Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

UTAC schrieb:Aber zum Feldberg braucht man keine 6 Stunden! Wenn man davon ausgeht, dass sie in Todtmoos in ein Auto getiegen ist.

Natürlich braucht man mit dem Auto keine 6 Stunden. Aber sie könnte sich dort aufgehalten haben, Ausflug, wandern, was weiß ich.

Es spricht für mich einiges dafür, dass Sc. in Todtmoos in ein Auto gestiegen sein könnte, aber sie wird wohl kaum zu einem ihr gänzlich Unbekannten eingestiegen sein. Aber warum hat sich dann das Handy am Abend nochmals in dieser Funkzelle eingeloggt? Das würde doch überhaupt nicht zu Sc. Pläne passen. Sie wollte doch abends in Wehr sein und m.W. ist auch kein Bus mehr gefahren..?? Das Einloggen kann doch nicht ohne Zutun geschehen sein? Oder?

Das Handy hat doch die Funkzelle Todtmoos gar nicht erst verlassen. Am Abend ging es halt leer aus.
Szenario: Scarlett trifft sich mit jemandem um 11 Uhr, um bis nach Au gefahren zu werden und so die ersten acht, langweiligen Kilometer zu überbrücken. Der bekannte fährt woanders hin, woraufhin zeitnah zum Streit und Übergriff kommt. Das Handy wird weg geworfen.

Letztens sah ich eins dieser Videos einer TV-Sendung, in der ein Sicherheitsexperte das Experiment macht, ob sich Kinder von einem Fremden (getarnt als Autoritätsperson) ansprechen lassen und mit ihm mitgehen würden.
Ich verzichte aufs Verlinken, weil es hier nicht um ein vermisstes Kind geht und weil ich die Vorgehensweise der TV-Leute teils fragwürdig finde.
Interessant aber: Viele Zuschauer schrieben Kommentare des Inhalts "Sogar ich als Erwachsener hätte dem Fremden sofort geglaubt und hätte seine Anweisungen befolgt und wäre mit ihm mitgegangen!"

Vielleicht ist auch in Scarletts Fall von Belang, ob sie ein Mensch war, der sich leicht von Autoritäten beeindrucken lässt, oder ob sie in solchen Situationen gesunde Skepsis gepflegt und sich der Rechtmäßigkeit versichert hätte.
Ich finde zwar direkt in der Region keinen Fall über Amtsanmaßung in Zusammenhang mit Übergriffen auf junge Frauen, aber es wäre ja auch eine Möglichkeit, wie es zu ihrem Verschwinden gekommen ist. Jemand, der sich als Autoritätsperson ausgab: "Bitte steigen Sie ein / Ich muss Ihr Handy sehen" oder dergleichen und der Dusel hatte, dass es keine Zeugen gibt.

lemystere schrieb:Bitte steigen Sie ein / Ich muss Ihr Handy sehen" oder dergleichen und der Dusel hatte, dass es keine Zeugen gibt.

@lemystere
Und da gibt es tatsächlich "erwachsene" Menschen die das dann machen würden? Unglaublich.

@Dr.Edelfrosch

Ja, leider ist das so.

Als Beispiel hier ein Fall von 2019 aus Berlin.

https://www.welt.de/regionales/berlin/article191275061/Uebergriff-als-falscher-Polizist-Straftaeter-vor-Gericht.html

lemystere schrieb:Jemand, der sich als Autoritätsperson ausgab: "Bitte steigen Sie ein / Ich muss Ihr Handy sehen" oder dergleichen

Das wäre ja in etwa wie diese Nepper-Schlepper-Bauernfänger-Anrufe, wo die Betrüger sich als Polizist oder sonstwas ausgeben und um Bereitstellung von Geld und Schmuck auffordern, weil der Enkel, Tochter, Mutter, Sohn einen Unfall gehabt hätte und man ihn/sie auslösen muß. Fallen ja genug darauf herein.
Aber ehrlich - wenn zu mir jemand sagen würde "Steigen sie ein", würde ich dem eher den Vogel zeigen, als dieser Aufforderung nachzukommen. Und zu welchem Zweck sollte jemand mein Handy sehen wollen? Also im Leben nicht...

@CorvusCorax

Ja, unglaublich, wie viele auf den Enkeltrick und ähnliche Maschen reinfallen. Obwohl in den Medien ständig davor gewarnt wird.
Jeder reagiert auf Aufforderungen (angeblicher) Autoritätspersonen halt unterschiedlich. Die Menschen aus Scarletts Umfeld vermögen sie, sicherlich auch in der Hinsicht, besser einzuschätzen als wir, die wir nur spekulieren können.
Bei der Frau in dem von mir verlinkten Fall aus Berlin zog ja die Falscher-Polizist-Masche, ihm war es gelungen, sie unter einen Vorwand in einen Park zu locken.

