"Snapchat-Killer" Mordfall Liberty German & Abby Williams

Mevsim schrieb:Sie wurde während den öffentlichen Anhörungen und während des Prozesses, aufgehoben.

Hast du dazu eine Quelle, dass die Gag Order aufgehoben war?

Nein, die Gag Order war nicht aufgehoben. Sie bedeutet nur, dass die Beteiligten sich außerhalb des Gerichts gegenüber den Medien nicht öffentlich äußern dürfen. Und sie gilt, bis die Richterin sie aufhebt.

@Manatee
Du hast Recht, ich dachte das sie phasenweise aufgehoben war. Ich bin von dieser Anhörung ausgegangen, das es vermutlich phasenweise unterbrochen wurde, weil da waren die Kameras explizit zugelassen. Da gab es von der Richterin persönlich eine Erklärung. Tatsächlich ging es nicht um den Angeklagten, sondern um seine Strafverteidiger. Für mich ein Widerspruch.
https://www.wrtv.com/news/local-news/crime/judge-permits-cameras-in-court-for-first-time-in-richard-allen-hearing
Diese Anhörung fand nie statt.

@Helen559
Sorry, die Gag Order war wohl zu jeder Zeit aktive.
In wieweit schränkt es die Diskussionsmöglichkeiten in der Öffentlichkeit ein?

Kaietan schrieb:Nach wie vor frage ich mich, warum bei derartigen Aspekten wie der Frage, ob und wann wann z.B. Weber, der Halter des weissen Vans, vor Ort war, die sichergestellten Mobilfunkdaten nicht verwendet werden. Damit müsste auch für die diversen Zeugen ein exakter Zeitstempel ermittelbar sein.

Um diese Frage von Dir noch zu klären.
Die gesamten Handy Daten mit den in der Zone eingeloggten Handys, die die Verteidigung auch sehr spät erhalten hatte, wurden ebenfalls vom Prozess ausgeschlossen.

Richard Allen Found Guilty. What Happened and What's Next? -- Lawyer LIVE

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Bei 0:50

Helen559 schrieb:wurden ebenfalls vom Prozess ausgeschlossen.

Natürlich hätten ja aber die Ermittler sie nutzen müssen.

Das Video von Lawyer Lee ist sehr aufschlussreich. Ab 0:45 gibt sie die aus ihrer Sicht wichtigsten Gründe für einen Appeal an, die zugleich erklären, warum die Jury zu diesem Urteil kam.

An erster Stelle stehen übrigens die Indizien bei den Vinlander Verdächtigen. Wie noch weitere Punkte, wie eben auch die Handydaten.

@Helen559

Helen559 schrieb:Natürlich hätten ja aber die Ermittler sie nutzen müssen.

Du beziehst Dich auf Handydaten rund um den Tatort zur ungefähren Tatzeit?
Haben die Ermittler diese nicht ausgewertet bzw. nach Deiner Formulierung "genutzt"?

jaska schrieb:Du beziehst Dich auf Handydaten rund um den Tatort zur ungefähren Tatzeit?
Haben die Ermittler diese nicht ausgewertet bzw. nach Deiner Formulierung "genutzt"?

Ja. Ob sie sie ausgewertet haben, weiß ich nicht. Ich würde mal stark vermuten, ja.
Aber jedenfalls wurde im Prozess nie in Bezug auf den Van Halter Weber oder irgendeinen Zeugen oder Allen etwas gesagt, wie: Wir wissen aus den Mobil Daten der Mobilfunkzelle, wer wann dort war.

@Helen559
Und was genau ist jetzt das Versäumnis? Was wirfst Du wem vor?

Ich wollte in erster Linie @Kaietan s Frage beantworten, weil er die öfter stellte und ziemlich wichtig fand. Dem würde wohl auch jeder zustimmen, da das Standard in jedem Verbrechen ist.

Ich hatte ihm auf seine erste Frage nach diesen Handydaten während der Phase der Indizien der Anklage geantwortet, dass das das große Thema der Verteidigung sein wird. Und dass seine Fragen sicher beantwortet würden. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass die auch auf Antrag des StAs (motion in limine) ausgeschlossen wurden. Das war an mir vorbei gegangen.

