marpel007 schrieb:"Warum schweigt man?" (so würde ich meine Überschrift für meinen Beitrag benennen wollen):
Klar ist, dass jeder das Recht zum Schweigen hat. Das ist unbestritten so.
Nur warum schweigt man, wenn man doch aus einer "Wir haben uns alle so lieb Familie" kommt?
Ist es nicht dann eher so, dass man alles dafür tun würde, dass sich das Rätsel um das Verschwinden von R. schneller aufklären läßt? Ich finde, dass dieses Schweigen schon aus diesem Grund für sich spricht. Welche Straftat könnte schwerwiegender sein, als ein Tötungsdelikt? Eine Drogenfahrt, wenn auch schon schlimm genug, müsste aber erst einmal im Nachhinein bewiesen werden. Um das Strafmaß dafür zu ermitteln, bedarf es Beweise über Art und Umfang evtl. erworbener Drogen. Ob für Eigenverbrauch, zum Dealen usw.
Das dürfte nach der verstrichenen Zeit ebenfalls schwieirig für die polizeiliche Ermittlungsarbeit sein. Evtl. würde ein diesbezügliches Verfahren sodann aus Mangel an Beweisen ohnehin eingestellt werden.
Ich sehe in diesem Schweigen eher eine Behinderung der polizeilichen Ermittlungsarbeiten als eine Mithilfe bei dem Auffinden von R.
Die hier immer wieder mal genannten Vorwürfe gegen den Schwager bzgl. des Schweigens sind einer der großen Irrtümer in diesem Fall. Die rechtliche Seite hast Du ja schon in einem Nebensatz erwäht
Zu einer schnelleren Aufklärung / Vermisstensuche hätte "reden" hier auch nicht beigetragen. Wenn sich der Schwager durch "reden" soweit entlasten könnte, daß die Ermittler anschließend davon überzeugt wäre, daß er mit dem Verschwinden Rebeccas nicht zu tun hatte, wäre es wieder ein Vermisstenfall und würde von einer Halbtagskraft im Archiv bearbeitet werden. Es würden eben keine Hundertschaften durch Gärten, Keller und Lauben ziehen, um dort nachzuschauen, sondern gar nichts passieren. Durch das Verschwinden des Verdachtes gegen den Schwager würden ja nicht plötzlich Hinweise auf andere Alternativen entstehen, die heute nicht bekannt wären.
Nebenbei, der Schwager ist frei, es besteht kein dringender Tatverdacht mehr. Wenn sich der Sachstand nicht mehr wesentlich ändert, wird es keine Anklage und keinen Prozess geben. Schweigen und die Anwältin arbeiten lassen, war offenbar die beste Strategie, bitte immer daran denken: Der Schwager ist erstmal unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen ist. Trotz vieler Mannjahre Arbeitseinsatz ist dies den Ermittlern bislang nicht gelungen.
Wenn der Großteil der Öffentlichkeit der Überzeugung ist: "der war's", liegt das auch am enormen Erwartungsdruck der aus der medialen Vorverurteilung entsteht. Wir kennen ja aus offizieller Quelle nur die belastenden Spuren und unterliegen einem Zerrbild.