Maunzi123 schrieb:Was wäre deine Theorie?
Meine Theorie ist mangels harter Fakten (z. B. einer Lektüre der Polizeiakte) auch nicht belastbarer als alle anderen hier. Meiner subjektiven Einschätzung nach hat sich hier eine junge Frau aus dem deutschsprachigen Raum in Oslo selbst getötet, weil sie erstens bereits deutliche psychische Probleme mitbrachte und es zweitens während ihres Aufenthalts in Oslo irgendein Schlüsselereignis gegeben haben muss, das sie letztlich getriggert hat.
Die Idee, dass sie eine Geheimagentin oder dergleichen gewesen sein könnte, halte ich aufgrund ihrer amateurhaft erlogenen Personendaten und ihres bizarren Verhaltens für absurd. Gleiches gilt für das Heraustrennen der Herstelleretiketten aus ihrer Kleidung. Dies ist eine Tradition, die im vorletzten Jahrhundert begann, als
Wäschereietiketten wirklich noch zu einer namentlichen Zuordnung einer bestimmten Person zu einem bestimmten Kleidungsstück führen konnten. Damals machte das noch Sinn. Demgegenüber ist die Feststellung, dass eine unbekannte Person ein Kleidungsstück der global verkauften Marke X anstelle eines ähnlichen Kleidungsstücks der ebenso global verkauften Marke Y trug, forensisch gesehen vollkommen wertlos. Ferner garantieren herausgetrennte Etiketten maximale Aufmerksamkeit, falls doch mal ein Zöllner in den Koffer schauen sollte. Viel besser, weil unauffälliger, ist es, einen stimmigen Satz von Klamotten mit passenden Etiketten aus dem angeblichen Herkunftsland bei sich zu haben. Das konnte schon anno dunnemals jeder kompetente Geheimdienst organisieren.
Natürlich gibt es an diesem Fall etliche Auffälligkeiten, wie etwa das Fehlen von Schmauchspuren an ihren Händen und die ungewöhnliche Griffposition der Waffe
post-mortem in ihren Händen. Leider oder glücklicherweise handelt es sich jedoch bei der Forensik um eine Wissenschaft (manche würden sogar sagen: Pseudo-Wissenschaft), die zwangsweise mit extrem geringen Fallzahlen operiert. Aus den bekannten Daten kann man darum kaum die Schlussfolgerung ableiten, dass sich ein bestimmtes Geschehen so oder so abgespielt haben muss, dass Schmauchspuren zwangsläufig an ihren Händen hätten vorhanden sein müssen, dass sie die Waffe unmöglich so gehalten haben kann, und so weiter.
In Anbetracht all dieser Unwägbarkeiten messe ich selbst meiner Interpretation der Ereignisse wenig Wert bei. Für mich ist nach wie vor die Kernfrage: Wer war diese Frau und warum hat sie bislang niemand erkannt bzw. warum hat sich bislang niemand gemeldet, der sie erkannt hatte? Wenn wir wüssten, wer sie war, könnten wir informiertere Mutmaßungen darüber anstellen, was sie in dieses Hotelzimmer in Oslo geführt hat und was sie dort wollte.