Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

AnnCarola schrieb:Diese Zeit alleine auf Tour möchte ich nicht missen und die kann mir auch niemand mehr wegnehmen. Bitte hört auf, das Alleinwandern ständig zu kritisieren. Es gibt Menschen, für die es nichts Schöneres gibt.

Du bist aber eine erfahrene Weitwanderin und weißt, was zu tun ist, und ich würde dich nicht mit S. vergleichen. Das fängt schon damit an, dass du sicher nicht mit diesem Gerödel auf den Schluchtensteig gegangen wärst. Schau dir doch die überprall gepackte Wurst auf ihrem Rücken auf den Supermarkt-Fotos an. Das sieht aus, als wäre das Gepäck für eine 6monatige Expedition. Dazu viele undurchdachte Sachen wie diese 08/15-Isomatte für Autoscheiben, die keinerlei Effekt bringt, um die Kälte abzuhalten, wenn man sie unter den Schlafsack legt, was sie wohl auch erfahren mußte, da es ihr bei der Camperei zu kalt war. Dann das Zweimann-Zelt, das geht auch kleiner und noch leichter, das seitlich/hinten angebrachte Alarmherz, an das man im Ernstfall nie rankommt.

Und du hast doch mehrmals erwähnt, dass S. den Schluchtensteig wahrscheinlich als langweilig emfpand und sie vielleicht mehr Halligalli erwartet hätte, so wie auf dem Camino, wo viele junge Leute unterwegs sind und man sich kennenlernt und Kontakte knüpft. Dass sie somit nicht die geborene Alleinwanderin war, die nur in schönen Landschaften schwelgt und sich selbst genug ist.

CorvusCorax schrieb:Da stimme ich dir schon zu. Aber sag mir einen Grund, warum man an dieser Stelle neben den Weg treten sollte oder sich gar auf diesen kleinen Felsen stellen?

Es gibt augenscheinlich keinen Grund, aber wir alle sind nicht Scarlett. Vielleicht war sie einfach unachtsam und hat geträumt oder wollte ein Bild vom Abgrund machen (man weiß ja in diesem Moment nicht, wie unscheinbar das auf dem Foto wirken wird) oder wollte ein Bild von sich machen. Vielleicht wurde sie erschreckt, durch einen Mountainbiker, Hund, Wolf oder ein anderes Wildtier. Vielleicht hat sie der Rucksack just im falschen Moment in die falsche Richtung gezogen. Vielleicht hat sie die E6 unterschätzt und dabei denke ich daran, dass in der Wutachschlucht jedes Jahr weitaus mehr Wanderer verunglücken als auf wesentlich schwierigeren Steigen in den Alpen.

Ich denke, dass man sich nicht dazu verleiten lassen darf, die Geschehnisse um Scarletts Verschwinden in ein starres Korsett zu pressen. Es ist unwahrscheinlich, dass einem auf der E6 etwas zustößt, denn von 10.000 Wanderern, die die E6 dieses Jahr begangen haben, sind 9999 sicher nach Wehr gelangt. Aber für Scarlett sagt uns das überhaupt nichts, denn irgendwann an jenem 10.09.2020 ist nach 10.57 Uhr etwas Unerklärliches und Unwahrscheinliches mit Scarlett passiert. Und hätte sich an jenem Tag etwas Wahrscheinliches ereignet, würden wir nicht alle in diesem Forum seit 3 Jahren zusammensitzen.

passato schrieb:Kein Mensch hat behauptet in eine andere Person hereinschauen zu wollen, das ist eine unerhörte Unterstellung. Es geht einzig und allein darum eine Situation objektiv anhand Ockham's Messer zu beurteilen und daraus Wahrscheinlichkeiten abzuleiten. Und die sind für oben genannte Szenarien eben verschwindend gering da es Lösungen mit weit weniger Nebenannahmen gibt. Insofern treffen die Attribute anmassend und arrogant wohl eher auf diejenigen zu die die Wahrscheinlichkeiten ignorieren weil ihnen das Prinzip und seine Anwendung nicht mal bekannt ist.

Unerhört. Soso.

Wenn man Emotionen einer Person, die man nicht kennt, allgemein für abwegig hält, dann ist das hineinschauen wollen. Man kann jederzeit sagen, dass man es aus seiner Sicht nicht so sieht. Das ist ja auch okay, und wenn du das so gemeint hast, dann formuliere es eben nicht allgemein.

Und Ockhams Rasiermesser funktioniert hier eben nicht. Denn es geht hier nicht um Wissenschaftstheorie oder Methodik.

