@Primavera Primavera schrieb:Normal sind Leute, die auf sowas abfahren bei weitem nicht-eher echt krank im Kopf. Sadismus und Masochismus sind immer noch anerkannte psychische Krankheiten.
Primavera schrieb:"Diagnosestellung: »BDSM« psychisch krank?Im »ICD-10«, der »Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme«, wird Sadomasochismus unter dem Diagnoseschlüssel »F 65.5«, den »Störungen der Sexualpräferenz«, erfasst .."Quelle: http://www.psyheu.de/8638/vorliebe-bdsm-psychisch-krank-bdsm-psyche/
Den ICD-10 lesen zu können, ist nicht gleichbedeutend damit, ihn auch verstehen und anwenden zu können. Scheinbar war das Zeitschriftchen, das du diesbezüglich zitiert hast, dabei ebensowenig nützlich. Schade, denn etwas zu zitieren, von dem man nicht weiß, wie es angewandt wird, geschweige denn, was es bedeutet, bringt Aussagen hervor, die in den 30er Jahren oder auch heute wieder (seit gestern ist ja alles möglich) auf unguten Boden fallen.
(1) Sadismus und Masochismus seien "immer noch anerkannte psychische Krankheiten"
FALSCH. Diese beiden Begriffe sind zunächst einmal nichts Anderes als Kategorisierungen sexueller Neigungen.
(2) "echt krank im Kopf" - "psychische Krankheiten"
Was denn nun? "Eher echt krank im Kopf" würde auf eine psychiatrische Diagnose verweisen. Also eine "Krankheit". Warum nur steht im ICD-10 unter dem von dir gemeinten Abschnitt etwas von "Störung"? Hier wäre es gut, wenn du nochmal in deiner Zeitschrift nachlesen könntest, was der Unterschied zwischen:
a) psychiatrisch und psychisch sowie
b) Krankheit und Störung ist. Ich bezweifle zwar, dass die Historie der letzten .... naja...250 Jahre aufgeführt ist, aber dieses Wissen wäre wichtig, um die Bezeichnungen korrekt anzuwenden.
(3) "Störungen der Sexualpräferenz"
Was online in Bezug auf den ICD-10 abrufbar ist, sind lediglich die Stichpunktartig verfassten Kriterien einer Störung, nicht jedoch die ausführliche Beschreibung dieser Störung und auch nicht die Bedingungen, die es zum Erfüllen der Kriterien benötigt, was i.d.R. auch Einschränkungen und Nichtanwendung definiert. Zwar kann sich jeder, der gern möchte, einen ICD nach Hause bestellen, dennoch finde ich die Veröffentlichungspraxis der WHO, was solche Details angeht, richtig, da es relativ viele Beispiele von Menschen gibt, die WHO-Diagnostik betreiben, ohne jedoch in der Anwendung ausgebildet zu sein, mit dem Ergebnis solcher o.g. unzutreffenden, pauschalen, jedoch gefährlichen Ableitungen.
Die Diagnose einer Störung setzt Leidensdruck voraus und dieser bezieht sich nicht lediglich darauf, dass der Betreffende oder seine Umwelt unter seiner Präferenz leidet, sondern dass diese Präferenz sämtliche seiner Funktionsbereiche in relevanter Weise beeinträchtigt, stört oder verhindert. Wie Sigmund Freud es schön nannte: wenn es die "Lebens-, Liebes- und Arbeitsfähigkeit" in erheblichen Maße behindert.
Nun ja, lass mal sehen....
(1) PM lebte in einer stabilen, andauernden Beziehung. Auch, wenn diese ein offenes Konstrukt beinhaltete sowie Parties, auf denen BDSM Anwendung fand, spricht das für Stabilität in seinem Partnerschaftsniveau.
(2) PM ging einer geregelten Arbeit nach, die allem Anschein nach wenig bis nichts mit BDSM zu tun hatte. Ein Zeichen dafür, dass sein berufliches Funktionsniveau dadurch weder beeinträchtigt noch verhindert war.
(3) Soweit bekannt scheint es auf Grundlage dieser Präferenz keine Vor- und/ oder Haftstrafen zu geben, die das Ausmaß an Devianz, Persistenz und Unkontrollierbarkeit in strafrechtlicher Hinsicht erkennen lassen.
Allein diese Aspekte ließen die Richtigkeit, eine solche Diagnose bei PM zu stellen, in erhebliche Zweifel ziehen.