Was lernen wir, wenn wir Derartiges im Liveticker der NW lesen ...
In der Mittagspause wurde unter Journalisten, Strafverteidigern und Besuchern des Prozesses heftig diskutiert, warum die heutigen Zeugen aus der Nachbarschaft nichts unternommen haben, um das Treiben von Angelika und Wilfried W. zu unterbinden. Gleichgültiges Verhalten, Angst vor den jetzt Angeklagten, warum ging keiner der Nachbarn, die ohne Frage das mehr als seltsame Treiben des Horrorpaares beobachteten, zur Polizei? Es stellt sich auch die Frage, warum gegen die Nachbarn, die ihre gleichlautenden Aussagen schon damals vor der Polizei gaben, nicht wegen unterlassener Hilfeleistung ermittelt wurde oder wird.
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Richter Bernd Emming schließt den heutigen, neunten Verhandlungstag zum Doppelmord in Höxter-Bosseborn. Die Aussagen aus der direkten Nachbarschaft, die von einer offensichtlichen maßlosen Gleichgültigkeit zeugen, werden nochlange nachklingen und haben betroffen gemacht. .
... weder den Medien ein Interview geben, noch bei der Polizei aussagen. Zumindest wenn man sich in einer Situation befindet, wie diese Zeugen. Es waren durchwegs Nachbarn im Alter von Mitte 70 und sie wurden von den Angeklagten schikaniert, hatten Angst vor den beiden und waren hilflos.
Stellen wir uns doch einfach mal vor, jemand von den Nachbarn wäre zur Polizei gegangen, hätte angegeben, beobachtet zu haben, wie Wilfried seine Frau schlägt, wie erst Anika, dann Susanne immer schwächer werden und ihre Haare verlieren. Welche Möglichkeiten hätte die Polizei gehabt? Mehr, als eine Streife vorbeizuschicken, wäre wohl kaum drin gewesen. Ein Recht, mit der betroffenen Frau zu sprechen, dürfte kaum durchzusetzen gewesen sein.
Und dann? Ich glaube, da braucht es jetzt nicht allzu viel Fantasie sich vorzustellen, was die beiden Angeklagten mit dem bzw. den Nachbarn veranstaltet hätten. Die Leute hätten keine ruhige Minute mehr gehabt. Vor allem nachts hätten die doch nur noch Horror erlebt.
Wer jetzt sagt,
'ich hätte aber ...', richtig, ich hätte da auch nicht tatenlos zugesehen. Ich hätte die Ruhestörungen angezeigt, hätte die Vermieter angesprochen, für Ordnung zu sorgen und hätte meine Beobachtungen bezüglich des Verfalls der Frauen vorsichtig bei der Polizei angesprochen, um sukzessive etwas zu erreichen. Nur bin ich halt kein ängstlicher Mensch, was ich aber von anderen nicht auch erwarten darf.