UTAC schrieb: Bei Wanderungen erinnere ich mich eigentlich nur deutlicher an Personen, mit denen ich mich etwas unterhalten habe. Z.B. bei einer Rast, wenn man an einem Tisch sitzt, oder wenn man sich über die Tour an einer schönen Stelle austauscht.
Ich glaube, da gibt es verschiedene Typen, wirklich Leute, die sich andere gut merken und andere, bei denen das nicht so ist. Was aber bei Wanderungen oft ist: Wenn du z.B. einen 12km Rundweg läufst, am Wanderparkplatz parkst und losläufst (immer in konstantem Tempo), kann es echt passieren, dass du auf fast niemanden aufläufst und das Gefühl hast, du warst alleine im Wald. So kann es bei Scarlett auch gewesen sein: Sie war spät dran, lief nicht besonders schnell, ergo ist sie vermutlich niemandem begegnet, der in die gleiche Richtung unterwegs war. Für die Gegenrichtung ist vermutlich zu früh was passiert und die ist ja wegen der Steigung auch nicht so beliebt. Ergo: sie ist vielen Leuten auf der gleichen Strecke gar nicht begegnet (auch wenn es natürlich den Einwand mit den Teilstreckenläufern gibt, die sind aber vermutlich eher einheimisch, gehen neben her Gassi, starren aufs Handy, hören ein Hörbuch, ...).
CorvusCorax schrieb:Ja, gut. Mir ging es darum, dass da eine Frau im taiwanesischen Dschungel rumirrt, deren Handy gerade noch soviel Akku hat, dass sie eine Nachricht an ihren Ex in Berlin schickt; diese Nachricht ging durch, der Ex reagiert sofort, informiert Polizei, diese dann das BKA und die wiederum die Behörden in Taiwan.
Das ist glaube ich nicht ganz vergleichbar. Hätte Scarlett einen Notruf mit exakten Koordinaten abgesetzt, hätte die Bergwacht sie auch noch am gleichen Tag geborgen, die Infrastruktur besteht ja auch in Deutschland. Nur: Dieser Wanderweg ist kein taiwanesischer Dschungel. Der Weg beginnt auf breiten Wegen, ohne Steigungen oder Böschungen, wo man abstürzen kann. Selbst wenn dich ein Tannenast erschlägt, dann bleibst du auf dem Weg liegen und wirst gefunden. Es gibt keine Stelle, wo sie abhanden gekommen sein kann. Und das ist das Problem, das mehrere Überlegungen wahrscheinlich macht: andere Route, Planänderung, Suizid an anderer Stelle, Verbrechen. Man wird das Geheimnis erst lüften, wenn man sie findet und das dann nachvollziehen kann. Ein schlimmer Gedanke für die Angehörigen.
Strongbow schrieb:Wenn eine Alleinwanderin ein klar gestecktes Ziel angibt (abends in Wehr) und in keiner Nachricht am Abend oder morgen danach sich meldet, dass sie gut angekommen ist, sind 3 Tage viel.
Es gibt ha viele Leute, die das so handhaben (z.T. auch, wenn sie zu zweit sind). Das macht die Suche natürlich viel einfacher, da das Suchgebiet dann begrenzt ist. Bei Scarlett machen es die vielen unterschiedlichen Szenarien so schwierig.
Oliv3r schrieb: Wo ist das viel? Ersten 24 Stunden wird nichts gemacht, außer man rechnet direkt mit einem Unfall
Das ist glaube ich ein Mythos. Wir hatten so einen Fall im Bekanntenkreis: Zuverlässiger Ehemann und Familienvater wird in Stuttgart in den Zug gesetzt, hat wenig Akku, ruft noch seine Frau an und gibt die Abholzeit am Bahnhof durch - kam dann nicht. Man hat eine Stunde gewartet, ob er falsch ausgestiegen ist und eine Stunde warten musste - dann wurde die Polizei sofort aktiv. Es kommt auf den Einzelfall an. Hätte es bei Scarlett eine klare Ansage gegeben, wann sie wohin läuft und wäre die Meldung am Abend nicht eingegangen, dass sie angekommen ist, dann hätte die Suche noch an dem Abend begonnen.