wir wollen alle Details erfahren! Wir finden es verdächtig, dass das FBI ausgerechnet unseren Mandanten gefunden haben will. Nach welchen Kriterien? Wieso? Wen gab es noch in der Reihe der DNA Ergebnisse?"

Die Verteidigung sagt, dass ihr Mandant keinerlei Verbindungen zu dem Opfer hatte und geht gar so weit, in einem Nebensatz anzudeuten, seine DNA auf der Messerscheide könnte ja dort plaziert worden sein. Solche Argumente kennt man ja leider aus dem Avery Fall.

Sie will auch wissen, in welcher Reihenfolge sich die Ermittlungsergebnisse offenbart haben, Elantr oder DNA zuerst und so weiter.

Meiner Meinung nach fischen sie ein wenig im Trüben und hoffen irgendwas zu finden, was die Indizienkette in Frage stellt. Konkretes haben sie aber bisher nicht. In gewisser Weise gebe ich ihnen grundsätzlich Recht, dass sie mehr Informationen über den Weg der DNA Tests erhalten sollten. Ob sie allerdings da irgendetwas nicht koscheres finden werden, bezweifle ich.

Die Verteidigung nimmt also bisher die Position ein, unser Mandant hat nichts mit dem Fall zu tun. Das ist legitim und nicht überraschend. Erst wenn sie ein komplettes Bild aller Indizien und ihrer Genese hat, wird sie überlegen, ob diese Position haltbar ist oder nicht.

Hier ist die Antwort der Verteidigung: https://www.foxnews.com/us/bryan-kohberger-defense-claims-idaho-murders-suspect-has-no-connection-victims

Was die anderen DNA Spuren angeht, so sollten die nicht überraschen in einem Haus, in dem angeblich dauernd Party angesagt war. Die Lage der Spuren ist freilich lange nicht so eindeutig wie die auf einer Messerscheide, die unter den erstochenen Leichen liegt. Da eine "Fremdtäter DNA" story zu basteln wird der Verteidigung wohl kaum gelingen.
Zitat von wolfi7777wolfi7777 schrieb:BK wurde 2014 verhaftet weil sein Vater gemeldet hatte er habe seiner Schwester das iphone geklaut.
Ist das jetzt relevant?
Für unseren Fall nicht. Es gibt klare juristische Regeln, ob man solche Dinge in den laufenden Prozess überhaupt einbringen darf, also ob die Jury davon erfahren sollte, und die sind hinsichtlich früheren Fehlverhaltens etc. recht streng. Das System will vermeiden, dass eine Jury denkt: 'na, wer seine Schwester bestiehlt, der mordet auch." Dass dieser Schluss etwas hanebüchen ist, wird einleuchtend sein, daher würde ein Richter nach den bestehenden Regeln vermutlich diese Information nicht im Prozess zulassen.

Uns Zuschauern zeigt es aber freilich ein weiteres Stück des Charakterbildes des Angeklagten. Und das ist nicht positiv.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

29.06.2023 um 10:28
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 25.06.2023:Gestehen kann er jederzeit, aber wenn er daraus einen Vorteil will, wird dieser eher im Raum stehen, wenn er bald gesteht.
@Rick_Blaine

Ich bin rechtlich gesehen nur ein Laie wie die meisten hier, aber ich glaube hier liegst Du falsch.

Das Verfahren ist in diesem Fall nicht angewiesen auf ein Geständnis des Angeklagten. Die Indizien und Beweise zeichnen ein sehr deutliches Bild. Der hat sich von so ziemlich jeder Kamera in Idaho aufnehmen lassen, dazu noch die Messerscheide etc., ...

Wenn er jetzt, wo ihm klar wird was man alles gegen ihn in der Hand hat, gesteht könnte ihm das sogar nachteilig ausgelegt werden mMn da man es dann wohl eher als "taktisches Verhältnis zur Wahrheit" deuten könnte.

Wenn er von Anfang an gestanden hätte, Erklärungen macht für die Angehörigen warum das passiert ist...allein das hätte etwas ändern können denke ich.

