fortylicks schrieb:Darum werden die Ermittler sicher mehr haben als wir wissen. Hat StA Steltner übrigens auch oft genug betont. Es fehlt das letzte Puzzlestück....
Ich habe aus den öffentlichen Stellungnahmen der Ermittler nichts dergleichen wahrnehmen können, weder eine Aussage dahingehend, daß die Ermittler mehr belastenes Material hätten, als öffentlich bekannt, noch eine Aussage zu einem "fehlenden letzten Puzzlestück".
Ganz im Gegenteil: Mit jeder öffentlichen Erklärung drücken die Ermittler noch mehr Unsicherheit bzgl. der Aufklärung des Falls aus, als in allen vorangehenden Statements.
Fakt ist, Florrian wurde aus der U-Haft entlassen, weil kein dringender Tatverdacht darstellbar ist. Dementsprechend wäre bei einer Verhandlung nach derzeitigem Sachstand keine Verurteilung mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Wenn die StA nun in der jüngsten Stellungnahme erklärt (Urlaubsvertretung) Rebecca könne noch Leben oder andere PErsonen kämen als Täter in Betracht, ist eigentlich klar, daß sich die Ermittlungsergebnisse in den letzten 4 Montaten nicht fundamental geändert haben.
Ich möchte noch auf zwei häufige Rechtsirrtümer im Fall Rebecca hinweisen:
1. Zur Überführung des Täters fehlt noch die Leiche
2. Zur Überführung des Täters fehlt
nur noch die Leiche
Tatsache ist: Der Fund einer Leiche ist im Allgemeinen weder eine hinreichende, noch eine Notwendige Voraussetzung für die Überführung des Täters. Im Fall Rebecca sehe ich aufgrund der allgemein bekannten Erklärungen der StA zu den Schlussfolgerungen aus den Spuren und aufgrund der Hinweise auf die bekannten Spuren keinerlei Hinweise, daß es hier anders wäre und (nur) noch eine Leiche fehle.
Insbesondere der zitierte Kettenkamper Doppemord ist völlig anders gelagert:
fortylicks schrieb:Schaut man sich andere Fälle an, sieht man, wie wasserdicht die Beweise und Indizien sein müssen, um eine Anklage ohne Leiche zu erwirken. Selbst gefundenes Blut oder andere Spuren sind kein 100 %iger Beweis vor Gericht. Im Fall des Doppelmordes von Kettenkamp, hier auch als Video unter dem Namen "Die Spurenleserin" schon erwähnt, fand man im Haus/Schlafzimmer der Ermordeten literweise Blut auf den Matratzen des Ehebettes, der Sohn, der ebenfalls im Haus wohnte und verdächtigt wurde, hatte das Schlafzimmer nach der Tat mit einem rotbraunen Anstrich versehen, alles war komplett offensichtlich. Und trotzdem suchte man dann in einem aufwendigen Verfahren nach den Leichen - und nur weil man an der Kleidung und den Schuhen des verdächtigen Sohnes Erdkrümel aus dem Bereich fand, in dem die Leichen lagen, konnte man alles rund machen.
Hier war die Spurenlage von Anfang an so erdrückend, daß der Sohn direkt unter dringendem Tatverdacht in U-Haft genommen wurde und nicht mehr freigekommen ist. Ob der Fund der Leichen in diesem Fall zwingend notwendig war, ist Spekulation. Es mag im Film so dargestellt worden sein, die Filmemacher können aber nicht wissen, wie vor Gericht im Falle einer Anklage ohne Leichenfund entschieden worden wäre.
Ich erinnere in diesem Zusammenhang an den Fall des Berliner Devisenhändlers/Anlagebetrügers, der von seinem Mitbewohner ermordet worden ist. Urteil ohne Leiche, ohne konkreten Tathergang, ohne Tatwaffe allein wegen einer schlecht gereinigten Blutlache, Nachtatverhalten und offensichtlichen Motivlage.
Noch ein Detail zu Kettenkamp, welches im Film nicht klar herauskommt: Ohne die Krümel hätte man die Leichen durchaus auch noch finden können. Sie lagen wenige 100m vom Haus entfernt vergraben und wenige Meter (!) neben Stelle, an der wenige Tage nach dem Mord wegen auffälligen Spuren zuerst im Wald gesucht wurde.
https://www.noz.de/archiv/vermischtes/artikel/176796/zwei-leichen-in-kettenkamp-entdeckt