Verschwinden und Tod von Gabby Petito
08.10.2021 um 06:57luxlisbon schrieb:Diese Person einfach so aufzugeben und überhaupt kein Interesse an deren Wohlergehen zu haben, auch dann nicht, wenn deren Eltern völlig verzweifelt Kontakt suchen, passt nicht in dein Szenario….oder tatsächlich nur dann, wenn die Eltern absolut kaltherzig sind.Erstmal vorab: ich will damit nicht sagen, dass ich vom guten Glauben der Eltern überzeugt bin, sondern dass es Alternativen gibt, die die Laundries nicht als Monster dastehen lassen.
Was für mich den Fall auch so bizarr macht, ist garnicht das Verhalten oder die mögliche Tat von Brian, sondern das der Eltern.
Angefangen von dem nicht zu verstehenden Verhalten gabbys Eltern gegenüber bis hin zu den Merkwürdigkeiten ab Bekanntgabe der Vermisstenanzeige Gabbys.
In dem von mir gewählten Beispiel (Brian kommt verletzt nach Hause und tischt mir unter Tränen eine Geschichte auf, was Gabby ihm angetan hat) gibt es schon Szenarien, in denen man das Schweigen der Eltern wegen einer Story von Brian erklären kann. Würde dein Kind Opfer von häuslicher Gewalt werden, würdest du dann unbeirrt mit den Eltern der Ex plauschen, wenn dein Kind das kategorisch ablehnt?
Vielleicht sagte Brian sogar, er habe Gabby bei ihren Eltern abgesetzt und sie macht jetzt unnötiges Drama, damit sie ihre Sachen zurück bekommt? Die Petitos melden sich ja erst einige Tage später und wenn Brian glaubhaft versichert, nichts damit zu tun zu haben, könnten die Laundries sich dazu entschlossen haben, nach außen hin zu mauern und währenddessen Brian weiter auszuquetschen, was denn passiert ist. Man muss sich im Hinterkopf behalten, dass in diesem Szenario die Laundries davon ausgingen, dass es Gabby gut geht und irgendwelche Sachen abgehen, mit denen sie nichts zu tun haben. Ich kann es Eltern nicht verübeln, dass sie nicht gleich davon ausgehen, dass der Sohn (der ein ganz anderes Lied singt als die Petitos) seine Verlobte umgebracht hat.
Es könnte auch immer noch sein, dass Brian irgendeine Art psychotische Episode hatte und in einem Zustand war, in dem sich die Eltern dachten, wir müssen ihn erst Mal aufpäppeln und verstehen, was hier los ist, bevor wir mit jemand anderem in Kontakt treten. Und dann wurden sie von den Ereignissen überrollt. Die Eltern haben "nur" geschwiegen und man weiß nicht, wie das Verhältnis zu den Petitos war.
Es läuft darauf hinaus: wenn es deinem Kind schlecht geht und du davon ausgehst, dass es dem:der Partner:in gut geht, du kein herausstechend gutes Verhältnis zu deren Familie hast und dein Kind dich anfleht, nicht mit ihnen zu sprechen, würdest du dann die Situation ein paar Tage aussitzen oder hinter dem Rücken deines Kindes Kontakt aufnehmen?
Ich will damit sagen, dass es viele Szenarien gibt, in denen das Verhalten der Laundries erklärbarer wird. Und wie sich die Eltern hinter den Kulissen verhalten, wissen wir gar nicht. Vielleicht kooperieren sie mit dem FBI? Deswegen die Klarstellung "nach dem Austausch mit dem FBI", dass Brian am 13.9. verschwunden ist, nicht am 14.9. Vielleicht haben sie es dem FBI schon früher erzählt, sollten die Info aber nicht freigeben und fahren diese Salamitaktik auch deswegen, weil sie über vieles nicht sprechen dürfen. Wir wissen es einfach nicht.
Die Laundrie-Eltern haben Gabby jedenfalls nichts angetan und wurden da gegen ihren Willen reingezogen. Sie trauern mit Sicherheit auch (auch um Gabby!) und kommen vielleicht ganz schlecht mit der Situation klar und verhalten sich deswegen so seltsam und widersprüchlich. Ich war anfangs auch davon überzeugt, dass sie Brian zur Flucht verholfen haben, aber so langsam bröckelt diese Theorie - nicht zuletzt gerade wegen dieses seltsamen und widersprüchlichen Verhaltens, das mehr auf Überforderung schließen lässt als auf einen perfiden abgesprochenen Fluchtplan.