Aber der Zug ist jetzt abgefahren.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

29.06.2023 um 13:08
@vonCarstein
Ich befürchte fast ( bzw bin ich sehr sicher), dass @Rick_Blaine
aufgrund seiner vermutlich sehr langjährigen Erfahrungen als Strafverteidiger ( sowohl in den USA als auch vermutlich hier) davon überzeugt ist, dass es nicht mehr viel bringen könnte, auf den letzten Metern eines Prozesses reuig einzuknicken, um Jury oder Richter irgendwie zu bewegen, Urteil oder Strafmaß zu seinen Gunsten zu formulieren.
Zumindest bei speziell diesem Fall, dürfte ( wenn überhaupt) ein Deal sehr viel früher diskutiert werden müssen. Wenn der Staatsanwalt in diesem Fall einen sehr soliden starken Fall hat ( was ich als Laie vermute) gibt es warscheinlich auch keinen Grund irgendeinen Deal anzubieten. Kaum vorstellbar, dass BK auf so etwas eingeht, so souverän wie er bisher zitiert wurde. Ich vermute, er zieht das durch, in der Hoffnung, dass seine Verteidiger alle Beweise Stück für Stück entkräften wollen und größtmögliche Zweifel sähen werden. Er ( BK) wäre nicht der erste und nicht der letzte, der fest daran glaubt, aus der Nummer jemals wieder rauszukommen.

@Rick_Blaine
Danke für den Einblick. Ja die Anstrengungen der Verteidigung sind warscheinlich mehr als gerechtfertigt, angesichts der Möglichkeit einer drohenden Todesstrafe. Da müssen sie natürlich jeden Stein umdrehen um zu entkräften, was nur möglich ist. Am Ende wird man sicher auch das Herzstück hinterfragen, die Messerhülle. Wobei die Hülle als solches ja eigentlich, als der unschlagbare Beweis benutzt werden wird von der Staatsanwaltschaft. Dazu dann alle anderen Erkenntnisse, die evtl zum zum Täter führen.
Ich bin tatsächlich gespannt worauf es hinausläuft. Wird man tatsächlich darauf plädieren, er BK hatte mit all dem absolut nichts zu tun? Seine nachweisbaren Fahrten zum Tatort vor der Tat, wie will man das entkräften? Man muss ja quasi für jedes Indiz ein Argument finden, warum das alles nur eine Anhäufung von Zufällen war. Wie hoch allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendein anderer Täter war? Wird man einen alternativen Täter präsentieren um Zweifel zu sähen?
Sollte die Staatsanwaltschaft BK beweisen können, dass er sehr wohl vorher eines der Opfer gestalkt oder intensiv kontaktiert haben, wie wird man das erklären. Vielleicht gibt es eine Häppchen Taktik im Gerichtssaal, immer nur soviel zugeben, wie nötig. Aber so wie du es ausführst, geht die Verteidigung in Richtung, er war es nicht und Punkt?
Ich frage mal ganz naiv, meinst du BK mischt ordentlich mit bei dieser Strategie? Aufgrund seiner akademischen Bildung und seinen warscheinlichen Kenntnissen zu einigen Dingen, wäre das vorstellbar? Meinst du, ihm ist der Ernst der Lage bewusst? Oder blendet ein Mandant so etwas aus, und ist tatsächlich überzeugt und hoffnungsvoll, das Gericht als freier Mann zu verlassen?
Bis Oktober ist es ja noch ein paar Monate, wird die Zeit ausreichend sein für die Verteidigung, oder anders gefragt, könnten sie noch darum bitten, den Prozessbeginn nach hinten zu verlagern?


