Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

Madame_Mim schrieb:Eine Freundin wurde einmal sogar von der Polizei abgeholt und zum Gericht gefahren weil sie aussagen musste!

Die Freundin hatte nicht das Recht die Aussage zu verweigern, wie der Beschuldigte, der Ehepartner des Beschuldigten und seine Familie. Das ist noch nicht einmal sehr eng gefasst. Ich hab gerade nachgeguckt.
Und natürlich Ärzte, Geistliche u.A.m.

Außerdem kann eine Zeuge die Aussage verweigern, wenn er sich selbst belasten würde.
Niemand muss sich vor Gericht selbst belasten.

Wenn dich das interessiert, guck mal hier rein:

Wikipedia: Zeugnisverweigerungsrecht


Das ist meine Vorstellung-ich bin nicht vom Fach:
Der Richter wird nachfragen, ob der Angeklagte nun sprechen möchte, wenn der Prozess eine neue Wendung nimmt. Er wird die Frage an den Verteidiger richten.
Dann wird der Verteidiger seinen Mandanten beraten.
Der Richter wird nicht immer wieder nachbohren und versuchen, dem TV etwas zu entlocken, wenn der erklärt hat, dass er nicht aussagen wird.

Silver01 schrieb:Er schrieb ja in seinem komischen Manifest, dass er gemobbt wurde aber dann selbst zum Mobber wurde. Das impliziert ja irgendwie, dass schon er zuerst gemobbt wurde und er dann später selbst so wurde.

In allen seinen Aussagen wil Marcel sich als ein ganz Großer hinstellen. Dazu gehört eben, dass er auch nicht einfach nur als Mobbingpfer gesehen werden will.

Er scheint auf mich so, als hätte er eine stark verzehrte Selbstwahrbehmung. Für demensprechend glaubwürdig halte ich ihn auch.

Grundsätzlich gibt es dazu aber viele gegensätzliche Aussagen.

Bluelle schrieb:Ich dachte ihr hättet eine Gruppe, wo ihr psychologisieren könnt? Ich finde die ausschweifenden Beiträge alles andere als erquicklich.
Man muss nicht alles verstehen, in Fall Marcel muss eine ausgebildete Fachkraft her, die sich schon jahrelang mit diesen Themen auseinandersetzt.
Ausserdem , wenn man schon Verstehen will, sollte das nicht eingleisig sein.
Wenn die Schüler oder die Schule erst mal zur Ruhe kommen will, nach diesem schrecklichen Ereignis, weil man da auch etwas Abstand braucht, der auch sehr gesund ist, kann man das doch einfach so stehen lassen.
Jeder verarbeitet Dinge anders.

Du musst die langen Beiträge ja nicht lesen. Aber schön, jetzt weiß ich wenigstens, dass du sie nicht erquicklich findest.

Dass es eine Gruppe gibt, heißt doch nicht, dass man hier nicht mehr schreiben darf.

Ich kann das auch so stehen lassen. Man sollte ja auch niemanden dazu zwingen, sich mit sowas auseinander zu setzen. Aber ich finde sowas grundsätzlich ganz gut, wenn man sich über sowas unterhält. Es hat ja auch viele in Angst und Schrecken versetzt, gerade in dieser Gegend, als er noch nicht gefasst war.
So verkehrt kann es doch nicht sein, wenn man mit anderen Jugendlichen über so etwas spricht.Es sollte dann natürlich auch freiwillig sein. Wer nicht will muss ja nicht darüber reden. Man muss auch nicht bis ins kleinste eklige Detail gehen.

Aber okay, das ist nur meine Meinung.

Madame_Mim schrieb:Dann sollte man ihn auch in seiner Zelle lassen, der Anwalt kann ihm ja ausrichten wie es war. Seine Anwesenheit ist bestimmt unerträglich für die angehörigen, aber Das wäre ja gegen das Gesetz.

Ich muss grad echt schmunzeln...^^
Dir ist schon klar, dass das eine Gerichtsverhandlung ist und keine Teeparty, oder?
Die Angehörigen müssen nicht anwesend sein und zweitens wissen sie auch, wo sie da hingehen.

Silver01 schrieb:Welcher Defekt könnte das denn sein, zu dem vor allem Gewaltausbrüche UND nicht angefasst werden wollen gehören? Wo sowas im Vordergrund steht? Jetzt mal abgesehen von Autismus?

