Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

Fridolin31 schrieb:Insofern könnte es aber tatsächlich sein, dass zu diesem Zeitpunkt noch kein Wanderer, der die Strecke aus Richtung Wehr in entgegengesetzter Richtung lief, Scarlett begegnet ist, da man aus Richtung Wehr bei einer Routendauer von 7 Stunden über 5 Stunden benötigt, um Au zu erreichen.

Ja, tatsächlich: es kann sein, daß sie einerseits zu spät losgegangen ist für Zeugen oder Hilfeleistung in ihrer Wanderrichtung... und zu früh für solche aus der Gegenrichtung.

So gesehen bahnt sich das Ganze auf eine Verkettung (oder zumindest einer Anhäufung) von unglücklichen Umständen hin.

CorvusCorax schrieb:Nicht nur. Auch Verschleppen durch Wildtiere.

Ich möchte nicht gegen die Pietät verstoßen. Leider muss man realistischerweise bei Carnivoren ( Fleischfressern) wie Wolf, Fuchs, Luchs davon ausgehen, dass diese sich an der Leiche zu schaffen machen, sobald sie diese entdeckt haben, bzw. durch den Geruch darauf aufmerksam wurden, den Wildtieren ist dabei egal, ob ihre Beute nun ein toter Mensch oder ein verendetes Reh ist.

Gerade Füchse und Wölfe neigen dazu, Teile ihrer Beute zu verschleppen. Dann gibt es noch die Allesfresser wie Wildschweine, die in Betracht zu ziehen sind und sämtliche Aasfresser, im speziellen auch Greifvögel wie Geier und Rotmilan, sowie Krähen. Greifvögel und Eulen können sogar Knochen verdauen. Die Knochenreste finden sich dann im sog. Gewölle ihren Ausscheidungen wieder.

Sagen wir es mal so, je länger eine Leiche irgendwo im Freien liegt und je größer der Wildbestand der obigen Arten dort ist, umso wahrscheinlicher ist es, dass man von einer Leiche nach einiger Zeit kaum noch etwas finden wird, bis auf evtl. einige Kleidungsfetzen und wenige Knochen.

Ich war bisher nur stille Mitleserin, verfolge den Fall aber seit Anfang.
Wenn S. an einer Stelle wie im Video (bei min 47-min 49) abgestürzt ist: Sie stürzt ab und rutscht einige Meter weit runter. Irgendwo wird sie durch Bäume, Äste, Gebüsch oä gestoppt. Sie hat sich beim Sturz so verletzt, dass ein hinaufklettern unmöglich ist (gebrochenes Bein zBsp.). Was würde sie tun? Ich persönlich würde nach unten klettern/rutschen. Wenn alles andere (Hilferufe, Versuche hinauf zu klettern usw) nichts bringen, gibt es doch nur diese eine Möglichkeit nach unten zu rutschen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie so viele Meter gefallen ist, dass man sie vom Weg her nicht sieht. Der Rucksack ist doch weit sichtbar, vor allem bei den letzten Suchen im Herbst. Frage: Gibt es unterhalb dieser möglichen Absturzstellen eine Strasse? Oder weitere Wege? Ich kenne mich leider nicht aus in dem Gebiet.

@Kraftwerker
Es mag sein , dass einzelne Abschnitte des Wanderwegs über Hänge verfügen , über die man abstürzen kann.
Aber diese sind auf einer Strecke von 23 Kilometern klar eingrenzbar.
Vielleicht kann man auf der Strecke auf zwei, drei Kilometern abstürzen. Aber auf 20 nicht tödlich.
Selbst wenn das 5 Km wären, könnte man das lokalisieren und sie finden.
Das ist nicht der Grand Canyon oder Himalaya.
Hier im Schwarzwald ist auch überall was los: ob Wanderer, Forst-oder Gemeindearbeiter. Das ist alles Wirtschaftswald, es ist nicht einsam. Wetterverhältnisse waren auch ideal. Für Wanderung und Suche!

Sie kann ja nicht aus einem begrenzten Radius hinausgegangen sein, selbst wenn sie die Hauptroute verließ. Wie weit kommt man in ganz wenigen Stunden? Vielleicht max 15 Kilometer weit.
Das ist alles sehr begrenzt.

Dass die fitte, wandererfahrene, mit Smartphone ausgestattet junge Frau am helllichten Tag einfach so schwerstverunglückt UND an einem Ort in einem bekannten eingrenzbaren Gebiet sich befindet, wo sie TROTZ Suche nicht entdeckt wird,
ist eigentlich sehr sehr unwahrscheinlich.

Rotmilan schrieb:auch Greifvögel wie Geier und Rotmilan

Warum man nicht auf die Idee gekommen ist, z.B. einen Geier aus einem Vogelpark mit einem Sender zu versehen und an infragekommenden Stellen auszusetzen? Das wäre doch vielleicht eine gute Ergänzung zu den Mantrailern gewesen?