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

29.06.2023 um 13:21
Zitat von vonCarsteinvonCarstein schrieb:Die Indizien und Beweise zeichnen ein sehr deutliches Bild. Der hat sich von so ziemlich jeder Kamera in Idaho aufnehmen lassen, dazu noch die Messerscheide etc., ...
Ja, das mag uns als Laien so erscheinen, mir erscheint das auch sehr viel, was für eine Täterschaft von BK spricht
Aber letztendlich müssen all die Beweise und Indizien auch so zusammengetragen werden, dass es am Ende reicht für einen Schuldspruch.
Und ob das tatsächlich so ist, wird sich erst im Prozessverlauf zeigen, denn auch die Verteidigung ist natürlich nicht untätig. Sie wird natürlich versuchen die vermeintlichen Beweise und Indizien zu entkräften.
Ich würde schon sagen, dass da rechtlich noch einiges offen ist.
Und insofern könnte BK mit einem frühzeitigen Geständnis eventuell für sich doch noch etwas rausholen. Das wäre nach meinem laienhaften Verständnis aber vermutlich nur ein Abwenden der im Raum stehenden Todesstrafe, hin zu einer lebenslangen Haft.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

30.06.2023 um 02:52
Zitat von calligraphiecalligraphie schrieb:Ich frage mal ganz naiv, meinst du BK mischt ordentlich mit bei dieser Strategie? Aufgrund seiner akademischen Bildung und seinen warscheinlichen Kenntnissen zu einigen Dingen, wäre das vorstellbar? Meinst du, ihm ist der Ernst der Lage bewusst? Oder blendet ein Mandant so etwas aus, und ist tatsächlich überzeugt und hoffnungsvoll, das Gericht als freier Mann zu verlassen?
Bis Oktober ist es ja noch ein paar Monate, wird die Zeit ausreichend sein für die Verteidigung, oder anders gefragt, könnten sie noch darum bitten, den Prozessbeginn nach hinten zu verlagern?
Wie gesagt, ich bin der Meinung ein Mandant sollte sehr umfassend informiert werden, damit er seinem Verteidiger vertraut, sollte sehen können, dass sich der Verteidiger gut auskennt und weiss was er tut und dann bitteschön die Sache dem Verteidiger überlassen. So wie ein Patient, der in eine Klinik geht und schliesslich im OP selig vor sich hinträumt, wáhrend der Chirurg operiert.

Aber in der Wirklichkeit ist das nicht immer so. Ich habe heute einen halben Tag in meiner Kanzlei damit verschwendet zwei Mandanten nacheinander zu erklären, dass, wie sie vorgehen wollen, garantiert für sie zum Desaster werden wird. Aber man denkt ja immer, man hat soviel Ahnung...

Umgekehrt ist es schon ganz gut, wenn sich ein gewisses teamwork zwischen Mandanten und Verteidigern ergibt. BK kann seinen Verteidigerinnen helfen, sollte aber bei strategischen Entscheidungen ihnen folgen.

Ist ihm der Ernst der Lage bewusst? Ich kann noch immer seine Persönlichkeit schlecht einschätzen. Solange er kein Soering ist, der sich für schlauer als die gesamte Welt hält, denke ich, sollte ihm die Lage schon bewusst sein. Es hilft auch, die Realität zu erkennen, wenn man die schöne Sommersonne nur noch hinter vergitterten Fenstern hervorscheinen sieht.

Nun noch mal zur Frage eines Geständnisses: Wenn er einen Vorteil davon haben möchte, denke ich, sollte er sich bei Zeiten an den Staatsanwalt wenden. Er kann das zwar jederzeit tun, aber... ich hab das ja schon öfter hier geschildert. Ist es aussichtsreich, dass er irgendwas erreichen könnte? Das kann man nie so vorhersagen. In meinen Augen, aber nur mit dem gleichen Wissensstand, was die Indizien angeht, den hier alle haben, denke ich die Wahrscheinlichkeit, dass er verurteilt wird ist hoch.

Ich denke auch, angesichts der Zahl der Opfer und der Jugend der Opfer usw. wird die Bereitschaft einer Jury, ein Todesurteil zu sprechen ebenfalls relativ hoch sein.

Ausserdem hat der Fall sehr hohe Publizität. Es kann durchaus sein, dass ein Staatsanwalt meint, es gäbe keinerlei Grund, ein Angebot für ein Geständnis zu machen.