Also, ich "leide" unter Asperger-Autismus und fühle mich jetzt nicht so defekt ;) Generell habe ich es unter anderen Asperger-Menschen nicht als charakteristisch erlebt, bei Berührung (oder anderen Überreizungen, das ist es nämlich - zu starke Sinnesreize) aggressiv zu werden. Fluchttendenzen ja, aber aggressives Verhalten eher nicht (wobei jeder auf Überforderung und Stress anders reagiert - vielleicht werden einige dann aggressiv, aber das ist dann wohl ein generelles Problem, nicht adäquat mit Stress umgehen zu können). Manches (verbale) Verhalten wird als aggressiv gedeutet, weil gerade Kinder einfach aussprechen, was sie denken, für soziale Konventionen besteht da kein Bewusstsein (mit der Zeit lernt man es aber für gewöhnlich doch). Aber um sich schlagen o.ä.? Eher nicht.

Die Kombination aus Berührungsangst und aggressivem (impulsivem, cholerischem - das ist auch das Stichwort: mangelhafte Impulskontrolle) Verhalten kenne ich eher aus dem ADHS-Bereich.

Aloceria schrieb:Also, ich "leide" unter Asperger-Autismus und fühle mich jetzt nicht so defekt

Sorry wegen dem Wort "Defekt". Das war nicht böse gemeint. Aber vor einigen Wochen (oder Monaten, weiß nicht mehr genau^^) ging es schon darum, ob er einen genetischen Defekt oder sowas hat und irgendwie habe ich dieses Wort dann beibehalten.

Danke für deine Schilderung. Das mit dem ADHS hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Ist das jetzt eigentlich geklärt ob er das hat?
Das war hier doch auch mal Thema. Weiß das jemand?

@Silver01 Kein Problem, ich nehme das nicht persönlich! :)

Silver01 schrieb:Das mit dem ADHS hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. Ist das jetzt eigentlich geklärt ob er das hat?

Da hat sich MHs Mutter hier sogar persönlich zu geäußert:

Muttervonm.h. schrieb am 12.09.2017:Mit 7 Jahren wollte er unbedingt zum Vater ziehen , der damals auch einen Herzinfarkt hatte, und erst ab da wurde er wohl auffälliger mit seinem ADHS die dann therapiert wurde beim Psychologen bis zu seinem 13. Lebensjahr.

Muttervonm.h. schrieb am 22.09.2017:Er bekam die Therapie erst bei seinem Vater, ich schulte ihn noch ein und als er beim Vater war wurde es mit der adhs erst schlimm, ab da fing er erst wohl an in der Schule auf zu fallen , wann genau das kam weiss ich leider nicht mehr.

@Aloceria

Ich dachte eigentlich ich hätte alle Beiträge von M.H's Mutter gelesen. Aber den hab ich wohl übersehen.

Danke dir, dass du extra die Beiträge rausgekramt und zitiert hast. :)

Aloceria schrieb:Die Kombination aus Berührungsangst und aggressivem (impulsivem, cholerischem - das ist auch das Stichwort: mangelhafte Impulskontrolle) Verhalten kenne ich eher aus dem ADHS-Bereich.

Das man bei Adhs Berührungsängste hat ist mir neu 

@Silver01 Kein Problem! Hatte das noch im Hinterkopf, dass sie das angesprochen hat und bin dann mal über ihr Profil gegangen.

@Bull Gut, "Angst" ist nicht das präzise zutreffende Wort, das muss ich zugeben. Aber viele ADHSler sind sensorisch hypersensibel (und gerade deswegen schnell abgelenkt). Diese Hypersensibilität betrifft verschiedene Sinne, bei jedem natürlich unterschiedlich. Manche ADHSler hassen laute Geräusche (oder dichte Geräuschkulissen), manche mögen keine starken Gerüche, manche mögen eben auch keine Berührungen. Und wenn die Person dann individuell sehr impulsiv reagiert, kann dann eben durchaus mal Aggression aufkommen, bei so einer als unangenehm empfundenen Berührung.

@Aloceria
Ok so kenne ich es nicht mein Sohn hat Adhs und kenne viele die es haben davon hat keiner Berührungsängste...klar es gibt viele verschiede Seiten aber das ist mir echt neu

Es kommt schon vor. Aber das heißt ja nicht, dass es bei jedem Betroffenen alles zutreffen muss. Genauso, wie nicht jeder mit ADHS aggressiv reagiert. Natürlich möchte ich hier jetzt nicht einfach Behauptungen aufstellen, daher paar Belege:

