JosephConrad schrieb:Ich hatte das auf das spezielle Szenario von @traces bezogen. Es gibt hier ja noch viele andere Szenarien (auch Deins) mit einem "Mord" an Frau Wall. Da ist "lebenslänglich" zu erwarten.
Grundsätzlich lässt sich bei
jeder Tötung, wenn sie nicht videodokumentiert, unter mehreren Augenzeugen erfolgte und/oder vom Tötenden ausführlich und ehrlich kommentiert wurde, ein Szenario erfinden, das den Tötenden exkulpiert.
Diese prinzipielle (!) Möglichkeit, grundsätzlich verschiedene, kaum formal zu falsifizierende Szenarien zu erfinden, bedingt u.a. die Langlebigkeit aller Verschwörungstheorien, aber auch die höchst persönlicher, alltäglicher "schiefer" Grundannahmen.
Die Frage ist, wie sich ein solches Szenario mit der Gesamtheit der zur Verfügung stehenden Informationen und vor allem mit der Alltagserfahrung aka Empirie verträgt. Ein auf dem Deck befindlicher Madsen, der zunächst die Luke nicht öffnen kann, um die unter Deck verbliebene Kim Wall zu retten, die derzeit an einer Gasvergiftung stirbt, die wiederum durch einen technischen Defekt aufgetreten ist, der wiederum justament zu dem Zeitpunkt auftrat, als Madsen alleine an Deck war und die Luke verschlossen hatte (!), mag zwar
prinzipiell denkbar sein, ohne die Gesetze der Logik zu verletzen - aber angesichts all dessen, was im speziellen Fall bekannt ist, ist ein solches Szenario hochgradig absurd.
Madsen hat bisher mit all seinen Geschichten das Problem, dass er
keinerlei (!) Indizien vorlegen kann, die eine seiner Geschichten stützen würden, andererseits aber jede Menge Indizien und forensische Befunde vorzuliegen scheinen, die ihn mit sehr großer Wahrscheinlichkeit einer vorsätzlichen Tötung schuldig erscheinen lassen.
Seriell neue Theorien zu erfinden, die zwar formal (bis zur jeweils nächsten ermittlungstechnischen Erkenntnis) nicht falsifizierbar, aber allerhöchst unplausibel sind, ist kein tragfähiges Verteidigungskonzept...aber hält den thread hier am Laufen