@Ahmose In der Diss wird eine Quelle zitiert, in der defensive Zerstückelungen ohne Beteiligung am vorherigen Tod des Betreffenden bei Drogenabhängigen erfasst wurden. Aus dem Bereich "Unfall" sind mir Fälle bekannt, insbesondere bei unbeabsichtigten Tod eines Beteiligten während des Sexualakts, wonach defensive Zerstückelung erfolgte - in beiden Bereichen jeweils aus Furcht, für den Tod des Anderen zur Verantwortung gezogen zu werden. Darüber hinaus ist mir ein Fall bekannt, wonach ein eines natürlichen Todes Verstorbener zerstückelt und versteckt wurde (durch einen Angehörigen, soweit ich mich erinnere), allerdings hier um postmortem die Rentenbezüge zu kassieren.
Dies nur als Beispiele, weil wir zwei Dinge nicht miteinander vermischen dürfen:
Ja, offensive Zerstückelung wirft i.d.R. IMMER die Frage auf, wie es um die psychische Konstitution des Täters bestellt ist und ist i.d.R. IMMER ein Hinweis auf ein speziell geartetes Beziehungsgeflecht in dem sehr spezifische Beziehungsmotive eine Rolle spielen, wie z.B. auch sexuelle Neigungen und Phantasien.
Bei einer defensiven Zerstückelung ist - anders als bei einer Offensiven - die Zerstückelung selbst NICHT der Zweck, sondern das MITTEL zum Zweck. Hier spielen Zerstückelungs-Phantasien i.d.R. KEINE Rolle. Während offensive Z. zum Formenkreis der aggressiven Handlungen zählt, stellen defensive Zerstückelungen ein VERMEIDUNGSVERHALTEN dar. Der Täter möchte darin nicht seine Persönlichkeit ausdrücken, sondern (s)ein Ziel erreichen, das da lautet, unentdeckt aus der Situation zu gelangen. Und JA: Dieses Ziel ist von SO GROßER Bedeutung für ihn, dass er die menschliche Grenze übertritt und Gliedmaßen sowie den Kopf entfernt. Das spricht in erster Linie dafür, dass der Druck, so zu handeln, massiv gewesen sein muss. Da es ein Bewältigungsverhalten ist, kann hier nicht unikausal auf pathologische Persönlichkeitszüge geschlossen werden, sondern nehmen zusätzliche Situationsfaktoren eine große Rolle ein: affektive Verfassung des Täters, Ort, Gelegenheit, Ausmaß an Handlungsoptionen, die das gleiche Ziel (Verdeckung) ermöglichen, allgemeines Bewältigungsverhalten eines Täters, Stressresistenz, Ausmaß antizipierter oder drohender Verluste bei Aufdeckung etc.
Wenn ich den Verlauf der Diskussion um die Zerstückelung näher betrachte, dann scheint es mir, dass auch das U-Boot als solches für einige womöglich einen Halo-Effekt innehat. Vergleicht man einige der Fälle aus der Diss mit dem Vorgehen, so wie es sich im Fall von PM bisher darstellt, dann könnte man geneigt sein, kaum Unterschiede im Vorgehen zu erkennen. Bei jenen ein Zerstückeln in der Wohnung, um die Leiche aus der Wohnung transportieren zu können. Wenn man so will, ist das U-Boot in diesem Fall auch nichts anderes als diese "Wohnung". Das meint "Gelegenheit". Er entschied sich, NICHT die Behörden zu informieren oder Hilfe zu rufen. Er entschied sich, wie jene Täter ebenfalls, die Leiche verschwinden zu lassen. Die Frage ist: Wenn er dieses Ziel hat, welche alternativen Optionen, außer einem Zerstückeln, um sie womöglich aus der Luke zu kriegen, hätte er nutzen können?