Viele Aktionen Scarletts können verschieden gedeutet werden. Es gibt keine Faktengrundlage. Selbst ob sie auf die E6 gegangen ist, ist null bewiesen. Es gibt 2 Fakten: Ausschecken von der Hütte und Einkaufen beim Edeka. Selbst die Telefonate am Labyrinth sind nicht eindeutig und beinhalten immer, dass man ihre Absichten als Fakt annimmt. Einen Beweis dafür gibt es nicht. Absichtserklärungen einer Person, die ganz andere Gründe und Absichten haben hätte können, sind je nach Kenntnis der Person zu deuten. Und da wir alle keine Kenntnis von ihr haben außer ihr Vater sind sie höchstens das, was wir gerne glauben wollen. Und mehr nicht.

Und wenn selbst ihr Vater nicht ganz ausschließen kann, was hier manche Kommentatoren einem als Fakt vermitteln wollen, dann ist das einigermaßen unsinnig.

Es kann alles passiert sein, und die Konversation hier ist allenfalls dazu da, Dinge zu deuten und mögliche Erklärungen zu finden. Wer hier wissenschaftlich vorgeht, ist im falschen Film.

@Niilanaya
Die Parallelen zum Fall Yolanda K. sind da.
Das Handy hatte Y. kurz nach Verlassen der Wohnung abgeschaltet, Scarlett dann eben kurz nach dem letzten Telefonat.
Die Tage davor hatte Y. mit ihrem Vater verbracht, S. hatte mit ihren Liebsten telefoniert.
Beide Frauen waren verabredet, beide kamen dort nie an. Beide waren sehr umtriebig, hatten die Welt gesehen.
Ein Suizid ist absolut nicht abwegig im Fall S..

AnnCarola schrieb:Bitte hört auf, das Alleinwandern ständig zu kritisieren. Es gibt Menschen, für die es nichts Schöneres gibt.

Dem kann man nur zustimmen. Es ist ja auch nicht die Regel, dass Alleinwandwanderern etwas zustößt.

Emsig schrieb:Die Parallelen zum Fall Yolanda K. sind da.
Das Handy hatte Y. kurz nach Verlassen der Wohnung abgeschaltet, Scarlett dann eben kurz nach dem letzten Telefonat.
Die Tage davor hatte Y. mit ihrem Vater verbracht, S. hatte mit ihren Liebsten telefoniert.
Beide Frauen waren verabredet, beide kamen dort nie an. Beide waren sehr umtriebig, hatten die Welt gesehen.
Ein Suizid ist absolut nicht abwegig im Fall S..

1. Ob Scarlett ihr Handy selbstständig ausgeschalten hat, oder es aufgrund zu geringen Akkus aus ging, oder es im Wasser landete oder sonst irgendwie zerstört wurde und deshalb "aus" zu sein schien - weiß man soweit ich weiß überhaupt nicht. Diese "Parallele" fällt somit schon mal weg.

2. Ich verstehe nicht was daran besonders sein soll, mit dem Vater (wie in Y. 's Fall) oder mit dem Freund (wie in Scarlett's Fall) Kontakt gehabt zu haben vor dem Verschwinden. Da sehe ich auch keine Gemeinsamkeit oder Besonderheit.

3. "Umtriebig" sein (wie meinst du das überhaupt) und die Welt sehen sind doch keine Indikatoren für einen bevorstehenden Suizid 🤔

Das ist mMn schon ein bisschen weit hergeholt mit diesen Vergleichen.

Zudem suggeriert du ja, dass man bei Y. einen Suizid festgestellt hat. Wäre mir neu, dass man schon abgeschlossene Ergebnisse zu ihrer Todesursache veröffentlicht hat.

@Dr.Edelfrosch

Weil du meine Annahme abenteuerlich findest, für ein Selfie hätte die E6 wegen der schwachen Farbkontraste keine gute Kulisse abgegeben, und meinst, sie hätte den roten Rucksack als Farbtupfer aufbehalten können:

Auf den Fotos ihrer Social Media-Accounts achtete sie offensichtlich sorgfältig auf schöne Farbkontraste zwischen Bildvordergrund und -hintergrund und ihr selbst. Daran hatte ich mich orientiert.

Aber auch wieder wahr, dahin schafften es sicher nur die Fotos, die sie am besten fand, und sie kann auf der Tour am 10.09.2020 auf andere Bildideen gekommen sein, die zu einem Unfall führten.
Nach drei Jahren keine einzige Spur, das finde ich, obwohl es einleuchtende Gegenargumente hier gibt, trotzdem heftig und schwer nachvollziehbar.

@Niilanaya
Bei Y wurde ein Verbrechen meines Wissens ausgeschlossen.
Und bei S könnte es ähnlich sein. Am effektivsten kann man verschwinden, wenn man es selbst bewerkstelligt. Einfach ins Dickicht kriechen und sich verstecken. Das Handy ausschalten um ungestört zu sein.