Battisti schrieb:Dass die fitte, wandererfahrene, mit Smartphone ausgestattet junge Frau am helllichten Tag einfach so schwerstverunglückt UND an einem Ort in einem bekannten eingrenzbaren Gebiet sich befindet, wo sie TROTZ Suche nicht entdeckt wird,
ist eigentlich sehr sehr unwahrscheinlich.

Tanja Gräff verschwand viel näher an menschlichen Behausungen und wurde dort jahrelang nicht gefunden.

@KimByongsu
Dass sowas wie bei T. Gräf passiert, ist trotzdem nicht sehr wahrscheinlich. Sondern Schlamperei.

Natürlich kann es passiert sein dass Scarlett auf der Suche nach einem Fotomotiv oder bei einem Toilettengang verunglückt ist.

Aber nach ihr wurde intensiv gesucht.

Scarlett: Eine junge Frau von 26 Jahren, unternimmt Fernreisen, geht den Jakobsweg, ist auf dem Schluchtensteig unterwegs, und das allein.
für mich sieht das von außen so aus, dass sie bereits in jungen Jahren auf sowas wie Sinnsuche war. Ich meine jetzt nicht, dass das zu einem Unfall führen kann. Aber aus eigener Erfahrung kann ich mir vorstellen, dass solche Menschen insgeheim offen sind für Begegnungen.
Vielleicht ist sie der falschen Person begegnet

Battisti schrieb:sehr sehr unwahrscheinlich

Das wäre eben eine unglückliche Verkettung oder Anhäufung mehrerer Umstände. Aber deren individuelle Unwahrscheinlichkeit addiert nicht.

@KimByongsu
Bei Gräf wusste man ja das noch nicht dass sie im Gestrüpp ist.
Bei Scarlett sucht man ja genau an solchen Stellen!

Hier kann man nochmals Bilder sehen zur 6 Etappe. Und man kann hier auch nochmals nachlesen das die Abhang bis zu 200m sind.

http://www.der-wanderfreund.de/2016/08/6-etappe-auf-dem-schluchtensteig-von.html?m=1

Und für die wo aktuell suchen wollen, die Etappe 6 ist komplett gesperrt da es einen Felsrutsch gab... Nur so als Info. Zumal es aktuell sowieso dermaßen gefährlich ist dort zu suchen. Weil Schnee liegt, und es stellen gibt wo es Spiegel glatt sein kann.

Zum Thema Wild:

Kann ein Tier was nicht sonderlich groß ist, einen Menschen sozusagen verschleppen. Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen. Bzw. Man hätte ja dann den Rucksack oder...oder... Zumindest finden müssen?!

Vielleicht ist die vermisste aus irgendwelchen Gründen, eine ganz andere Route gelaufen... Wobei ich es mir schwer vorstellen kann. Wenn jemand schon 5 Etappen lief...

@Lieselottela
Zum Thema Wild:
Gerade "Sauen" (Wildschweine) "zerlegen" Leichen oder tote Tiere völlig.
Da werden sogar die großen Knochen geknackt um an das Mark zu kommen.

(Fun Fact: daher ist das vergraben einer Leiche meistens ein "Fehler" der Täter. Die Löcher sind nicht tief genug damit die Hunde die Leiche nicht wittern aber zu tief, dass ein Wildschwein sie ausbuddelt).

@Scout1193

Okay

Aber Rucksack, Schuhe usw.?!

@Lieselottela

Werden vielleicht zerfetzt, aber sind meist auffindbar

@Scout1193
Wenn das so gewesen wäre, hätte man trotzdem was entdeckt. Dann hätten die Tiere ja Dinge , Kleidung etc , verteilt oder liegen gelassen. Rucksäcke essen die nicht.


@Lieselottela
Es mag solche Hänge geben, aber weder senkrecht , noch über weite Strecke.
Die denkbaren Flächen kann man mit ein paar Männern an einem Tag durchkämmen.

Es wurde ja zeitnah gesucht.

Battisti schrieb:Das ist nicht der Grand Canyon oder Himalaya.
Hier im Schwarzwald ist auch überall was los:

Das ist ein Irrglaube. Das Gelände im Schwarzwald ist schwerer einsehbar als im Grand Canyon oder in den Alpen.

Ich bin am Freitag mal die Strecke von Todtmoos (Edeka) über den Kurpark und die Wehrawald-Klinik nach Schwarzenbach abgelaufen. Zurück dann auf der anderen Seite der Straße am Wohnmobilstellplatz vorbei wieder hin zum Edeka.

Vor allem hat mich ja der tatsächliche Handy-Empfang interessiert. Ich habe meine Route getrackt und gleich am Anfang kam die Meldung, dass sehr schlechter Satelliten-Empfang ist. Unabhängig davon hat es die Strecke aber fehlerlos aufgezeichnet. Handy-Empfang (Vodafone) war die ganze Strecke über gut bis sehr gut.

Meine Empfindung ist auch, wie es @Kraftwerker bereits auch schrieb, dass sie mit den belanglosen Telefonaten eventuell Wartezeit überbrücken wollte.

Einen grünen Hintergrund im Sinne von Wiese oder Park, nicht Wald, findet man an mehreren Stellen, es muss nicht zwangsläufig der Kurpark gewesen sein.

