Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Danke für die Aufklärung, dann hatte ich das mit der Brillen-Seriennummer wohl wirklich falsch verstanden.
Ja, es ist leider, wie es ist: In Scarletts Vermisstenfall gibt es bisher nichts, aber auch gar nichts, das irgendwie weiterführen würde.

Nee, das ist nicht korrekt.

Seriennummer (Serial number, SN, S/N) ist ein Gegenstands individueller Code.
Seriennummer
Serial number

Artikelnummer (Part number, PN, P/N) ist für Gegenstände mit identischem Design aus einer Fertigung für alle gleich.
Artikelnummer
Part number

Ich habe einen Stapel äquivalente (identisch kann ein Gegenstand nur zu sich selbst sein) Festplatten auf meinem Schreibtisch.
Die haben alle die gleiche P/N, jedoch unterschiedliche S/N.
Selbst auf niederpreisigen Artikeln (z.B. einfachen Netzteilen, Verkaufswert < 5 EUR) findet man gegenstandsspezifische S/N, ergänzt mit Strich- oder QR-Code. Üblicherweise wird gesannt und die S/N erscheint auf der Rechnung.

So ganz illusorisch ist es demnach nicht, daß sich eine gefundene Brille bis zum Käufer rückverfolgen läßt. Wobei ich jetzt nicht weiß, ob in dem Produktbereich diese Codierung und Dokumentation gebräuchlich ist.

Fagott schrieb:Wobei ich jetzt nicht weiß, ob in dem Produktbereich diese Codierung und Dokumentation gebräuchlich ist.

Eigentlich nicht, gerade nicht bei niedrig preisigen Modellen.

Selbst Ray-Ban hat keine individuellen Seriennummern in ihren Gestellen, sondern die Zahlen codieren das Modell, Maße und Farben.

Beispielsweise setzt sich diese bei diesem Hersteller so zusammen, alle X stehen jeweils für eine Zahl:

RB XXXX XXX/XX XX□XX XXX

RB XXXX (steht für das Modell) XXX/XX (linke Zahl gibt den Code für die Rahmenfarbe an/rechte Zahl den Code für die Glasfarbe) XX □ XX (links die Glasgröße □ rechts die Brückenbreite) XXX (Bügelgröße)

Quelle: https://www.ersatzglas.com/wie-koennen-sie-die-seriennummer-ihres-ray-ban-modells-identifizieren/

Wie Du also siehst, handelt es sich hier meist um eine Beschreibung des Modells, bzw. der Serie dieses Modells und nicht um eine individuelle einmalige Zahlenkombination.

Fagott schrieb:Nee, das ist nicht korrekt.

Seriennummer (Serial number, SN, S/N) ist ein Gegenstands individueller Code.

Das ist interessant, und war mir nicht so bekannt.

Aber wenn ich mir meine eigenen Brillen anschaue, dann stelle ich fest, dass es sich doch nur um Identifikationsnummern im Sinne von dem handelt, was ich mir unter dem Begriff Serie vorgestellt habe, also nicht meine individuelle Brille, die ich auf der Nase habe, sondern die Nummer identifiziert das Gestell, Modell usw., also wie @IlluminatiNWO es hier darstellt.

Für den Fall bleibt es also dabei, dass es wohl nicht möglich ist, diese gefundene Brille als die von Scarlett getragene Brille eindeutig zu identifizieren. Und das ist sehr schade.

Fagott schrieb:Ich habe einen Stapel äquivalente (identisch kann ein Gegenstand nur zu sich selbst sein) Festplatten auf meinem Schreibtisch.
Die haben alle die gleiche P/N, jedoch unterschiedliche S/N.
Selbst auf niederpreisigen Artikeln (z.B. einfachen Netzteilen, Verkaufswert < 5 EUR) findet man gegenstandsspezifische S/N, ergänzt mit Strich- oder QR-Code. Üblicherweise wird gesannt und die S/N erscheint auf der Rechnung.

Da mich das Thema nicht los gelassen hat, habe ich mal recherchiert.

Bei elektrischen Geräten ist das mit der Kennzeichnung weit klarer geregelt und sogar vorgeschrieben, im Gegensatz zu anderen Gütern.

Bei diesen ist in der Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU geregelt, wie genau die Kennzeichnungspflicht ausgeführt werden muss.
Genaueres kannst Du dort unter § 13 nachschlagen.

Quelle: https://www.ce-richtlinien.eu/ce-richtlinien/niederspannungs-richtlinie/ (Archiv-Version vom 03.10.2023)

Wie Du siehst, müssen selbst dort keine eindeutig einmalig vergebenen Seriennummern vom Hersteller vergeben werden.


Jetzt zu den Sonnenbrillen.

Bei diesen gibt es zwar auch Kennzeichnungspflichten, diese beziehen sich aber auf ganz andere Merkmale und haben mit einer Zuordnung des Individualproduktes nichts zu tun.

Falls Du Dich dazu näher einlesen willst, finden sich hier alle nötigen Infos.

Neben dem CE-Zeichen müssen Sonnenbrillen mit Informationen über die Filterkategorie, den Anwendungsbereich, die Art des Filters und die Lichtdurchlässigkeit versehen sein.