Besonderheiten oder "Abweichungen" von erwarteten Reaktionen oder eine Entwicklungsverzögerung weisen viele ADHS-Kinder bereits seit der frühesten Kindheit auf. Typische Schilderungen beziehen sich u.a. auf :
- Nähe - Distanz - Regulation
- besondere Sensitivität für Berührung / Geräusche / Umgebungsveränderungen

https://sites.google.com/site/drmartinwinkler/regulationsdynamikadhs

reizverschlossen sind oder sich nicht berühren lassen (...)
Affektkontrolle Andauernde Reizbarkeit, auch aus nichtigem Anlass, verminderte Frustrationstoleranz,
Wutausbrüche von meist kurzer Dauer
Impulsivität Dazwischenreden und Unterbrechen anderer, Ungeduld, impulsiv ablaufende Einkäufe, Unwohlsein bei Handlungsaufschub
Emotionale Überreagibilität Überschießende Reaktionen oder Ängstlichkeit in alltäglichen Stresssituationen, Patienten fühlen sich „gestresst“ oder bedrängt und belästigt

(Erwachsene) ADHS-Betroffene tauschen sich über Tipps aus, was man gegen Reizüberflutung machen kann:
https://meinlebenmitadhs.wordpress.com/tag/beruhrung/
https://adhs-chaoten.net/ads-adhs-erwachsenen/9866-probleme-ka-rperlicher-bera-hrung.html

Hypersensibilität für Berührung, Geruch, Gehör...

http://www.psychotherapiepraxis-freiburg.de/Dipl_-Psych_-Steffen-Hieber/ADHS-bei-Erwachsenen/adhs-bei-erwachsenen.html

Ob es direkt im Diagnoseschlüssel (ICD oder DSM) drinsteht, da müsste ich nochmal nachschauen.

Wobei ich auch betonen möchte, dass wir natürlich nicht wissen, ob MH an AD(H)S leidet oder nicht! Und selbst wenn, dann ist es absolut keine Erklärung für die Taten! Es ging ja um die Frage, wieso er auf Berührungen aggressiv reagierte, was dahinter stecken könnte.

@Aloceria
Vielen dank man lernt immer dazu 😊

@Bull Gerade im Bereich der Psychologie sind viele Themen so umfangreich... und der Forschungsstand ändert sich manchmal auch noch. Ich weiß auch nicht alles, aber das mit der Reizüberflutung hatte ich noch im Gedächtnis, weil eine (erwachsene) Freundin von mir ADS hat und eben auch immer wieder von dieser Überforderung bei Lärm, Menschenmassen, usw, berichtet.

Und ich muss mich mal wegen meines letzten Textes an einer Stelle selber korrigieren (die Zeit zum Editieren ist leider abgelaufen):

Aloceria schrieb:Wobei ich auch betonen möchte, dass wir natürlich nicht wissen, ob MH an AD(H)S leidet oder nicht!

Ich glaube natürlich dem, was MHs Mutter geschrieben hat, also, wenn MH deswegen in Therapie war, wird das schon stimmen. Also ADHS scheint MH zu haben, das ist ein Fakt.

Was ich aber auf jeden Fall (zur Sicherheit) betonen möchte, ist, dass ADHS definitiv nicht als Grund für solche Taten gesehen werden darf! Kenne das ja selbst vom Thema (Asperger-)Autismus, da gab es leider in den letzten paar Jahren immer wieder Zeitungsmeldungen, wo betont wurde, ein Täter (meist ging es um Mobbing, Schulattentate) sei Autist gewesen. Weshalb sich leider bei zu vielen Lesern das Vorurteil gebildet hat, dass Asperger-Autisten irgendwelche gewalttätigen Psychos seien, die kaltblütig alles niedermetzeln. Was unwahr ist und natürlich mies für die Betroffenen, die ja sowieso schon den Ruf haben, "irgendwie komisch" zu sein. Deswegen finde ich wichtig, sowas dazu zu schreiben, dass das niemals der Grund für solche Verbrechen ist.

Zu dem psychologischen Gutachten des Gerichts habe ich allgemein mal eine Frage.
Was genau wird da begutachtet? Nimmt man nur Bezug auf bereits früher erfolgte Diagnosestellungen, oder gibt es da auch direkte Diagnosestellungen durch den Gutachter?
Und wie genau werden die publiziert, also in Bezug auf psychische Erkrankungen, z.B. Persönlichkeitsstörung ohne nähere Angabe? Oder schon detailiert?
Ist ja teilweise auch grenzwertig zur Schweigepflicht von Ärzten, oder wie muss ich das sehen?

Und nochmal ganz allgemein: deshalb sind für Kinder mit Reizüberempfindlichkeiten (welcher Ursache auch immer) KLEINE Klassen viel besser, weil dort weniger Reize auf sie einwirken und Lehrer gezielter auf die Probleme der Kinder eingehen und diese in der Bewältigung ihrer Probleme fördern können. Zudem können in kleinen Gruppen besser soziale Kompetenzen vermittelt werden.