@Niilanaya
"Umtriebig" bedeutet, dass nicht jeder der depressiv ist, teilnahmslos in der Ecke sitzt. Es gibt Menschen, die viel aktiv sind und trotzdem suizidgefährdet sind. Nur weil sie kontaktfreudig war, eine Verabredung hatte, heißt z.B.nicht, dass alles in Ordnung war.
Ich erinnere mich noch gut an den Fall Y wo bei xy das Gespräch mit der Freundin nachgestellt wurde. Y kam da ganz merkwürdig fahrig rüber. Gut, vielleicht war es auch eine schlechte Schauspielleistung..
Aber bei S war es ja genauso, dass der Freund einen abweichenden (very bad) vibe wahrgenommen hat.

strombopoly schrieb:Vielleicht hat sie die E6 unterschätzt und dabei denke ich daran, dass in der Wutachschlucht jedes Jahr weitaus mehr Wanderer verunglücken als auf wesentlich schwierigeren Steigen in den Alpen.

Ich denke, dass man sich nicht dazu verleiten lassen darf, die Geschehnisse um Scarletts Verschwinden in ein starres Korsett zu pressen. Es ist unwahrscheinlich, dass einem auf der E6 etwas zustößt, denn von 10.000 Wanderern, die die E6 dieses Jahr begangen haben, sind 9999 sicher nach Wehr gelangt. Aber für Scarlett sagt uns das überhaupt nichts, denn irgendwann an jenem 10.09.2020 ist nach 10.57 Uhr etwas Unerklärliches und Unwahrscheinliches mit Scarlett passiert.

Die relativ vielen Unfälle in der Wutachschlucht sind aber auch darauf zurückzuführen, dass da einfach auch viele "Sonntagswanderer" laufen, die die Strecke unterschätzen. Wie oft liest man, dass Leute mit Turnschuhen oder gar Flipflops unterwegs sind, oder spät starten und in die Dunkelheit geraten. Alpinwanderer fallen für mich in die Kategorie erfahrene Wanderer/Bergsteiger, die wissen, wie man einen Grat überquert, der rechts und links steil abfällt, nur mal so als Beispiel.

Mir war jetzt keine Zahl der E6-Wanderer bekannt. Dass 10.000 Wanderer die E6 in 2023 gelaufen sind, ist eine beachtliche Zahl. Und da kann man doch sagen, dass die E6 einfach keine riskante Strecke ist; andernfall müssten dort am laufenden Band Wanderer verunglücken. Dem ist aber nicht so.

Fragt sich halt, wann und wo nach 10:57 Uhr. Die Strecke von Todtmoos bis Einstieg in den östlichen Steig nach Au kann man als Unfallgebiet doch völlig streichen.

curious13 schrieb:Moin, jetzt wird’s ganz schön absurd hier.

Klar man kann die Augen zu machen, dann sieht man auch nichts. Und das ist schon ganz schön absurd wenn du hier alles ganz normal abtust.

AnnCarola schrieb:Diese Aussage kann ich nicht mehr hören.

Du magst aus Spass gelaufen sein. Aber das mag noch lange kein Grund sein, warum an der Aussage was falsch ist. Bzw. sie als nichtig abzutun. Deine eigene Erfahrung, Spass muss nicht für jeden zutreffen.

lemystere schrieb:Er war zur selben Zeit wie Scarlett auf dem Camino und wäre dann zur selben Zeit mit ihr auf dem Schluchtensteig gewesen.

Ist das so? Ist mir nämlich neu. Quelle Bitte.

@CorvusCorax
Bei der Wutachachlucht kommt noch dazu, dass sie ab der Wutachmühle in wenigen Minuten erreichbar ist und der Weg eben hinführt. Kein Wunder, dass sich da Sonntagsspaziergänger versammeln und abstürzen. Die Schlucht selbst mit ihren Treppenstufen, Pfaden und Brücken ist dann halt kein Sonntagsspaziergang mehr.

@Schlüsselbund
Wenn man keinen Spaß am Camino hat, wird man ihn auch nicht schaffen. Davon kannst du ausgehen.

@schluesselbund

Bitte sehr, die gewünschte Quelle, in der der junge Mann vom Camino erwähnt wird, mit dem Scarlett den Schluchtensteig wandern wollte:

https://julia-leischik-spurlos.podigee.io/18-17-scarlett-eine-verschwundene-tochter-und-der-weg-ohne-wiederkehr

Man muss die Podcastmacher aber kritisieren, weil sie Verdächtigungen gegen Unverdächtige befeuern. Der Camino-Mann wurde von den EB überprüft, da gibt es nichts Verdächtiges!!!