Lawyer Lee hatte jetzt öfter darauf hingewiesen. Und natürlich ist das höchst sonderbar und eigentlich schwer zu glauben.

Rick_Blaine schrieb:Daher ist der Adressat der Revision jetzt zunächst einmal das bundesstaatliche Appellationsgericht, den Iowa Court of Appeals.

Rick_Blaine schrieb:Daher sieht es zusammengefasst so aus: Mögliche Instanzen:

-Iowa Court of Appeals
-Iowa Supreme Court
-Federal Court
-Federal Circuit Court of Appeals
-Supreme Court of the United States

Wie vermutlich alle schon bemerkt haben, bin ich in ein Freud'sches Fettnäpfchen gestapft. Natürlich reden wir hier nicht von Iowa, sondern von Indiana. Passiert mir immer wieder. Man sollte einen dieser Staaten umbenennen. :D

Rick_Blaine schrieb:Natürlich reden wir hier nicht von Iowa, sondern von Indiana. Passiert mir immer wieder. Man sollte einen dieser Staaten umbenennen. :D

Andrea Burkhart sprach in fast jedem ihrer Videos während des Prozesses von Idaho. Wahrscheinlich sollte man Indiana umbenennen. :)

Irgendwie war ich wohl naiv, weil ich vom Schuldspruch ziemlich überrascht war. Für mich waren da keine harten Fakten oder Beweise, die zeigten, dass Allen der Mörder der beiden ist. Aber vielleicht haben die vielen Geständnisse die Jury überzeugt?

Am Anfang dachte ich, dass sie mit Allen den richtigen Mann haben. Aber da habe ich auch noch geglaubt, dass sie mehr als eine Patrone und Geständnisse haben. Ich hatte angenommen, dass sie Fingerabdrücke, DNA oder andere Beweise haben, dem war aber wohl nicht so.

Helen559 schrieb:Die gesamten Handy Daten mit den in der Zone eingeloggten Handys, die die Verteidigung auch sehr spät erhalten hatte, wurden ebenfalls vom Prozess ausgeschlossen.

Danke für die Information. Muss man das verstehen? Ich dachte, das ist absoluter Standard. Schaut man auf die Morde in Moscow, Idaho, sind diese Daten ein wesentliches Element der Indizienkette gegen den Tatverdächtigen. Und in diesem Fall werden sie nicht nicht mal berücksichtigt?

Hier eine sehr detaillierte und interessante Aufarbeitung der zeitlichen Abläufe am Tag des Verschwindens der Mordopfer nur anhand der im Gerichtsverfahren verwendeten Informationen und Indizien. Das ist so detailreich, dass man es hier nicht einfach zusammenfassen kann.

Delphi Murders - Deep Dive into the Timeline - Lawyer LIVE

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Ein Aspekt, der mir dabei noch einmal deutlich wurde, ist, dass obwohl im Gebiet um die Brücke unterwegs waren, niemand Richard Allen auf seinem Weg zurück zum Auto sah. Weder um 15:00 - 15:30 (seine erste Angaben), noch um 13:30 (seine Angabe Jahre später). Und tatsächlich sah auch keines, der sich gegen 16 Uhr am Eingang versammelnden Familienmitglieder, die zur Suche zusammengetrommelt wurden, die auffällig mit Schlamm und eventuell Blut verschmierte männliche Person, die Sarah Carbaugh auf der nördlichen Seite der Straße sah. Sie wurde von der Kamera des Stores um 15.57 beim Vorbeifahren erfasst. Diese Person war offensichtlich auch nicht durch die Kamera am Store erfasst worden und, wie schon geschrieben, niemand, der Suchenden sah sie.

Auch seltsam erscheint, dass alle von Libby an dem Tag auf Snapchat verschickten Bilder noch im entsprechenden Cache des Handys waren, nicht jedoch das Bild von Abby auf der Brücke. Das war auf dem Handy nicht mehr auffindbar. Und damit meine ich seltsam, wie einfach seltsam, und nicht wie "das passt aber nicht zur Story der Anklage".

