Andante schrieb:Im Medienzeitalter hat schon mancher Promi oder Politiker, der sich Medien für Homestorys ins Haus holte, hinterher beklagt, dass er nun von der Medienmeute belagert wird. So neu ist das Phänomen nicht. Es kann also für niemanden überraschend vom Himmel fallen, was passieren kann, wenn er in die Medien drängt. Mit manchen unerwünschten Konsequenzen muss man dann leben.
Das ist so. Aber die Angehörigen sind nicht Promis oder Politiker, sind nicht zu DSDS oder ins Camp. Oder kürzer zusammengefasst:
BoobSinclar schrieb:Auch Leute, die sich doof verhalten, haben ein Recht darauf, nicht vom Mob belagert zu werden.
Und die Familie ist noch nicht mal aus Doofheit unvernünftig, sondern dahinter stehen die Motive "Angst" und "Hoffnung". Dazu ein Post, den ich in Gänze noch einmal zitieren möchte (Hervorh. m.), weil er ziemlich einfühlsam die Situation beschreibt:
FrokenLisbeth schrieb:Es steht uns nicht zu, das Verhalten einer Familie abzuwerten, die sich in einer Ausnahmesituation befindet.
Den einen 'richtigen' Weg zu trauern und ein Trauma zu verarbeiten, gibt es nicht.
Wenn sie momentan überleben können, indem sie den 'worst case' verdrängen, dann steht ihnen das zu. Sie müssen niemandem zuarbeiten oder helfen, sie können nur versuchen, so gut es geht weiterzuleben.
Dass Rebecca nicht wieder kommt, wissen sie tief in ihrem Innern sicherlich selbst längst. Dass dazu aber auch noch der geliebte Schwager der Täter sein soll - das können sie vielleicht nicht auch noch aushalten.
Rebeccas Mutter sagt doch selber, sie versuchen halt so gut es geht weiterzuleben... Allein für ihren Enkel wäre das eine Katastrophe - der eigene Vater wäre der Mörder der Tante!
Niemand kann von sicher selber voraussagen, ob er sich in einer traumatischen Situation rational, logisch und kooperativ verhalten würde.
Zumindest im Zustand des Schocks könnte ich es auch nicht ausschließen, einem mir vor die Nase gehaltenen Mikro oder in eine Kamera meine Gefühle zu teilen. Und die Ereignisse in Hanau zeigen derzeit wieder, wie die Reporter wie die Hyänen ausschwärmen und wie manche (überlebenden) Opfer und deren Angehörigen die Öffentlichkeit suchen.
FERRERO4 schrieb:Das stimmt natürlich, um so interessanter ist dennoch zu beobachten, dass die StA derart an die Öffentlichkeit geht.
Somit wird für jeden der Stand der Dinge (relativ) präsent und er kann sich seine eigene(!) Meinung dazu bilden.
Die Öffentlichkeitsarbeit der StA ist in diesem Fall durchaus bemerkenswert. Vergleicht man das mit anderen Vermisstenfällen, ich verweise hier wieder auf Maria Baumer (die immerhin Landesvorsitzende eines bedeutenden katholischen Vereins war), dann ging die dort StA zwar auch an die Öffentlichkeit, aber wesentlich weniger offensiv.
Die Öffentlichkeitsarbeit war zum Teil der schon existierenden Medienaufmerksamkeit geschuldet, aber zugleich hat die StA die Beteiligung der Öffentlichkeit auch angeheizt. Gleiches gilt für die sehr schnelle Nutzung von XY. Die öffentlichen Reaktionen der Familie forderte die StA ebenfalls heraus. Daraus ist ein bisschen ein Kampf um die Deutungshoheit geworden. Deshalb gab es zum Jahrestag einen massiven Versuch, diese zurückzugewinnen.
Die Ermittler haben da nichts zu verlieren (im Gegensatz zur Familie). Aber diese "Schlacht" um die "Wahrheit", die ist schon problematisch. Denn man befindet sich noch immer im Verdachtsstadium. Die Unschuldsvermutung ist zu berücksichtigen. Und es gibt ausreichend Spuren (auch die Nichtexistenz von Spuren kann eine Spur darstellen...) für diesen Verdacht. Aber eben nicht mehr.
peawe schrieb:Dem Bericht nach war es nicht bekannt. Und so ganz rechtens war es wohl nicht.
KESY ist rechtens. Die Erhebung und Speicherung der Daten war wohl rechtens. Und der Abgleich des Kfz-Kennzeichens des Twingo aus den gesammelten Daten war richterlich genehmigt. Bezweifelt wurde nur, ob nicht die Daten schon zuvor hätten gelöscht werden müssen. Das kann aber dahingestellt bleiben, weil die Beweiserhebungs- und verwertungsverbote das nicht verlangen.