Langer Artikel. https://netzpolitik.org/2023/beschlagnahmte-smartphones-ein-grundrechtseingriff-unbekannten-ausmasses/
Dass, wie hier zu lesen, die echte Polizei häufig Handys wegen Bagatellen beschlagnahmt - zum Bsp. der Besitzer hätte polizeiliche Massnahmen gefilmt -, beantwortet vielleicht ein bisschen deine Frage.

Oder hier, keine Bagatelle:
https://www.anwalt.de/rechtstipps/unerlaubtes-fotografieren-was-ist-strafbar_181889.html
Man darf ohne deren Erlaubnis keine hilflose Person fotografieren oder filmen, schon der Versuch ist strafbar.

So wie echte Polizisten aus den genannten Gründen Handys beschlagnahmen, könnte auch ein falscher Polizist diese Taktik anwenden. Das Opfer ansprechen: "Sie wurden beobachtet, wie Sie dieses oder jenes gefilmt haben. Kommen Sie bitte mit, wir müssen das überprüfen. Sie haben sich möglicherweise strafbar gemacht".

Eine Frage:

Wurde bei der Wanderstrecke eigentlich schon jeder quadratmeter abgesucht, so dass man ausschließen kann, dass Sie dort verunglück ist?

Ich habe dazu eine sehr zweigeteilte Meinung, bzw. habe einen anderen Blick auf die Art von Betrug, nachdem ich selbst einen Betrugsversuch erlebt habe.

Einerseits: Ich konnte mir auch immer nur schwer vorstellen, wie man auf Enkeltrick-Anrufe hereinfallen kann. Es wird schließlich sehr umfassend immer wieder auf diversen Kanälen/Medien davor gewarnt.
Und auch einem Polizisten (als z.B Autoritätsperson) einfach zu folgen, kann ich mir im Moment nicht vorstellen.

Andererseits: Vor einigen Wochen bekam ich einen Anruf von einem Enkeltrick-Betrüger. Der dort aufgebaute emotionale Druck ist wirklich groß. Da heult einem die vermeintliche Tochter was vor von "jemandem mit dem Auto totgefahren", "Kautionszahlung", "ich will nach Hause" usw. und dann ist auch noch die vermeintliche Kommissarin am Telefon, die wissen will, ob man der Tochter helfen will. Auf Grund der weinerlichen Stimme kann man nur schwer beurteilen, ob das wirklich die Tochter ist. Ich konnte das "Spiel" sehr schnell gelassen mitspielen, denn ich habe keine Tochter.
Wenn mich ein Polizist anspricht auf einer Wanderung / kurz nach dem Wanderstart mit "zum Glück haben wir Sie gefunden", "Ihre Eltern hatten einen Unfall" oder etwas in der Richtung, würde ich nicht meine Hand dafür ins Feuer legen, dass ich das sofort durchschaue und nicht zumindest zögere.

Und wer wirklich darauf aus ist, findet vermutlich leicht in sozialen Medien oder durch Beobachtung auf den ersten Etappen, wer eine alleinwandernde junge Frau ist und wo man sie im weiteren Verlauf der Wanderstrecke abpassen kann.

Ich bin zwar nicht in Scarletts Alter, aber vom Renteneintritt auch noch weit entfernt und sicherlich nicht leichtgläubig. Man muss diese Art von Betrug(sversuch) einmal selbst erlebt haben, um wirklich zu verstehen, wie perfide und manipulativ die Betrüger vorgehen.

lemystere schrieb:Jemand, der sich als Autoritätsperson ausgab: "Bitte steigen Sie ein / Ich muss Ihr Handy sehen" oder dergleichen und der Dusel hatte, dass es keine Zeugen gibt.

Die Möglichkeit der Überrumpelung hatte ich vor längerer Zeit ja auch schon mal angesprochen, insoweit kann ich mich mit dieser Theorie grundsätzlich schon anfreunden.

Inhaltlich ist mir das jedoch für die konkrete Situation zu unspezifisch. Da gehe ich doch eher von einem Täter aus, der behauptet hat, dass ein Teil des Schluchtensteigs überraschend gesperrt sei und sich angeboten hat, Scarlett bis zu einer bestimmten Stelle mit dem PKW mitzunehmen.

Falls diese Person einen vertrauenswürdigen Eindruck gemacht hat, kann ich mir vorstellen, dass Scarlett nicht im Smartphone überprüft hätte, ob diese Information richtig ist.

Glaube ich dir aufs Wort @Lipperin , wie unangenehm dir der erlebte Betrugsversuch war, obwohl du ihn durchschaut hattest.
Die Betrüger setzen voll auf den Schockmoment, zielen darauf ab, dass die Angerufenen vor Angst und Aufregung nicht mehr klar denken können und, wenn das Märchen zufällig passt, zu willfährigen Opfern werden.

