"Snapchat-Killer" Mordfall Liberty German & Abby Williams

Der zitierte Beitrag von cododerdritte wurde gelöscht. Begründung: Antwort auf gelöschten Beitrag

Ja, deine Argumentation ist schlüssig, ich verstehe durchaus, dass es eine Strategie sein könnte, selbstverständlich eine höchst wagemutige. Ich würde diesem Verteidigerteam einen derartigen Risikoeinsatz auch zutrauen, da es nach allem was wir wissen, offensichtlich gerne hoch pokert. Es könnte aber genauso gut sein, dass sie so handeln, weil Richard Allen tatsächlich unschuldig ist. Und das ist eher meine Sichtweise, wenigstens tendenziell. Ich denke, beide Sichtweisen sind legitim und es bleibt, bis wir mehr wissen, eine Glaubensfrage.

@cododerdritte
Dachte bisher, das RA schuldig ist und das die Ermittler den richtigen haben.
Nachdem die Verteidiger aber die Veröffentlichung der Verhandlung beantragten, hat sich meine Meinung geändert.
Das war ein cleverer Schachzug und verursacht zumindest bei mir Zweifel an der Täterschaft von RA.
Was denkst du darüber?

LARA43 schrieb:Was denkst du darüber?

Ja, aber ich denke eben, dass es nur ein Schachzug war. Also sie gar nicht wollen, dass die Kameraübertragung zugelassen wird und sich sicher waren, dass der Staatsanwalt das Gegenteil beantragt.
Und dass sie das als unterschwelliges Indiz für die Öffentlichkeit benutzten, um Zweifel an RA Schuld zu säen und ihrer komischen Odinkult-Theorie mehr Glaubwürdigkeit zu verleihen.

@cododerdritte
Aber diesen Antrag haben sie vor der Veröffentlichung des Memorandum gestellt.
Zu dem Zeitpunkt waren sie sich nicht so sicher, das die Staatsanwaltschaft es ablehnt, oder?

cododerdritte schrieb:Natürlich passen nicht 100, 200 oder 1000 Journalisten in den Gerichtssaal für den Delphi-Prozess. Aber die Transparenz wird ja nicht unbedingt größer, nur weil mehr Journalisten anwesend sind.

Potentiell schon. Umso mehr Zuschauer, umso mehr Blickwinkel, umso mehr Meinungsvielfalt.
(Im Guten wie im Schlechten.)
Schließlich kann kein Journalist die Realität wiedergeben, sondern nur seine Interpretation davon. Und damit bleibt dann die Meinungshoheit Sache der Interpretation einiger weniger.

LARA43 schrieb am 30.09.2023:Aber diesen Antrag haben sie vor der Veröffentlichung des Memorandum gestellt.
Zu dem Zeitpunkt waren sie sich nicht so sicher, das die Staatsanwaltschaft es ablehnt, oder?

Aber da hatten sie den Text des Memorandums sehr sicher schon in der Schublade. Die 136 Seiten haben sie ja sicher nicht in 2 Tagen geschrieben.
Sicher konnten sie sich natürlich nicht sein, sie haben halt gepokert. Aber ich denke, das Risiko war für sie relativ gut einschätzbar.

Es gibt was Neues. Mehrere Quellen berichten. Ich übersetze direkt aus einer:

DELPHI, Ind. - Eine neue Gerichtsakte zeigt, dass die Verteidiger von Richard Allen Forderungen an die Staatsanwaltschaft stellen, während der Verhandlungstermin im Mordfall Delphi immer näher rückt.

Aus den Unterlagen geht hervor, dass Allens Anwälte den Richter auffordern, den Staatsanwälten eine Frist zu setzen, innerhalb derer sie der Verteidigung alle ihnen vorliegenden Beweise übergeben müssen. Sie fordern diese Frist, weil sie behaupten, dass die Staatsanwaltschaft die Übergabe der Beweise in den letzten Monaten verschleppt hat.

Sie fordern die Frist auch deshalb, weil sie glauben, dass die Staatspolizei ihre Ermittlungen zu den Morden wieder aufgenommen hat, um der Theorie nachzugehen, dass es sich bei den Todesfällen von Abby Williams und Libby German um eine Art rituelle Opferung im Zusammenhang mit dem Odinismus gehandelt haben könnte.

