Höhenburg schrieb: Ich bin auch der Ansicht, daß die "Wanderapp" zumindest Mitschuld am Verschwinden von Scarlett ist. Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß die App irgendeinen Blödsinnspfad angegeben hat, nur weil der womöglich 100m kürzer war als der Standardweg.
Wie gesagt, ich kenne den Abschnitt nicht - aber der Schluchtensteig wird massiv vermarktet, weil so auch kleinere Schwarzwaldorte ein Stück "Touristenkuchen" abbekommen. Die zweite Etappe ist fast idiotensicher ausgeschildert, es ist fast unmöglich, sich dort zu verlaufen.
Es gibt ein Video auf Youtube, wo ein Wanderer "Scarletts Etappe läuft" und angibt, er habe sich einmal verlaufen. Aber ich denke, zumindest am Anfang muss ein klares Schild sein - und dann muss sie ja binnen 60 Minuten oder 120 Minuten verschwunden sein, wenn man die Handyaktivität als Indikator nimmt.
AnnCarola schrieb:Ihre Familie hat angegeben, dass sie eine erfahrene Wanderin ist. Aber was versteht ihre Familie unter "erfahren"? Dazu gehört nicht nur Fitness und eine gute Ausrüstung, sondern vor allem auch Orientierungssinn, wie das CorvusCorax oben schon ausgeführt hat.
Erfahren ist immer relativ. Reinhold Meßner ist schwer verunglückt, als er über seinen Gartenzaun gestiegen ist. Es gibt ja auch Wanderberichte von ihr, wo das schon etwas in Richtung "Leichtsinn" geht. Ich bin im Schwarzwald geboren und auch viel gewandert ... ob ich "erfahren" bin - es gibt Leute, die eine viel bessere Kondition als ich haben. Als wir im Sommer in der Wutachschlucht gewandert sind, sind wir fast von einem Steinschlag erwischt worden. Wäre auf dem Hauptweg gewesen, war ein "Ministeinschlag" - trotzdem, Mr Mary war weniger als 5m von den Steinen, die runterkamen, entfernt. Sprich: Es kann immer was passieren.
Lieselottela schrieb:Um Tags drauf die letze Etappe anzutreten. Vermutlich leiten die Ermittler aus diesen Gründen heraus ab, das S. auch die letze Etappe (6) wandern wollte. Da Sie extra nochmals zurück nach St. Blasien gefahren ist.
Man weiß halt nicht, wie die Befindlichkeit war - fand sie die 5. Etappe schon tröge und beschloss spontan, die sechste nicht mehr zu laufen? Oder dachte sie "ich hatte so eine lange Anreise, das ziehe ich nun durch ...". Das macht es ja schon so schwierig.
Lieselottela schrieb:Zum Thema Felsspalten. Es gibt viele Felsspalten wo überhaupt nicht bekannt sind...
Es gibt sicher Orte im Schwarzwald, wo man abstürzen kann. In der Wutachschlucht verunglücken Leute regelmäßig, mitunter sogar tödlich. Keine Frage. Allerdings sind die Hauptwanderwege, zu denen der Schluchtensteig gehört, auch ordentlich gesichert - mit Drahtseilen, etc. Doof wird es immer, wenn man aus einem Grund den Weg verlässt.
Sie wollte allerdings um 10.15 zu einer 22km Wanderung + Transfer zur noch nicht gefundenen Herberge aufbrechen. Das haben wir ja schon mehrfach gesagt - da bleibt nicht so übel viel Zeit, noch Nebenwege aufzusuchen.
Lieselottela schrieb:2007 verschwand ein Mann der Beeren sammeln wollte aus Schallstadt bei Freiburg, bis heute gilt er als vermisst, 13 Jahre wohlgemerkt! Trotz suche, fand man ihn bis heute nicht!!!
Da ist die Sachlage etwas anders ... beim Beerensuchen bist du ja nicht auf den Hauptwegen unterwegs. Was ich im Schwarzwald immer wieder faszinierend finde ist, wie dich der Wald "verschluckt" - zu kannst nur 30-40m Meter vom Weg entfernt sein - man sieht dich nicht. Die meisten Leute sind doch auf den Hauptwegen oder ausgetrampelten Nebenpfaden unterwegs. Wenn dich also ein Herztod ereilt oder du abstürzt, kann es durchaus sein, dass du nicht gefunden wirst, weil einfach niemand vorbeikommt. Aber das ist nicht die Regel. Normalerweise werden Leute ja irgendwann gefunden.
Das macht den Fall ja so mysteriös. Auf dem Abschnitt, auf dem sie verschwunden sein könnte, gibt es wohl keine Stelle, die so geartet ist, dass man abstürzten könnte. Die Bergwacht ging die Stelle ab. Du musst ja praktisch:
Schwer abgestürzt/verunglückt sein + das muss an einer Stelle passiert sein, wo das keine Spuren hinterlässt + dein Körper + Rucksack müssen so doof liegen, dass dich niemand sieht.
Seit September waren sicher noch einige Leute auf dem Schluchtensteig unterwegs - das Wetter war gut, es gab sonst nicht viel zu tun, auch die Wutachschlucht ist noch gut frequentiert, obwohl die offizielle Empfehlung ist, sie im November nicht mehr zu wandern und auch kein Wanderbus mehr fährt. All diesen Leuten fiel nichts auf ...
Höhenburg schrieb:Nach rund 2 Jahrzehnten Wandern halte ich mich für zumindest etwas erfahren und habe in all der Zeit nicht einmal eine verfluchte "Powerbank" benötigt oder dabei gehabt! Ich komme allerdings auch noch aus einer Generation die Kartenlesen kann und wenig Smombies in ihren Reihen hat.
Ich glaube, das ist auch eine "Generationenfrage" - das gesamte Outdoorgeschäft ist ja heute etwas "aufgeplustert". Wenn meine Eltern losziehen, dann mit 30+ Jahren alten Wanderschuhen und einer Karte. Heute verchecken ja Outdoorläden an Interessierte jede Menge Schnickschnack :-). Meine Kinder, Generation Handy, verhalten sich ohne Handy so, als ob man ihnen demnächst die Herz-Lungen-Maschine abschält. Andere Leute haben ein Nokia in der Tasche, das man gefühlt 2x im Jahr aufladen muss, so als "Notfalltelefon".
lemystere schrieb:Das erinnert mich an einen Fall in meiner Gegend, wo ein alter Herr, ein Pilzsucher, in einen ganz "normalen" Wald ging und seitdem für immer verschwunden ist. Eine Strasse führt vorbei - keinerlei Hinweise oder Spur, dass er in einem Auto weg ist. Nach Ablauf der Frist wurde er für tot erklärt.
Das ist manchmal ganz irre - bei uns ist letztes Jahr jemand an einer sehr beliebten Gassistrecke direkt neben einer Landstraße verstorben und in den Straßengraben gerollt - und lag da drei Tage, obwohl unzählige Autos vorbeikamen (und sicher auch Gassigänger). Entdeckt wurde er von einem neugierigen Hund.