@BandiniBandini schrieb:Wenn wir diesen Fall diskutieren, dann ist das etwas wie Papier, Stein, Schere zu spielen. Es gibt drei Dimensionen, die sich immer gegenseitig zu schlagen scheinen:
- Der Fundort
- Der angenommene Tagesplan
- Die kommunizierte Persönlichkeit bzw. unsere Vorurteile aufgrund dieser Informationen und der Bilder
(...)
Der einzige Fakt in dem Puzzle ist der Fundort. Wann und wie sie dorthin kam, ist vollkommen unklar. Die einzige Option, um selbständig dorthin gelangt zu sein, ist die Bahn.
Also habe ich mir den Fahrplan nochmal angeschaut. Als Ziel habe ich die Wildpferde auf dem Rödel angenommen. Das ist der ikonische Höhepunkt an dem Ort. Ich bin diesen Weg von den Wildpferden runter ins Tal gelaufen. Das ist wohl der kürzeste Weg zwischen Wildpferden und Bahnhof.(...)
Nehmen wir also an, sie nahm die Bahn um 14:31 Uhr ab Südplatz. Dann wäre sie im Normalfall um 16:09 Uhr am Bahnhof Freyburg gewesen.(...)
Damit hätte sie den Zug um 18:25 Uhr nehmen müssen, um an der Burg Giebichenstein in Halle um 20:09 Uhr anzukommen.(...)
Sie hätte also gut zwei Stunden (konkret 2:16) gehabt, um die Wildpferde sehen zu können, inklusive Weg hin und her. Sicherlich würden das viele als zu kurz ansehen, aber andere eben nicht.(...)
Ich bin erstaunt, dass das klappen würde.
Prinzipiell erscheint mir dein Ansatz sehr vernünftig, es einfach auszutesten, wie aufwendig der Besuch des Rödel-Naturschutzgebiets wirklich ist und ob es mit dem ÖPNV, den Yolanda überwiegend nutzte, zu machen ist. Innerhalb des bekannten zeitlichen Rahmens.
Dass es geht, ist schon ein Punkt, den man festhalten sollte. Das besagt ja, dass die Option, dass Yolanda Freyburg freiwillig in einer Alltagssituation besucht haben könnte, prinzipiell realistisch ist. Und nicht rein logistisch ausscheidet.
Bei den Punkten:
Bandini schrieb:- Der angenommene Tagesplan
- Die kommunizierte Persönlichkeit
hat man das Problem, dass man wenige Hartfakten hat, die nicht ausreichen für ein Gesamtbild. Und dann geneigt ist das Fehlende durch Vermutung, also subjektiven Bias und allzu Fantasievolles, zu füllen. Aber anders geht es wohl nicht.
Die Relation An-/Abreise zur eigentlichen "Qualitytime", also Wandern/Spazieren/Naturbeobachten, würd ich persönlich als "schwierig" ansehen. Das sind knapp 4 Stunden Bus/Bahn gegenüber 2 Stunden Wandern.
Ich würde selber nicht 4 Stunden Bahn fahren für 2 Stunden "Freude". Außer es wäre was wirklich Außergewöhnliches, was ich in dem Naturbesuch alleine aber nicht sehe.
Der durchgehend straffe Tagesplan mit dem Film am Abend danach, fände ich persönlich auch zu stressig. Sie hatte ja Semesterferien noch bis Mitte Oktober. Ich würde eher annehmen, dass sie dann die Abendverabredung noch abgesagt hätte. Evtl hatte sie das vorgehabt. Aber letztlich machte das doch jeder anders.
Denkbar ist, auch dass sie jemand fuhr, mit einem PKW. Mit dem PKW dreht sich das Verhältnis um. Führe man um 14:15 los, wäre man um 15:05 am Rödel und müsste so kurz nach 19:00, bei Sonnenuntergang, weiter nach Halle und da so gegen 19:45, 15 min vor Filmstart, anzukommen. Also 4 Stunden "Freude" und weniger 2h Fahren. Damit wäre es eine "gescheite" Zeiteinteilung.
Falls es eine Fahrer oder eine Fahrerin gab fragt sich natürlich wer?
Trampen wäre auch eine Idee, weil sie das manchmal machte - aber vermutlich würde sich die Strecke aus vielen Teilfahrten zusammenstückeln und lange dauern. Mit Halle am Abend wäre das auch eher Fehlanzeige.
Denkbar wäre auch, dass sie sich mit jemand traf, der ein Auto hatte und der sie dann nach Halle, Leipzig oder wenigstens zum Bahnhof gefahren hätte. Dann wären es so 3 Stunden für die "Freude" gewesen, was ja auch noch plausibel wäre.
Man müsste auch wissen, was sie am nächsten Vormittag vorhatte. In XY hieß es, von der Mitbewohnerin, sie habe noch Prüfungen gehabt und laut HTWK-Prüfungsplan gab es noch zwei Prüfungen in den beiden Tagen darauf, jeweils am Vormittag.
Meines Erachtens könnte sie, falls sie am nächsten Tag (Do) keine Prüfung hatte, vorgehabt haben, in dem Wald zu übernachten. Der Vater berichtete, dass sie das manchmal gemacht hätte. Ob das so war, würd am ehesten der Rucksackinhalt verraten - der natürlich nicht bekannt ist.