Seps13 schrieb:Das Ding ist, dass man seine Meinung hier sagen darf.
Mach ich einfach mal: Ich halte Madsen bereits jetzt für schuldig im Sinne der Anklagepunkte und bin überzeugt, dass die polizeilichen Ermittlungen überaus sorgfältig durchgeführt wurden und die Staatsanwaltschaft sich vor Erhebung der Anklage ein genaues und fundiertes Bild gemacht hat. Ich habe auch kein schlechtes Gewissen, dass meine persönliche Meinung nicht mit der Unschuldsvermutung in Einklang steht. Wenn der Prozess neue wegweisende Aspekte zutage fördert, bin ich jedoch bereit, meine Meinung zu überdenken.
Es gibt hier so Schubladen: Die "Killerkuschel-Fraktion" und die "Lynchmob-Fraktion". Ich gehöre also zur zweiten Fraktion. Falls andere User auch ein Etikett wünschen: Die gibt’s bei der Fähnchenausgabe für die Staatsanwaltschaft, direkt neben der Kopenhagener Gerüchteküche für den engeren Killer-Freundeskreis.
Danke für die Zusammenfassung.
Andante schrieb:ich denke im Traum nicht daran, mich hier irgendeiner Meinungsdiktatur zu unterwerfen.
Wenn jemand seine Meinung äußert, dann heißt das nicht, dass alle anderen der folgen müssen. Warum sieht man in Meinungsäußerungen immer gleich einen Angriff?
Ebba11 schrieb:Die Unschuldsvermutung ist zwar das Grundprinzip eines Strafverfahrens, aber kein Grundsatz von allgemeiner Geltung für die freie Meinungsäußerung.
Nunja, ein Stück weit gilt sie auch bei Allmy. Insofern ist hier die freie Meinungsäußerung auch eingeschränkt... in diesem Fall aber inzwischen zulässig, da auch die Staatsanwaltschaft von einer Schuld ausgeht.
Sector7 schrieb:Im Prozess erwarte ich daher von der Verteidigung ein ähnlich sachliches Vorgehen, also mehr die rechtliche Überwachung der wahrscheinlichen Verurteilung, als ein wirksames Auseinandernehmen der Anklage oder gar ein versuchtes Victim blaming.
Ich glaube nicht, dass ein Victim blaming überhaupt versucht werden wird, das ist eher eine Methode, um eine Laienjury zu beeindrucken. Da Madsen selbst nicht zu argumentieren scheint, dass Kim Wall an ihrem Tod irgend eine Schuld trug, fällt das auch für die Verteidigung weg.
Interested schrieb:Wenn bei einem Brand ein Körper bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist, kannst Du auch keine Todesursache mehr feststellen. Einen geplanten Mord aber durchaus.
Das übersehen einige hier gerne, dass ein Mord nicht nur mit der Todesursache nachgewiesen werden kann.
Es wurde ja sogar mal darauf hingewiesen, dass ein Mord sogar ganz ohne aufgefundene Leiche vor Gericht bewiesen werden kann....
FadingScreams schrieb:Ich leite das für mich auch daraus ab, dass weiterhin alle 4 Wochen eine Haftprüfung stattfand - bei einer bereits festgestellten Gefährdung bräuchte es diesen Aufwand nicht..
Einen anderen Grund, eine Sicherungsverwahrung zu empfehlen, kann es aber nicht geben als eine fortdauernde Gefährdung der Bevölkerung.
Indina schrieb:für mich ist er jedenfalls nicht normal...
Nunja,normal ist wohl niemand der jemanden tötet, oder zu Tode kommen lässt und dann zerteilt, um die Leiche verschwinden zu lassen.
frauZimt schrieb:Er hatte gar nichts unter Kontrolle.
Das finde ich ziemlich schlüssig als Erklärung: Er dachte, er könne mit der Phantasie spielen und könne sie kontrollieren, hat aber seine impulsive Seite unterschätzt.
Dann hätte es eine Vorbereitung gegeben, die er sich vielleicht als "Spiel" rechtfertigte.
Er fühlte sich ja zu Frauen hingezogen, konnte durchaus fürsorglich sein und warb um sie, wobei schon lange das U-Boot dazu diente, sich interessant zu machen.
Trotzdem war er ein Choleriker, der gegenüber den Mitarbeitern gemein und aggressiv werden konnte. Die andere Seite des fürsorglichen Menschen...
FadingScreams schrieb:ich lasse jetzt mal alles andere außer Acht und erkläre nur mal die Säge, mit der er ja gesehen wurde.
Ein Mordwerkzeug ist immer, wenn man alles andere außer acht lässt, nur ein Werkzeug. Nur im Zusammenhang mit allem anderem wird daraus ein Indiz für einen Mord.
FadingScreams schrieb:für jedes dieser Werkzeuge kann er sehr wahrscheinlich eine plausible Erklärung liefern - erst recht, wenn es gar keine Zeugen gibt, die diese Vorgänge in Gänze beobachtet haben..
FadingScreams schrieb: die Rohrabschnitte von mir aus für ein Klangspiel (sorry, möglich ist alles)
Du meinst, das Gericht lässt sich so platt veräppeln?
Dann kann man praktisch gar keinen Mord nachweisen, denn es gäbe immer irgend eine (wenn auch total bescheuerte) Erklärung. Die Pistole war nur zum Erschrecken, der Finger hatte einen Krampf, das Opfer stolperte in die Schusslinie, .......
Andante schrieb:Und die Plastiktüte -
Wie groß war die eigentlich?
Eine große, feste Mülltüte hätte auf dem U-Boot z.B. überhaupt keinen Sinn gemacht, weil man sie gefüllt nur unter der Gefahr, dass sie stecken bleibt und aufreißt, durch die engen Luken hätte
hinaus transportieren können.
FadingScreams schrieb:angenommen es hatten tatsächlich auch andere Personen Zugriff auf diese Videos, Leute die ebenfalls BDSM interessiert waren
Wie oft muss eigentlich noch geschrieben werden, dass es in den Videos nicht um BDSM ging?
FadingScreams schrieb: noch steht gar nicht fest ob es sich zB um Kriegsdokumentionen handeln könnte - was ihre Abartigkeit keineswegs relativieren würde, dennoch müssten sie wieder anders bewertet werden..
Es ist aber nicht die Rede von Kriegsdokus, sondern von Tötungen von Frauen.
Und wozu speichert sich sowas auf die Festplatte?
Ich habe als Mod hier einige Videos gesehen (ich wünschte, ich könnte das vergessen) (und gelöscht), auf denen Tötungen durch Milizionäre oder die IS gezeigt wurden... bestialischer Mist, auch wenn man sowas sogar bei youtube findet. Da bleibt leider gar kein Zweifel, dass das echt ist. Es gibt für niemanden außer Ermittlern und Journalisten einen Grund, sowas zu
speichern. Würde ich bei jemandem eine Sammlung solcher Videos finden, würde ich die Löschung verlangen und falls das nicht geschieht, den Kontakt abbrechen.
Photographer73 schrieb:Dennoch wäre die Einstufung eine andere, als z.B. bei echten Snuffs, die rein zur Stimulierung von durchgeknallten Psychos produziert werden. Auch wäre die Beschaffung dieser eine völlig andere und dementsprechend ein sehr starkes Indiz.
Dann gäbe es vor allem einen weiteren Anklagepunkt.
Ich denke, dass "normale" Kriegsdokus nicht weiter erwähnt worden wären.