Ich möchte noch mal eine Bemerkung von
@Papaya64 zum Mordmotiv aufgreifen.
Demnach schließt
@Papaya64 kategorisch aus, dass MG seinen Kumpel KM getötet hat, um freie Bahn für eine offizielle Beziehung zu Frau M zu haben.
„Für mich existiert das Mordmotiv rational nicht“, schrieb er, und fügte hinzu: „Frau M wollte ihn nicht heiraten. Das Motiv ist an den Haaren herbeigezogen, um den Rest erklären zu können“.
Mit anderen Worten: Hier wurde ein Mordmotiv konstruiert (also frei erfunden), um einen Angeklagten hinter Gitter zu bringen, den man ansonsten nicht hätte verurteilen können.
Ja, gehts noch? Kann man einem Gericht einen schlimmeren Vorwurf machen?
Fakt ist doch, dass MG über Jahre eine heimliche Beziehung zu Frau M unterhielt, dass er sie bedrängte, ihm zuliebe ihren Mann zu verlassen („Du bist die Liebe meines Lebens“), und dass er mit fiesen Machenschaften versuchte, die Eheleute M auseinander zu treiben. Doch all das führte nicht zu dem Ziel, seine Geliebte ganz für sich zu gewinnen, quasi von ihr Besitz zu ergreifen.
In seiner Verzweiflung sah er in meinen Augen nur noch eine Chance: KM gewaltsam aus dem Weg zu räumen, ohne dass ihm die Tat nachgewiesen werden könnte. Danach, so hoffte er, könnte er ganz legal den Platz von KM einnehmen.
Was soll an dieser Konstellation an den Haaren herbeigezogen sein? Nur weil Frau M angeblich gesagt haben soll (was mir übrigens in dieser Form neu ist), dass sie MG „nicht heiraten“ wolle? Sie hat ja auch mal gesagt, sie habe überhaupt kein Verhältnis mit MG...
Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einer solchen Beziehung die Frage der Perspektive nie eine Rolle gespielt hat. Normal wäre doch, sich Gedanken über die Zukunft zu machen, über die Chancen für einen gemeinsamen Weg. Es mag ja sein, dass sie ihn hingehalten hat („Jetzt nicht“) mit Rücksicht auf Kinder und kirchlichen Job - aber dass MG überhaupt kein Fünkchen Hoffnung auf eine Zukunft mit der Liebe seines Lebens haben durfte, halte ich für unwahrscheinlich. Sie ist ja nie zu ihm auf Distanz gegangen, und das Gericht Hat ihr ja auch offenbar nicht die Behauptung abgenommen, sie habe kurz vor der Tat mit MG Schluss gemacht.
Ich glaube, MG war am Ende beseelt von der Idee, er müsse nur „etwas nachhelfen“. um den für ihn unerträglichen Schwebezustand zu beenden. Mit der Beseitigung von KM wollte er Fakten schaffen, die den Weg für eine gemeinsames Leben mit seiner Geliebten ebneten, ohne dass diese eine ihr unliebsame Entscheidung (Trennung von ihrem Mann) treffen musste.
Das mag man für irrational halten, aber im Liebeswahn klinken manche Leute die Vernunft halt aus. Wieviele Morde gibt es jedes Jahr aus Eifersucht?! In diesem Fall ist das Motiv ja ganz ähnlich: einen Nebenbuhler auszuschalten, um eine Frau für immer an sich zu binden.
In einem Punkt allerdings gebe ich
@Papaya64 Recht: Das Gericht hätte gut daran getan, ein psychologisches Gutachten in Auftrag zu geben. Damit hätte sich stärker herausarbeiten lassen, wie MG gestrickt ist, ob er narzisstischer Züge in sich trägt und inwieweit er sich hineingesteigert hat in die Vorstellung, er könne mit einem vermeintlich nicht nachweisbaren Mord die Weichen für eine gemeinsame Zukunft mit seiner Geliebten stellen.