nonameboy schrieb:Die Frau von H.K war anfangs nur im Bett zu sehen als er verschlafen hatte und als er das Haus verließ und sie aus dem Fenster fragte: Kommst du pünktlich nach Hause? Und er antwortete: Ja klar, ich will noch mit dem Boot raus heute nachmittag.
Das ist ein sehr interessanter Hinweis!
Er sagte nicht: „Ich will angeln.“ Vorrang hatte das Boot. Vorrang hatte, dass er „raus will“.
Ich denke, zu der Zeit spielte das Boot eine herausragende Rolle in Herbert Kahrs Leben. Er richtete schon in dieser Antwort seine Arbeit beim ALDI an den Erfordernissen seines Bootes aus. Auch kein Stau im Elbtunnel darf dieses Mal seine Pünktlichkeit beeinträchtigen, denn er will auf alle Fälle mit dem Boot raus. Das hört sich nach Dienstverpflichtung an und nicht nach Freizeit.
An anderen Tagen war er wohl nicht immer so pünktlich, wenn er nicht mit dem Boot rauswollte.
Vielleicht musste er irgendeine Fracht von Punkt A nach Punkt B Bringen. Wenn ich heute so etwas höre, denke ich gleich an Drogen. Aber damals hätte ich es geglaubt, wenn mir jemand erzählt hätte: „Der Fischerei-Angestellte Müller in Glückstadt braucht dringend kleine Aallarven zum Aufbau der Population.“ Ich hätte ja auch die Aallarven gesehen, aber nicht die versteckten Drogen. Und in den Beuteln, die auch dabei waren, hätte ich Fischfutter vermutet oder etwas, das zur Aufzucht gehört. Später gab es dann womöglich nur undefinierbare Beutel in verschiedenen Größen. Wer ehrlich ist, der vermutet nichts Böses.
Vielleicht ist er an dem Tag des 10.09. früh morgens zum Boot gefahren, um dort Instruktionen für den Nachmittag zu erhalten, weil das vielleicht immer so war, bevor er am Nachmittag mit dem Boot rausfahren konnte zu einem Ziel?
Und wenn es tatsächlich so war, dann wissen wir jetzt ja seit langem, dass niemand es je erfahren hatte, dass er vor seiner Fahrt nach Hamburg noch kurz andere Sachen erledigte, wenn er nachmittags eine Bootstour hatte.
Und am Boot gab es dieses Mal am 10.09. eine lange Erklärung für irgendwelche Verwicklungen und eine lange Diskussion, weil Kahrs nicht sofort alles einsah. Kahrs war so mitgenommen von den Ereignissen, dass er dieses Mal die Zeit vergaß.
Vielleicht musste man mit dem Auto irgendwohin fahren zusammen und Kahrs hatte das Benzin verfahren, und alles wurde immer abstruser. Aber in Gefahr sah sich Kahrs wohl nicht, sondern er war nervös, weil sein Zeitplan durcheinandergeraten war.
Auf die Schnelle konnte er niemandem den komplizierten Sachverhalt erklären, aber er fühlte sich fähig, mit mehr Benzin im Tank Herr der Lage zu werden. Für einen Anruf beim Arbeitgeber war es sowieso schon zu spät. Er würde später alles persönlich erklären.
Diese Variante bevorzuge ich, weil Herbert Kahrs damit so ehrlich wie möglich bleibt.