VanDusen schrieb:Meine Hypothese zu dem Fall ist wie folgt: Die unbekannte Tote hatte in dem Hotel ein heimliches Rendezvous mit einem Mann, der vermutlich einen Bezug zu den USA hat (er hat US Dollar an der Rezeption eingetauscht und ist Leser von "USA Today"). Um die Tatsache zu verschleiern, dass die beiden zueinander gehören, haben sie zwei Zimmer angemietet: 2805 (sie) und 2816 (er). Während ihres Aufenthalts hat sie die meiste Zeit in seinem Zimmer verbracht und dort auch ihre fehlenden Sachen gelassen. 2805 diente lediglich als Rückzugsraum, z. B. während sich ihre Begleiter in seinem Zimmer mit Dritten traf.
Prinzipiell kann das so gewesen sein. Der US-Bezug ist jetzt aber eher schwach, eigentlich ist es ja nur der Währungswechsel, der in diese Richtung deutet und hier könnten sich die Augenzeugen auch einfach geirrt haben. Bei der Zeitung gibt es auch verschiedene Erklärungen, die Zeitung könnte vielleicht an die falsche Türe gehängt worden sein, die "Plaza-Frau" könnte die Zeitung möglicherweise auch einfach "mitgenommen" haben. Immerhin hatte sie keine Skrupel, das Zimmer nicht zu bezahlen, von daher könnte ich mir auch einen "Zeitungsdiebstahl" durchaus vorstellen. Dass sie ihre Zeit vielleicht auch in einem anderen Zimmer verbracht hat, das kann ich mir allerdings auch gut vorstellen, das würde auch die fehlenden Kleidungsstücke erklären. Oder aber jemand aus Zimmer Nr. 2816 hat sie besucht oder aber sie hat jemanden in Zimmer Nr. 2816 besucht, alles grundsätzlich denkbar.
VanDusen schrieb:Aus irgendwelchen Gründen kam es dann zu einem folgenschweren Zerwürfnis zwischen den beiden Schwerkriminellen (andere Personenkreise besitzen keine Brownings mit professionell weggeätzten Seriennummern). Er beschloss, sie zu ermorden und ihren Tod als vermeintlichen Suizid zu inszenieren. Obwohl nur leicht bekleidet, lässt sie ihn in ihr Zimmer hinein. Einem Fremden hätte sie in kurzen Höschen kaum die Tür geöffnet, aber er war ja schließlich ihr Lover. Er zückt unvermittelt seine Browning und schießt ihr in die Stirn. Danach feuert er einen zweiten Schuss ins Bett und drückt ihr schließlich die Pistole mit noch gezogenem Abzug in die Hand.
Nicht nur Schwerkriminelle besitzen Schusswaffen mit weggefeilter oder weggeätzter Seriennummer. Es gibt auch Leute, die glauben, dass sie eine Schusswaffe benötigen, um sich verteidigen zu können. Und es gibt viele Quellen für nicht legale Schusswaffe und auch einige Quellen, wo man in den 90er-Jahren noch relativ einfach eine ursprünglich legal erworbene Schusswaffen für einen Aufpreis kaufen konnte. Gerade wenn eine Schusswaffe aus einer "legalen Quelle" kommt, dann ist es dem Verkäufer meist wichtig, dass sich die Herkunft der Waffe nicht mehr zurückverfolgen lässt, das heisst, der Verkäufer entfernt selbst die Seriennummern und weitere Hinweise, mit denen sich die Herkunft der Waffe rekonstruieren lässt. Vielleicht war das hier auch der Fall.
Bezüglich dem Szenario, dass sie im Hotel möglicherweise einen Lover getroffen hat, das kann ich mir prinzipiell schon auch vorstellen. Allerdings hätte sie sich vermutlich auch nicht widersetzt, wenn ihr jemand eine Pistole an den Kopf gehalten hätte und sie dazu aufgefordert hätte, sich auf das Bett zu legen. Bezüglich der Reihenfolge der Schüsse, könnte ich mir auch vorstellen, dass die Reihenfolge umgekehrt war, also erst wurde ihr in die Stirne geschossen und erst später wurde durch das Kissen in die Matratze geschossen, bevor man ihr die Waffe in die Hand "drapiert" hat. Bis jetzt habe ich nichts gelesen, das dieses Szenario ausschliessen würde, aber es könnte natürlich gut sein, dass die Polizei aufgrund der Spurenlage dieses Szenario ausschliessen konnte.
VanDusen schrieb:Zuletzt verriegelt er ihre Tür von außen mit einer Türklinken-Angel wie dieser http://www.lockmasters.com/keedex-lever-opening-tool-k22 Solch ein Ding kann sich jeder halbwegs technisch begabte Mensch in Minutenschnelle aus zwei billigen Draht-Kleiderbügeln und einem Schnürsenkel selbst basteln, und damit kriegt man nicht nur die Tür fast jedes Hotelzimmers auf, sondern kann sie auch von außen wieder verriegeln, sodass es aussieht, als sei das von innen geschehen. Türklinken-Angeln gehören zum kleinen Einmaleins von Ganoven und Geheimdienstlern – das einzige Mittel dagegen ist, die Türklinke von innen mit der Lehne eines Stuhls oder dergleichen zu arretieren (was ich hier als Tipp für Vielreisende weitergeben möchte).
Nach getaner Tat packt er ihre in seinem Zimmer verbliebenen Sachen in seinen Koffer und checkt in aller Ruhe aus.
Prinzipiell durchaus denkbar. Mich irritiert aber etwas der Punkt mit dem Sicherheitsdienst. Dieser will ja einen Schuss aus dem Zimmer gehört haben. Der Mörder muss ziemliche Nerven gehabt haben, dass er den Sicherheitsdienst vor der Türe wissend, in aller Ruhe ins Kissen schiesst und dann die Waffe platziert. In der Folge verlässt er das Zimmer genau in dem Zeitfenster, als der Korridor nicht mehr überwacht war und bevor der Sicherheitschef auftauchte. Das war entweder ziemliches Glück oder es gab vielleicht ein Team, das den Täter im Zimmer über die Geschehnisse im Korridor und Hotel informierte und bei Bedarf vielleicht auch für die nötige Ablenkung gesorgt hätte, um dem Täter das Entkommen zu ermöglichen.
Alternativ war das halt vielleicht doch nur ein (sehr, sehr seltsamer) Selbstmord.
emodul