AveMaria schrieb:Zu dem psychologischen Gutachten des Gerichts habe ich allgemein mal eine Frage.
Was genau wird da begutachtet? Nimmt man nur Bezug auf bereits früher erfolgte Diagnosestellungen, oder gibt es da auch direkte Diagnosestellungen durch den Gutachter?
Und wie genau werden die publiziert, also in Bezug auf psychische Erkrankungen, z.B. Persönlichkeitsstörung ohne nähere Angabe? Oder schon detailiert?
Ist ja teilweise auch grenzwertig zur Schweigepflicht von Ärzten, oder wie muss ich das sehen?

Diese Fragen stelle ich mir auch.
Werden Ärzte in so einem Fall nicht von der Schweigepflicht entbunden? Welche Untersuchungen fliessen in das Gutachten mit ein?

Aloceria schrieb:Muttervonm.h. schrieb:
Er bekam die Therapie erst bei seinem Vater, ich schulte ihn noch ein und als er beim Vater war wurde es mit der adhs erst schlimm, ab da fing er erst wohl an in der Schule auf zu fallen , wann genau das kam weiss ich leider nicht mehr.

Diese Aussage hat mich damals schon irgendwie irritiert. Die Schwester sagte doch aus (so habe ich es in Erinnerung), dass er nach dem Vorfall mit der Schere in der Grundschule zum Vater gezogen ist. Die Mutter schrieb aber, dass er erst danach anfing, in der Schule aufzufallen:

Muttervonm.h. schrieb am 12.09.2017:Mit 7 Jahren wollte er unbedingt zum Vater ziehen , der damals auch einen Herzinfarkt hatte, und erst ab da wurde er wohl auffälliger mit seinem ADHS die dann therapiert wurde beim Psychologen bis zu seinem 13. Lebensjahr.

Aus der Zeit, in der er beim Vater gelebt hat, ist eigentlich gar nichts bekannt, oder? Weiß jemand, ob der Vater noch aussagen wird?

@DoroB

Über die ärztliche Schweigepflicht würde ich auch gerne mehr erfahren.

Neulich (ich weiss die Quelle nicht mer) hab ich etwas erfahren, das mir ganz neu war.

Bisher dachte ich, dass sich die Schweigepflicht nur auf die vertraulichen Arzt/Patient-Gespräche bezieht-und natürlich auf Laborergebnisse/Befunde.

Die ärztliche Schweigepflicht umfasst noch mehr.
Für die Ermittler war in einem Fall wichtig, ob ein bestimmter Mensch an einem bestimmten Tag einen Arzttermin hatte.
Auch darüber durfte der Arzt keine Auskunft geben.

Und ich glaube, selbst über wartende Begleitpersonen im Wartezimmer, darf der Arzt nichts sagen. Nicht nur die Patienten werden geschützt.
Hab ich das richtig mitgekriegt? Kann das jemand bestätigen?
Die Quelle war seriös-aber ich weiss nicht mehr, wo ich das aufgeschnappt habe.

@frauZimt

Die Schweigepflicht bei Ärzten bezieht sich auf folgende Angaben:
Den Namen sowie anderweitige Daten des Patienten,
den Inhalt der Patientenakte,
die Tatsache, dass der Patient bei dem Arzt behandelt wurde,
jegliche Äußerungen oder Meinungen, die dem Arzt anvertraut wurden,
Informationen zu Verhältnissen beruflicher, finanzieller oder familiärer Natur
Dinge, die der Arzt unfreiwillig miterleben musste (zum Beispiel bei einem Hausbesuch oder einem Streit in seiner Praxis)
Angaben, die der Patient über einen Dritten gemacht hat (zum Beispiel über einen erkrankten Freund)

Übrigens: Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch bei Drogen- oder Alkoholproblemen, die der Arzt im Zuge seiner Untersuchungen möglicherweise entdeckt hat. In der Regel gilt die ärztliche Schweigepflicht selbst nach dem Tod eines Patienten. Sollten die Gesetze jedoch etwas anderes vorschreiben oder der Patient selbst hatte noch vor seinem Tod den behandelnden Arzt von seiner Schweigepflicht entbunden, handelt es sich nicht um eine Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht. Es steht dem betroffenen Arzt dann frei, sich über seinen Patienten zu äußern.

Die ärztliche Schweigepflicht darf bei Straftaten nur dann gebrochen werden, wenn dies eine weitere Tat oder eine konkrete Gefahr verhindern würde. Dann ist gemäß Paragraph 34 StGB ein „rechtfertigender Notstand“ gegeben, welcher ein solches Verhalten rechtfertigt.

https://www.anwalt.org/aerztliche-schweigepflicht/