Quelle: https://www.hamburg.de/produktsicherheit/4498514/sonnenbrillen/

CorvusCorax schrieb:Wenn ich mir die Fahndungslisten der einzelnen Bundesländer anschaue, gibt es aber überall viele Langzeitvermisste, deren Verbleib bis dato ungeklärt ist und sie weder tot noch lebend gefunden wurden.

1.) Ja, aber das sind Fälle aus mehreren Jahrzehnten.
2.) Das muss man aber eben mit der Zahl derer ins Verhältnis setzen, die wieder auftauchen, egal auf welche Weise.

Und dann sieht man, dass es eben nicht so viele sind, die dauerhaft verschwunden bleiben, auch wenn die Unmengen an Podcasts und Videos über diese Fälle das Gegenteil suggerieren.

Ich verstehe das nicht mit der Nr. auf der Sonnenbrille. Selbst wenn jede Sonnenbrille eine eigene Nummer HÄTTE, kennt ihr die Nummern auf Eurer Sonnenbrille? Wie soll man denn anhand der Nummer einer Massenware auf den Käufer schließen können? Also zumindest ich habe daheim keine Rechnung mehr für meine Sonnenbrille und wenn, würde doch da nicht die Nummer aus dem Bügel draufstehen? Und welcher Verkäufer in einem Decathlon-Geschäft soll sich denn daran erinnern, welcher Kunden vor Jahren welche Brille gekauft hat?

Zum mgl. Verschwinden....
-nur weil sie keinen Reisepass dabei hatte, heißt es ja nicht, dass sie keinen Ausweis dabei hatte? Und wer weiß, ob sie nicht 2 Reisepässe hatte?
-sie könnte schön lange vorher regelmäig unauffällige Beträge auf ein "Notfallinternetkonto" eingezahlt haben. Wer will denn das wissen? Eine Bank kann nur bei konkreter Nachfrage reagieren, ob da ein Konto existiert. Es werden ja nicht alle Banken dieser Welt gefragt, ob Scarlett ein Konto bei ihnen hatte.

hpoirot schrieb:Wie soll man denn anhand der Nummer einer Massenware auf den Käufer schließen können?

Man könnte ggf. feststellen, wann und wo die Brille gekauft wurde und daraus Schlüsse ziehen.

deim0s schrieb:Man könnte ggf. feststellen, wann und wo die Brille gekauft wurde und daraus Schlüsse ziehen.

Dazu müsste man dann ja wissen, in welchem Decathlon und wann Scarlett die Brille gekauft hat?

Die Chance wäre, dass Scarlett anderen erzählt hat, wann und wo sie die Brille gekauft hat. Vielleicht war eine Freundin oder die Mutter sogar beim Brillenkauf dabei und erinnert sich?

deim0s schrieb:Man könnte ggf. feststellen, wann und wo die Brille gekauft wurde und daraus Schlüsse ziehen.

Ich glaube, solange nicht in Richtung eines Gewaltverbrechens ermittelt wird wird es schwer, da ohne weiteres solche Daten zu erhalten. Bei Scarlet handelt es sich ja "nur" um einen "normalen" Vermisstenfall.

Wie weit kommt man ohne Papiere?

hpoirot schrieb:Dazu müsste man dann ja wissen, in welchem Decathlon und wann Scarlett die Brille gekauft hat?

Hat man ja, sollte es eine Seriennummer geben. Diese wird zwecks Garantie erfasst. Kann mir aber nicht vorstellen, dass die Sonnenbrille eine SN auf dem Bügel hatte. Wäre einfach zu teuer, diese einzugravieren. Bei Elektrogeräten sind es ja meist Aufkleber mit der Nummer.

Rick_Blaine schrieb:Viele verstehen den Begriff nicht richtig, eine Seriennummer bezeichnet eben immer eine Serie, also eine grössere Menge individueller Modelle, nicht etwa ein einziges konkretes Modell.

Ich verstehe das so, dass alle Brillen desselben Massenware-Modells eine identische Seriennummer haben. Mit dieser Seriennummer könnte man aber zumindest zweifelsfrei feststellen, ob diese gefundene Sonnenbrille exakt das gleiche Brillenmodell war, welches S. besessen hat. Das aber natürlich nur, wenn es dazu noch irgendwelche Kaufbelege gäbe. Mehr nicht. Dann hätte man das Modell, das aber auch eine Tanja, Eva oder Marie besessen und in Schwarzenbach verloren haben könnte.

Oliv3r schrieb:Hat man ja, sollte es eine Seriennummer geben. Diese wird zwecks Garantie erfasst. Kann mir aber nicht vorstellen, dass die Sonnenbrille eine SN auf dem Bügel hatte

Auch Billigmodelle haben eine Nummer auf der Bügelinnenseite. Das war ja mein Test vor ein paar Wochen, als ich in Schwarzenbach am Straßenrand eine Sonnenbrille gefunden habe. Über die aufgedruckte Nummer habe ich die Brille im Netz als ein 15-Euro-Modell der Drogeriemarktkette dm gefunden.