Insofern gebe ich @vonCarstein Recht, aber man kann von aussen nie das Gesamtbild beurteilen und sollte daher niemals nie sagen.

Wenn es aber etwas für ein Geständnis geben könnte, dann bin ich wie immer mit @fischersfritzi
einer Meinung: nicht mehr als den Verzicht auf die Todesstrafe. Das natürlich immer unter der Massgabe, dass das Geständnis ungefähr den Ablauf der Tat widerspiegelt, wie er sich uns jetzt darstellt.
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Und insofern könnte BK mit einem frühzeitigen Geständnis eventuell für sich doch noch etwas rausholen. Das wäre nach meinem laienhaften Verständnis aber vermutlich nur ein Abwenden der im Raum stehenden Todesstrafe, hin zu einer lebenslangen Haft.



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30.06.2023 um 03:16
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Solange er kein Soering ist, der sich für schlauer als die gesamte Welt hält, denke ich, sollte ihm die Lage schon bewusst sein.
Soering wurde nach 33 Jahren entlassen, die Welt war am Ende leider auch nicht schlau genug, um das zu verhindern.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ausserdem hat der Fall sehr hohe Publizität. Es kann durchaus sein, dass ein Staatsanwalt meint, es gäbe keinerlei Grund, ein Angebot für ein Geständnis zu machen.
Absolut. Einziger Strohhalm für BK wäre zeitnah zu gestehen, um die Todesstrafe abzuwenden. Das dürfte aber nur möglich sein, wenn sich die Opferfamilien damit einverstanden erklären. Daran habe ich aufgrund der Grausamkeit der Tat erhebliche Zweifel. Wenn er jedoch aufgrund seiner Persönlichkeit davon überzeugt ist, er könne die Jury von seiner Unschuld überzeugen, bestünde die Gefahr, dass der Prozess am Ende unschöne Parallelen zum Fall Ted Bundy aufweist.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

30.06.2023 um 03:41
Zitat von GigiNazionaleGigiNazionale schrieb:Das dürfte aber nur möglich sein, wenn sich die Opferfamilien damit einverstanden erklären. Daran habe ich aufgrund der Grausamkeit der Tat erhebliche Zweifel.
Formal obliegt die Entscheidung darüber allein der Staatsanwaltschaft. Allerdings hält diese in der Regel eine Rücksprache mit den Opferfamilien. Am Ende geht es meist nur darum, wie zuversichtlich die Staatsanwaltschaft ist, ein Todesurteil auch zu erhalten. In seltenen Fällen lehnen die Opferfamilien die Todesstrafe ab, aber selbst daran ist der Staatsanwalt nicht gebunden.

Insofern sehe ich das derzeit hier im Prinzip wie @GigiNazionale


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10.07.2023 um 08:56
Ich hätte da noch eine Frage an Dich @Rick_Blaine , falls gestattet.

Die Anwälte von Bryan haben ja scheinbar die Trainingsaufzeichnungen von 3 beteiligten Ermittlern angefordert, wie hier zu lesen.
In late June, Mr Kohberger’s attorneys argued that the prosecution should hand over the training records of three police officers who interviewed “critical” witnesses in the murders of the four slain students

[...]

The prosecution had argued that the training records were not part of the high-profile investigation and that the defence had not provided “substantial need” for the documents before Judge John Judge granted the defence’s request this week.

The state must now turn over the records to the defence by July 14. Mr Judge wrote in a filing that Mr Kohberger’s “adequately articulated the role each of these officers played in interviewing witnesses and finding and collecting potential evidence,” according to court documents obtained by Newsweek.
Quelle: https://www.independent.co.uk/news/world/americas/crime/bryan-kohberger-judge-grants-request-b2370147.html

Was hat es damit auf sich?

Soll an Hand dieser Trainingsaufzeichnungen von der Verteidigung nachgewiesen werden, dass diese 3 Ermittler nicht richtig trainiert wurden oder wird darauf gehofft, dass gar keine Aufzeichnungen vorliegen?

