@Andante Ich lese gern deine sachverständigen juristischen Kommentare und möchte dir fast unterstellen, eine juristische Ausbildung genossen zu haben. In diesem Sinne möchte ich mal eine juristische Fachfrage stellen.
Es geht mir um den Tatbegriff. Um einen Tatverdächtigen konkret zu definieren, bedarf es nach meiner Logik zunächst einer eindeutig festgestellten Tat als Grundlage. Im Rebecca-Fall streiten sich jetzt die User um das kleine Vorwort "Haupt". Aber ich streite mich mit mir um das Wort "Tat". Es kommt mir von Anfang an so vor, als hätten die Ermittler einfach eine "Tat" (Tötungsdelikt) abstrakt konstruiert und auf dieser völlig unbewiesenen Annahme sämtliche weiteren Folgeschritte aufgebaut.
Braucht es, bevor man einen Menschen zum Tatverdächtigen stempelt, in U-Haft nimmt und sein Klar-Foto überall veröffentlicht, nicht deutlich mehr als nur diese "Gehendavonaus-Schließen-Dürfte-Annahme" einer Tat? Dass auch eine abstrakt angenomme, unterstellte Tat zu intensiven Ermittlungen führt, bleibt dabei unbenommen.
Aber ist es nach einem nachvollziehbaren und auf Logik aufgebauten Rechtsverständnis nicht erforderlich, zunächst diese TAT beweissicher mit Tatspuren an einem exakt definierten Tatort, in einer rekonstruierbaren Tatbegehungsweise zu einer eingrenzbaren Tatzeit, und vor allem einen belegbaren (!) Tatmotiv festzustellen, BEVOR man einen Menschen, der vielleicht nur zu einem bestimmten Zeitraum mit einer später vermissten Person zuletzt in einem Haus weilte, mit einem schwelenden Tatvorwurf belegt und in der Folge fortgesetzt elementarer Grundrechte beraubt?
Was soll denn hier nun die TAT sein? Die Tötung von Rebecca im Haus, nimmt die StA an. Soso. Indizien sind demnach der elektronische Tod am Montagmorgen (der sich allerdings bereits am Wochenende abzeichnete!), die widersprüchlichen Aussagen von FR als Zeuge (geschlafen vs. Whatsapp) und die damit im Zusammenhang stehenden KESY-Aufzeichnungen, die sich auf den Twingo beziehen, den gar nicht JR (wie zuerst angegeben), sondern FR zur Verfügung hatte. Wie kann man allein aus solchen Indizien überhaupt ein Tötungsdelikt unterstellen? Reicht neben dem konkreten Verschwundensein von Rebecca die pure Annahme, die Interpretation dieser überhaupt nicht tatgegenständlichen Indizien aus, um einen Menschen in den Tatverdacht (mit allen Folgen) zu bringen?
Wo genau ereignete sich ein Tötungsdelikt zu Lasten von Rebecca und welche Spuren belegen das?
Wann genau soll das Tötungsdelikt stattgefunden haben und welche Spuren belegen das?
Wie genau soll das Tötungsdelikt stattgefunden haben und welche Spuren belegen das?
Welches konkrete Motiv soll zu einer Tötung der Vermissten geführt haben und welche Spuren belegen das?
Und wenn all dies geklärt ist: Wer ist der mutmaßliche Täter und welche Indizien oder Beweise belegen das?
Ich habe hier von Anfang an das mulmige Gefühl, dass der Fall von hinten nach vorn durchermittelt wird. Mir ist dabei ausdrücklich klar, dass mein persönlicher Eindruck auch nur dadurch in diese Schieflage geraten sein könnte, weil öffentlich eben hierzu kaum Konkretes bekannt ist.