calligraphie schrieb:Verstehe ich es richtig? Es geht um einen Handschuh? Den Weg der DNA Rückwärtssuche?
Was war der Auslöser, Verbindungen zu Kohberger zu ziehen. Das Auto oder die DNA Spur an.der Messerhülle. Man spricht von drei männlichen DNA Spuren gesichert am Tatort, die nicht Kohbergers sind.
Die Verteidigung vermutet, dass einiges von der Staatsanwaltschaft zurück gehalten wird? Richtig?
Ist das Deiner Meinung nach ein kleiner Vorgeschmack, auf den Prozess?
Ja, zum Teil. Die Staatsanwaltschaft hat ja vorige Woche einen Antrag gestellt, die Details der genealogischen DNA Untersuchung geheim zu halten, denn was zähle sei nur das Ergebnis.
Die Verteidigung sieht das ganz anders. Dieses Thema berührt Grundsatzbereiche des amerikanischen Prozessrechts, ich hatte das ja schon ab und zu angesprochen. Der Grundgedanke ist unbedingt ein faires Verfahren zu haben, und dazu gehört, dass die Verteidigung möglichst ein klares Bild der Ermittlungen hat. Man nennt dies "due process." Wenn es sich um wissenschaftliche Ermittlungsschritte handelt, dann hat die Verteidigung in der Regel das Recht zu wissen,
wie diese Ermittlungen eigentlich funktionieren, und ob diese Methode "wissenschaftlich anerkannt ist" (sog.
Frye und Daubert Tests.Hier nun sagt sie: "Moment amol. Wir wissen gar nichts über diese mysteriöse Genealogie-DNA Untersuchung. Wir wollen alle Details erfahren! Wir finden es verdächtig, dass das FBI ausgerechnet unseren Mandanten gefunden haben will. Nach welchen Kriterien? Wieso? Wen gab es noch in der Reihe der DNA Ergebnisse?"
Die Verteidigung sagt, dass ihr Mandant keinerlei Verbindungen zu dem Opfer hatte und geht gar so weit, in einem Nebensatz anzudeuten, seine DNA auf der Messerscheide könnte ja dort plaziert worden sein. Solche Argumente kennt man ja leider aus dem Avery Fall.
Sie will auch wissen, in welcher Reihenfolge sich die Ermittlungsergebnisse offenbart haben, Elantr oder DNA zuerst und so weiter.
Meiner Meinung nach fischen sie ein wenig im Trüben und hoffen irgendwas zu finden, was die Indizienkette in Frage stellt. Konkretes haben sie aber bisher nicht. In gewisser Weise gebe ich ihnen grundsätzlich Recht, dass sie mehr Informationen über den Weg der DNA Tests erhalten sollten. Ob sie allerdings da irgendetwas nicht koscheres finden werden, bezweifle ich.
Die Verteidigung nimmt also bisher die Position ein, unser Mandant hat nichts mit dem Fall zu tun. Das ist legitim und nicht überraschend. Erst wenn sie ein komplettes Bild aller Indizien und ihrer Genese hat, wird sie überlegen, ob diese Position haltbar ist oder nicht.
Hier ist die Antwort der Verteidigung:
https://www.foxnews.com/us/bryan-kohberger-defense-claims-idaho-murders-suspect-has-no-connection-victimsWas die anderen DNA Spuren angeht, so sollten die nicht überraschen in einem Haus, in dem angeblich dauernd Party angesagt war. Die Lage der Spuren ist freilich lange nicht so eindeutig wie die auf einer Messerscheide, die unter den erstochenen Leichen liegt. Da eine "Fremdtäter DNA" story zu basteln wird der Verteidigung wohl kaum gelingen.
wolfi7777 schrieb:BK wurde 2014 verhaftet weil sein Vater gemeldet hatte er habe seiner Schwester das iphone geklaut.
Ist das jetzt relevant?
Für unseren Fall nicht. Es gibt klare juristische Regeln, ob man solche Dinge in den laufenden Prozess überhaupt einbringen darf, also ob die Jury davon erfahren sollte, und die sind hinsichtlich früheren Fehlverhaltens etc. recht streng. Das System will vermeiden, dass eine Jury denkt: 'na, wer seine Schwester bestiehlt, der mordet auch." Dass dieser Schluss etwas hanebüchen ist, wird einleuchtend sein, daher würde ein Richter nach den bestehenden Regeln vermutlich diese Information nicht im Prozess zulassen.
Uns Zuschauern zeigt es aber freilich ein weiteres Stück des Charakterbildes des Angeklagten. Und das ist nicht positiv.