Das Verteidigungsteam sagt, dass es mehrere Audiodateien von Interviews erhalten hat, die Polizisten im August mit Personen geführt haben, die behaupten, Mitglieder des alten nordischen religiösen Kults zu sein. Sie glauben, dass weitere Beweise auftauchen werden, die ihre Theorie unterstützen.

Allens Anwälte sagen, dass sie immer noch auf weitere Audiodateien der von den Ermittlern geführten Interviews warten.

Sie möchten, dass Richter Gull eine Frist bis zum 1. November setzt, um alle oben genannten Beweise der Verteidigung zu übergeben. Die Verteidigung sagte, dass es ohne diese Frist schwierig für sie wäre, Richard Allen eine angemessene Verteidigung zu bieten.

Allens Verhandlungstermin ist der 1. Januar 2024.

Quelle:

https://wibc.com/162383/delphi-defense-attorneys-request-deadline-for-prosecutors-to-turn-over-evidence/

Ist es denn üblich, das die Verteidiger eine Frist fordern müssen?
Sollte das die Staatsanwaltschaft nicht automatisch machen?
Ich weiß nicht, ob das normal ist, aber das finde ich auch merkwürdig, so wie vieles in diesem Fall.

cododerdritte schrieb:Aber da hatten sie den Text des Memorandums sehr sicher schon in der Schublade. Die 136 Seiten haben sie ja sicher nicht in 2 Tagen geschrieben.
Sicher konnten sie sich natürlich nicht sein, sie haben halt gepokert. Aber ich denke, das Risiko war für sie relativ gut einschätzbar.

Also, aber ich finde @LARA43 Einwand schon berechtigt, dass die Kameras ja schon vor dem Antrag auf ein Frank's Hearing beantragt wurden, von dem sie nicht wissen konnten, dass es abgelehnt wird. Ich kann mir halt schwer vorstellen, dass mit allen Schritten (Antrag auf Frank's Hearing und Antrag auf Kameras im Gerichtssaal) dahingehend taktiert wurde, dass alles abgelehnt wird und R.A. damit vor der Öffentlichkeit als derjenige dasteht, der nichts zu verbergen hat und folglich unschuldig ist. Klar ist das möglich, aber das wäre schon ganz schön oft um die Ecke gedacht. Ich glaube eher (wie gesagt), dass sie tatsächlich von seiner Unschuld ausgehen und alle Ressourcen mobilisieren, um sie zu beweisen.

@equinoxx
Die Verteidigung gehen doch die Ermittlungen in andere Richtungen als die ihres Mandanten nichts an, oder unterscheidet sich das wesentlich zu Deutschland?
Im Fall Peggy wollten die Unterstützer und die Betreuerin des damaligen Verurteilten (jetzt freigesprochen) immer wieder mit allen möglichen Kniffen an die sogenannten Spurenakten ran. An alles, was außerhalb des damaligen Verurteilten ermittelt wurde. Das wurde abschlägig beschieden, was absolut einleuchtet.
Selbst wenn im vorliegenden Fall Person A einer Sekte angehören würde, so sind die Ermittlungen gegen ihn maximal interessant, was die Ergebnisse gegen Person A betrifft. In diesen Fall offensichtlich „kein Ergebnis“ oder „sicherer Ausschluss von Person A“. Was genau Person A in Verhören gefragt wurde und antwortete ist irrelevant, wenn sich kein Verdacht erhärtet.

LOL, ich meinte natürlich Franks Hearing und nicht Frank's Hearing 🙈. Autokorrektur.

jaska schrieb:@equinoxx
Die Verteidigung gehen doch die Ermittlungen in andere Richtungen als die ihres Mandanten nichts an, oder unterscheidet sich das wesentlich zu Deutschland?

Ich habe keine Ahnung und wollte nur die neuesten Medienberichte teilen. Vielleicht kann ja jemand was dazu sagen, der sich auskennt mit dem US-Justizsystem.

@equinoxx
Wir haben hier einen Anwalt aus USA und den könnten wir fragen.
@Rick_Blaine
Bist du da? Kannst du was dazu sagen?

Wenn es nicht wieder gelöscht wird, gerne.

LARA43 schrieb:Ist es denn üblich, das die Verteidiger eine Frist fordern müssen?
Sollte das die Staatsanwaltschaft nicht automatisch machen?
Ich weiß nicht, ob das normal ist, aber das finde ich auch merkwürdig, so wie vieles in diesem Fall.