AnnCarola schrieb:Ich kann es nicht glauben, was man hier so liest. Hätte ich auf euch Beide gehört, dann hätte ich ganz wunderbare Weitwanderwege verpasst. Diese Zeit alleine auf Tour möchte ich nicht missen und die kann mir auch niemand mehr wegnehmen. Bitte hört auf, das Alleinwandern ständig zu kritisieren. Es gibt Menschen, für die es nichts Schöneres gibt.

Freut mich, dass bei dir alles gut gegangen ist. Für Scarlett und manch andere Wanderer ist das Alleinewandern leider nicht gut ausgegangen.

AnnCarola schrieb:schluesselbund schrieb:
Den Jakobsweg begehen viele die nach etwas im Leben suchen. R
Diese Aussage kann ich nicht mehr hören. Das hat einmal jemand in die Welt gesetzt und dann wird es halt ständig nachgeplappert.

Ganz Unrecht hat schluesselbund aber nicht. Ich kenne in meinem Umfeld genau 2 Menschen die den Camino gewandert bzw. teilweise gewandert sind und beide steckten zufälligerweise in einer Art Lebenskrise und waren offenbar auf der Suche nach Erleuchtung.

Empyria schrieb:Ganz Unrecht hat schluesselbund aber nicht. Ich kenne in meinem Umfeld genau 2 Menschen die den Camino gewandert bzw. teilweise gewandert sind und beide steckten zufälligerweise in einer Art Lebenskrise und waren offenbar auf der Suche nach Erleuchtung.

Man sollte bei dem Punkt berücksichtigen, dass Corona quasi frisch ihre Pläne (wie von vielen anderen Menschen auch) durchkreuzt hatte. Ich würde ihre hier häufig erwähnte Rastlosigkeit nicht unbedingt als "Lebenskrise" verbuchen, sondern eher als Beschäftigung, während sie sich neu sortiert und überlegt, wie sie ihre Freizeit sinnvoll nutzen kann, wenn sie jetzt schon in Deutschland "gestrandet" ist.

Hab jetzt den Podcast angehört.

Zum einen wird da nur davon ausgegangen dass Scarlett nicht mehr lebt.
Die Wahrscheinlichkeit ist ja gering aber solange es keine gesicherten Beweise gibt nicht ausgeschlossen.


Es wird gesagt die Eltern haben sowohl Etappe 6 als auch den gesamten Steig erst ein Jahr gewandert.

Die Sichtung am Parkplatz im wehratal wird als sicher angesehen

Auch war bisher die rede es gibt keine Beweise dass sie die Etappe wirklich angetreten ist.

Die hundespur Richtung ibacher Kreuz wird an den Parkplatz im wehratal angegeben.

Es ist also alles ein bisschen konfus , oder die Ermittler geben nicht alle Details immer so wieder wie es wirklich war.

So soll ein bisschen gehetzt haben beim Telefon mit ihrem Freund. Möglicherweise hat sie doch irgendwann bemerkt dass die Zeit knapp wird für die Etappe nach Wehr. Unterwegs könnte sie sich auch leicht verletzt haben und dann doch die Tour an dem Parkplatz abgebrochen haben oder letztendlich der Tag nicht ausgereicht hat.

Aber warum dann das Handtuch ausbreiten auf dem Stein ?

Insgesamt dürften die Gesetze doch das auswerten der Handy Aktivitäten sehr bei den Ermittlungen behindert haben.
So ist zumindest meine Einschätzung jetzt.

Der einzige Beitrag dieses Podcasts ist die erstmalige Erwähnung von "Tom". Alles sonst lehnt sich an XY.

Dass Scarlett je auf der E6 war, ist nur eine Hypothese. Die Medien haben es aber geschafft, die Fakten in der öffentlichen Wahrnehmung zu verdrehen. Wie bequem: wenn sie am Wanderparkplatz in ein Auto steigt, dann ist sie doch selbst schuld..

Die Bedeutung, die der Leischik-Podcast der (vermeintlichen) Hundespur zum Wanderparkplatz Wehratal beimisst, besser nicht zu ernst nehmen.

In einem anderen Podcast, den hier auch gepostet worden war und den ich grad nicht wiederfinde, dem Podcast eines Journalisten, der sich intensiv mit dem Fall beschäftigt, hört sich das Statement der Polizei zur Parkplatz-Spur ganz anders an. Dort gibt man sich weit weniger überzeugt von der Spur.

Johnny77 schrieb:Wie bequem: wenn sie am Wanderparkplatz in ein Auto steigt, dann ist sie doch selbst schuld..

Ich habe hier derartiges zum Glück noch nicht lesen müssen. Und überhaupt - "selbst Schuld" an was denn eigentlich? :)