Und welche Konsequenzen hätte es, wenn keine Aufzeichnungen gemacht worden wären?
Wären dann unter Umständen Beweise nicht zulässig oder sowas?


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

10.07.2023 um 10:20
Zitat von IlluminatiNWOIlluminatiNWO schrieb:Soll an Hand dieser Trainingsaufzeichnungen von der Verteidigung nachgewiesen werden, dass diese 3 Ermittler nicht richtig trainiert wurden oder wird darauf gehofft, dass gar keine Aufzeichnungen vorliegen?
Ich bin zwar nicht angesprochen, aber habe gerade zufällig ähnliches über einen anderen berühmten Kriminalfall gehört und gelesen. Im Fall Peggy Knobloch waren die Beamten, die U.K. das falsche Geständnis entlockten, in der Reid-Methode geschult. Die bayerische Polizei bzw. das Innenministerium zahlte für das Reid-Training die Lizenzgebühren und durfte ihre Ermittler dann offiziell darin ausbilden lassen. Hierbei geht es darum, Verdächtigen durch psychischen Druck und Suggestivfragen Geständnisse zu entlocken. Es soll Fälle geben, wo auch Zeugen nach diesen Methoden manipuliert werden. So weit mein kleiner Exkurs.

Im Fall Kohberger könnte ich mir analog zu meinen obigen Schilderungen vorstellen, dass die Verteidigung Kenntnisse darüber erlangen möchte, ob die vernehmenden Beamten z.B. speziell darin geschult waren, psychisch stark traumatisierte Zeugen angemessen vernehmen zu können. Oder ob sie gerade dies eben nicht gewesen sind. Sollten die Beamten in Reid- oder ähnlichen Methoden geschult worden sein, so könnte die Verteidigung in den Protokollen nach Hinweisen suchen (bzw. könnte versuchen, Hinweise hineinzuinterpretieren), dass die Zeugen durch Suggestivfragen oder Bias der Ermittler zu Aussagen bewogen wurden, welche Kohberger nachteilig ausgelegt werden können. Kurzum, ich denke, man möchte die Trainings-Files als Stütze für die Behauptung heranziehen, die Ermittler hätten die Zeugen nicht objektiv befragt.


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Der 4-fach Mord von Moscow, Idaho, USA

10.07.2023 um 11:45
@IlluminatiNWO
Die Staatsanwaltschaft hat vorher argumentiert, dass man die drei Police officer nicht in den Zeugenstand berufen würde usw. Was könnte man denn in den Aufzeichnungen zum Training der 3 Officers finden? Warscheinlich nur das übliche.
Warscheinlich bereitet sich die Verteidigung bereits auf kommende Appeals vor, denn so, wie es aussieht, wird die Todesstrafe gefordert. Und es ist nur logisch, dass die Verteidigung Einblick in solche Details bekommt. Solche Dinge könnten zukünftig eine gewisse Rolle spielen, wenn es zu einer Verurteilung kommt. Fehler in der Polizeiarbeit können Bedeutung gewinnen, besonders wenn ein Kandidat zum Tode verurteilt wird. Da braucht die Verteidigung alle möglichen Argumente für zukünftige Wiederaufnahmen.
Evtl wird man das Herzstück ( die DNA Spuren an der Hülle) schwer entkräften können. Also geht man zb an die Time line ( handy Daten, Auto Tracking, Police Training). Da könnten Schwachstellen liegen die eine Verteidigung gut nutzen kann.
Sie ( die Verteidigung) hat ja nun ein Zeitfenster bis Oktober, jegliche Details der Ermittlungen zur Einsicht anzufordern.
Der ganze Fall wird ja eigentlich als recht starker Fall zugunsten der Staatsanwaltschaft gewertet. Kohberger hat nie auf unschuldig plädiert. Er schweigt. Es war nur anfänglich die Rede davon, dass man die Vorwürfe recht schnell entkräften könne. Nun aber liegen schon so viele Ermittlungsergebnisse vor, da wird es schwieriger. Wenn man davon ausgeht, dass der Staatsanwalt die Todesstrafe fordert, dann ist die Verteidigung mehr als gezwungen, schon jetzt für zukünftige Schritte ( nach einem Urteil) jede nur mögliche Info zu den Ermittlungen zu sammeln.
Ein Geständnis vor dem Prozess um der Todesstrafe zu entkommen? Man wird sehen. Ob so ein Angebot überhaupt gemacht würde? Und ob BK das überhaupt in Erwägung zieht? Warscheinlich hängt es alles davon ab, wieviel Einblick die Verteidigung In die Details der Akten bekommt vor Prozessbeginn.
Es geht hier um exakt drei Police Officer. Einer war bei den Autopsien anwesend, wenn ich das richtig interpretiere. Einer hat Zeugen der bzw an der soggn Crime scene befragt und der dritte hat die soogn Schlüsselzeug*innen befragt.
Was könnten die Training Reports denn enthalten? Da gehts um soggn Training an Feuerwaffen, taktisches Training und law Training.
Die Staatsanwaltschaft hat es für nicht notwendig erachtet, das zu hinterfragen und der Richter wiederum hat der Verteidigung das Recht eingeräumt, diese Records einzusehen.
https://www.newsweek.com/bryan-kohberger-team-access-officer-training-records-1810679

