Kielius schrieb:Oder stellst du den Nutzen der TV-Fahndung in diesem Fall ganz in Frage? Denn genau darum geht es ja bei Aktenzeichen XY, Zuschauerhinweise zu generieren, die die Aufklärung des Falls weiterbringen könnten.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, dass es bei allen Fällen wirklich darum geht, jemanden zu finden, der bisher nichts von dem Fall gehört hat und sich nach dem Schauen des Films plötzlich an einen kurzen Moment aus seinem Leben erinnert, der 2 Jahre zurückliegt und den er dann auch noch einem genauen Zeitpunkt und einem Ort zuordnen kann.
Natürlich gibt es vielleicht Leute, denen aus irgendeinem Grund etwas aufgefallen, was in ihren Augen außergewöhnlich und herausragend ist, weshalb sie sich auch nach so langer Zeit noch an die Situation erinnern. Z.B. die auf der Wanderetappe einen heftigen Streit zwischen einer jungen, zierlichen blonden Frau mit einem großen roten Rucksack und einem Mann mitbekommen haben. Oder Leute, die kurz mit Scarlett ins Gespräch gekommen sind und denen sie in ihrer offenen Art über ihre Wanderpläne berichtet hat.
Aber es werden eben nicht 110 Personen sein, die dort angerufen haben, die sich an so eine Situation erinnern können. Leider sind da sicher auch einige Hinweise bei, wie der von Herrn Hettmererwähnte, in dem jemand glaubte mitteilen zu müssen, vor 1 1/2 Jahren eine leere Wasserflasche auf dem Weg gesehen zu haben. Oder Menschen, die darauf hinweisen wollen, dass es bei Edeka aber gar keine veganen, sondern nur vegetarische Energieriegel gibt, oder Menschen, die berichten, dass das Modell des Rucksacks, das im Film gezeigt wurde, aber nur bis 2014 mit der blauen Schnalle, und ab 2015 dann mit silbernen Schnallen produziert wurde. Natürlich ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass sich DER EINE Wichtige Tipp unter den Anrufen befindet höher, je mehr Hinweise eingehen, aber erst mal bedeutet die hohe Zahl der eingegangenen Anrufe nicht viel mehr als viel mühselige und oft sinnlose Arbeit für die Ermittler.
Tatsächlich glaube ich, dass es tatsächlich viel öfter darum geht, Druck auf Täter oder Mitwisser auszuüben, diese zu verunsichern, zu einem unbedachten Schritt zu bewegen. Im Fall Till ging es z.B. sicherlich auch darum, den jungen Mann, wenn er noch lebt, anzusprechen und ihn aufzufordern, doch ein Lebenszeichen zu schicken.