Jain. Es ist tatsächlich so, dass die Staatsanwaltschaft eigentlich verpflichtet ist, das Beweismaterial automatisch zu übergeben, und zwar "alsbald." Was aber als "alsbald" zu verstehen ist... da lassen sich manche Staatsanwälte absichtlich viel Zeit. Daher kommt es oft vor, dass die Verteidigung den Richter bittet, einen klaren festen Termin zu setzen und diesen auch durchzusetzen. Richter, die ihren Gerichtssaal gut im Griff haben machen das manchmal von vornherein, ohne dazu aufgefordert zu sein. Ich habe z.B. im Januar einen Prozess und der Richter hat, ohne dass ich ihn gefragt habe, festgesetzt, dass alles bis zum 15. November übergeben werden muss.

equinoxx schrieb:jaska schrieb:
@equinoxx
Die Verteidigung gehen doch die Ermittlungen in andere Richtungen als die ihres Mandanten nichts an, oder unterscheidet sich das wesentlich zu Deutschland?
Ich habe keine Ahnung und wollte nur die neuesten Medienberichte teilen. Vielleicht kann ja jemand was dazu sagen, der sich auskennt mit dem US-Justizsystem.

Die Staatsanwaltschaft ist verpflichtet alle Ermittlungsergebnisse, Beweismittel usw., die irgendwie entlastend sein könnten, an die Verteidigung zu übergeben. Ermittlungen zu anderen Verdächtigen haben freilich immer ein Potential entlastend zu sein. Wie das dann im Einzelnen geht ist immer wieder mal Grund für einen Konflikt vor Gericht.

equinoxx schrieb:Allens Verhandlungstermin ist der 1. Januar 2024.

Das ist etwas unwahrscheinlich, da der 1. Januar hier Feiertag ist.

Rick_Blaine schrieb:Die Staatsanwaltschaft ist verpflichtet alle Ermittlungsergebnisse, Beweismittel usw., die irgendwie entlastend sein könnten, an die Verteidigung zu übergeben. Ermittlungen zu anderen Verdächtigen haben freilich immer ein Potential entlastend zu sein. Wie das dann im Einzelnen geht ist immer wieder mal Grund für einen Konflikt vor Gericht.

Aber in diesem Fall dürften das ja Berge von Akten sein Allein über die Hotline sind ha tausende Hinweise eingegangen, die abgearbeitet wurden. Klar, wenn da jemand angerufen hat und gesagt hat, dass er sicher ist, dass cododerdritte aus Deutschland der Täter ist, weil ihm aufgefallen ist, dass der so engagiert in einem Thread zu dem Fall im Allmy-Forum schreibt, wird da eher keine sehr aufwendige Überprüfung veranlasst worden sein. Aber zu den meisten der Tips wird es ja Akten geben, in denen protokolliert ist, warum die Spur nicht heiß war.
Rein theoretisch sind das ja alles Informationen, die RA entlasten.

Rick_Blaine schrieb:Das ist etwas unwahrscheinlich, da der 1. Januar hier Feiertag ist.

Der Prozess soll am 8. Januar 2024 beginnen.

cododerdritte schrieb:Aber zu den meisten der Tips wird es ja Akten geben, in denen protokolliert ist, warum die Spur nicht heiß war.
Rein theoretisch sind das ja alles Informationen, die RA entlasten.

Ich hatte die Anwälte so verstanden, dass sie sich auf eine Spur festgelegt haben, die R. Allen entlastet. Und von der sie und die halbe Welt jetzt von der Polizei gerne wüßte(n), warum sie nicht heiß war.

cododerdritte schrieb:Aber zu den meisten der Tips wird es ja Akten geben, in denen protokolliert ist, warum die Spur nicht heiß war.
Rein theoretisch sind das ja alles Informationen, die RA entlasten.

Schon. Tatsächlich ist es oft Taktik der Staatsanwaltschaft, die Verteidigung mit Tonnen von an sich irrelevantem Material zu überschütten, das erlebe ich ständig. Verteidiger haben niemals die unbegrenzten Ressourcen des Staates, so dass es durchaus eine Bürde ist, durch all das Material zu schauen.

Aber hier ist wohl @Helen559 auf der richtigen Spur:

Helen559 schrieb:Ich hatte die Anwälte so verstanden, dass sie sich auf eine Spur festgelegt haben, die R. Allen entlastet. Und von der sie und die halbe Welt jetzt von der Polizei gerne wüßte(n), warum sie nicht heiß war.

... und warum sie, die Verteidiger, deshalb nicht davon erfahren haben.