@Fridolin31
Da hast du schon recht, die von mir entworfene Situation ist ziemlich unspezifisch - aber wir haben ja nicht die kriminellen Ideen von Tätern, es ist oft unglaublich, was denen einfällt und was sie leider auch umsetzen.
Mit deiner Idee, ein Täter könnte Scarlett eine teilweise Sperrung der E6 vorgetäuscht haben, gehe ich mit, hatte diese Theorie sogar selbst mal gepostet. Das würde gut zu jemandem passen, der mit der Gegend vertraut ist. Typ Naturbursche, dem man die Story von der Sperrung abnimmt. Vertraut genug auch mit der Gegend, um jemanden "verschwinden" zu lassen.

CorvusCorax schrieb:Aber ehrlich - wenn zu mir jemand sagen würde "Steigen sie ein", würde ich dem eher den Vogel zeigen, als dieser Aufforderung nachzukommen. Und zu welchem Zweck sollte jemand mein Handy sehen wollen? Also im Leben nicht...

Das sagt man schnell, wenn man sich nicht in so einer Situation befindet. Manchmal sind das nur Sekunden die man hat um sich zu entscheiden. Ich würde mich da auch eher als wachsam bezeichnen, aber mir ist erst im letzten Winter so etwas passiert. Da habe ich am falschen Theater gestanden mit einem Typ dem es ähnlich erging.Einsame Stelle, dunkel,sehr kalt. Wir fanden dann raus, wohin wir mussten und ich dachte, das ist noch innerhalb der Stadt und nicht so weit,da wäre ich auch mit ihm zu Fuß dahin, obwohl er fremd war. Doch es gab noch eine andere Adresse mit gleichem Straßennamen, ausserhalb der Stadt und da fand die Aufführung statt.

Da wir schon spät dran waren,bot er mir an, mich mitzunehmen und ging schon Richtung Auto. Ich hab kurz überlegt mitzufahren, aber da gab es diesen Moment wo ich ihn ansah und ich entschied mich dagegen. Weiß nicht warum, irgendwas hielt mich davon ab..hätte aber auch anders sein können..worauf ich hinaus will ist,man trifft innerhalb von Sekunden Entscheidungen und wenn man dann kein Bauchgefühl hat oder irgendwas das einen davon abhält,stellt man erst kurze Zeit später fest, ob das die richtige war oder nicht,aber dann ist es womöglich zu spät.

Vielleicht haben Erwachsene ein anderes Alarmsystem als Kinder, aufgrund unserer Erfahrungen aber ich glaube nicht, dass uns nur wegen der Erfahrungen, nicht falsche Entscheidungen passieren können.

grimbosq schrieb am 16.07.2024:Es spricht für mich einiges dafür, dass Sc. in Todtmoos in ein Auto gestiegen sein könnte, aber sie wird wohl kaum zu einem ihr gänzlich Unbekannten eingestiegen sein.

Jein, weiß man nicht. Entscheidungen trifft man schnell.Auch Falsche. Sympathische Person..bietet einen Platz an, lächelt..da wird man nicht direkt was dahinter vermuten..Siehe meinen letzten Text dazu.

Bei dem Handy denke ich auch, dass, wenn es einmal aus war, erst wieder aktiviert werden muss, damit es einen Ping sendet. Kann mir da nur schwer vorstellen, dass sie ihr Handy anmacht ohne eine Nachricht zu senden was los ist. Doch da können die Leute sicher mehr zu sagen, die sich da besser auskennen.

sundra schrieb:Bei dem Handy denke ich auch, dass, wenn es einmal aus war, erst wieder aktiviert werden muss, damit es einen Ping sendet. Kann mir da nur schwer vorstellen, dass sie ihr Handy anmacht ohne eine Nachricht zu senden was los ist. Doch da können die Leute sicher mehr zu sagen, die sich da besser auskennen.

Wenn man es einschaltet, bucht es sich in einer Funkzelle ein und das ist beim Provider in dessen Rechnersystem protokoliert. So wie die Informationen damals in den Zeitungen waren entstand der Eindruck, dass das Handy stundenlang nicht mehr benutzt wurde vielleicht auch gar nicht mehr an war und am Abend von der Funkzelle wegen Inaktivität einseitig abgemeldet wurde.

sundra schrieb:Vielleicht haben Erwachsene ein anderes Alarmsystem als Kinder, aufgrund unserer Erfahrungen aber ich glaube nicht, dass uns nur wegen der Erfahrungen, nicht falsche Entscheidungen passieren können.

Man muss hier nicht spekulieren, es gibt zahllose Beispiele wie ein Täter sein Opfer überwältigt: in den 70er Jahren gab es mal einen in den USA, der sich einen falschen Gips um den Arm oder das Bein legte oder eine Armschlinge trug, mal an Krücken ging und dann jedesmal junge Frauen bat, ihm etwas zu helfen und ins Auto zu tragen. Dort zerrte er sie hinein, schlug auf sie ein, fuhr davon und tötete sie später.

Da aber derartiges überall und immer passieren kann, gibt es keinen Grund sich Szenarien auszudenken. Ohne Hinweise auf irgend etwas, führt dies zu nichts.