Vielleicht geht es ja tatsächlich so aus, wie im Fall Chris Watts? Da wurde die Todesstrafe gefordert und durch sein Geständnis wurde es abgewendet und es fand kein Prozess statt.

@Alktanzler
Ich erinnere an den Prozess im Fall Derek Chauvin ( um den Tod v George Floyd) Chauvin war selbst Police Officer und das Thema Training dieser Beamten spielte eine große Rolle im Prozess. Für beide Seiten. Da stand die Frage im Raum, hat Chauvin entsprechend dem erlernten Training agiert oder eben diese Trainings Abläufe missachtet.


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11.07.2023 um 03:13
Zitat von IlluminatiNWOIlluminatiNWO schrieb:Ich hätte da noch eine Frage an Dich @Rick_Blaine , falls gestattet.
Ja sicher, ich zitiere hier einmal:
Zitat von AlktanzlerAlktanzler schrieb:Im Fall Kohberger könnte ich mir analog zu meinen obigen Schilderungen vorstellen, dass die Verteidigung Kenntnisse darüber erlangen möchte, ob die vernehmenden Beamten z.B. speziell darin geschult waren, psychisch stark traumatisierte Zeugen angemessen vernehmen zu können. Oder ob sie gerade dies eben nicht gewesen sind. Sollten die Beamten in Reid- oder ähnlichen Methoden geschult worden sein, so könnte die Verteidigung in den Protokollen nach Hinweisen suchen (bzw. könnte versuchen, Hinweise hineinzuinterpretieren), dass die Zeugen durch Suggestivfragen oder Bias der Ermittler zu Aussagen bewogen wurden, welche Kohberger nachteilig ausgelegt werden können. Kurzum, ich denke, man möchte die Trainings-Files als Stütze für die Behauptung heranziehen, die Ermittler hätten die Zeugen nicht objektiv befragt.
Das wäre eine Möglichkeit von vielen. Es ist relativer Standard in solchen Fällen, die Ausbildungsnachweise anzufordern, ich mache das auch immer, zum Beispiel wenn es um die bekannten Wunderhunde geht und von ihnen aufgenommene Spuren: dann schaue ich mir erst einmal an, wie der Hund und wie der Hundeführer ausgebildet wurde, wann die letzte Auffrischung des Trainings war und so weiter und so weiter.

Viele Mitglieder einer Jury geben Polizeibeamten einen gewissen Vertrauensvorschuss: "wenn ein Polizist das sagt, wird es schon stimmen, denn der hat das ja gelernt..." Wenn man dann nachweisen kann, dass das Training nicht sonderlich toll war oder der Beamte gerade mal mit einem Punkt seinen Abschluss geschafft hat, dann schaut die Jury vielleicht kritischer hin.

