Misterioso schrieb:Die Absicht könnte er in dem Fall für sich behalten, wenn man gesichert wüsste, dass er sie ins Wasser geworfen hat. Das wäre dann Totschlag, ohne wenn und aber.
Das kann man in diesem speziellen Fall leider wirklich nicht unbedingt sagen. Man bedenke die extrem niedrige Wassertiefe. Wenn er sie ins Wasser "wirft" (einen bewusstlosen Menschen von ca. geschätzt 45 bis 50kg "wirft" übrigens nicht mal Hulk Hogan sonderlich weit
;) ), dann muss schon sehr viel Pech im Spiel sein, dass bei 20cm tiefem Wasser Mund und Nase unter der Wasseroberfläche zum Liegen kommen. Das Flussbett der Dreisam ist nicht eben. Wenn ein Mensch hier in der Tatnacht zufällig reinfallen würde, dann wäre die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man nicht ertrinken würde, da der Körper derart ungleichmäßig auf den Steinen aufliegen würde, dass entweder Mund oder Nase noch oberhalb der Wasseroberfläche wären.
Genau deshalb glaube ich auch fest an ein Ertränken und einen glasklaren Mord in voller Absicht, aber der Nachweis wird sehr schwierig werden.
Ich denke wir sind uns hier alle einig darin, dass wir uns wünschen, dass der Täter möglichst lange aus dem Verkehr gezogen wird, aber der Appell der Polizei/Staatsanwaltschaft verheißt nichts Gutes. Die Anklageschrift wird ein kleines Formulierungsweltwunder werden müssen, um eine Anklage wegen Mordes zu begründen. Selbst eine Anklage wegen Totschlags wird sehr schwierig, wenn man nicht genaue Handlungsabläufe kennt und das Geschehen vom Täterhorizont aus beurteilen kann. Wenn man nicht mal Ertrinken oder Ertränken nachweisen kann, dann wird es eng und im Zweifel gilt dann Ertrinken.
Hoffen wir mal das "Beste" im Sinne der Anklage, aber das wird nicht einfach, wenn das Schweigen andauert und das wird es, denn es wird absolut im Sinne der Verteidigung sein, die Staatsanwaltschaft beim Formulieren der Anklage ohne bekannten Handlungsablauf quasi ins offene Messer laufen zu lassen.
In Anbetracht der (politischen) Brisanz des Falls beneide ich keine der Parteien. Die haben es alle sauschwer außer der Verteidigung, die sich (leider) genüsslich zurücklehnen und alles auf sich zukommen lassen kann. Der Typ wäre bescheuert, wenn er irgendwas sagen würde.
Die Taktik wird sich darauf beschränken, Anträge zu stellen, Gutachten zu torpedieren und die Glaubwürdigkeit bzw. Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft in jeder Kleinigkeit anzuzweifeln.
Insofern halte ich die Sorgen für berechtigt, dass dieser Täter besser davon kommen könnte als uns allen lieb ist und dass der Appell leider überhaupt kein gutes Zeichen ist. Ich denke nicht, dass es hierbei um die Eltern geht. Diese haben sich aus der Öffentlichkeit völlig herausgehalten. Denen wird es reichen zu wissen, dass Maria nicht mehr lebt. Warum sollten die an allen Details der Tat interessiert sein? Im Gegenteil. Die wollen wohl eher abschließen und sich nicht mit Details belasten. Bei dem Appell geht es einzig und allein darum, dass die Staatsanwaltschaft erhebliche Probleme bei der Formulierung des genauen Tatvorwurfs haben wird. Das genaue Tatgeschehen scheint weitestgehend im Dunkeln zu liegen und der Täter war bislang nicht so blöd, sich durch eindeutiges Täterwissen selbst zu entlarven, geschweige denn den Ermittlern den Gefallen eines umfassenden Geständnisses zu tun. Das wird alles nicht einfach werden...