IlluminatiNWO schrieb:Selbst Ray-Ban hat keine individuellen Seriennummern in ihren Gestellen, sondern die Zahlen codieren das Modell, Maße und Farben.

Beispielsweise setzt sich diese bei diesem Hersteller so zusammen, alle X stehen jeweils für eine Zahl:

RB XXXX XXX/XX XX□XX XXX

RB XXXX (steht für das Modell) XXX/XX (linke Zahl gibt den Code für die Rahmenfarbe an/rechte Zahl den Code für die Glasfarbe) XX □ XX (links die Glasgröße □ rechts die Brückenbreite) XXX (Bügelgröße)

Hier ist es doch schön beschrieben. So ist es bei meiner normalen Brille auch. Die ist auch von einem bekannten Hersteller. Niemand könnte herausfinden ob es meine Brille wäre. Auch wenn die Daten bei meinem Optiker sind. Man wüsste, dass es das gleiche Gestell ist. Man könnte die Gläser messen und rausfinden ob die Stärke gleich ist. Da könnte man dann schon eher eingrenzen ob es meine ist. Aber das ist bei einer normalen Sonnenbrille ja auch kein Thema.

Wenn man weiß welche Brille S. hatte kann man rausfinden ob es die gleiche Brille ist aber nicht ob es ihre Brille ist. Aber selbst dann. Es ist doch eine Brille von Decathlon. Die werden öfter durch Wandergebiet laufen.

brigittsche schrieb am 06.11.2023:Ja, und das wiederum hinterlässt Spuren, die man dann nach dem Untertauchen finden kann. Das fängt an bei Papieren die man sich beschafft und endet bei einem Starkapital, das man von seinem Konto abhebt, nur um mal zwei Beispiele zu nennen.

lemystere schrieb:Der illegale Handel mit Dokumenten blüht, ...

Entschuldige wenn ich es so klar formuliere, dass man nur mit Ausweispapieren untertauchen kann, ist typisch deutsches Wunschdenken. Es gibt Möglichkeiten illegal Dokumente zu erhalten, und es gibt genug Jobs, die nicht nach Papieren fragen.
Und Krankenversicherung, geht man halt nicht zum Doktor, sondern direkt in die Apotheke. Wenn operative Eingriffe notwendig sein sollten, wird das nicht angenommen. Und sollte man auf die Notfallstation kommen, dann gibt es in der Regel die minimale Behandlung gratis.

@Wüstensonne

Ja, ich weiss, sie hätte, wenn sie tatsächlich hätte untertauchen wollen, verschiedene Optionen gehabt und nutzen können, und hat das vielleicht sogar getan. Wegen der Papiere ging es mir vor allem um die Einreise in Nicht-EU-Länder, wo sie ein Dokument hätte vorlegen müssen.

Wüstensonne schrieb:Entschuldige wenn ich es so klar formuliere, dass man nur mit Ausweispapieren untertauchen kann, ist typisch deutsches Wunschdenken. Es gibt Möglichkeiten illegal Dokumente zu erhalten, und es gibt genug Jobs, die nicht nach Papieren fragen.

Schon klar, aber das ist halt weniger, sagen wir mal: Angenehm. So doll ist es nun nicht, sich irgendwo mit Aushilfsjobs durchzuschlagen und immer in der Illegalität zu leben.

Da ist so eine Romantisierung vom unbeschwerten Leben unter Palmen nämlich genauso typisch deutsch.

brigittsche schrieb:So doll ist es nun nicht, sich irgendwo mit Aushilfsjobs durchzuschlagen und immer in der Illegalität zu leben.

Da stimme ich zu. Mal angenommen Scarlett sei tatsächlich diesen Schritt gegangen und hätte sich "abgesetzt" (es könnte auch einfach ein spontaner Trip gewesen sein, ohne Bescheid zu geben und das Anrollen der Suche machte es ihr schier unmöglich sich daraufhin wieder zu melden), dann heißt es ja nicht zwangsläufig, dass sie ein "romantisches" Leben unter Sonne und Palmen führt. Es könnte in dem Fall dann tatsächlich genauso mies für sie laufen, wie du es bereits beschrieben hast. Manchmal trifft man Entscheidungen so spontan, evtl aus Frust oder Abenteuerlaune oder Langeweile heraus, ohne sich über die Konsequenzen bewusst zu werden. Und wenn es einem dann langsam dämmert, ist es vllt schon "zu spät", weil man schon zu tief in der Sch**** sitzt.

brigittsche schrieb:Schon klar, aber das ist halt weniger, sagen wir mal: Angenehm. So doll ist es nun nicht, sich irgendwo mit Aushilfsjobs durchzuschlagen und immer in der Illegalität zu leben.

Richtig. Scarlett hatte scheinbar ein unbeschwertes Leben, ist gerne gereist und hat ihre Trips stolz auf Instagram dokumentiert. Und das soll sie für ein Leben in Elend eingetauscht haben? Noch dazu ihre Familie und Freunde todunglücklich gemacht haben? Schwer vorzustellen. Dafür wirkte sie zu normal und zu lebensfreudig.