Insofern sagt die reine Anforderung der Ausbildungsnachweise also noch gar nichts aus! Erst wenn die Verteidigung etwas interessantes darin findet, wird das Ganze eventuell wichtig.


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11.07.2023 um 10:05
Vielen lieben Dank euch Dreien für die Erklärungen.

Das macht ja auch sehr viel Sinn.

Hat denn bei der Durchsicht dann gefundenes, fehlendes Training nur die Konsequenz, dass die Jury kritischer beurteilt, oder kann sowas sogar so weit gehen, dass Indizien, Aussagen oder Beweise deswegen ausgeschlossen werden können?


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12.07.2023 um 03:25
Zitat von IlluminatiNWOIlluminatiNWO schrieb:Hat denn bei der Durchsicht dann gefundenes, fehlendes Training nur die Konsequenz, dass die Jury kritischer beurteilt, oder kann sowas sogar so weit gehen, dass Indizien, Aussagen oder Beweise deswegen ausgeschlossen werden können?
Im theoretischen Extremfall könnte es ausgeschlossen werden, aber das ist nicht zu erwarten, da das Training entsprechender Beamter und Mitarbeiter so schlecht nun auch wieder nicht ist. Aber es kommt immer auf den Einzelfall an. Ich gebe mal ein theoretisches Beispiel:

Die forensische Ermittlerin Kathy, seit 25 Jahren in dieser Position, hat endlich den verdienten Urlaub angetreten. Kaum im Flieger nach Florida wird der Polizei ein Leichenfund gemeldet. Da Kathy gerade in den Urlaub fliegt, muss nun Joe zum Tatort fahren. Joe ist gerade mal seit 1 Woche bei der Polizei und soll von Kathy lernen, wie man einen Tatort forensisch untersucht. Vorher hat er einen 8-wöchigen Trainingskurs absolviert, aber wegen einem Fahrradunfall während dieses Kurses, war an 6 der 8 Wochen krankgeschrieben. Er soll den Kurs im nächsten Monat noch einmal wiederholen.

Am Tattag ist leider kein anderer forensischer Techniker zu finden. Joe fährt zum Tatort, hat aber nicht wirklich Ahnung, was er eigentlich tun soll. Er pudert alles mit Graphitpulver ein um Fingerabdrücke festzustellen, sprüht ein wenig Luminol in der Gegend herum um Blutspuren zu entdecken und findet ein Haar auf der Leiche, das er mit anderen Spuren des Tatorts in eine Plastiktüte steckt - er macht alles so, wie er es bei CSI im Fernsehen gesehen hat.

Das Haar wird als Haar des Tony identifiziert, des ex-lovers der Toten. Er wird des Mordes angeklagt und der Staatsanwalt will das Haar als Beweisstück einbringen. Der Verteidiger hat inzwischen die katastrophale Vorgehensweise von Joe festgestellt und sein nahezu komplett fehlendes Training dokumentiert. Er tritt vor den Richter und sagt: das gefundene Haar wurde unsachgemäss aufbewahrt, nicht fotografiert, und so weiter und so weiter und Joe hat eh keine Ahnung, wie man einen Tatort nach Spuren absucht und diese sichert. Das Haar kann sonstwie ins Labor gelangt sein.

Der Richter verhört Joe ohne die Jury und gibt danach dem Verteidiger Recht. Joe hatte keine Ahnung, ws er da eigentlich tat. Die Spur ist unzuverlässig. Das Haar darf nicht als Beweis eingebracht werden.


Wie gesagt, das ist ein theoretisches Extrembeispiel.


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25.07.2023 um 11:38
Letzte Woche hat Kohbergers Verteidigung eine Einreichung getätigt, in der sie darauf hinwies, dass die DNA, die ihn mit einer Messerscheide in Verbindung bringt, die auf einem der Betten des Opfers gefunden wurde, möglicherweise von „jemand anderem während einer Untersuchung, an der Hunderte von Strafverfolgungsbeamten beteiligt waren“, dort platziert worden sein könnte. Wenn ich es richtig verstehe, hätten dann in dem Zusammenhang bis gestern Abend Details zu seinem Alibi für den betreffenden Abend dem Gericht zugestellt werden müssen.