Aber für die Entscheidung über das Franks Hearing geht ja nicht primär nur um diese andere Spur, sondern auch um die zentralen Faktoren, die die Ermittlungen normalerweise hätten bestimmen müssen, wie die Tatortanalyse. Es war ja schon lange bekannt, dass es ein Staging der Leichen gab und Abby ihren Verletzungen langsam, vielleicht erst am nächsten Tag erlag.

Eigentlich müsste doch wirklich in einem Franks Hearing und nicht erst im Prozess geklärt werden, ob zB. der Zustand von Abbys Bekleidung wirklich darauf hindeutet, dass sie ihr erst nach ihrem Tod wieder angezogen worden sein kann. Und ob das mit RAs Timeline zusammenpasst.
Und ob die richterliche Anordnung einer Hausdurchsuchung nur erfolgte, weil Richter Diener, diese Diskrepanzen nicht mitgeteilt wurden. Die Ermittler hätten diese jedenfalls doch eigentlich sofort erkennen müssen.

Und es ist dann eigentlich auch egal, ob Allen angab, den Trail um 13:30 oder 15:30 verlassen zu haben.
Hinzu kommen die nicht ganz zu ihm passenden Zeugenaussagen und Phantombilder.

Und wenn die Darstellung des Tatortes (und auch der Ermittlungsakte von Todd Click in eine andere Richtung und Spur) in den vom Gericht veröffentlichten, für die interessierte Öffentlichkeit bestimmten (!) verschiedenen Schriftstücken der Anwälte auch nur halbwegs stimmt, kann man wohl ziemlich sicher davon ausgehen, dass Täter-DNA in guter Qualität sichergestellt worden sein muss. Das wird man hier ja hoffentlich noch sagen dürfen, damit die Diskussion nicht ins Stocken gerät!

Ich glaube inzwischen, dass das BG Video als angeblich heißeste Spur tatsächlich RA zeigt - aber dass er vielleicht wirklich nur ein harmloser Spaziergänger war, der sich darum nach dem Aufruf der Polizei auch brav bei ihr meldete und sich zu erkennen gab.

Helen559 schrieb:Ich glaube inzwischen, dass das BG Video als angeblich heißeste Spur tatsächlich RA zeigt - aber dass er vielleicht wirklich nur ein harmloser Spaziergänger war, der sich darum nach dem Aufruf der Polizei auch brav bei ihr meldete und sich zu erkennen gab.

Und wie bitte steht dann die Anweisung mit dem "down the hill" im weiteren Verlauf des Videos in Deiner Annahme im Kontext seiner Unschuld?

Diese drei bzw. vier Worte (Guys.....Pause/Rauschen...Down the hill) sind ja nur ein Ausschnitt. Ich habe eigentlich immer gerätselt, ob es sich dabei wirklich um einen Befehl handelt und habe mir Sätze vorgestellt, aus denen diese Wörter herausgeschnitten worden sein könnten. Weil die Polizei ja gesagt hat, das ist geschnitten. Und weil sie nicht die ganze Aufnahme veröffentlichen wollte.

Und man nahm an, weil das für die Öffentlichkeit und die Angehörigen zu grausam und dramatisch sei. Aber ich habe mich auch gefragt, ob Guys wirklich eine Ansprache an die beiden Mädchen war. Ich weiß, das ist wohl durchaus üblich, aber ich persönlich kenne eher "Girls" als Sprachgebrauch. Und eben auch, weil dann eine ziemlich lange Pause kam.

Und weil ich an einen möglichen Zusammenhang mit KK und seinem Anthony Shots Profil gedacht habe, mit dem Libby kommuniziert hat, dachte ich, er könnte sowas wie "Ich bin der Vater von Anthony, die guys sind da unten, den Hügel runter" gesagt haben.

Wenn es aber nur ein Spaziergänger war, kann er auch irgendwas ganz anderes gesagt und erzählt haben.

Und wie ich schonmal auf der vorletzten Seite schrieb, kann es auch so gewesen sein:

(McLeland)

Helen559 schrieb am 26.09.2023:argumentiert dann hauptsächlich, dass RA bestätigt habe, exakt die Kleidung von BG getragen zu haben.

Was natürlich ein starkes Indiz dafür ist, dass er tatsächlich BG ist. Was aber, wenn BG doch garnicht der Täter war...sondern nur ein harmloser Spaziergänger. Und das Video mit der Tonspur ist eigentlich eine zweite Aufnahme.