CorvusCorax schrieb:Mag sein. Aber am Bahnhof in Wehr, der zudem mitten in der Stadt liegt, nebendran Kiosk, dazu Taxistand, dessen Fahrer sicherlich viel checken, wenn sie gelangweilt dort stehen, hätte sie jemand sehen können, so sie denn dort gewesen wäre. Dazu führt die Strecke ab Stausee bis zum Bahnhof durch bewohntes Gebiet.
Wäre eine Möglichkeit; Mitfahrt könnte auch schon ab Ende des Steigs am Stausee erfolgt sein; da parken oft viele Leute, die laufen gehen und ein Einsteigen in ein Auto würde da nicht auffallen. Würde wiederum auch erklären, warum sie auf der ganzen Strecke durch Wehr niemand gesehen hat. Jetzt mal abgesehen von den Einwänden, dass eine Wanderin mit Rucksack eh niemandem auffällt...
(Seufz) Mit Verlaub, niemand hat behauptet, daß eine Wanderin mit Rucksack nicht auffallen kann, aber es ist ein wohldokumentierter Effekt wenn größere Gruppen von irgendwas, seien es Schüler, Wanderer, Soldaten, Fußballfans, usw. zum Alltag vor Ort gehören, muß eine einzelne Person oder Gegenstand der Gruppe deutlicher aus der Masse herausstechen, um längerfristig(!) im Gedächtnis zu bleiben. Was dieses "deutlicher" ist, hängt sehr vom Betrachter ab, außer bei ungewöhnlichen Zeiten und Orten der Sichtung.
Flapsig und überspitzt ausgedrückt, wenn Samstag nachmittags ein Dortmundfan singend in voller Montur die Hauptstraße von Wiek auf Rügen runterläuft, fällt der ganz sicher auf. Wenn derselbe Fan Samstag nachmittags die Strobelallee in Dortmund runterläuft, wird er sich gewaltig strecken müssen um für einen potenziellen Zeugen auch nur im Geringsten herauszustechen.
Wanderer gehören iim Schwarzwald zum Alltag, gerade an Strecken wie dem Schluchtensteig. Scarlett kann auf dem Weg theoretisch von einen halben Dutzend Leute gesehen worden sein, wenn von diesen hypothetischen Zeugen keiner ein "Extra" wahrgenommen hat, dann weiß von denen binnen Tagen keiner mehr Genaues. Der Eine weiß nach einer Woche vielleicht noch daß er ein hüsches Mädel gesehen hat, aber mit ungenauer Beschreibung oder nicht mehr den genauen Tag.
falstaff schrieb:In diesem Fall hier scheinen die Angehörigen ja nicht unzufrieden zu sein, mit der Arbeit der Polizei - etwas Bemerkenswertes, im Vergleich mit anderen Vermisstenfällen.
Das mit Vermisstenfällen ist eben so ein Sache. Vielen Leuten ist garnicht klar, wieviele Menschen täglich in Deutschland oder anderswo vermisst gemeldet werden. Selbst wenn es sechsmal soviele Polizisten gäbe, könnte man das garnicht alles bearbeiten. Dazu kommt, daß die überwältigende Mehrheit an Vermissten binnen Tagen wieder zuhause auftaucht. die Gründe dabei sind vielfältig.
Manche waren irgendwo versackt, andere wollten eine Auszeit von zuhause, manche haben einen Spontantrip gemacht ohne sich zu melden, andere stellten fest, daß Ausbüxen nicht so toll ist, wie sie dachten, manche wurden schon so oft vermisst, daß die Polizei alle Daten nur noch neu aufrufen muß und so weiter.
Die meisten Ermittler in den Vermisstenabteilungen haben eine feine Nase dafür, was halb so wild und was Alarmfälle sind. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.
Aber selbst wenn ein Alarmfall vorliegt oder was deutlich viel seltener passiert, ein halb so wild sich als Alarmfall entpuppt, gibt es leider Granzen der Machbarkeit. Wenn es keine oder fast keine Anhaltspunkte gibt, was will man über das Übliche hinaus tun? Es ist menschlich, wenn Angehörige dann sauer sind, weil die Behörden "nicht genug tun", aber wenn alle Spuren durch sind, was soll man noch tun? Die Person könnte überall und nirgends sein.
Und was viele Angehörige von Vermissten nicht verstehen (können), warum die Polizei sich ihnen gegenüber manchmal weitgehend ausschweigt. Wenn ein Verbrechen hinter dem Verschwinden vermutet wird, sind meist Bekannte und/oder Verwandte darin verwickelt. Verschleppung von zuhause oder aus freier Wildbahn durch Fremde ist zumindest in Deutschland die Ausnahme. Daher kann die Polizei in bestimmten Fällen auch den Angehörigen und Bekannten nicht viel preisgeben, weil sie die Täter unter ihnen vermuten muß oder es sogar weiß, daß sie sich unter ihnen befinden.
Das ist für die unschuldigen Angehörigen natürlich schlimm und einer der Hauptgründe für Probleme und Unmut.