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25.07.2023 um 14:09
Zitat von KaietanKaietan schrieb:Wenn ich es richtig verstehe, hätten dann in dem Zusammenhang bis gestern Abend Details zu seinem Alibi für den betreffenden Abend dem Gericht zugestellt werden müssen.
Gäbe es ein Alibi, so wären sicherlich schon längst Details dem Gericht zur Verfügung gestellt worden.
Scheint mir mehr als offensichtlich, dass er keines hat.


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25.07.2023 um 14:53
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Gäbe es ein Alibi, so wären sicherlich schon längst Details dem Gericht zur Verfügung gestellt worden.
Scheint mir mehr als offensichtlich, dass er keines hat.
Vermutlich stimmt das. Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass man für den Zeitraum von 2 bis 4 Uhr in der Nacht ein wasserfestes Alibi vorweisen kann, für einen Großteil der Bevölkerung eher klein sein dürfte.


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25.07.2023 um 15:15
Zitat von KaietanKaietan schrieb:Wobei die Wahrscheinlichkeit, dass man für den Zeitraum von 2 bis 4 Uhr in der Nacht ein wasserfestes Alibi vorweisen kann, für einen Großteil der Bevölkerung eher klein sein dürfte.
Der Großteil der Bevölkerung wird wohl auch nie ein Alibi für diesen Zeitraum benötigen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene DNA auf der Messerscheide gefunden wird, die nach einem Massaker in einer Frauen-WG dort gefunden wird, dürfte äußerst gering sein.
Die Wahrscheinlichkeit, dass zusätzlich mehrere Kameras in Tatortnähe ein Auto der selben Marke, wie das eigene, aufzeichnen und zudem das eigene Handy in einem Zeitraum kurz vor bis kurz nach der Tat ausgeschaltet wird, dürfte noch deutlich geringer sein.

Mit anderen Worten, es war nicht zu erwarten, dass er ein Alibi hat.


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25.07.2023 um 18:50
Zitat von fischersfritzifischersfritzi schrieb:Mit anderen Worten, es war nicht zu erwarten, dass er ein Alibi hat.
Die Verteidigung zumindest hat nun eine Aussage getätigt, die deiner Erwartung nicht entspricht:
“Evidence corroborating Mr. Kohberger being at a location other than the King Road address will be disclosed pursuant to discovery and evidentiary rules as well as statutory requirements.

“It is anticipated this evidence may be offered by way of cross-examination of witnesses produced by the State as well as calling expert witnesses,” attorney Anne Taylor wrote in a Tuesday court filing.
Im Film nennt man so etwas wohl einen Cliffhanger.


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25.07.2023 um 19:00
Zitat von KaietanKaietan schrieb:Die Verteidigung zumindest hat nun eine Aussage getätigt, die deiner Erwartung nicht entspricht:
Interessant.
Aber das ist nun mal der Job der Anwältin, ein paar Zweifel zu säen.
Anders, als bei uns in Deutschland, dürfte die öffentliche Meinung durchaus eine Rolle spielen, da das Urteil durch eine Jury gefällt wird.
Ich nehme mal an, dass das jetzt ein gezielter Schachzug ist, um die Stimmung ein bisschen zu drehen.

Ich gehe dennoch weiterhin davon aus, dass es kein Alibi gibt.

Wenn es wirklich ein aussagekräftiges Alibi gäbe, würde man doch den TV nicht über Monate im Knast schmoren lassen, sondern die Karten sofort auf den Tisch legen. Es gab ja ein Hearing oder Prelim, spätestens da hätte man ja diesen Einwand bringen können.
Ich vermute nicht, dass das, was die Anwältin in dieser Hinsicht vorbringen wird, tatsächlich substanziell entlastend sein wird.

Aber dennoch an dieser Stelle mal herzlichen Dank, dass Du uns auf dem Laufenden hältst.
Ich hatte den Fall schon fast ein bisschen aus den Augen verloren


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