@Kaietan

Wenn das Bild als Snap geschickt wurde- also direkt mit der App (so wie das bei WhatsApp auch geht), dann ist das Bild nicht in der Galerie vorhanden, sondern gelöscht. - siehe Fall Rebecca Reusch

Kaietan schrieb:Danke für die Information. Muss man das verstehen? Ich dachte, das ist absoluter Standard. Schaut man auf die Morde in Moscow, Idaho, sind diese Daten ein wesentliches Element der Indizienkette gegen den Tatverdächtigen. Und in diesem Fall werden sie nicht nicht mal berücksichtigt?

Hier sind das ja auch wesentlich Elemente der Indizienkette. Helen hat es nur falsch beschrieben. Slebstverständlich wurden die Telefondaten nicht "vom Prozess ausgeschlossen". Es ist im US-amerikanischen Justizsystem aber so, dass nur ein ganz kleiner Teil der Ermittlungsergebnisse der Jury präsentiert werden, nämlich nur die Details, die den Angeklagten be- oder entlasten. Und also estimmte Beweise oder Indizien vor der Jury darstellen zu können, muss der Staatsanwalt oder die Verteidigung dem Gericht Beweise oder Indizien darlegen, die diesen direkten Bezug erkennen oder zumindest sehr wahrscheinlich wirken lassen.

Die Verteidiger erhalten alle Ermittlungsergebnisse, die den Angeklagten be- oder entlasten. Hätten sie also in den Geofencing-Daten etwas entlastendes emntdeckt, hätten sie beantragen müssen, dass sie dieses Indiz gegenüber der Jury erläutern wollen. Das haben sie nicht getan, so dass man annehmen kann, dass sie daraus eben nichts entlastendes ergeben hat.

Kaietan schrieb:Ein Aspekt, der mir dabei noch einmal deutlich wurde, ist, dass obwohl im Gebiet um die Brücke unterwegs waren, niemand Richard Allen auf seinem Weg zurück zum Auto sah. Weder um 15:00 - 15:30 (seine erste Angaben), noch um 13:30 (seine Angabe Jahre später).

Genau das war ja RA's Problem. Er hatte bei Dulin angegeben, gegen 13:30 Uhr angekommen zu sein und dass er drei Mädchen in der Nähe der Freedom Bridge begegnet war. Diese drei Mädchen haben tatsächlich ausgesagt, zur passenden Zeit - belegt durch die Fotos, die sie auf dem Weg gemacht hatten - in der Nähe der Freedom Bridge einem Mann begegenet zu sein, den sie als BG identifizierten, als man ihnen das Foto von Libbys Handy vorlegte.

Etwas später - zeitlich belegt durch ihre FitBit-App - hat Betsy Blair einen Mann auf der Brücke gesehen, den sie als BG identifizierte. Und auf ihrem Rückweg begegnete sie Abby und Libby die in Richtung Brücke gingen.

Um 14:13 Uhr macht Libby das Video, auf dem BG zu sehen ist.

Nach 14:14 Uhr hat niemand mehr BG gesehen. Erst um kurz vor 16.00 Uhr sieht Sarah Carbaugh ihn wieder auf der Landstraße, als er Richtung CPS ging.

Die Zeugen, die zwischen 13:30 Uhr und 14:15 Uhr auf den Wanderwegen waren, haben BG gesehen, aber nicht RA. RA wurde auch nicht ab 12:30 Uhr von irgendwem auf den Wanderwegen oder auf seinem Rückweg zum Auto gesehen.

RA hat bei Dulin angegeben, dass er um 13:30 Uhr ankam und den drei Mädchen begegnet ist, die wiederum sind außer BG aber niemandem begegnet.
2022 wurde er in seinem ersten Interview gebeten, seine Kleidung zu beschreiben, und hat angegeben, genau die Kleidung getragen zu haben, die BG trug.
Daraus kann man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ableiten, dass RA = BG ist. Wären BG und er (in BG-Kleidung) dort rumgelaufen, hätten die Mädchen und auch Betsy Blair 2 verschiedenen Männern begegnen müssen.

Und natürlich hat ihn nach 14:15 Uhr keiner mehr auf den Wanderwegen gesehen, denn da war er ja mit den Mädchen im Wald verschwunden und hat bis etwa 15:30 oder 15:45 Uhr seine schlimme Tat begangen. BG = RA ist dann erst wieder um kurz vor 16.00 Uhr auf der Landstraße gesehen worden.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, warum seine Verteidiger mehrere Zeugen aufgerufen haben, die alle gesagt haben, dass die niemanden (also weder RA noch BG) gesehen haben. Meiner Meinung nach haben sie damit sogar noch die Timeline der Anklage untermauert statt sie zu entkräften.