Meine weitere Überlegung war auch, ob sie bei den Telefonaten nicht eventuell am Wohnmobilstellplatz gewesen sein könnte. Ich glaube zwar nicht an eine Abgreifen, will es nach den neuesten Auskünften der Angehörigen auch nicht mehr vollständig ausschließen.
Die Entfernung vom Edeka zum Wohnmobilstellplatz ist etwa vergleichbar mit dem zum Steinlabyrinth.

Meine weitere Überlegung war auch, ob sie den Weg am Wohnmobilstellplatz vorbei und an der Wehra entlang bis zur Einmündung der Straße von Schwarzenbach gelaufen sein könnte und dann dort wieder auf den Schluchtensteig gelangen wollte. Höhenmäßig macht das wohl kaum was aus, Entfernungsmäßig dürfte es etwas kürzer sein, da der Schlenker über Todtmoos entfällt und der Weg ist auch richtig schön. Allerdings müsste sie dann wieder die Straße nach Schwarzenbach hoch laufen.

Ich habe zwar auch ein paar Fotos gemacht, aber die bringen keinen Mehrwert, da euch die Strecke ja bekannt ist und jetzt eine dichte Schneedecke liegt.

Zu den Handydaten von mir auch noch mal ein Input.

Einige meiner Wanderfreunde nutzen Handytaschen, die den Empfang von Nachrichten, etc. komplett abschirmen. Das komplette Hochfahren und -herunterfahren von Handys kostet oft viel Energie. Meine Frage: Hat Scarlett auch so eine Tasche?

Hinsichtlich des gestörten Netzes kann ich noch den Input geben, dass Krankenhäuser z. T. auch Störgeräte einsetzen, insbesondere wenn es sich um Klinken des Entzuges z. B. von Handysüchtigen handelt. Es wäre interessant zu wissen, ob in Todtmos irgendwo solche Geräte installiert sind. Das würde auch den schlechten Empfang erklären.
Manche Elektromärkte, Supermärkte oder etc. setzen solche Geräte ein, damit Preise nicht verglichen werden können. Mir fällt spontan bei uns in der Stadt auch ein Elektromarkt ein, der diese Technologie einsetzt.
Spannend ist z. B. auch, ob Kurplätze oder Kirchen solche Geräte einsetzen können, um Ruhe und Erholung zu bieten. Handys können für andere, insb. ältere Gäste störend sein.

jadegreen schrieb:Hinsichtlich des gestörten Netzes kann ich noch den Input geben, dass Krankenhäuser z. T. auch Störgeräte einsetzen, insbesondere wenn es sich um Klinken des Entzuges z. B. von Handysüchtigen handelt. Es wäre interessant zu wissen, ob in Todtmos irgendwo solche Geräte installiert sind. Das würde auch den schlechten Empfang erklären.
Manche Elektromärkte, Supermärkte oder etc. setzen solche Geräte ein, damit Preise nicht verglichen werden können. Mir fällt spontan bei uns in der Stadt auch ein Elektromarkt ein, der diese Technologie einsetzt.
Spannend ist z. B. auch, ob Kurplätze oder Kirchen solche Geräte einsetzen können, um Ruhe und Erholung zu bieten. Handys können für andere, insb. ältere Gäste störend sein.

Du scheinst nicht viel rumzukommen. ;-) Mir ist kein europäisches Land bekannt, dass so ein katastrophales Handynetz hat wie Deutschland. Außerhalb von Großstädten ist es einfach nur schlecht.

Das mit dem Netz kann ich mir vorstellen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass wenn man wandert bzw. sich bewegt, man nie wieder Netz bekommt ... Irgendwann kommt man in eine Region, wo zumindest 2G oder 3G sind. Außer das Handy ist tot, man hat keinen Akku mehr, oder man hat das Handy in der Gegend verloren, wo kein Empfang ist ...

@Rotmilan

Danke für die ausführliche auf aufschlußreiche Antwort bzg. Wildtiere.

Lieselottela schrieb:Kann ein Tier was nicht sonderlich groß ist, einen Menschen sozusagen verschleppen.

Das machen gerade Füchse- sozusagen portionsweise. Sie schleppen Teile ihrer Beute weg vom Fundort, in ihren Bau. Und solange da noch etwas Verwertbares am Fundort zurück bleibt kommen sie auch wieder. Wildtiere sind schlau, es erspart ihnen Energie wenn sie ihre Beute quasi auf dem Präsentierteller bekommen und nicht alles selbst erlegen und erjagen müssen. Wölfe verschleppen auch gerne große Teile. Was Wölfe und Füchse so anstellen, sehen wir auch auf der Wildkamera. Und ja, ein befreundeter Jäger hatte tatsächlich mal einen Toten im Revier, der zwar eines natürlichen Todes verstorben war, da er Vorerkrankungen hatte, aber das ist für die Wildtiere egal, was die Todesursache war. Da bleibt unter Umständen halt nicht sehr viel mehr übrig, so makaber es ist, selbst wenn die Leiche noch relativ zeitig gefunden wird.