Quelle für die Zeitangaben: das oben von Kaietan verlinkte Video.

Kaietan schrieb:Und tatsächlich sah auch keines, der sich gegen 16 Uhr am Eingang versammelnden Familienmitglieder, die zur Suche zusammengetrommelt wurden, die auffällig mit Schlamm und eventuell Blut verschmierte männliche Person, die Sarah Carbaugh auf der nördlichen Seite der Straße sah. Sie wurde von der Kamera des Stores um 15.57 beim Vorbeifahren erfasst. Diese Person war offensichtlich auch nicht durch die Kamera am Store erfasst worden und, wie schon geschrieben, niemand, der Suchenden sah sie.

Das erscheint mir auch sehr logisch. Die Straße zwischen dem Friedhof und dem Seiteneingang zu dem Wanderweg ist sehr eng. Sarah Carbaugh gab an, etwa im Abstand von einem Meter (3 feet), an dem blutverschmierten Mann vorbeigefahren zu sein. Angesichts dieser Begegnung und der Anzahl der Menschen und Autos vor dem Seiteneingang, wird sich R.A. schleunigst am Ende der Felder in die Büsche geschlagen haben und dann im Unterholz zwischen Straße und Wanderweg weiter in Richtung seines Wagens gelaufen sein.

Hier hat jemand die Strecke abgefahren (so ab Minute 1:10 wird interessant):

Delphi Murders-drive from old welfare building on 300 N past drop off point and to the cemetery

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OpLibelle schrieb:Das erscheint mir auch sehr logisch. Die Straße zwischen dem Friedhof und dem Seiteneingang zu dem Wanderweg ist sehr eng. Sarah Carbaugh gab an, etwa im Abstand von einem Meter (3 feet), an dem blutverschmierten Mann vorbeigefahren zu sein. Angesichts dieser Begegnung und der Anzahl der Menschen und Autos vor dem Seiteneingang, wird sich R.A. schleunigst am Ende der Felder in die Büsche geschlagen haben und dann im Unterholz zwischen Straße und Wanderweg weiter in Richtung seines Wagens gelaufen sein.

Das sehe ich genauso.
Ich habe tatsächlich nicht verstanden, an welcher Stelle auf der Straße Sarah Carbaugh den "bloody muddy man" gesehen hat.
Aber wenn man vom Tatort durch den Wald in Richtung Landstraße geht, kommt man etwa auf Höhe des Friedhofs raus. Dort wäre es logisch, zunächst im Schutz des Waldrandes in Richtung CPS zu gehen, nicht über die eher offene Landstraße. Dann kommt man nicht an dem Mears-Parkplatz, der eher nur eine Parkbucht ist, enlang, sondern kann, wei @OpLibelle beschrieben hat, durch den Wald an diesem vorbei und kann dann auch noch ein ganzes Stück weiter in der Deckung des Waldes laufen. Erst wenn man am HHS vorbei ist, ist das nicht mehr möglich, weil hier dann Häuser mit Grundstücken an der Straße stehen und kein Wald mehr Schutz bietet. (Im Video ca. bei Minute 1:02, die Frau fährt die Strecke ja in umgekehrter Richtung, wie sie von BG = RA gelaufen wurde.)
Ich denke, dass er dann erst ab hier auf dei Landstraße angebogen ist und von dort sind es nur noch ca. 500 Meter Landstraße, die er bis zum CPS zurücklegen musste.

@Grillage
Lieben Dank für Deine ausführliche Zusammenstellung.
Dass Allens „regulärer“ Rückweg nicht auch durch Zeugen bestätigt wird, ist doch auffallend. Wie kann man ernsthaft diese fehlenden Zeugenaussagen ignorieren und andererseits diejenigen fehlenden Sichtungen hervorheben, wo Allen mit blutverschmierter Kleidung und direkt nach zwei Tötungen sicher alles darangesetzt hat, eben gerade nicht gesehen zu werden.

@Grillage
Dann sieht es ja so aus, als ob sie den richtigen haben. Trotzdem hätte ich mir mehr erwartet, DNA etc. damit man 100% sicher sein kann.